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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Füßen liegt, überrannten und bis zur Elster hin eroberten, machten die Verhältnisse
in den wendischen Bistümern so unsicher, daß Bischof Eid (gestorben 1015) nicht
in Meißen, sondern an der Westgrenze seiner Diözese, in Colditz in der Nähe des
obenerwähnten Märtyrers begraben sein wollte. Ebenso wurde das Bistum Zeitz
wegen der häufigen Bedrohung des Orts durch böhmische und wendische Scharen
um 1022 nach Naumburg, also von der Elster an die Saale verlegt. Gegen die
Mitte des Jahrhunderts wurde es zwar friedlicher, und die ersten Klöster unsrer
Landschaft wurden gegründet: Schmölln bei Altenburg 1066 durch die Kaiserin
Agnes, Pegau 1095 durch Wiprecht von Groitzsch. Bosau bei Zeitz um 1114 und
Riesa vor 1119 durch Bischof Dietrich von Naumburg, das Kollegiatstift Würzen 1114
durch den Bischof Hertwig von Meißen. Aber für Riesa fanden sich lange Zeit
keine Mönche -- im Jahre 1168 nennt es Bischof Udo von Naumburg ^uorunÄam
nsxlixsntis, xsns ÄWolatuin*) --, und noch im Jahre 1140 hielt man es für nötig,
das Kloster Schmölln wegen der Feindseligkeiten der Wenden westwärts nach
Schulpforta bei Naumburg an der Saale zu verlegen. Daß es zu Anfang des
zwölften Jahrhunderts noch wirkliche Empörungen der Wenden zu bekämpfen galt,
beweist uns ein in einem Kloster der Erzdiözese Köln ansgefundner Brief des Erz-
bischofs Adelgot von Magdeburg und der ihm unterstellten Bischöfe an die Großen
von Sachsen, Franken, Lothringen und Flandern aus der Zeit von 1107 bis 1108,
in dem es heißt: "Es haben sich gegen uns erhoben und haben Macht erlangt sehr
grausame Leute, die von Mitleid weit entfernt sind und sich ihrer unmenschlichen
Bosheit rühmend die Kirchen Christi mit Götzendienst entheiligt und die Altäre
zerstört haben, und was sich ein menschliches Herz zu hören scheut, das scheuen sie
sich nicht gegen uns ins Werk zu setzen. Sehr oft dringen sie in unsre Gegend vor,
und schonungslos rauben, morden, zerstören, foltern sie mit ausgesuchten Qualen.
Manche enthaupten sie und opfern ihre Köpfe ihren Göttern, andern reißen sie die
Eingeweide aus, nageln die abgehauenen Hände und Füße an und rufen: "Wo ist
nun ihr Gott?" ... Wenn man aber diese Raubzüge einstellen will, so schreien die
Fanatiker unter ihnen: "Pripegala**) will es" ... Deshalb, teuerste Brüder in Sachsen,
Franken, Lothringen, Flandern, erhebt euch gegen die Feinde Christi. Hier könnt
ihr eure Seelen erlösen und, wenn ihr wollt, die besten Wohnsitze gewinnen." Auch
Hertwig, der Bischof von Meißen, hat diesen Brief gezeichnet, also galten die ge¬
schilderten Verhältnisse auch in Teilen seiner Diözese.

In dem letzten Satze des Briefes ist das Mittel genannt, das die wirkliche
Christianisierung unsrer Landschaft herbeigeführt hat: eine stärkere Einwanderung
deutscher Edelinge und Bauern aus den altdeutschen, westlichen Gegenden des Reichs.
Sie wurde gefördert und gesichert durch die feste Hand, die seit 1123 die Re¬
gierung des Landes ausübte, durch Konrad den Großen von Wettin, von dem
die Reihe der wettinischen Fürsten ohne Unterbrechung bis in unsre Tage geht.

Deshalb rechnen wir von diesem Jahre an die dritte Epoche der Christianisierung,
die dann gegen das Jahr 1200 im wesentlichen abgeschlossen war. In dieser Zeit
wanderten, herbeigerufen durch geistliche oder weltliche Grundherren, denen namentlich
an der Steigerung der Bodenabgabe, des sogenannten Zehnten, gelegen war, ganze
Scharen deutscher Bauern aus Thüringen, Franken, Bayern, Sachsen, Flandern in
die unter einer geregelten Landesherrschaft mehr als früher befriedeten Gaue zwischen
Elster und Elbe ein. Die Fluren der alten durch die frühern Kriege und Empörungen,
auch durch schlechte Wirtschaft heruntergekommnen, teilweise sogar verödeten Slawen-




*) Ooä. ä. S. I, 2, 239. Ur. 3S0.
Pripegala ist ein dem römischen Priapus verwandter Gott der Fruchtbarkeit.
Grenzboten IV 1S09 76
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Füßen liegt, überrannten und bis zur Elster hin eroberten, machten die Verhältnisse
in den wendischen Bistümern so unsicher, daß Bischof Eid (gestorben 1015) nicht
in Meißen, sondern an der Westgrenze seiner Diözese, in Colditz in der Nähe des
obenerwähnten Märtyrers begraben sein wollte. Ebenso wurde das Bistum Zeitz
wegen der häufigen Bedrohung des Orts durch böhmische und wendische Scharen
um 1022 nach Naumburg, also von der Elster an die Saale verlegt. Gegen die
Mitte des Jahrhunderts wurde es zwar friedlicher, und die ersten Klöster unsrer
Landschaft wurden gegründet: Schmölln bei Altenburg 1066 durch die Kaiserin
Agnes, Pegau 1095 durch Wiprecht von Groitzsch. Bosau bei Zeitz um 1114 und
Riesa vor 1119 durch Bischof Dietrich von Naumburg, das Kollegiatstift Würzen 1114
durch den Bischof Hertwig von Meißen. Aber für Riesa fanden sich lange Zeit
keine Mönche — im Jahre 1168 nennt es Bischof Udo von Naumburg ^uorunÄam
nsxlixsntis, xsns ÄWolatuin*) —, und noch im Jahre 1140 hielt man es für nötig,
das Kloster Schmölln wegen der Feindseligkeiten der Wenden westwärts nach
Schulpforta bei Naumburg an der Saale zu verlegen. Daß es zu Anfang des
zwölften Jahrhunderts noch wirkliche Empörungen der Wenden zu bekämpfen galt,
beweist uns ein in einem Kloster der Erzdiözese Köln ansgefundner Brief des Erz-
bischofs Adelgot von Magdeburg und der ihm unterstellten Bischöfe an die Großen
von Sachsen, Franken, Lothringen und Flandern aus der Zeit von 1107 bis 1108,
in dem es heißt: „Es haben sich gegen uns erhoben und haben Macht erlangt sehr
grausame Leute, die von Mitleid weit entfernt sind und sich ihrer unmenschlichen
Bosheit rühmend die Kirchen Christi mit Götzendienst entheiligt und die Altäre
zerstört haben, und was sich ein menschliches Herz zu hören scheut, das scheuen sie
sich nicht gegen uns ins Werk zu setzen. Sehr oft dringen sie in unsre Gegend vor,
und schonungslos rauben, morden, zerstören, foltern sie mit ausgesuchten Qualen.
Manche enthaupten sie und opfern ihre Köpfe ihren Göttern, andern reißen sie die
Eingeweide aus, nageln die abgehauenen Hände und Füße an und rufen: »Wo ist
nun ihr Gott?« ... Wenn man aber diese Raubzüge einstellen will, so schreien die
Fanatiker unter ihnen: »Pripegala**) will es« ... Deshalb, teuerste Brüder in Sachsen,
Franken, Lothringen, Flandern, erhebt euch gegen die Feinde Christi. Hier könnt
ihr eure Seelen erlösen und, wenn ihr wollt, die besten Wohnsitze gewinnen." Auch
Hertwig, der Bischof von Meißen, hat diesen Brief gezeichnet, also galten die ge¬
schilderten Verhältnisse auch in Teilen seiner Diözese.

In dem letzten Satze des Briefes ist das Mittel genannt, das die wirkliche
Christianisierung unsrer Landschaft herbeigeführt hat: eine stärkere Einwanderung
deutscher Edelinge und Bauern aus den altdeutschen, westlichen Gegenden des Reichs.
Sie wurde gefördert und gesichert durch die feste Hand, die seit 1123 die Re¬
gierung des Landes ausübte, durch Konrad den Großen von Wettin, von dem
die Reihe der wettinischen Fürsten ohne Unterbrechung bis in unsre Tage geht.

Deshalb rechnen wir von diesem Jahre an die dritte Epoche der Christianisierung,
die dann gegen das Jahr 1200 im wesentlichen abgeschlossen war. In dieser Zeit
wanderten, herbeigerufen durch geistliche oder weltliche Grundherren, denen namentlich
an der Steigerung der Bodenabgabe, des sogenannten Zehnten, gelegen war, ganze
Scharen deutscher Bauern aus Thüringen, Franken, Bayern, Sachsen, Flandern in
die unter einer geregelten Landesherrschaft mehr als früher befriedeten Gaue zwischen
Elster und Elbe ein. Die Fluren der alten durch die frühern Kriege und Empörungen,
auch durch schlechte Wirtschaft heruntergekommnen, teilweise sogar verödeten Slawen-




*) Ooä. ä. S. I, 2, 239. Ur. 3S0.
Pripegala ist ein dem römischen Priapus verwandter Gott der Fruchtbarkeit.
Grenzboten IV 1S09 76
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[0605] Rund um den cLollmberg Füßen liegt, überrannten und bis zur Elster hin eroberten, machten die Verhältnisse in den wendischen Bistümern so unsicher, daß Bischof Eid (gestorben 1015) nicht in Meißen, sondern an der Westgrenze seiner Diözese, in Colditz in der Nähe des obenerwähnten Märtyrers begraben sein wollte. Ebenso wurde das Bistum Zeitz wegen der häufigen Bedrohung des Orts durch böhmische und wendische Scharen um 1022 nach Naumburg, also von der Elster an die Saale verlegt. Gegen die Mitte des Jahrhunderts wurde es zwar friedlicher, und die ersten Klöster unsrer Landschaft wurden gegründet: Schmölln bei Altenburg 1066 durch die Kaiserin Agnes, Pegau 1095 durch Wiprecht von Groitzsch. Bosau bei Zeitz um 1114 und Riesa vor 1119 durch Bischof Dietrich von Naumburg, das Kollegiatstift Würzen 1114 durch den Bischof Hertwig von Meißen. Aber für Riesa fanden sich lange Zeit keine Mönche — im Jahre 1168 nennt es Bischof Udo von Naumburg ^uorunÄam nsxlixsntis, xsns ÄWolatuin*) —, und noch im Jahre 1140 hielt man es für nötig, das Kloster Schmölln wegen der Feindseligkeiten der Wenden westwärts nach Schulpforta bei Naumburg an der Saale zu verlegen. Daß es zu Anfang des zwölften Jahrhunderts noch wirkliche Empörungen der Wenden zu bekämpfen galt, beweist uns ein in einem Kloster der Erzdiözese Köln ansgefundner Brief des Erz- bischofs Adelgot von Magdeburg und der ihm unterstellten Bischöfe an die Großen von Sachsen, Franken, Lothringen und Flandern aus der Zeit von 1107 bis 1108, in dem es heißt: „Es haben sich gegen uns erhoben und haben Macht erlangt sehr grausame Leute, die von Mitleid weit entfernt sind und sich ihrer unmenschlichen Bosheit rühmend die Kirchen Christi mit Götzendienst entheiligt und die Altäre zerstört haben, und was sich ein menschliches Herz zu hören scheut, das scheuen sie sich nicht gegen uns ins Werk zu setzen. Sehr oft dringen sie in unsre Gegend vor, und schonungslos rauben, morden, zerstören, foltern sie mit ausgesuchten Qualen. Manche enthaupten sie und opfern ihre Köpfe ihren Göttern, andern reißen sie die Eingeweide aus, nageln die abgehauenen Hände und Füße an und rufen: »Wo ist nun ihr Gott?« ... Wenn man aber diese Raubzüge einstellen will, so schreien die Fanatiker unter ihnen: »Pripegala**) will es« ... Deshalb, teuerste Brüder in Sachsen, Franken, Lothringen, Flandern, erhebt euch gegen die Feinde Christi. Hier könnt ihr eure Seelen erlösen und, wenn ihr wollt, die besten Wohnsitze gewinnen." Auch Hertwig, der Bischof von Meißen, hat diesen Brief gezeichnet, also galten die ge¬ schilderten Verhältnisse auch in Teilen seiner Diözese. In dem letzten Satze des Briefes ist das Mittel genannt, das die wirkliche Christianisierung unsrer Landschaft herbeigeführt hat: eine stärkere Einwanderung deutscher Edelinge und Bauern aus den altdeutschen, westlichen Gegenden des Reichs. Sie wurde gefördert und gesichert durch die feste Hand, die seit 1123 die Re¬ gierung des Landes ausübte, durch Konrad den Großen von Wettin, von dem die Reihe der wettinischen Fürsten ohne Unterbrechung bis in unsre Tage geht. Deshalb rechnen wir von diesem Jahre an die dritte Epoche der Christianisierung, die dann gegen das Jahr 1200 im wesentlichen abgeschlossen war. In dieser Zeit wanderten, herbeigerufen durch geistliche oder weltliche Grundherren, denen namentlich an der Steigerung der Bodenabgabe, des sogenannten Zehnten, gelegen war, ganze Scharen deutscher Bauern aus Thüringen, Franken, Bayern, Sachsen, Flandern in die unter einer geregelten Landesherrschaft mehr als früher befriedeten Gaue zwischen Elster und Elbe ein. Die Fluren der alten durch die frühern Kriege und Empörungen, auch durch schlechte Wirtschaft heruntergekommnen, teilweise sogar verödeten Slawen- *) Ooä. ä. S. I, 2, 239. Ur. 3S0. Pripegala ist ein dem römischen Priapus verwandter Gott der Fruchtbarkeit. Grenzboten IV 1S09 76

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/605>, abgerufen am 24.07.2024.