Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.Tod des Raimondo Grsini ihm erwiderte, daß der eigentliche Schuldige der Gouverneur von Rom sei, Inzwischen waren die Läden und Backöfen in Rom und anderen Orten, Als der Bargello den ganzen Adel in Aufruhr sah und hörte, daß man Von den anderen Sbirren wurde keiner von der Justiz belangt, da die, Der Papst war so zufrieden mit dem geschickten Vorgehen des Kardinals Tod des Raimondo Grsini ihm erwiderte, daß der eigentliche Schuldige der Gouverneur von Rom sei, Inzwischen waren die Läden und Backöfen in Rom und anderen Orten, Als der Bargello den ganzen Adel in Aufruhr sah und hörte, daß man Von den anderen Sbirren wurde keiner von der Justiz belangt, da die, Der Papst war so zufrieden mit dem geschickten Vorgehen des Kardinals <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0273" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/315270"/> <fw type="header" place="top"> Tod des Raimondo Grsini</fw><lb/> <p xml:id="ID_1053" prev="#ID_1052"> ihm erwiderte, daß der eigentliche Schuldige der Gouverneur von Rom sei,<lb/> der töricht genug keine bestimmten Befehle gegeben, sondern einem elenden<lb/> Sbirren die Freiheit gelassen habe, in einen fürstlichen Palast einzudringen.<lb/> Man verlangte seine (des Gouverneurs) Absetzung nebst anderen Genugtuungen<lb/> und drohte, sich am ganzen Kirchenstaat schadlos zu halten. Doch der Kardinal<lb/> wußte durch geschickte Vorstellungen den Gouverneur zu retten und alle Schuld<lb/> auf den Bargello zu bürden, dessen Hinrichtung er in Aussicht stellte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1054"> Inzwischen waren die Läden und Backöfen in Rom und anderen Orten,<lb/> an denen Geld verwahrt war. tagelang geschlossen; der Kardinal Buoncompagni,<lb/> des Papstes Neffe, hatte Soldaten davor postiert, um sie zu bewachen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1055"> Als der Bargello den ganzen Adel in Aufruhr sah und hörte, daß man<lb/> den Gouverneur zur Verantwortung ziehen wolle, begann er für sein Leben<lb/> zu fürchten. Und da er sich in Rom nirgends mehr sicher fühlte, so verkleidete<lb/> er sich als Lastträger, lud ein leeres Faß auf seine Schulter, beschmierte sich<lb/> das Gesicht mit Schmutz und ließ alles, was er hatte, im Stich, um allein<lb/> ans der Stadt und dem Kirchenstaat zu entweichen; denn er wagte sich<lb/> niemandem anzuvertrauen. So gelangte er fast unbemerkt in die Campagna<lb/> hinaus. Doch der Kriegskommissar hatte auf des Papstes Befehl mehrere<lb/> Kompagnien Soldaten auf die Landstraßen geschickt und überdies Späher aus¬<lb/> gesandt, denen er hohe Belohnung verheißen; und so ward er in einer Osteria,<lb/> ein paar Meilen vor der Porto. San Giovanni, wo er eingekehrt war, auf¬<lb/> gegriffen und etliche Tage danach auf dem Platz vor der Engelsburg im<lb/> Beisein einer großen Volksmenge gehenkt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1056"> Von den anderen Sbirren wurde keiner von der Justiz belangt, da die,<lb/> welche an der Gefangennahme des Banditen und den: Straßenkampf teil¬<lb/> genommen, soweit sie sich nicht durch die Flucht gerettet hatten, elendiglich in<lb/> Stücke gerissen worden waren; auch mehrere andere, die nicht dabei gewesen<lb/> waren, waren erschlagen worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1057"> Der Papst war so zufrieden mit dem geschickten Vorgehen des Kardinals<lb/> Montalto. das der Stadt den Frieden wiedergegeben hatte, daß er sich entschloß,<lb/> das Volk durch Ernennung einiger Kardinäle zu erfreuen, was an: 16. De¬<lb/> zember geschah. Drei darunter haben es zur Papstwürde gebracht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0273]
Tod des Raimondo Grsini
ihm erwiderte, daß der eigentliche Schuldige der Gouverneur von Rom sei,
der töricht genug keine bestimmten Befehle gegeben, sondern einem elenden
Sbirren die Freiheit gelassen habe, in einen fürstlichen Palast einzudringen.
Man verlangte seine (des Gouverneurs) Absetzung nebst anderen Genugtuungen
und drohte, sich am ganzen Kirchenstaat schadlos zu halten. Doch der Kardinal
wußte durch geschickte Vorstellungen den Gouverneur zu retten und alle Schuld
auf den Bargello zu bürden, dessen Hinrichtung er in Aussicht stellte.
Inzwischen waren die Läden und Backöfen in Rom und anderen Orten,
an denen Geld verwahrt war. tagelang geschlossen; der Kardinal Buoncompagni,
des Papstes Neffe, hatte Soldaten davor postiert, um sie zu bewachen.
Als der Bargello den ganzen Adel in Aufruhr sah und hörte, daß man
den Gouverneur zur Verantwortung ziehen wolle, begann er für sein Leben
zu fürchten. Und da er sich in Rom nirgends mehr sicher fühlte, so verkleidete
er sich als Lastträger, lud ein leeres Faß auf seine Schulter, beschmierte sich
das Gesicht mit Schmutz und ließ alles, was er hatte, im Stich, um allein
ans der Stadt und dem Kirchenstaat zu entweichen; denn er wagte sich
niemandem anzuvertrauen. So gelangte er fast unbemerkt in die Campagna
hinaus. Doch der Kriegskommissar hatte auf des Papstes Befehl mehrere
Kompagnien Soldaten auf die Landstraßen geschickt und überdies Späher aus¬
gesandt, denen er hohe Belohnung verheißen; und so ward er in einer Osteria,
ein paar Meilen vor der Porto. San Giovanni, wo er eingekehrt war, auf¬
gegriffen und etliche Tage danach auf dem Platz vor der Engelsburg im
Beisein einer großen Volksmenge gehenkt.
Von den anderen Sbirren wurde keiner von der Justiz belangt, da die,
welche an der Gefangennahme des Banditen und den: Straßenkampf teil¬
genommen, soweit sie sich nicht durch die Flucht gerettet hatten, elendiglich in
Stücke gerissen worden waren; auch mehrere andere, die nicht dabei gewesen
waren, waren erschlagen worden.
Der Papst war so zufrieden mit dem geschickten Vorgehen des Kardinals
Montalto. das der Stadt den Frieden wiedergegeben hatte, daß er sich entschloß,
das Volk durch Ernennung einiger Kardinäle zu erfreuen, was an: 16. De¬
zember geschah. Drei darunter haben es zur Papstwürde gebracht.
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