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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Schilderung seiner Reise nach Rußland im Gefolge des Prinzen Friedrich Karl
und des Prinzen August von Württemberg zum Feste des Georgsordeus in Peters¬
burg im Dezember 1871. Seine letzte dienstliche Tätigkeit entfaltete der Prinz
seit 1873 als Kommandeur der zwölften Division und als Generalleutnant in Reiße,
wo er seine reichen kriegerischen Erfahrungen praktisch und theoretisch eifrig ver¬
wertete. Im November 1879 wurde er mit einem gnädigen Handschreiben des
Kaisers aus Gesundheitsrücksichten zur Disposition gestellt, behielt aber seine Stellung
als Generaladjutant bei und siedelte nach Dresden über, wo er sich 1880 eine
Häuslichkeit gründete. Unausgesetzt als militärischer Schriftsteller tätig, vor allem
(seit 1883) an seinen Memoiren, erlag er hier einem längern innern Leiden am
16. Januar 1892, nachdem er kurz zuvor sein 65. Lebensjahr vollendet hatte (ge¬
boren 2. Januar 1827). Eine Skizze seines Lebens bietet auch die Allgemeine
Deutsche Biographie in ihren Nachträgen (55. Band, 444 ff.). Das beste Denkmal
aber hat er sich selbst in seineu Aufzeichnungen gesetzt, ein trefflicher Typus des
deutschen Offiziers, als ein Manu von weitem Blick, eiserner Willensstärke, vor¬
züglicher Veobachtungs- und Darstellungsgabe, tiefer Menschenkenntnis, warmem
-" Gemüt und Sinn für Humor, als ein wahrhaft vornehmer Charakter.


Der neueste Büchmann

(24. Auflage, bearbeitet von Bogdcm Krieger;
Berlin, Hemde und Spener, 1910) hat einen Vorzug vor den letzten Auflagen
unbedingt voraus, den der großem Folgerichtigkeit. Der neue Herausgeber stellt
sich wieder mit Entschiedenheit auf den Standpunkt des Begründers dieser Sammlung
und tut offenbar recht daran. Gerade auf dem Innehalten der selbst gesteckten
Grenzen beruht ja die Eigenart des Buches. Darauf wurde in der Anzeige der
letzten Auflage ausdrücklich hingewiesen. Mit der Anerkennung dieses Grundsatzes
mußte mancherlei aus der bunten Stoffülle, das in den letzten Jahrzehnten an¬
gehäuft worden war, preisgegeben oder wesentlich gekürzt werden. Dos ist mit
Umsicht geschehen. Daß einiges gleichwohl zu Unrecht noch seinen Platz behauptet,
hat der Herausgeber selbst gefühlt und ist bei der Schwierigkeit solcher Ausscheidung
verständlich.

So dankbar aber die angestrebte Konzentrierung zu begrüßen ist, so soll damit
natürlich keineswegs gesagt sein, daß der Begriff des Geflügelten Wortes im
Büchmannschen Sinne sich etwa mit dem des Zitats schlechthin decke. Im Gegen¬
teil ist dieser entschieden umfassender, und deshalb haben verwandte Sammlungen, die
meist ihre Grenzen weiter ziehen, eben weil sie das für Büchmann charakteristische,
an sich aber sekundäre Moment der Nachweisbarkeit des Ursprungs nicht als bindend
anerkennen, auch neben diesem Werk ihre volle Daseinsberechtignng. So bedeutet
der Nehrysche Zitatenschatz zum Beispiel eine brauchbare Ergänzung, weil er sehr
vieles bietet, was man im Büchmann nicht findet, oder durch die Art der Dar¬
stellung auch manches gemeinsame Gut neu beleuchtet. Ähnliches gilt von andern
Büchern solcher Anlage, soweit sie selbständigen Wert haben, wie von Lipperheides
Spruchwörterbuch oder meinem Historischen Schlagwörterbuch.

Abgesehen von den Kürzungen, bietet der neue Büchmann auch sonst ein vielfach
verändertes Bild. Mit größerer Energie als vordem ist auf die zeitliche Ordnung
der Artikel gesehen worden, sodaß sich mannigfache Anstellungen nötig machten.
Die Parallelen sind aufs Notwendigste reduziert, und neben der Vorgeschichte wird
nur vereinzelt noch ein Blick auf die Nachblüte der Ausdrücke geworfen. Hier kann
man zweifeln, ob dieser Verzicht immer das Nichtige getroffen hat. Mir scheint der
Bearbeiter in dieser Beziehung des Guten fast zuviel getan zu haben. Im einzelnen
wird manche willkommene Berichtigung gespendet. So wird der umstrittene "Bruder
Studio" jetzt schon bei Luther (1542) belegt, die Wendung: M inÄorsm ohl
xloria-in als eine Schöpfung Gregors des Großen (593 oder 594) aufgedeckt und


Grenzboten IV 1909 80
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Schilderung seiner Reise nach Rußland im Gefolge des Prinzen Friedrich Karl
und des Prinzen August von Württemberg zum Feste des Georgsordeus in Peters¬
burg im Dezember 1871. Seine letzte dienstliche Tätigkeit entfaltete der Prinz
seit 1873 als Kommandeur der zwölften Division und als Generalleutnant in Reiße,
wo er seine reichen kriegerischen Erfahrungen praktisch und theoretisch eifrig ver¬
wertete. Im November 1879 wurde er mit einem gnädigen Handschreiben des
Kaisers aus Gesundheitsrücksichten zur Disposition gestellt, behielt aber seine Stellung
als Generaladjutant bei und siedelte nach Dresden über, wo er sich 1880 eine
Häuslichkeit gründete. Unausgesetzt als militärischer Schriftsteller tätig, vor allem
(seit 1883) an seinen Memoiren, erlag er hier einem längern innern Leiden am
16. Januar 1892, nachdem er kurz zuvor sein 65. Lebensjahr vollendet hatte (ge¬
boren 2. Januar 1827). Eine Skizze seines Lebens bietet auch die Allgemeine
Deutsche Biographie in ihren Nachträgen (55. Band, 444 ff.). Das beste Denkmal
aber hat er sich selbst in seineu Aufzeichnungen gesetzt, ein trefflicher Typus des
deutschen Offiziers, als ein Manu von weitem Blick, eiserner Willensstärke, vor¬
züglicher Veobachtungs- und Darstellungsgabe, tiefer Menschenkenntnis, warmem
-» Gemüt und Sinn für Humor, als ein wahrhaft vornehmer Charakter.


Der neueste Büchmann

(24. Auflage, bearbeitet von Bogdcm Krieger;
Berlin, Hemde und Spener, 1910) hat einen Vorzug vor den letzten Auflagen
unbedingt voraus, den der großem Folgerichtigkeit. Der neue Herausgeber stellt
sich wieder mit Entschiedenheit auf den Standpunkt des Begründers dieser Sammlung
und tut offenbar recht daran. Gerade auf dem Innehalten der selbst gesteckten
Grenzen beruht ja die Eigenart des Buches. Darauf wurde in der Anzeige der
letzten Auflage ausdrücklich hingewiesen. Mit der Anerkennung dieses Grundsatzes
mußte mancherlei aus der bunten Stoffülle, das in den letzten Jahrzehnten an¬
gehäuft worden war, preisgegeben oder wesentlich gekürzt werden. Dos ist mit
Umsicht geschehen. Daß einiges gleichwohl zu Unrecht noch seinen Platz behauptet,
hat der Herausgeber selbst gefühlt und ist bei der Schwierigkeit solcher Ausscheidung
verständlich.

So dankbar aber die angestrebte Konzentrierung zu begrüßen ist, so soll damit
natürlich keineswegs gesagt sein, daß der Begriff des Geflügelten Wortes im
Büchmannschen Sinne sich etwa mit dem des Zitats schlechthin decke. Im Gegen¬
teil ist dieser entschieden umfassender, und deshalb haben verwandte Sammlungen, die
meist ihre Grenzen weiter ziehen, eben weil sie das für Büchmann charakteristische,
an sich aber sekundäre Moment der Nachweisbarkeit des Ursprungs nicht als bindend
anerkennen, auch neben diesem Werk ihre volle Daseinsberechtignng. So bedeutet
der Nehrysche Zitatenschatz zum Beispiel eine brauchbare Ergänzung, weil er sehr
vieles bietet, was man im Büchmann nicht findet, oder durch die Art der Dar¬
stellung auch manches gemeinsame Gut neu beleuchtet. Ähnliches gilt von andern
Büchern solcher Anlage, soweit sie selbständigen Wert haben, wie von Lipperheides
Spruchwörterbuch oder meinem Historischen Schlagwörterbuch.

Abgesehen von den Kürzungen, bietet der neue Büchmann auch sonst ein vielfach
verändertes Bild. Mit größerer Energie als vordem ist auf die zeitliche Ordnung
der Artikel gesehen worden, sodaß sich mannigfache Anstellungen nötig machten.
Die Parallelen sind aufs Notwendigste reduziert, und neben der Vorgeschichte wird
nur vereinzelt noch ein Blick auf die Nachblüte der Ausdrücke geworfen. Hier kann
man zweifeln, ob dieser Verzicht immer das Nichtige getroffen hat. Mir scheint der
Bearbeiter in dieser Beziehung des Guten fast zuviel getan zu haben. Im einzelnen
wird manche willkommene Berichtigung gespendet. So wird der umstrittene „Bruder
Studio" jetzt schon bei Luther (1542) belegt, die Wendung: M inÄorsm ohl
xloria-in als eine Schöpfung Gregors des Großen (593 oder 594) aufgedeckt und


Grenzboten IV 1909 80
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[0637] Maßgebliches und Unmaßgebliches Schilderung seiner Reise nach Rußland im Gefolge des Prinzen Friedrich Karl und des Prinzen August von Württemberg zum Feste des Georgsordeus in Peters¬ burg im Dezember 1871. Seine letzte dienstliche Tätigkeit entfaltete der Prinz seit 1873 als Kommandeur der zwölften Division und als Generalleutnant in Reiße, wo er seine reichen kriegerischen Erfahrungen praktisch und theoretisch eifrig ver¬ wertete. Im November 1879 wurde er mit einem gnädigen Handschreiben des Kaisers aus Gesundheitsrücksichten zur Disposition gestellt, behielt aber seine Stellung als Generaladjutant bei und siedelte nach Dresden über, wo er sich 1880 eine Häuslichkeit gründete. Unausgesetzt als militärischer Schriftsteller tätig, vor allem (seit 1883) an seinen Memoiren, erlag er hier einem längern innern Leiden am 16. Januar 1892, nachdem er kurz zuvor sein 65. Lebensjahr vollendet hatte (ge¬ boren 2. Januar 1827). Eine Skizze seines Lebens bietet auch die Allgemeine Deutsche Biographie in ihren Nachträgen (55. Band, 444 ff.). Das beste Denkmal aber hat er sich selbst in seineu Aufzeichnungen gesetzt, ein trefflicher Typus des deutschen Offiziers, als ein Manu von weitem Blick, eiserner Willensstärke, vor¬ züglicher Veobachtungs- und Darstellungsgabe, tiefer Menschenkenntnis, warmem -» Gemüt und Sinn für Humor, als ein wahrhaft vornehmer Charakter. Der neueste Büchmann (24. Auflage, bearbeitet von Bogdcm Krieger; Berlin, Hemde und Spener, 1910) hat einen Vorzug vor den letzten Auflagen unbedingt voraus, den der großem Folgerichtigkeit. Der neue Herausgeber stellt sich wieder mit Entschiedenheit auf den Standpunkt des Begründers dieser Sammlung und tut offenbar recht daran. Gerade auf dem Innehalten der selbst gesteckten Grenzen beruht ja die Eigenart des Buches. Darauf wurde in der Anzeige der letzten Auflage ausdrücklich hingewiesen. Mit der Anerkennung dieses Grundsatzes mußte mancherlei aus der bunten Stoffülle, das in den letzten Jahrzehnten an¬ gehäuft worden war, preisgegeben oder wesentlich gekürzt werden. Dos ist mit Umsicht geschehen. Daß einiges gleichwohl zu Unrecht noch seinen Platz behauptet, hat der Herausgeber selbst gefühlt und ist bei der Schwierigkeit solcher Ausscheidung verständlich. So dankbar aber die angestrebte Konzentrierung zu begrüßen ist, so soll damit natürlich keineswegs gesagt sein, daß der Begriff des Geflügelten Wortes im Büchmannschen Sinne sich etwa mit dem des Zitats schlechthin decke. Im Gegen¬ teil ist dieser entschieden umfassender, und deshalb haben verwandte Sammlungen, die meist ihre Grenzen weiter ziehen, eben weil sie das für Büchmann charakteristische, an sich aber sekundäre Moment der Nachweisbarkeit des Ursprungs nicht als bindend anerkennen, auch neben diesem Werk ihre volle Daseinsberechtignng. So bedeutet der Nehrysche Zitatenschatz zum Beispiel eine brauchbare Ergänzung, weil er sehr vieles bietet, was man im Büchmann nicht findet, oder durch die Art der Dar¬ stellung auch manches gemeinsame Gut neu beleuchtet. Ähnliches gilt von andern Büchern solcher Anlage, soweit sie selbständigen Wert haben, wie von Lipperheides Spruchwörterbuch oder meinem Historischen Schlagwörterbuch. Abgesehen von den Kürzungen, bietet der neue Büchmann auch sonst ein vielfach verändertes Bild. Mit größerer Energie als vordem ist auf die zeitliche Ordnung der Artikel gesehen worden, sodaß sich mannigfache Anstellungen nötig machten. Die Parallelen sind aufs Notwendigste reduziert, und neben der Vorgeschichte wird nur vereinzelt noch ein Blick auf die Nachblüte der Ausdrücke geworfen. Hier kann man zweifeln, ob dieser Verzicht immer das Nichtige getroffen hat. Mir scheint der Bearbeiter in dieser Beziehung des Guten fast zuviel getan zu haben. Im einzelnen wird manche willkommene Berichtigung gespendet. So wird der umstrittene „Bruder Studio" jetzt schon bei Luther (1542) belegt, die Wendung: M inÄorsm ohl xloria-in als eine Schöpfung Gregors des Großen (593 oder 594) aufgedeckt und Grenzboten IV 1909 80

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/637>, abgerufen am 24.07.2024.