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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Rund um den Lollmberg

nunmehr -wieder als Jagdschloß einzurichten. Es geschah im Jahre 1874, und so
wurden die schlichten Räume mit den obengenannten Fürstenbilderu, wertvollen alten
Möbeln, teilweise auch mit modernem Hausgerät anmutig und traulich ausgestattet.
Der König fügte dann noch Bilder von den hier abgehaltnen Hofjagden, vor allen
aber alle von ihm erbeuteten Jagdtrophäen hinzu. Sie sind durch eiuen am Schädel
angehefteten goldnen Eichenzweig kenntlich. Man staunt über die Fülle stattlicher
Hirsche, die König Albert teils auf dem Pirschgänge, teils auf der Treibjagd erlegt hat,
und über die fast unabsehbare Zahl der Rehgehörne. Jedes Jahr hat er eine Zeit
lang in Wernsdorf geweilt und hat dort die Jagdfreuden mit alten Kameraden
aus dem großen Kriege und mit andern ihm nahestehenden Männern geteilt. Er
war allen Wermsdorfern eine vertraute Gestalt, wenn er, der leutselige und gütige
Herr, in schlichter Joppe, den kleinen, runden Hut auf dem Kopfe in die nahen
Wälder fuhr. Ich kenne auch kein lebenswahreres Denkmal des hohen Herrn als
das,-das ihm der Wermsdorfer Kriegervereiu im Juni 1908 durch den Dresdner
Bildhauer Georg Bernkopf nahe am Schloßeingang errichtet hat. Da steht König
Albert in ganzer Brouzefigur auf einem roten Granitsockel, den das Relief des
Hubertushirsches ziert, an der Mauer seines Jagdschlosses, die Büchse über der
Schulter, ohne jede Pose, in jener vornehm-lässigen Haltung, die ihm eigen war,
und schaut, von seinen Bäumen umschattet, in sein Jagdrevier hinaus: ein Jäger
von Se. Hubertus Gnaden, ein ganzer Mann und ein treuer Vater seines Volkes.
schlichter Bürgersinn/ aufrichtige Verehrung und warme Liebe haben dies Denkmal
gesetzt, diese Gesinnung spricht hier so deutlich aus dem Ort, dem Stein und der
Bronze, daß man es mit immer erneuter Erquickung betrachtet: hier ist echtes
wohltuendes Menschentuni dargestellt durch eine echte, beglückende Kunst. ^

/ Hubertusburg ist, obwohl König Friedrich August der Gerechte nach 1815 einen
kleinen Teil der Gemächer für sich bereitstellen ließ und auch die Parforcejagd
wieder aufnahm, niemals wieder in der alten Pracht auferstanden. Wie zur Sühne
für den ehedem übertriebnen Luxus ist die glänzende fürstliche Residenz allmählich
zur dienenden Magd der Barmherzigkeit geworden. Die Nebengebäude wurden zu
Freiwohnuugen für verarmte Glieder vornehmer Familien verwandt, auch eine
Fayencefabrik, deren Erzeugnisse jetzt von den Sammlern sehr gesucht sind, hat sich
zwischen. 1769 bis 1834 in einigen Räumen befunden. Das eigentliche Palais
wurde 1791 zu einem großen Militärmagazin umgewandelt, im Freiheitskrieg 1813
und 1814 diente es als Militärlazarett. Tausende von Verwundeten aller Nationen
wurden nach und nach hier untergebracht, die Stile und Gänge hallten wider vom
Schmerzensschrei der Amputierten und von deu Fieberphantasien der Sterbenden;
in ganzen Wagenladungen wurden die Toten, meist Opfer des Lazarettfiebers, an
die Südostecke des Hvrstsees gefahren und dort ohne Sang und Klang im Lindicht
verscharrt, nach der niedrigsten Angabe 6000, nach andern 12 bis 13 000 Leichen.
Noch heute ist das Viereck dieses Riesenfriedhofs kenntlich, es heißt das Franzosen-
grab, Kinder pflücken Blumen darauf, und friedliche Spaziergänger wandeln über
die Stätte des Grauens.

, Im Jahre 1837 wurde in einem Teile der Nebengebäude ein Landesgefängnis
untergebracht; in einer Zelle dieses Gefängnisses entwarf Ernst Keil 1852 den Plan
zur Herausgabe der "Gartenlaube"; zuletzt dienten die bessern Zellen zur Verbüßung
von Festungshaft. ^ Die letzten Gefangnen in Hubertusburg waren Wilhelm Liebknecht
und August Bebel. Im Jahre 1840 wurde auch ein Landeskrankenhaus und ein
Laudessiechenhaus in Hubertusburg eröffnet dient das Schloß ohne
Unterlaß solchen Humanitären Zwecken. Jetzt ist darin eine Erziehungsanstalt für
blödsinnige Kinder, eine Landesirrenaustalt und ein Versorghaus. Wer deu Garten


Rund um den Lollmberg

nunmehr -wieder als Jagdschloß einzurichten. Es geschah im Jahre 1874, und so
wurden die schlichten Räume mit den obengenannten Fürstenbilderu, wertvollen alten
Möbeln, teilweise auch mit modernem Hausgerät anmutig und traulich ausgestattet.
Der König fügte dann noch Bilder von den hier abgehaltnen Hofjagden, vor allen
aber alle von ihm erbeuteten Jagdtrophäen hinzu. Sie sind durch eiuen am Schädel
angehefteten goldnen Eichenzweig kenntlich. Man staunt über die Fülle stattlicher
Hirsche, die König Albert teils auf dem Pirschgänge, teils auf der Treibjagd erlegt hat,
und über die fast unabsehbare Zahl der Rehgehörne. Jedes Jahr hat er eine Zeit
lang in Wernsdorf geweilt und hat dort die Jagdfreuden mit alten Kameraden
aus dem großen Kriege und mit andern ihm nahestehenden Männern geteilt. Er
war allen Wermsdorfern eine vertraute Gestalt, wenn er, der leutselige und gütige
Herr, in schlichter Joppe, den kleinen, runden Hut auf dem Kopfe in die nahen
Wälder fuhr. Ich kenne auch kein lebenswahreres Denkmal des hohen Herrn als
das,-das ihm der Wermsdorfer Kriegervereiu im Juni 1908 durch den Dresdner
Bildhauer Georg Bernkopf nahe am Schloßeingang errichtet hat. Da steht König
Albert in ganzer Brouzefigur auf einem roten Granitsockel, den das Relief des
Hubertushirsches ziert, an der Mauer seines Jagdschlosses, die Büchse über der
Schulter, ohne jede Pose, in jener vornehm-lässigen Haltung, die ihm eigen war,
und schaut, von seinen Bäumen umschattet, in sein Jagdrevier hinaus: ein Jäger
von Se. Hubertus Gnaden, ein ganzer Mann und ein treuer Vater seines Volkes.
schlichter Bürgersinn/ aufrichtige Verehrung und warme Liebe haben dies Denkmal
gesetzt, diese Gesinnung spricht hier so deutlich aus dem Ort, dem Stein und der
Bronze, daß man es mit immer erneuter Erquickung betrachtet: hier ist echtes
wohltuendes Menschentuni dargestellt durch eine echte, beglückende Kunst. ^

/ Hubertusburg ist, obwohl König Friedrich August der Gerechte nach 1815 einen
kleinen Teil der Gemächer für sich bereitstellen ließ und auch die Parforcejagd
wieder aufnahm, niemals wieder in der alten Pracht auferstanden. Wie zur Sühne
für den ehedem übertriebnen Luxus ist die glänzende fürstliche Residenz allmählich
zur dienenden Magd der Barmherzigkeit geworden. Die Nebengebäude wurden zu
Freiwohnuugen für verarmte Glieder vornehmer Familien verwandt, auch eine
Fayencefabrik, deren Erzeugnisse jetzt von den Sammlern sehr gesucht sind, hat sich
zwischen. 1769 bis 1834 in einigen Räumen befunden. Das eigentliche Palais
wurde 1791 zu einem großen Militärmagazin umgewandelt, im Freiheitskrieg 1813
und 1814 diente es als Militärlazarett. Tausende von Verwundeten aller Nationen
wurden nach und nach hier untergebracht, die Stile und Gänge hallten wider vom
Schmerzensschrei der Amputierten und von deu Fieberphantasien der Sterbenden;
in ganzen Wagenladungen wurden die Toten, meist Opfer des Lazarettfiebers, an
die Südostecke des Hvrstsees gefahren und dort ohne Sang und Klang im Lindicht
verscharrt, nach der niedrigsten Angabe 6000, nach andern 12 bis 13 000 Leichen.
Noch heute ist das Viereck dieses Riesenfriedhofs kenntlich, es heißt das Franzosen-
grab, Kinder pflücken Blumen darauf, und friedliche Spaziergänger wandeln über
die Stätte des Grauens.

, Im Jahre 1837 wurde in einem Teile der Nebengebäude ein Landesgefängnis
untergebracht; in einer Zelle dieses Gefängnisses entwarf Ernst Keil 1852 den Plan
zur Herausgabe der „Gartenlaube"; zuletzt dienten die bessern Zellen zur Verbüßung
von Festungshaft. ^ Die letzten Gefangnen in Hubertusburg waren Wilhelm Liebknecht
und August Bebel. Im Jahre 1840 wurde auch ein Landeskrankenhaus und ein
Laudessiechenhaus in Hubertusburg eröffnet dient das Schloß ohne
Unterlaß solchen Humanitären Zwecken. Jetzt ist darin eine Erziehungsanstalt für
blödsinnige Kinder, eine Landesirrenaustalt und ein Versorghaus. Wer deu Garten


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[0530] Rund um den Lollmberg nunmehr -wieder als Jagdschloß einzurichten. Es geschah im Jahre 1874, und so wurden die schlichten Räume mit den obengenannten Fürstenbilderu, wertvollen alten Möbeln, teilweise auch mit modernem Hausgerät anmutig und traulich ausgestattet. Der König fügte dann noch Bilder von den hier abgehaltnen Hofjagden, vor allen aber alle von ihm erbeuteten Jagdtrophäen hinzu. Sie sind durch eiuen am Schädel angehefteten goldnen Eichenzweig kenntlich. Man staunt über die Fülle stattlicher Hirsche, die König Albert teils auf dem Pirschgänge, teils auf der Treibjagd erlegt hat, und über die fast unabsehbare Zahl der Rehgehörne. Jedes Jahr hat er eine Zeit lang in Wernsdorf geweilt und hat dort die Jagdfreuden mit alten Kameraden aus dem großen Kriege und mit andern ihm nahestehenden Männern geteilt. Er war allen Wermsdorfern eine vertraute Gestalt, wenn er, der leutselige und gütige Herr, in schlichter Joppe, den kleinen, runden Hut auf dem Kopfe in die nahen Wälder fuhr. Ich kenne auch kein lebenswahreres Denkmal des hohen Herrn als das,-das ihm der Wermsdorfer Kriegervereiu im Juni 1908 durch den Dresdner Bildhauer Georg Bernkopf nahe am Schloßeingang errichtet hat. Da steht König Albert in ganzer Brouzefigur auf einem roten Granitsockel, den das Relief des Hubertushirsches ziert, an der Mauer seines Jagdschlosses, die Büchse über der Schulter, ohne jede Pose, in jener vornehm-lässigen Haltung, die ihm eigen war, und schaut, von seinen Bäumen umschattet, in sein Jagdrevier hinaus: ein Jäger von Se. Hubertus Gnaden, ein ganzer Mann und ein treuer Vater seines Volkes. schlichter Bürgersinn/ aufrichtige Verehrung und warme Liebe haben dies Denkmal gesetzt, diese Gesinnung spricht hier so deutlich aus dem Ort, dem Stein und der Bronze, daß man es mit immer erneuter Erquickung betrachtet: hier ist echtes wohltuendes Menschentuni dargestellt durch eine echte, beglückende Kunst. ^ / Hubertusburg ist, obwohl König Friedrich August der Gerechte nach 1815 einen kleinen Teil der Gemächer für sich bereitstellen ließ und auch die Parforcejagd wieder aufnahm, niemals wieder in der alten Pracht auferstanden. Wie zur Sühne für den ehedem übertriebnen Luxus ist die glänzende fürstliche Residenz allmählich zur dienenden Magd der Barmherzigkeit geworden. Die Nebengebäude wurden zu Freiwohnuugen für verarmte Glieder vornehmer Familien verwandt, auch eine Fayencefabrik, deren Erzeugnisse jetzt von den Sammlern sehr gesucht sind, hat sich zwischen. 1769 bis 1834 in einigen Räumen befunden. Das eigentliche Palais wurde 1791 zu einem großen Militärmagazin umgewandelt, im Freiheitskrieg 1813 und 1814 diente es als Militärlazarett. Tausende von Verwundeten aller Nationen wurden nach und nach hier untergebracht, die Stile und Gänge hallten wider vom Schmerzensschrei der Amputierten und von deu Fieberphantasien der Sterbenden; in ganzen Wagenladungen wurden die Toten, meist Opfer des Lazarettfiebers, an die Südostecke des Hvrstsees gefahren und dort ohne Sang und Klang im Lindicht verscharrt, nach der niedrigsten Angabe 6000, nach andern 12 bis 13 000 Leichen. Noch heute ist das Viereck dieses Riesenfriedhofs kenntlich, es heißt das Franzosen- grab, Kinder pflücken Blumen darauf, und friedliche Spaziergänger wandeln über die Stätte des Grauens. , Im Jahre 1837 wurde in einem Teile der Nebengebäude ein Landesgefängnis untergebracht; in einer Zelle dieses Gefängnisses entwarf Ernst Keil 1852 den Plan zur Herausgabe der „Gartenlaube"; zuletzt dienten die bessern Zellen zur Verbüßung von Festungshaft. ^ Die letzten Gefangnen in Hubertusburg waren Wilhelm Liebknecht und August Bebel. Im Jahre 1840 wurde auch ein Landeskrankenhaus und ein Laudessiechenhaus in Hubertusburg eröffnet dient das Schloß ohne Unterlaß solchen Humanitären Zwecken. Jetzt ist darin eine Erziehungsanstalt für blödsinnige Kinder, eine Landesirrenaustalt und ein Versorghaus. Wer deu Garten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/530>, abgerufen am 24.07.2024.