Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Im Aampf gegen die Übermacht Freunde unterwegs weiß und sie an bestimmten Gegenden treffen kann. Der 6) Im Aampf gegen die Übermacht Roman von Lernt Lie Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann Aber Mitte April kehrten die Lofotenfahrer heim, Boote, Jachten und Schiffer Im Aampf gegen die Übermacht Freunde unterwegs weiß und sie an bestimmten Gegenden treffen kann. Der 6) Im Aampf gegen die Übermacht Roman von Lernt Lie Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann Aber Mitte April kehrten die Lofotenfahrer heim, Boote, Jachten und Schiffer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315477"/> <fw type="header" place="top"> Im Aampf gegen die Übermacht</fw><lb/> <p xml:id="ID_2047" prev="#ID_2046"> Freunde unterwegs weiß und sie an bestimmten Gegenden treffen kann. Der<lb/> viel verspottete Herdentrieb der Menschen kommt dabei zu seinem guten Recht,<lb/> denn neben der Einsamkeit des Dichters und Denkers hat auch die „svLiabilitö",<lb/> wie die Franzosen das Bedürfnis und Talent zur Geselligkeit nennen, seine<lb/> anziehenden Seiten, die gepflegt werden müssen. Neuerdings scheint durch die<lb/> Fünfuhrtees ein bestimmter Rhythmus in das Salonleben der Berliner zu<lb/> kommen, aus dem sich dabei eine Anzahl neuer gesellschaftlicher Größen entwickeln.<lb/> Diese Art v,on Zusammenkünften ist eigentlich aus den alten, so häufig verspotteten<lb/> Kaffeegesellschaften hervorgegangen, verhält sich aber zu ihnen wie das elektrische<lb/> Licht zu den Talgkerzen, die alle zehn Minuten geputzt werden mußten. Unsere<lb/> Damen haben nicht nur ihren Salon erweitert und verfeinert, sondern in den<lb/> großen Hotels und den Teestuben unserer Warenhäuser eine ganz neue Zwischen¬<lb/> stufe der Geselligkeit geschaffen, bei der man sich zwanglos näher tritt, kennen<lb/> lernt und die Vorstudien der Freundschaft anstellt. Man sehnt sich von üppigen<lb/> Gastmahlen, bei denen man stundenlang an den gedeckten Tisch gefesselt wird,<lb/> nach leichterer Form der Aussprache, nach Bevorzugung der geistigen Kost vor<lb/> dem verschwenderischen Aufwand von Speisen und Getränken. Dafür sprechen<lb/> auch die Frauenklubs, die in Berlin ins Leben gerufen wurden und bereits so<lb/> viel Erfreuliches nach verschiedenen Richtungen geschaffen haben. In diesen<lb/> Vereinigungen findet sich manches gesellschaftliche Talent, das die Kunst der<lb/> Pariser Salonköniginnen im achtzehnten Jahrhundert auf das moderne Leben<lb/> überträgt und unserem freundschaftlichen Verkehr nach der Goethescher Losung<lb/> „Tages Arbeit, abends Gäste!" immer mehr den Schliff der Vollendung zu<lb/> geben vermag.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> 6) Im Aampf gegen die Übermacht<lb/><note type="byline"> Roman von Lernt Lie</note><lb/> Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann</head><lb/> <p xml:id="ID_2048"> Aber Mitte April kehrten die Lofotenfahrer heim, Boote, Jachten und Schiffer<lb/> Jens Rasmussens Galeas. Und da hatte es ein Ende mit dem gemeinsamen<lb/> Schneeschuhlaufen und den heimlichen Beratungen. Der Pfarrer war sich bald<lb/> klar darüber, daß es nur ein mäßiges Vergnügen war, ohne Gesellschaft auf den<lb/> schneebedeckten Abhängen herumzupnrzeln. Und Jungfer Thorborg ward von all<lb/> der Geschäftigkeit verschlungen, die die Ankunft der Fische verursachte. Wieder<lb/> wimmelte das ganze Storsleter Gehöft von Menschen — von Männern, Frauen<lb/> und Kindern, die Fische wuschen, Fische aufhängten und Fische im Freien aus¬<lb/> breiteten. Und da waren Berechnungen und Abschlüsse und Sortieren und<lb/> Kalkuliere,: — und Sang und Lustbarkeit bis tief hinein in die hellen Nächte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0480]
Im Aampf gegen die Übermacht
Freunde unterwegs weiß und sie an bestimmten Gegenden treffen kann. Der
viel verspottete Herdentrieb der Menschen kommt dabei zu seinem guten Recht,
denn neben der Einsamkeit des Dichters und Denkers hat auch die „svLiabilitö",
wie die Franzosen das Bedürfnis und Talent zur Geselligkeit nennen, seine
anziehenden Seiten, die gepflegt werden müssen. Neuerdings scheint durch die
Fünfuhrtees ein bestimmter Rhythmus in das Salonleben der Berliner zu
kommen, aus dem sich dabei eine Anzahl neuer gesellschaftlicher Größen entwickeln.
Diese Art v,on Zusammenkünften ist eigentlich aus den alten, so häufig verspotteten
Kaffeegesellschaften hervorgegangen, verhält sich aber zu ihnen wie das elektrische
Licht zu den Talgkerzen, die alle zehn Minuten geputzt werden mußten. Unsere
Damen haben nicht nur ihren Salon erweitert und verfeinert, sondern in den
großen Hotels und den Teestuben unserer Warenhäuser eine ganz neue Zwischen¬
stufe der Geselligkeit geschaffen, bei der man sich zwanglos näher tritt, kennen
lernt und die Vorstudien der Freundschaft anstellt. Man sehnt sich von üppigen
Gastmahlen, bei denen man stundenlang an den gedeckten Tisch gefesselt wird,
nach leichterer Form der Aussprache, nach Bevorzugung der geistigen Kost vor
dem verschwenderischen Aufwand von Speisen und Getränken. Dafür sprechen
auch die Frauenklubs, die in Berlin ins Leben gerufen wurden und bereits so
viel Erfreuliches nach verschiedenen Richtungen geschaffen haben. In diesen
Vereinigungen findet sich manches gesellschaftliche Talent, das die Kunst der
Pariser Salonköniginnen im achtzehnten Jahrhundert auf das moderne Leben
überträgt und unserem freundschaftlichen Verkehr nach der Goethescher Losung
„Tages Arbeit, abends Gäste!" immer mehr den Schliff der Vollendung zu
geben vermag.
6) Im Aampf gegen die Übermacht
Roman von Lernt Lie
Berechtigte Übersetzung von Mathilde Mann
Aber Mitte April kehrten die Lofotenfahrer heim, Boote, Jachten und Schiffer
Jens Rasmussens Galeas. Und da hatte es ein Ende mit dem gemeinsamen
Schneeschuhlaufen und den heimlichen Beratungen. Der Pfarrer war sich bald
klar darüber, daß es nur ein mäßiges Vergnügen war, ohne Gesellschaft auf den
schneebedeckten Abhängen herumzupnrzeln. Und Jungfer Thorborg ward von all
der Geschäftigkeit verschlungen, die die Ankunft der Fische verursachte. Wieder
wimmelte das ganze Storsleter Gehöft von Menschen — von Männern, Frauen
und Kindern, die Fische wuschen, Fische aufhängten und Fische im Freien aus¬
breiteten. Und da waren Berechnungen und Abschlüsse und Sortieren und
Kalkuliere,: — und Sang und Lustbarkeit bis tief hinein in die hellen Nächte.
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