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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Rund um den Lollmberg

berichtet. In der Mitte sieht man die Büste des Heilands. Die rechte Hand zum
Schwur erhoben, verspricht einem Märtyrer, der durch eine emporgehaltne Lilie
kenntlich ist, das Himmelreich, die Linke hält die Heilige Schrift (angedeutet durch
die Buchstaben ^ und einem Slawen vor, der den Gekreuzigten anbetet. Hinter
dem Märtyrer ist ein Rad, hinter dem Slawen eine Gans abgebildet. Das Auf¬
fallendste ist die Darstellung Christi, der als Brustbild aus einem gestuften Sockel
emporwächst und fast einem Götzenbilde gleicht. Das war Wohl die Absicht des
Steinmetzen: er wollte den Heiland den Heiden dadurch näher bringen, daß er ihn
äußerlich den alten Slawengöttern ähnlich machte. So ist uns das Relief von
Elstertrebnitz eine steinerne Urkunde der an den Slawen der Elsteraue geleisteten
Missionsarbeit. An einer andern Stelle, in Zndel an der Elbe, ist sogar das Bild
eines Slawengottes, ein Ungeheuer mit breitem Kopfe, glotzenden Augen, weit ge¬
öffnetem Munde und fletschenden Zähnen, im Innern des Turmes eingemauert worden,
nicht etwa um den Triumph des siegenden Christus über diesen Gott darzustellen,
sondern um die ihm im Herzen immer noch zugetanen Slawen zum Besuche des
christlichen Gotteshauses anzulocken.

Während der dritten Epoche der Christianisierung (1123 bis 1200) erreichte
die romanische Kirchenbaukunst im Westen und Süden Deutschlands ihre höchste
Blüte. In unserm Koloniallande zwischen Elster und Elbe, das eben erst den Slawen
abgerungen wurde, gab es bei dem härtern Kampf ums Dasein und bei der Dürftig¬
keit der vorhandnen Mittel zunächst nur einen schwachen Abglanz der phantasievollen
Herrlichkeit, die uns aus den Domen von Mainz, Worms, Bamberg, Speier ent¬
gegenstrahlt. Von größern und kunstvollem Kirchenbauten aus dieser Zeit sind
eigentlich nur die Klosterkirchen von Zschillen und Altzelle zu nennen. Aber romanische
Bauweise zeigt doch auch die Dorfkirche unsrer Gegend. Sie ist in jener Zeit meist
nur aus Feldsteinen errichtet, der Pfarrer war der Bauherr, die Bauern selbst die
Maurer, nur selten wurde ein höherer Kunst teilhafter Steinmetz zugezogen: aber
sie entzückt uns noch heute durch schlichte Anmut und den Zauber des Heimatlichen.
Die hier übliche Form ist folgende: an eine nach Osten zu halbkreisförmige, gewölbte
Apsis, vor der der Altar steht, schließt sich ein viereckiger Chor, daran nach Westen
zu das um eine Stufe niedriger liegende Langhaus und endlich ein Turm, dessen
Untergeschoß eine Vorhalle zum Langhaus bildet. Weder der Zahn der Zeit noch
das Feuer der Kriege noch die Neuerungswut der Architekten hat diese ehrwürdigen
Urkirchen unsrer Dorfparochien gänzlich vom heiniischen Boden vertilgen können, und
gerade in der nähern und weitern Umgegend des Collmberges finden sie sich noch
in erfreulicher Anzahl, so in Wernsdorf und in Collin, in Knobelsdorf bei Döbeln,
Schönerstadt bei Leisuig, Wasewitz, Altenbach bei Würzen, Dohm, Großbardau,
Trebseu, Otterwisch, Pomßen. Klinga, Grethen bei Grimma, Schmorkau, Zöschcm,
Lonnewitz bei Oschatz, Deutsch-Luppa, Cavertitz, Calbitz, Ochsensaal bei Dohlen,
Lorenzkirch bei Strehla. In manchen Kirchtürmen hängen sogar noch die alten
Glocken, die also von der Gründung der Parochie bis zum heutigen Tage ununter¬
brochen in Gottes Dienst sind, so in Erlbach bei Colditz eine Glocke aus dem zwölften
Jahrhundert, die der Gießer mit einem romanischen Crucifixus geziert hat, eine
andre im nahen Collin mit der in ganz altertümlichen Buchstaben erhaltnen In¬
schrift: O rsx Aloria, pfui our xaos, aufn. Das Stammelnde Latein des Priesters
mit der Bitte um Gottesfrieden gerade in der Nähe des unheimelichen Waldes
und des Berges mit den alten slawisch-heidnischen Heiligtümern reden eine deutliche
Sprache! Das Gebet des bekümmerten Pfarrers von Collin wurde erhört: der Sieg
Christi vollendete sich, und der "König der Ehren" zog ein als milder Herrscher
nicht nur in die überall aus dem Boden wachsenden Gotteshäuser, sondern auch in
das innerste Herz und Gemüt der Menschen.


Rund um den Lollmberg

berichtet. In der Mitte sieht man die Büste des Heilands. Die rechte Hand zum
Schwur erhoben, verspricht einem Märtyrer, der durch eine emporgehaltne Lilie
kenntlich ist, das Himmelreich, die Linke hält die Heilige Schrift (angedeutet durch
die Buchstaben ^ und einem Slawen vor, der den Gekreuzigten anbetet. Hinter
dem Märtyrer ist ein Rad, hinter dem Slawen eine Gans abgebildet. Das Auf¬
fallendste ist die Darstellung Christi, der als Brustbild aus einem gestuften Sockel
emporwächst und fast einem Götzenbilde gleicht. Das war Wohl die Absicht des
Steinmetzen: er wollte den Heiland den Heiden dadurch näher bringen, daß er ihn
äußerlich den alten Slawengöttern ähnlich machte. So ist uns das Relief von
Elstertrebnitz eine steinerne Urkunde der an den Slawen der Elsteraue geleisteten
Missionsarbeit. An einer andern Stelle, in Zndel an der Elbe, ist sogar das Bild
eines Slawengottes, ein Ungeheuer mit breitem Kopfe, glotzenden Augen, weit ge¬
öffnetem Munde und fletschenden Zähnen, im Innern des Turmes eingemauert worden,
nicht etwa um den Triumph des siegenden Christus über diesen Gott darzustellen,
sondern um die ihm im Herzen immer noch zugetanen Slawen zum Besuche des
christlichen Gotteshauses anzulocken.

Während der dritten Epoche der Christianisierung (1123 bis 1200) erreichte
die romanische Kirchenbaukunst im Westen und Süden Deutschlands ihre höchste
Blüte. In unserm Koloniallande zwischen Elster und Elbe, das eben erst den Slawen
abgerungen wurde, gab es bei dem härtern Kampf ums Dasein und bei der Dürftig¬
keit der vorhandnen Mittel zunächst nur einen schwachen Abglanz der phantasievollen
Herrlichkeit, die uns aus den Domen von Mainz, Worms, Bamberg, Speier ent¬
gegenstrahlt. Von größern und kunstvollem Kirchenbauten aus dieser Zeit sind
eigentlich nur die Klosterkirchen von Zschillen und Altzelle zu nennen. Aber romanische
Bauweise zeigt doch auch die Dorfkirche unsrer Gegend. Sie ist in jener Zeit meist
nur aus Feldsteinen errichtet, der Pfarrer war der Bauherr, die Bauern selbst die
Maurer, nur selten wurde ein höherer Kunst teilhafter Steinmetz zugezogen: aber
sie entzückt uns noch heute durch schlichte Anmut und den Zauber des Heimatlichen.
Die hier übliche Form ist folgende: an eine nach Osten zu halbkreisförmige, gewölbte
Apsis, vor der der Altar steht, schließt sich ein viereckiger Chor, daran nach Westen
zu das um eine Stufe niedriger liegende Langhaus und endlich ein Turm, dessen
Untergeschoß eine Vorhalle zum Langhaus bildet. Weder der Zahn der Zeit noch
das Feuer der Kriege noch die Neuerungswut der Architekten hat diese ehrwürdigen
Urkirchen unsrer Dorfparochien gänzlich vom heiniischen Boden vertilgen können, und
gerade in der nähern und weitern Umgegend des Collmberges finden sie sich noch
in erfreulicher Anzahl, so in Wernsdorf und in Collin, in Knobelsdorf bei Döbeln,
Schönerstadt bei Leisuig, Wasewitz, Altenbach bei Würzen, Dohm, Großbardau,
Trebseu, Otterwisch, Pomßen. Klinga, Grethen bei Grimma, Schmorkau, Zöschcm,
Lonnewitz bei Oschatz, Deutsch-Luppa, Cavertitz, Calbitz, Ochsensaal bei Dohlen,
Lorenzkirch bei Strehla. In manchen Kirchtürmen hängen sogar noch die alten
Glocken, die also von der Gründung der Parochie bis zum heutigen Tage ununter¬
brochen in Gottes Dienst sind, so in Erlbach bei Colditz eine Glocke aus dem zwölften
Jahrhundert, die der Gießer mit einem romanischen Crucifixus geziert hat, eine
andre im nahen Collin mit der in ganz altertümlichen Buchstaben erhaltnen In¬
schrift: O rsx Aloria, pfui our xaos, aufn. Das Stammelnde Latein des Priesters
mit der Bitte um Gottesfrieden gerade in der Nähe des unheimelichen Waldes
und des Berges mit den alten slawisch-heidnischen Heiligtümern reden eine deutliche
Sprache! Das Gebet des bekümmerten Pfarrers von Collin wurde erhört: der Sieg
Christi vollendete sich, und der „König der Ehren" zog ein als milder Herrscher
nicht nur in die überall aus dem Boden wachsenden Gotteshäuser, sondern auch in
das innerste Herz und Gemüt der Menschen.


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[0608] Rund um den Lollmberg berichtet. In der Mitte sieht man die Büste des Heilands. Die rechte Hand zum Schwur erhoben, verspricht einem Märtyrer, der durch eine emporgehaltne Lilie kenntlich ist, das Himmelreich, die Linke hält die Heilige Schrift (angedeutet durch die Buchstaben ^ und einem Slawen vor, der den Gekreuzigten anbetet. Hinter dem Märtyrer ist ein Rad, hinter dem Slawen eine Gans abgebildet. Das Auf¬ fallendste ist die Darstellung Christi, der als Brustbild aus einem gestuften Sockel emporwächst und fast einem Götzenbilde gleicht. Das war Wohl die Absicht des Steinmetzen: er wollte den Heiland den Heiden dadurch näher bringen, daß er ihn äußerlich den alten Slawengöttern ähnlich machte. So ist uns das Relief von Elstertrebnitz eine steinerne Urkunde der an den Slawen der Elsteraue geleisteten Missionsarbeit. An einer andern Stelle, in Zndel an der Elbe, ist sogar das Bild eines Slawengottes, ein Ungeheuer mit breitem Kopfe, glotzenden Augen, weit ge¬ öffnetem Munde und fletschenden Zähnen, im Innern des Turmes eingemauert worden, nicht etwa um den Triumph des siegenden Christus über diesen Gott darzustellen, sondern um die ihm im Herzen immer noch zugetanen Slawen zum Besuche des christlichen Gotteshauses anzulocken. Während der dritten Epoche der Christianisierung (1123 bis 1200) erreichte die romanische Kirchenbaukunst im Westen und Süden Deutschlands ihre höchste Blüte. In unserm Koloniallande zwischen Elster und Elbe, das eben erst den Slawen abgerungen wurde, gab es bei dem härtern Kampf ums Dasein und bei der Dürftig¬ keit der vorhandnen Mittel zunächst nur einen schwachen Abglanz der phantasievollen Herrlichkeit, die uns aus den Domen von Mainz, Worms, Bamberg, Speier ent¬ gegenstrahlt. Von größern und kunstvollem Kirchenbauten aus dieser Zeit sind eigentlich nur die Klosterkirchen von Zschillen und Altzelle zu nennen. Aber romanische Bauweise zeigt doch auch die Dorfkirche unsrer Gegend. Sie ist in jener Zeit meist nur aus Feldsteinen errichtet, der Pfarrer war der Bauherr, die Bauern selbst die Maurer, nur selten wurde ein höherer Kunst teilhafter Steinmetz zugezogen: aber sie entzückt uns noch heute durch schlichte Anmut und den Zauber des Heimatlichen. Die hier übliche Form ist folgende: an eine nach Osten zu halbkreisförmige, gewölbte Apsis, vor der der Altar steht, schließt sich ein viereckiger Chor, daran nach Westen zu das um eine Stufe niedriger liegende Langhaus und endlich ein Turm, dessen Untergeschoß eine Vorhalle zum Langhaus bildet. Weder der Zahn der Zeit noch das Feuer der Kriege noch die Neuerungswut der Architekten hat diese ehrwürdigen Urkirchen unsrer Dorfparochien gänzlich vom heiniischen Boden vertilgen können, und gerade in der nähern und weitern Umgegend des Collmberges finden sie sich noch in erfreulicher Anzahl, so in Wernsdorf und in Collin, in Knobelsdorf bei Döbeln, Schönerstadt bei Leisuig, Wasewitz, Altenbach bei Würzen, Dohm, Großbardau, Trebseu, Otterwisch, Pomßen. Klinga, Grethen bei Grimma, Schmorkau, Zöschcm, Lonnewitz bei Oschatz, Deutsch-Luppa, Cavertitz, Calbitz, Ochsensaal bei Dohlen, Lorenzkirch bei Strehla. In manchen Kirchtürmen hängen sogar noch die alten Glocken, die also von der Gründung der Parochie bis zum heutigen Tage ununter¬ brochen in Gottes Dienst sind, so in Erlbach bei Colditz eine Glocke aus dem zwölften Jahrhundert, die der Gießer mit einem romanischen Crucifixus geziert hat, eine andre im nahen Collin mit der in ganz altertümlichen Buchstaben erhaltnen In¬ schrift: O rsx Aloria, pfui our xaos, aufn. Das Stammelnde Latein des Priesters mit der Bitte um Gottesfrieden gerade in der Nähe des unheimelichen Waldes und des Berges mit den alten slawisch-heidnischen Heiligtümern reden eine deutliche Sprache! Das Gebet des bekümmerten Pfarrers von Collin wurde erhört: der Sieg Christi vollendete sich, und der „König der Ehren" zog ein als milder Herrscher nicht nur in die überall aus dem Boden wachsenden Gotteshäuser, sondern auch in das innerste Herz und Gemüt der Menschen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/608>, abgerufen am 24.07.2024.