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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Rund um den "Lollmberg

heißt. Links vom Schnittpunkte im Dickicht des Stangenholzes liegt eine kleine Festung.
Sie besteht aus einem etwa 1 Meter tiefen trocknen Graben, hinter dem sich kreis¬
förmig ein etwa 4 Meter hoher, oben scharf wie eine Zahnreihe laufender Wall
erhebt, hinter dem Wall folgt wieder ein Graben, der je nach der Jahreszeit mit
Wasser oder schilfigem Sumpf gefüllt ist, dann eine fast kreisförmige Platte von
reichlich 20 Metern Durchmesser, die also ringsum durch einen Wall und doppelten
Graben geschützt ist. Zwei Tore führen durch den Wall in den Wassergraben, die
sich im Ernstfalle durch Palisaden sperren ließen. Die Plattform besteht aus auf¬
geschichteten großen Feldsteinen, die an vielen Punkten zutage liegen, weil hier
vielfach nach Schätzen gegraben worden ist. Ob auf der Platte früher ein Steinhaus
gestanden hat, ist nicht zu ermitteln; ich wenigstens habe keine Spuren von Kalk
oder Mörtel gesehen. Vermutlich stand auf der Plattform, die für dreißig bis
vierzig Menschen ein Asyl bot, in alter Zeit nur ein hölzerner Turm. Wer hat
diese sonderbare kleine Festung gebaut? Sie erinnert in der Form der Anlage
am meisten an die slawischen Kegelburgen der Zeitzer Gegend, die Brinckmann
beschrieben hat. Eine ähnliche Anlage, nur etwas größer, war zum Beispiel Etzoldshain
bei Zeitz, das auf der kegelförmigen Plattform einen hölzernen Wartturm trug.
Diese Burgen wurden, bevor man die steinernen Burgen erbauen lernte, auch von
den deutschen Eroberern benutzt, und es ist wohl möglich, daß die fast in einer
schnurgeraden Linie liegenden Befestigungen am Kirchleins, unsre Kegelburg und
die Ringburg Altoschatz zusammen ein kleines Festungssystem bildeten, das den
Deutschen einen alten Heer- und Handelsweg quer durch den zwischen den Gauen
Chutizi und Daleminzi liegenden Grenzwald offen halten sollte. Doch das sind nur
unsichere Vermutungen. Licht in das Dunkel dieser und andrer alten Befestigungen
der Gegend kann erst eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen vorgenommene Aus¬
grabung bringen, die dringend zu wünschen ist.

Vom "wüsten Schloß" verfolgen wir unsre Wegrichtung noch ein Stück weiter,
bis wir aus die rechtwinklig dazu laufende Allee, die "alte Zehn" kommen, auf
ihr gehn wir rechts nach Südosten weiter, überschreiten in tiefer grüner Wald¬
einsamkeit zweimal den bei Calbitz in die Luppa fließenden Grabenbach und berühren
zwischen den Waldabteilungsnummern 98 und 103 den blau gezeichneten Collm-
bergweg, den wir nun nach links aufwärts verfolgen. Nach einer Stunde erreichen
wir im Schein der Nachmittagssonne den Gipfel des Berges (314 Meter). Hier
oben ist eine wonnige Rast. Man sitzt unter den hohen Eichen- und Lindenstämmen,
an denen die Goldaugen des durch die Zweiqe dringenden Sonnenlichts auf und
nieder steigen. Das kleine altvaterische Gasthaus sorgt für gute Bewirtung. Ein
auf der Mitte der Kuppe aufgestellter grün-weißer Holzpavillon chinesischen Stils
stammt aus dem Walde zu Füßen des Berges und erinnert an die fröhlichen Hof¬
jagden, die ihn einst belebten. Das schönste aber ist doch der Ausblick von dem
mächtigen steinern Turm, den wir auf einer rund um den Kern geführten offnen
Wendeltreppe ersteigen. Nach Westen zu sieht man die Türme von Leipzig und
das neue Völkerschlachtdenkmal wie eine Fata Morgana über der Ebene schweben,
im Norden schaut man weit nach Preußen hinein, im Osten sieht man die Spitzen
der Meißner Domtürme und im Süden bei ganz klarem Wetter die Ruinen des
Schlosses Frauenstein im Erzgebirge. Besonders anmutig ist der Vordergrund: die
welligen grünen Wipfel des Eichenwaldes, zu dessen Füßen sich das gartenreiche
Dorf Collin in die Falten des Berges schmiegt, und daran anschließend der stunden¬
weite dunkle Tannenforst, aus dem der Schloßturm von Hubertusburg und der
Spiegel des Horstsees heraufgrüßen. Wir denken der Zeit, wo noch die Heiden¬
götter unsern Berg umschwebten und der Wald noch als ein breiter zusammen¬
hängender schwarzer Streifen von der Elbe bei Torgau südwärts bis zur Mulde


Rund um den «Lollmberg

heißt. Links vom Schnittpunkte im Dickicht des Stangenholzes liegt eine kleine Festung.
Sie besteht aus einem etwa 1 Meter tiefen trocknen Graben, hinter dem sich kreis¬
förmig ein etwa 4 Meter hoher, oben scharf wie eine Zahnreihe laufender Wall
erhebt, hinter dem Wall folgt wieder ein Graben, der je nach der Jahreszeit mit
Wasser oder schilfigem Sumpf gefüllt ist, dann eine fast kreisförmige Platte von
reichlich 20 Metern Durchmesser, die also ringsum durch einen Wall und doppelten
Graben geschützt ist. Zwei Tore führen durch den Wall in den Wassergraben, die
sich im Ernstfalle durch Palisaden sperren ließen. Die Plattform besteht aus auf¬
geschichteten großen Feldsteinen, die an vielen Punkten zutage liegen, weil hier
vielfach nach Schätzen gegraben worden ist. Ob auf der Platte früher ein Steinhaus
gestanden hat, ist nicht zu ermitteln; ich wenigstens habe keine Spuren von Kalk
oder Mörtel gesehen. Vermutlich stand auf der Plattform, die für dreißig bis
vierzig Menschen ein Asyl bot, in alter Zeit nur ein hölzerner Turm. Wer hat
diese sonderbare kleine Festung gebaut? Sie erinnert in der Form der Anlage
am meisten an die slawischen Kegelburgen der Zeitzer Gegend, die Brinckmann
beschrieben hat. Eine ähnliche Anlage, nur etwas größer, war zum Beispiel Etzoldshain
bei Zeitz, das auf der kegelförmigen Plattform einen hölzernen Wartturm trug.
Diese Burgen wurden, bevor man die steinernen Burgen erbauen lernte, auch von
den deutschen Eroberern benutzt, und es ist wohl möglich, daß die fast in einer
schnurgeraden Linie liegenden Befestigungen am Kirchleins, unsre Kegelburg und
die Ringburg Altoschatz zusammen ein kleines Festungssystem bildeten, das den
Deutschen einen alten Heer- und Handelsweg quer durch den zwischen den Gauen
Chutizi und Daleminzi liegenden Grenzwald offen halten sollte. Doch das sind nur
unsichere Vermutungen. Licht in das Dunkel dieser und andrer alten Befestigungen
der Gegend kann erst eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen vorgenommene Aus¬
grabung bringen, die dringend zu wünschen ist.

Vom „wüsten Schloß" verfolgen wir unsre Wegrichtung noch ein Stück weiter,
bis wir aus die rechtwinklig dazu laufende Allee, die „alte Zehn" kommen, auf
ihr gehn wir rechts nach Südosten weiter, überschreiten in tiefer grüner Wald¬
einsamkeit zweimal den bei Calbitz in die Luppa fließenden Grabenbach und berühren
zwischen den Waldabteilungsnummern 98 und 103 den blau gezeichneten Collm-
bergweg, den wir nun nach links aufwärts verfolgen. Nach einer Stunde erreichen
wir im Schein der Nachmittagssonne den Gipfel des Berges (314 Meter). Hier
oben ist eine wonnige Rast. Man sitzt unter den hohen Eichen- und Lindenstämmen,
an denen die Goldaugen des durch die Zweiqe dringenden Sonnenlichts auf und
nieder steigen. Das kleine altvaterische Gasthaus sorgt für gute Bewirtung. Ein
auf der Mitte der Kuppe aufgestellter grün-weißer Holzpavillon chinesischen Stils
stammt aus dem Walde zu Füßen des Berges und erinnert an die fröhlichen Hof¬
jagden, die ihn einst belebten. Das schönste aber ist doch der Ausblick von dem
mächtigen steinern Turm, den wir auf einer rund um den Kern geführten offnen
Wendeltreppe ersteigen. Nach Westen zu sieht man die Türme von Leipzig und
das neue Völkerschlachtdenkmal wie eine Fata Morgana über der Ebene schweben,
im Norden schaut man weit nach Preußen hinein, im Osten sieht man die Spitzen
der Meißner Domtürme und im Süden bei ganz klarem Wetter die Ruinen des
Schlosses Frauenstein im Erzgebirge. Besonders anmutig ist der Vordergrund: die
welligen grünen Wipfel des Eichenwaldes, zu dessen Füßen sich das gartenreiche
Dorf Collin in die Falten des Berges schmiegt, und daran anschließend der stunden¬
weite dunkle Tannenforst, aus dem der Schloßturm von Hubertusburg und der
Spiegel des Horstsees heraufgrüßen. Wir denken der Zeit, wo noch die Heiden¬
götter unsern Berg umschwebten und der Wald noch als ein breiter zusammen¬
hängender schwarzer Streifen von der Elbe bei Torgau südwärts bis zur Mulde


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[0603] Rund um den «Lollmberg heißt. Links vom Schnittpunkte im Dickicht des Stangenholzes liegt eine kleine Festung. Sie besteht aus einem etwa 1 Meter tiefen trocknen Graben, hinter dem sich kreis¬ förmig ein etwa 4 Meter hoher, oben scharf wie eine Zahnreihe laufender Wall erhebt, hinter dem Wall folgt wieder ein Graben, der je nach der Jahreszeit mit Wasser oder schilfigem Sumpf gefüllt ist, dann eine fast kreisförmige Platte von reichlich 20 Metern Durchmesser, die also ringsum durch einen Wall und doppelten Graben geschützt ist. Zwei Tore führen durch den Wall in den Wassergraben, die sich im Ernstfalle durch Palisaden sperren ließen. Die Plattform besteht aus auf¬ geschichteten großen Feldsteinen, die an vielen Punkten zutage liegen, weil hier vielfach nach Schätzen gegraben worden ist. Ob auf der Platte früher ein Steinhaus gestanden hat, ist nicht zu ermitteln; ich wenigstens habe keine Spuren von Kalk oder Mörtel gesehen. Vermutlich stand auf der Plattform, die für dreißig bis vierzig Menschen ein Asyl bot, in alter Zeit nur ein hölzerner Turm. Wer hat diese sonderbare kleine Festung gebaut? Sie erinnert in der Form der Anlage am meisten an die slawischen Kegelburgen der Zeitzer Gegend, die Brinckmann beschrieben hat. Eine ähnliche Anlage, nur etwas größer, war zum Beispiel Etzoldshain bei Zeitz, das auf der kegelförmigen Plattform einen hölzernen Wartturm trug. Diese Burgen wurden, bevor man die steinernen Burgen erbauen lernte, auch von den deutschen Eroberern benutzt, und es ist wohl möglich, daß die fast in einer schnurgeraden Linie liegenden Befestigungen am Kirchleins, unsre Kegelburg und die Ringburg Altoschatz zusammen ein kleines Festungssystem bildeten, das den Deutschen einen alten Heer- und Handelsweg quer durch den zwischen den Gauen Chutizi und Daleminzi liegenden Grenzwald offen halten sollte. Doch das sind nur unsichere Vermutungen. Licht in das Dunkel dieser und andrer alten Befestigungen der Gegend kann erst eine nach wissenschaftlichen Grundsätzen vorgenommene Aus¬ grabung bringen, die dringend zu wünschen ist. Vom „wüsten Schloß" verfolgen wir unsre Wegrichtung noch ein Stück weiter, bis wir aus die rechtwinklig dazu laufende Allee, die „alte Zehn" kommen, auf ihr gehn wir rechts nach Südosten weiter, überschreiten in tiefer grüner Wald¬ einsamkeit zweimal den bei Calbitz in die Luppa fließenden Grabenbach und berühren zwischen den Waldabteilungsnummern 98 und 103 den blau gezeichneten Collm- bergweg, den wir nun nach links aufwärts verfolgen. Nach einer Stunde erreichen wir im Schein der Nachmittagssonne den Gipfel des Berges (314 Meter). Hier oben ist eine wonnige Rast. Man sitzt unter den hohen Eichen- und Lindenstämmen, an denen die Goldaugen des durch die Zweiqe dringenden Sonnenlichts auf und nieder steigen. Das kleine altvaterische Gasthaus sorgt für gute Bewirtung. Ein auf der Mitte der Kuppe aufgestellter grün-weißer Holzpavillon chinesischen Stils stammt aus dem Walde zu Füßen des Berges und erinnert an die fröhlichen Hof¬ jagden, die ihn einst belebten. Das schönste aber ist doch der Ausblick von dem mächtigen steinern Turm, den wir auf einer rund um den Kern geführten offnen Wendeltreppe ersteigen. Nach Westen zu sieht man die Türme von Leipzig und das neue Völkerschlachtdenkmal wie eine Fata Morgana über der Ebene schweben, im Norden schaut man weit nach Preußen hinein, im Osten sieht man die Spitzen der Meißner Domtürme und im Süden bei ganz klarem Wetter die Ruinen des Schlosses Frauenstein im Erzgebirge. Besonders anmutig ist der Vordergrund: die welligen grünen Wipfel des Eichenwaldes, zu dessen Füßen sich das gartenreiche Dorf Collin in die Falten des Berges schmiegt, und daran anschließend der stunden¬ weite dunkle Tannenforst, aus dem der Schloßturm von Hubertusburg und der Spiegel des Horstsees heraufgrüßen. Wir denken der Zeit, wo noch die Heiden¬ götter unsern Berg umschwebten und der Wald noch als ein breiter zusammen¬ hängender schwarzer Streifen von der Elbe bei Torgau südwärts bis zur Mulde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/603>, abgerufen am 04.07.2024.