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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr.

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Die Barbarin"

sie zu vernehmen, mit was vor Befugnis; Sie sich dessen unterstehe? Inmittelst
keinen salin davon zu machen, und von der Aussage zu meiner des Geheimten
Etats-Ministri von Bismark Erbrechung zu berichten."

Uhden benachrichtigte nun die Barbarina von dem an ihn ergangenen Befehl
in einem französisch geschriebenen Briefchen, das versehentlicherweise daS Datum
des 16. Septembers (statt Novembers) trägt und lautet:


"iVlsclemoisells,

L'sse psr une orclre lioi^Je quo j'al 5 vous faire czuelque proposition. Vous
aimsre? hört 6onde mieux Ä I'entsnclre ehe? me>i clemsin matin Ä on?s lisurs, que
cle vous voir cites juricliczuement. suis 6u rests
/vlaclemoisslle

K Lerlin
>s l6me ein ybre
I7SI.


votre trof-humble
et trof-obeissant ssrviteur
llliclen."

Die Barbarina aber befreite sich ans der unangenehmen Lage durch eine echte
Weiberlist. Sie schrieb nämlich sofort nach Empfang dieses recht verständlichen
Uhdenschen Schreibens an den König den folgenden Brief:

"Sire! Die neuen Leiden, welche, wie ich fürchte, meine Feinde mir bereiten,
ermutigen mich, Sire, mich Ihnen zu Füßen zu werfen und Sie um Ihren mächtigen
Schutz anzuflehen. Ew. Majestät allein kann mich aufrecht erhalten. Wie unglücklich
wäre ich doch, wenn Ew. Majestät die Gnade, mit der Sie mich stets überhäuft, mir
jetzt entzogen und Ihr Mitleid mir versagten! Der Generalfiskal Uhden hat mich zu
morgen vorgeladen. Da ich mir weder in Beziehung auf Ew. Majestät geheiligte
Person, noch hinsichtlich Ihres Staates oder eines Ihrer Untertanen irgendeinen
Vorwurf zu machen habe, so kann es sich nur um die von mir hier eingegangene
Verbindung handeln. Gestatten Ew. Majestät nur, in dem ergebenen Vertrauen, welches
ich zu Ihrer grenzenlosen Milde und Nachsicht hege, Ihnen betreffs dieser Angelegenheit
mein Herz zu öffnen. Eine unbesiegbare Neigung bindet uns, den Geheimen Rat
v. Cocceji und mich, schon seit langer Zeit aneinander. Seine Treue im Dienste
Ew. Majestät, als deren Untertan er die Ehre hat geboren zu sein, verbietet ihm, an
ein Aufgeben desselben zu denken; anderseits habe ich, von der unvergleichlichen Güte,
die Ew. Majestät mir stets bewiesen haben, ermutigt, keinen Anstand genommen, in
Ew. Majestät Staaten zurückzukehren? und meiner Rückkehr nach Berlin folgte jene
Vermählung, die mir bis zu dieser Stunde so viele Widerwärtigkeiten verursacht hat,
daß ich glücklich wäre, Sire, menn das Geständnis meines gegenwärtigen Zustandes
nur nicht Ihren Zorn zuzöge. Meine Absicht war, mich gänzlich in Ew. Majestät
Staaten niederzulassen. Ich stand deshalb schon mit dem Geheimen Rat Bnchholtz
wegen des Ankaufs seines Hauses in Unterhandlung. Da wir indessen nicht einig
wurden, so beabsichtigte ich eben jetzt ein anderes zu erstehen. Ein mehr als zwei¬
jähriger, ungestörter Aufenthalt in Ew. Majestät Staaten ließ mich hoffen, daß niemand
mir das Glück, unter Ew. Majestät schätzenden Zepter zu leben, streitig machen würde.
Wie betrübend wäre es mir, das Gegenteil zu erfahren, besonders jetzt, da ich in
kurzem einem neuen Untertanen Ew. Majestät das Leben zu geben hoffei Unter
diesen so peinlichen Umstünden werden Ew. Majestät mir verzeihen, wenn ich es wage,
mich an Ihre Güte zu wenden und Ihre Königliche Gnade zu ersuchen, dein General-
siskal zu befehlen, daß er bezüglich meiner Vermählung und meines hiesigen Aufenthalts
von jeder weiteren Verfolgung Abstand nehme. Der väterliche Sinn Ew. Majestät,
welcher jeden Zwang verabscheut, läßt mich alles hoffen : aber das, was gegen mich
spricht und worüber die Ehrfurcht mir Schweigen auferlegt, läßt mich alles fürchten.
Möchte doch ein gnädiger, meiner untertänigen Bitte entsprechender Befehl die Betrübnis
derjenigen enden, welche die Ehre hat, mit der tiefsten Erfurcht zu sein, Sire,


Ew. Majestät
ergebenste und alleruntertänigste Dienerin
gez. Barbarina von Cocceji."
Die Barbarin«

sie zu vernehmen, mit was vor Befugnis; Sie sich dessen unterstehe? Inmittelst
keinen salin davon zu machen, und von der Aussage zu meiner des Geheimten
Etats-Ministri von Bismark Erbrechung zu berichten."

Uhden benachrichtigte nun die Barbarina von dem an ihn ergangenen Befehl
in einem französisch geschriebenen Briefchen, das versehentlicherweise daS Datum
des 16. Septembers (statt Novembers) trägt und lautet:


„iVlsclemoisells,

L'sse psr une orclre lioi^Je quo j'al 5 vous faire czuelque proposition. Vous
aimsre? hört 6onde mieux Ä I'entsnclre ehe? me>i clemsin matin Ä on?s lisurs, que
cle vous voir cites juricliczuement. suis 6u rests
/vlaclemoisslle

K Lerlin
>s l6me ein ybre
I7SI.


votre trof-humble
et trof-obeissant ssrviteur
llliclen."

Die Barbarina aber befreite sich ans der unangenehmen Lage durch eine echte
Weiberlist. Sie schrieb nämlich sofort nach Empfang dieses recht verständlichen
Uhdenschen Schreibens an den König den folgenden Brief:

„Sire! Die neuen Leiden, welche, wie ich fürchte, meine Feinde mir bereiten,
ermutigen mich, Sire, mich Ihnen zu Füßen zu werfen und Sie um Ihren mächtigen
Schutz anzuflehen. Ew. Majestät allein kann mich aufrecht erhalten. Wie unglücklich
wäre ich doch, wenn Ew. Majestät die Gnade, mit der Sie mich stets überhäuft, mir
jetzt entzogen und Ihr Mitleid mir versagten! Der Generalfiskal Uhden hat mich zu
morgen vorgeladen. Da ich mir weder in Beziehung auf Ew. Majestät geheiligte
Person, noch hinsichtlich Ihres Staates oder eines Ihrer Untertanen irgendeinen
Vorwurf zu machen habe, so kann es sich nur um die von mir hier eingegangene
Verbindung handeln. Gestatten Ew. Majestät nur, in dem ergebenen Vertrauen, welches
ich zu Ihrer grenzenlosen Milde und Nachsicht hege, Ihnen betreffs dieser Angelegenheit
mein Herz zu öffnen. Eine unbesiegbare Neigung bindet uns, den Geheimen Rat
v. Cocceji und mich, schon seit langer Zeit aneinander. Seine Treue im Dienste
Ew. Majestät, als deren Untertan er die Ehre hat geboren zu sein, verbietet ihm, an
ein Aufgeben desselben zu denken; anderseits habe ich, von der unvergleichlichen Güte,
die Ew. Majestät mir stets bewiesen haben, ermutigt, keinen Anstand genommen, in
Ew. Majestät Staaten zurückzukehren? und meiner Rückkehr nach Berlin folgte jene
Vermählung, die mir bis zu dieser Stunde so viele Widerwärtigkeiten verursacht hat,
daß ich glücklich wäre, Sire, menn das Geständnis meines gegenwärtigen Zustandes
nur nicht Ihren Zorn zuzöge. Meine Absicht war, mich gänzlich in Ew. Majestät
Staaten niederzulassen. Ich stand deshalb schon mit dem Geheimen Rat Bnchholtz
wegen des Ankaufs seines Hauses in Unterhandlung. Da wir indessen nicht einig
wurden, so beabsichtigte ich eben jetzt ein anderes zu erstehen. Ein mehr als zwei¬
jähriger, ungestörter Aufenthalt in Ew. Majestät Staaten ließ mich hoffen, daß niemand
mir das Glück, unter Ew. Majestät schätzenden Zepter zu leben, streitig machen würde.
Wie betrübend wäre es mir, das Gegenteil zu erfahren, besonders jetzt, da ich in
kurzem einem neuen Untertanen Ew. Majestät das Leben zu geben hoffei Unter
diesen so peinlichen Umstünden werden Ew. Majestät mir verzeihen, wenn ich es wage,
mich an Ihre Güte zu wenden und Ihre Königliche Gnade zu ersuchen, dein General-
siskal zu befehlen, daß er bezüglich meiner Vermählung und meines hiesigen Aufenthalts
von jeder weiteren Verfolgung Abstand nehme. Der väterliche Sinn Ew. Majestät,
welcher jeden Zwang verabscheut, läßt mich alles hoffen : aber das, was gegen mich
spricht und worüber die Ehrfurcht mir Schweigen auferlegt, läßt mich alles fürchten.
Möchte doch ein gnädiger, meiner untertänigen Bitte entsprechender Befehl die Betrübnis
derjenigen enden, welche die Ehre hat, mit der tiefsten Erfurcht zu sein, Sire,


Ew. Majestät
ergebenste und alleruntertänigste Dienerin
gez. Barbarina von Cocceji."
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[0136] Die Barbarin« sie zu vernehmen, mit was vor Befugnis; Sie sich dessen unterstehe? Inmittelst keinen salin davon zu machen, und von der Aussage zu meiner des Geheimten Etats-Ministri von Bismark Erbrechung zu berichten." Uhden benachrichtigte nun die Barbarina von dem an ihn ergangenen Befehl in einem französisch geschriebenen Briefchen, das versehentlicherweise daS Datum des 16. Septembers (statt Novembers) trägt und lautet: „iVlsclemoisells, L'sse psr une orclre lioi^Je quo j'al 5 vous faire czuelque proposition. Vous aimsre? hört 6onde mieux Ä I'entsnclre ehe? me>i clemsin matin Ä on?s lisurs, que cle vous voir cites juricliczuement. suis 6u rests /vlaclemoisslle K Lerlin >s l6me ein ybre I7SI. votre trof-humble et trof-obeissant ssrviteur llliclen." Die Barbarina aber befreite sich ans der unangenehmen Lage durch eine echte Weiberlist. Sie schrieb nämlich sofort nach Empfang dieses recht verständlichen Uhdenschen Schreibens an den König den folgenden Brief: „Sire! Die neuen Leiden, welche, wie ich fürchte, meine Feinde mir bereiten, ermutigen mich, Sire, mich Ihnen zu Füßen zu werfen und Sie um Ihren mächtigen Schutz anzuflehen. Ew. Majestät allein kann mich aufrecht erhalten. Wie unglücklich wäre ich doch, wenn Ew. Majestät die Gnade, mit der Sie mich stets überhäuft, mir jetzt entzogen und Ihr Mitleid mir versagten! Der Generalfiskal Uhden hat mich zu morgen vorgeladen. Da ich mir weder in Beziehung auf Ew. Majestät geheiligte Person, noch hinsichtlich Ihres Staates oder eines Ihrer Untertanen irgendeinen Vorwurf zu machen habe, so kann es sich nur um die von mir hier eingegangene Verbindung handeln. Gestatten Ew. Majestät nur, in dem ergebenen Vertrauen, welches ich zu Ihrer grenzenlosen Milde und Nachsicht hege, Ihnen betreffs dieser Angelegenheit mein Herz zu öffnen. Eine unbesiegbare Neigung bindet uns, den Geheimen Rat v. Cocceji und mich, schon seit langer Zeit aneinander. Seine Treue im Dienste Ew. Majestät, als deren Untertan er die Ehre hat geboren zu sein, verbietet ihm, an ein Aufgeben desselben zu denken; anderseits habe ich, von der unvergleichlichen Güte, die Ew. Majestät mir stets bewiesen haben, ermutigt, keinen Anstand genommen, in Ew. Majestät Staaten zurückzukehren? und meiner Rückkehr nach Berlin folgte jene Vermählung, die mir bis zu dieser Stunde so viele Widerwärtigkeiten verursacht hat, daß ich glücklich wäre, Sire, menn das Geständnis meines gegenwärtigen Zustandes nur nicht Ihren Zorn zuzöge. Meine Absicht war, mich gänzlich in Ew. Majestät Staaten niederzulassen. Ich stand deshalb schon mit dem Geheimen Rat Bnchholtz wegen des Ankaufs seines Hauses in Unterhandlung. Da wir indessen nicht einig wurden, so beabsichtigte ich eben jetzt ein anderes zu erstehen. Ein mehr als zwei¬ jähriger, ungestörter Aufenthalt in Ew. Majestät Staaten ließ mich hoffen, daß niemand mir das Glück, unter Ew. Majestät schätzenden Zepter zu leben, streitig machen würde. Wie betrübend wäre es mir, das Gegenteil zu erfahren, besonders jetzt, da ich in kurzem einem neuen Untertanen Ew. Majestät das Leben zu geben hoffei Unter diesen so peinlichen Umstünden werden Ew. Majestät mir verzeihen, wenn ich es wage, mich an Ihre Güte zu wenden und Ihre Königliche Gnade zu ersuchen, dein General- siskal zu befehlen, daß er bezüglich meiner Vermählung und meines hiesigen Aufenthalts von jeder weiteren Verfolgung Abstand nehme. Der väterliche Sinn Ew. Majestät, welcher jeden Zwang verabscheut, läßt mich alles hoffen : aber das, was gegen mich spricht und worüber die Ehrfurcht mir Schweigen auferlegt, läßt mich alles fürchten. Möchte doch ein gnädiger, meiner untertänigen Bitte entsprechender Befehl die Betrübnis derjenigen enden, welche die Ehre hat, mit der tiefsten Erfurcht zu sein, Sire, Ew. Majestät ergebenste und alleruntertänigste Dienerin gez. Barbarina von Cocceji."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_314996/136>, abgerufen am 24.07.2024.