Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Rauhreif Etwas aus den nebelsattenLüften löste sich und wuchs Über Nacht als weißer Schatten Eng uni Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das Weiche Weiße, das aus Wolken fällt, Und erlöste stumm in bleiche Schönheit eine dunkle Welt. Gefilde der Unseligen satt bin ich meiner Jnselsucht,Des toten Grüns, der stummen Herden i Ich will ein Ufer, eine Bucht, Ein Hafen schöner Schiffe werden. Mein Strand will sich von Lebendem Mit warmem Fuß begangen fühlen! Die Quelle murrt in gebenden Gelüste und will Kehlen kühlen. Und alles will in fremdes Blut Aussteigen und ertrunken treiben In eines andern Lebensglut, Und nichts will in sich selber bleiben. GoNfned Lern Rauhreif Etwas aus den nebelsattenLüften löste sich und wuchs Über Nacht als weißer Schatten Eng uni Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das Weiche Weiße, das aus Wolken fällt, Und erlöste stumm in bleiche Schönheit eine dunkle Welt. Gefilde der Unseligen satt bin ich meiner Jnselsucht,Des toten Grüns, der stummen Herden i Ich will ein Ufer, eine Bucht, Ein Hafen schöner Schiffe werden. Mein Strand will sich von Lebendem Mit warmem Fuß begangen fühlen! Die Quelle murrt in gebenden Gelüste und will Kehlen kühlen. Und alles will in fremdes Blut Aussteigen und ertrunken treiben In eines andern Lebensglut, Und nichts will in sich selber bleiben. GoNfned Lern <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315321"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341891_314996/figures/grenzboten_341891_314996_315321_000.jpg"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_16" type="poem"> <head> Rauhreif</head> <l> Etwas aus den nebelsatten<lb/> Lüften löste sich und wuchs<lb/> Über Nacht als weißer Schatten<lb/> Eng uni Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das Weiche<lb/> Weiße, das aus Wolken fällt,<lb/> Und erlöste stumm in bleiche<lb/> Schönheit eine dunkle Welt. </l> </lg><lb/> <lg xml:id="POEMID_17" type="poem"> <head> Gefilde der Unseligen</head> <l> satt bin ich meiner Jnselsucht,<lb/> Des toten Grüns, der stummen Herden i<lb/> Ich will ein Ufer, eine Bucht,<lb/> Ein Hafen schöner Schiffe werden. Mein Strand will sich von Lebendem<lb/> Mit warmem Fuß begangen fühlen!<lb/> Die Quelle murrt in gebenden<lb/> Gelüste und will Kehlen kühlen. Und alles will in fremdes Blut<lb/> Aussteigen und ertrunken treiben<lb/> In eines andern Lebensglut,<lb/> Und nichts will in sich selber bleiben. </l> </lg><lb/> <note type="byline"> GoNfned Lern</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
[Abbildung]
Rauhreif Etwas aus den nebelsatten
Lüften löste sich und wuchs
Über Nacht als weißer Schatten
Eng uni Tanne, Baum und Buchs. Und erglänzte wie das Weiche
Weiße, das aus Wolken fällt,
Und erlöste stumm in bleiche
Schönheit eine dunkle Welt.
Gefilde der Unseligen satt bin ich meiner Jnselsucht,
Des toten Grüns, der stummen Herden i
Ich will ein Ufer, eine Bucht,
Ein Hafen schöner Schiffe werden. Mein Strand will sich von Lebendem
Mit warmem Fuß begangen fühlen!
Die Quelle murrt in gebenden
Gelüste und will Kehlen kühlen. Und alles will in fremdes Blut
Aussteigen und ertrunken treiben
In eines andern Lebensglut,
Und nichts will in sich selber bleiben.
GoNfned Lern
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