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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Nationalliberale, Regierung und Aonservative

IN April 1908 hatte die nationalliberale Partei einen preußischen
Vertretertag nach Magdeburg einberufen, um ein die Partei
bindendes Votum in der Frage der preußischen Wahlrechtsreform
herbeizuführen. Vorher hatten natürlich in besonderen Grenier der
Partei: Zentralvorstand, Kommissionen, Provinzialorganisation,
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Wahl und Neueinteilung der Wahlkreise, ihre Erledigung gefunden, desgleichen der
Hauptpunkt: Übertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen oder besonderes
Wahlrecht für Preußen. Auf den jungliveralen Tagungen taucht noch heute
gelegentlich der Wunsch auf, wie man es gern nennt, "ganze Sache" zu machen
und das allgemeine, gleiche, direkte, geheime Wahlrecht in Preußen einzuführen,
weil alle andern Versuche, Bildung und Besitz zu berücksichtigen, unsozial oder
gekünstelt seien. Eine Mehrheit hat diese Forderung jedoch auch bei den
Jungliberalen nicht gefunden. Man wünscht schließlich doch nicht den Sozial¬
demokraten und dem Zentrum den Hasen in die Küche zu jagen. In der
Gesamtpartei fand das Reichstagswahlrecht für Preußen noch geringere Vorliebe;
ja eine Gruppe war geneigt, den sogar im Reiche unangefochtenen Teil des
Reichstagswahlrechts, die geheime Wahl, für Preußen abzulehnen. So hatte in
der Presse und in öffentlichen Versammlungen der Kampf der Worte hin und
her gewogt, bis er in Magdeburg zum Stehen kam. Eine Einigkeit wurde
erzielt, die auf das Land und auf die Regierung ihren Eindruck nicht verfehlte.

Neueinteilung der Wahlkreise und geheime Wahl, das waren neben Plural¬
wahl und direkter Wahl von da ab Programmforderungcn der Partei. Der
Referent in Magdeburg, der Abg. Geh. Justizrat 5Zrause, führte dabei durchaus
gemäßigt und realpolitisch in bezug auf die Wahlkreisrevision aus: "Es muß
da ein Ausgleich gefunden werden zwischen dein rein Arithmetischen der


Gr-mzboion I 1910 4?


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[0349] [Abbildung] Stellennachweis für «Kademijch GrKitdrte und Offiziere n. D. l^ZM^l^MZ^UMjji^MMMM?^^ Kleine Anzeigen Bis zu 3 Zeilen 2 M, jede weitere Zeile 1 M. Die llberschristzeile 2 M., jede weitere Zeile 1 M. Bei ftüdtischcr Vcrwaltuna. eingearbeiteter Major a.D. sucht sich literarisch zu betätigen. Anfragen unter S. V. 319 an die „Gr-nzbotcn", Berlin LV 11. Gesucht an der Wannsccvah» möblicric Sommerwohnung, 4—6 Zimmer mit allem Zubehör.oder kleine Villa für Juni bis September 1010. Angeb. n. A. G. 4 an die „Grenzboten", Berlin LV II. Russischen Sprachunterricht erteilt wissenschaftlich ge- prüfte Dame. Aujrageu unter I. G. 4 an die „Greuzbot-n", Berlin L>V 11. Beamter sucht sofort Vorort-ZinShans, oculi Verkäufer Um- schreibelosten trägt. Anzahlung M. S000, II. Hypothek. Chiffre: „Ainortlsicrc" Postamt 8. Sachvcrstiindigcr Rat in Bergwerks- und Verggerecht- fams-Angelegenheiten, Gutachten, Rentabilitäts¬ berechnungen, Revisionen usw. durch höhere» Staats¬ beamten ni. D. Anfragen unter F. N. 1 an die „Grenzboten", Berlin LV/ II. zML.ÄK^SZsMIIIIWv!M^SH^kK5z Nationalliberale, Regierung und Aonservative IN April 1908 hatte die nationalliberale Partei einen preußischen Vertretertag nach Magdeburg einberufen, um ein die Partei bindendes Votum in der Frage der preußischen Wahlrechtsreform herbeizuführen. Vorher hatten natürlich in besonderen Grenier der Partei: Zentralvorstand, Kommissionen, Provinzialorganisation, Parteiversanunlnngen, die Spezialfragen: direkte Wahl, Pluralwahlrecht, geheime Wahl und Neueinteilung der Wahlkreise, ihre Erledigung gefunden, desgleichen der Hauptpunkt: Übertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen oder besonderes Wahlrecht für Preußen. Auf den jungliveralen Tagungen taucht noch heute gelegentlich der Wunsch auf, wie man es gern nennt, „ganze Sache" zu machen und das allgemeine, gleiche, direkte, geheime Wahlrecht in Preußen einzuführen, weil alle andern Versuche, Bildung und Besitz zu berücksichtigen, unsozial oder gekünstelt seien. Eine Mehrheit hat diese Forderung jedoch auch bei den Jungliberalen nicht gefunden. Man wünscht schließlich doch nicht den Sozial¬ demokraten und dem Zentrum den Hasen in die Küche zu jagen. In der Gesamtpartei fand das Reichstagswahlrecht für Preußen noch geringere Vorliebe; ja eine Gruppe war geneigt, den sogar im Reiche unangefochtenen Teil des Reichstagswahlrechts, die geheime Wahl, für Preußen abzulehnen. So hatte in der Presse und in öffentlichen Versammlungen der Kampf der Worte hin und her gewogt, bis er in Magdeburg zum Stehen kam. Eine Einigkeit wurde erzielt, die auf das Land und auf die Regierung ihren Eindruck nicht verfehlte. Neueinteilung der Wahlkreise und geheime Wahl, das waren neben Plural¬ wahl und direkter Wahl von da ab Programmforderungcn der Partei. Der Referent in Magdeburg, der Abg. Geh. Justizrat 5Zrause, führte dabei durchaus gemäßigt und realpolitisch in bezug auf die Wahlkreisrevision aus: „Es muß da ein Ausgleich gefunden werden zwischen dein rein Arithmetischen der Gr-mzboion I 1910 4?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/349>, abgerufen am 21.12.2024.