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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

außerordentlich Kiel. Aber man soll sich doch hüten, die daneben wirkenden Eigen¬
heiten der Volksseele zu übersehen. Es gibt auch hier Wellenbewegungen, und
auch im Leben der Völker ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel
wachsen. Die politischen Führer des Volks müssen nur unbeirrt die Ideale, die
tief im Volke wurzeln, in ihrer eignen Seele tragen und, von diesem innern Trieb
geleitet, mit klarem und sicherem Blick die Wirklichkeit durchdringen; so wird sich
meist zeigen, daß einfache klare Grundgedanken doch aus den Wirbeln der Zeit
immer wieder auftauchen, bestimmte Leitsterne immer wieder die von den Stürmen
der Zeit herangetriebenen Wolkenmassen durchdringen.

Wir haben einen Kanzlerwechsel gehabt. Wir, die wir der Politik des Fürsten
Bülow mit Freuden zugestimmt haben, haben ihn mit tiefem Bedauern aus seinem
Amte scheiden sehen. Aber der Politiker muß den Blick vorwärts gerichtet halten.
Es gilt das Vaterland, nicht die Person, und der Mann, der jetzt an der Stelle
Bülows steht, hat das volle Vertrauen seines Vorgängers besessen und gerecht¬
fertigt. Noch ist die Zeit zu kurz, um ein bestimmtes Urteil darüber fällen zu
können, wie Herr v. Bethmann Hollweg die Hoffnungen rechtfertigen wird, die
man auf ihn zu setzen berechtigt ist. Denn das Amt des Kanzlers hat Eigen¬
tümlichkeiten, die eine einfache Schlußfolgerung aus der früheren Tätigkeit unmöglich
machen. Und so stehen wir bei Beginn des neuen Jahres noch vor einer Frage,
auf die erst die Zukunft eine Antwort geben kann.

Wir haben wenigstens die Genugtuung, daß unsere auswärtige Politik
Deutschland in einer vergleichsweise günstigen Lage zeigt. Im Jahre 1909 haben
wir durch unser festes Zusammenstehen mit Österreich-Ungarn -- nebenbei bemerkt,
ein ganz persönliches Verdienst des Fürsten Bülow -- ernsten europäischen Ver¬
wicklungen vorgebeugt. Daß unsre Haltung diese Wirkung hatte, verdanken wir
dem Respekt des Auslandes vor unsrer militärischen Macht. Es darf aber auch
etwas andres nicht übersehen werden. Unsre feste Haltung, die freilich nur auf
der erwähnten realen Unterlage möglich war, gab zum ersten Male die Möglichkeit,
daß auch die andern Mächte vor die Probe gestellt wurden, ob wirklich eine feste
Interessengemeinschaft gegen Deutschland bestände oder nicht. Wir haben diese
Interessengemeinschaft stets geleugnet, obwohl wir uns ziemlich isoliert fanden
gegenüber der allgemeinen nationalen Angstmeierei, die eine Zeitlang in patriotischen
Kreisen bei uns zum guten Ton gehörte und wonach man beinahe verpflichtet
war zu glauben, König Eduard habe mit spielender Leichtigkeit ein Netz um uns
geknüpft, dem wir nicht zu entrinnen vermöchten. Die Ereignisse haben uns Recht
gegeben, nicht nur darin, daß unsre reale Macht im Verein mit Österreich-Ungarn
ein genügendes Gegengewicht darstellt, sondern vor allem darin, daß die behauptete
Interessengemeinschaft der andern Mächte gar nicht besteht. Die Feindschaft gegen
Deutschland mag scheinbar alle diese Mächte verbinden; das besagt noch lange
nicht, daß dieses Motiv für die praktische Politik dieser Mächte gleich entscheidend
ist. Darauf aber kommt es an. Die serbische Krisis war eine besonders gut
gewählte Gelegenheit, dies der Welt deutlich zu machen. Denn Frankreich konnte
trotz aller Mühe gar nicht verbergen, daß seine Orientinteressen sich tatsächlich eben
nicht auf derselben Linie bewegten wie die Englands und Rußlands. Die praktische
Lehre daraus lautet für uns: Ernsthafte, tatkräftige Sorge, daß wir mit unsrer
militärischen Macht auf der Höhe bleiben; nach dieser Richtung hin niemals Ein¬
wiegen in falsche Sicherheit und Friedenszuversicht; dann aber gegenüber den
einzelnen Wechselfällen der auswärtigen Politik und gegenüber den Beziehungen
fremder Mächte zu einander zwar Wachsamkeit, aber viel größere Kaltblütigkeit
und Ruhe anstatt der nervösen Aufregung, die wir uns jetzt angewöhnt haben.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

außerordentlich Kiel. Aber man soll sich doch hüten, die daneben wirkenden Eigen¬
heiten der Volksseele zu übersehen. Es gibt auch hier Wellenbewegungen, und
auch im Leben der Völker ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel
wachsen. Die politischen Führer des Volks müssen nur unbeirrt die Ideale, die
tief im Volke wurzeln, in ihrer eignen Seele tragen und, von diesem innern Trieb
geleitet, mit klarem und sicherem Blick die Wirklichkeit durchdringen; so wird sich
meist zeigen, daß einfache klare Grundgedanken doch aus den Wirbeln der Zeit
immer wieder auftauchen, bestimmte Leitsterne immer wieder die von den Stürmen
der Zeit herangetriebenen Wolkenmassen durchdringen.

Wir haben einen Kanzlerwechsel gehabt. Wir, die wir der Politik des Fürsten
Bülow mit Freuden zugestimmt haben, haben ihn mit tiefem Bedauern aus seinem
Amte scheiden sehen. Aber der Politiker muß den Blick vorwärts gerichtet halten.
Es gilt das Vaterland, nicht die Person, und der Mann, der jetzt an der Stelle
Bülows steht, hat das volle Vertrauen seines Vorgängers besessen und gerecht¬
fertigt. Noch ist die Zeit zu kurz, um ein bestimmtes Urteil darüber fällen zu
können, wie Herr v. Bethmann Hollweg die Hoffnungen rechtfertigen wird, die
man auf ihn zu setzen berechtigt ist. Denn das Amt des Kanzlers hat Eigen¬
tümlichkeiten, die eine einfache Schlußfolgerung aus der früheren Tätigkeit unmöglich
machen. Und so stehen wir bei Beginn des neuen Jahres noch vor einer Frage,
auf die erst die Zukunft eine Antwort geben kann.

Wir haben wenigstens die Genugtuung, daß unsere auswärtige Politik
Deutschland in einer vergleichsweise günstigen Lage zeigt. Im Jahre 1909 haben
wir durch unser festes Zusammenstehen mit Österreich-Ungarn — nebenbei bemerkt,
ein ganz persönliches Verdienst des Fürsten Bülow — ernsten europäischen Ver¬
wicklungen vorgebeugt. Daß unsre Haltung diese Wirkung hatte, verdanken wir
dem Respekt des Auslandes vor unsrer militärischen Macht. Es darf aber auch
etwas andres nicht übersehen werden. Unsre feste Haltung, die freilich nur auf
der erwähnten realen Unterlage möglich war, gab zum ersten Male die Möglichkeit,
daß auch die andern Mächte vor die Probe gestellt wurden, ob wirklich eine feste
Interessengemeinschaft gegen Deutschland bestände oder nicht. Wir haben diese
Interessengemeinschaft stets geleugnet, obwohl wir uns ziemlich isoliert fanden
gegenüber der allgemeinen nationalen Angstmeierei, die eine Zeitlang in patriotischen
Kreisen bei uns zum guten Ton gehörte und wonach man beinahe verpflichtet
war zu glauben, König Eduard habe mit spielender Leichtigkeit ein Netz um uns
geknüpft, dem wir nicht zu entrinnen vermöchten. Die Ereignisse haben uns Recht
gegeben, nicht nur darin, daß unsre reale Macht im Verein mit Österreich-Ungarn
ein genügendes Gegengewicht darstellt, sondern vor allem darin, daß die behauptete
Interessengemeinschaft der andern Mächte gar nicht besteht. Die Feindschaft gegen
Deutschland mag scheinbar alle diese Mächte verbinden; das besagt noch lange
nicht, daß dieses Motiv für die praktische Politik dieser Mächte gleich entscheidend
ist. Darauf aber kommt es an. Die serbische Krisis war eine besonders gut
gewählte Gelegenheit, dies der Welt deutlich zu machen. Denn Frankreich konnte
trotz aller Mühe gar nicht verbergen, daß seine Orientinteressen sich tatsächlich eben
nicht auf derselben Linie bewegten wie die Englands und Rußlands. Die praktische
Lehre daraus lautet für uns: Ernsthafte, tatkräftige Sorge, daß wir mit unsrer
militärischen Macht auf der Höhe bleiben; nach dieser Richtung hin niemals Ein¬
wiegen in falsche Sicherheit und Friedenszuversicht; dann aber gegenüber den
einzelnen Wechselfällen der auswärtigen Politik und gegenüber den Beziehungen
fremder Mächte zu einander zwar Wachsamkeit, aber viel größere Kaltblütigkeit
und Ruhe anstatt der nervösen Aufregung, die wir uns jetzt angewöhnt haben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/50>, abgerufen am 22.12.2024.