Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.An Paul Heyse Zu seinem achtzigsten Geburtstag von Karl woermann le Mutter meiner Mutter lehrte lieben Mich, Heyse, dich in meines Lebens Lenze. Ich las mit ihr, was damals du geschrieben, Francesca, Thekla, die Novellenkränze. Daß du der echten Dichtkunst treu geblieben, Die Wahrheit uns im Goldpokal kredenze, Das lehrt' an deines Sanges warmem Wehen Die teure Frau, die alte, mich verstehen. Und als den Frühling dann, der froh verronnen, Mit blütenreich'rem Sommer ich vertauschte, Da war's mir, wenn ich an dem Zauberbronnen, Dem deine Kunst entströmte, saß und lauschte, Als ob der Urquell aller Lebenswonnen In seinen klaren blauen Tiefen rauschte. Und rasche Sehnsucht fühlt' ich mich berücken, Dich selbst zu sehen, dir die Hand zu drücken. Grenzboten I 1910 66
An Paul Heyse Zu seinem achtzigsten Geburtstag von Karl woermann le Mutter meiner Mutter lehrte lieben Mich, Heyse, dich in meines Lebens Lenze. Ich las mit ihr, was damals du geschrieben, Francesca, Thekla, die Novellenkränze. Daß du der echten Dichtkunst treu geblieben, Die Wahrheit uns im Goldpokal kredenze, Das lehrt' an deines Sanges warmem Wehen Die teure Frau, die alte, mich verstehen. Und als den Frühling dann, der froh verronnen, Mit blütenreich'rem Sommer ich vertauschte, Da war's mir, wenn ich an dem Zauberbronnen, Dem deine Kunst entströmte, saß und lauschte, Als ob der Urquell aller Lebenswonnen In seinen klaren blauen Tiefen rauschte. Und rasche Sehnsucht fühlt' ich mich berücken, Dich selbst zu sehen, dir die Hand zu drücken. Grenzboten I 1910 66
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0445" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315442"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_314996/figures/grenzboten_341891_314996_315442_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> An Paul Heyse<lb/> Zu seinem achtzigsten Geburtstag<lb/><note type="byline"> von Karl woermann</note></head><lb/> <lg xml:id="POEMID_86" type="poem"> <l> le Mutter meiner Mutter lehrte lieben<lb/> Mich, Heyse, dich in meines Lebens Lenze.<lb/> Ich las mit ihr, was damals du geschrieben,<lb/> Francesca, Thekla, die Novellenkränze.<lb/> Daß du der echten Dichtkunst treu geblieben,<lb/> Die Wahrheit uns im Goldpokal kredenze,<lb/> Das lehrt' an deines Sanges warmem Wehen<lb/> Die teure Frau, die alte, mich verstehen.</l> <l> Und als den Frühling dann, der froh verronnen,<lb/> Mit blütenreich'rem Sommer ich vertauschte,<lb/> Da war's mir, wenn ich an dem Zauberbronnen,<lb/> Dem deine Kunst entströmte, saß und lauschte,<lb/> Als ob der Urquell aller Lebenswonnen<lb/> In seinen klaren blauen Tiefen rauschte.<lb/> Und rasche Sehnsucht fühlt' ich mich berücken,<lb/> Dich selbst zu sehen, dir die Hand zu drücken.</l> </lg><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1910 66</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0445]
[Abbildung]
An Paul Heyse
Zu seinem achtzigsten Geburtstag
von Karl woermann
le Mutter meiner Mutter lehrte lieben
Mich, Heyse, dich in meines Lebens Lenze.
Ich las mit ihr, was damals du geschrieben,
Francesca, Thekla, die Novellenkränze.
Daß du der echten Dichtkunst treu geblieben,
Die Wahrheit uns im Goldpokal kredenze,
Das lehrt' an deines Sanges warmem Wehen
Die teure Frau, die alte, mich verstehen. Und als den Frühling dann, der froh verronnen,
Mit blütenreich'rem Sommer ich vertauschte,
Da war's mir, wenn ich an dem Zauberbronnen,
Dem deine Kunst entströmte, saß und lauschte,
Als ob der Urquell aller Lebenswonnen
In seinen klaren blauen Tiefen rauschte.
Und rasche Sehnsucht fühlt' ich mich berücken,
Dich selbst zu sehen, dir die Hand zu drücken.
Grenzboten I 1910 66
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |