Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.Drahtlose Telegraphie und Telephon,'" mittels elektrischer Welle" später mit der Bezeichnung Antenne belegte Luftleitung der drahtlosen Tele¬ Größere Entfernungen konnten jedoch mit den Marconicmordnungen nicht Drahtlose Telegraphie und Telephon,'« mittels elektrischer Welle» später mit der Bezeichnung Antenne belegte Luftleitung der drahtlosen Tele¬ Größere Entfernungen konnten jedoch mit den Marconicmordnungen nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0513" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314860"/> <fw type="header" place="top"> Drahtlose Telegraphie und Telephon,'« mittels elektrischer Welle»</fw><lb/> <p xml:id="ID_2357" prev="#ID_2356"> später mit der Bezeichnung Antenne belegte Luftleitung der drahtlosen Tele¬<lb/> graphie. Die Benutzung eines solchen Luftdrahtes zum Ausserdem der elek¬<lb/> trischen Wellen blieb jedoch Marconi vorbehalten. Mit seinen einwandfreien<lb/> Versuchen im Bristolkanal im Mai 1897 hat Marconi das Problem der draht¬<lb/> losen Telegraphie zuerst praktisch gelöst. Dies ist sein unanfechtbares Verdienst.</p><lb/> <p xml:id="ID_2358" next="#ID_2359"> Größere Entfernungen konnten jedoch mit den Marconicmordnungen nicht<lb/> überbrückt werden. Das wurde erst durch die Erfindung deutscher Gelehrter<lb/> möglich; einmal durch die allgemeine Verwendung eines geschloßnen Schwingungs¬<lb/> kreises zur Erzeugung nachhaltiger elektrischer Wellen, wie ihn Professor Ferdinand<lb/> Braun in Straßburg erfunden hatte und schon seit 1897 benutzte, sowie dann<lb/> durch die Lösung der Abstimmungsfrage von Professor Slaby in Charlottenburg<lb/> im Sommer 1900. Von weitern grundlegenden Erfindungen sind noch d,e<lb/> Braunschen Energieschaltungen für größere Fernwirkungen durch Erhöhung der<lb/> Kapazität des Erregerkreises und die ebenfalls von ihm angegebene Unterteilung<lb/> der Funkenstrecke zur Erhöhung der Entladespannungen anzuführen. Mit den<lb/> Braunschen Erfindungen beginnt überhaupt erst eine zielbewußte Weiterent¬<lb/> wicklung des jetzt allgemein als „Funkentelegraphie" bezeichneten Verkehrs¬<lb/> mittels. Um die praktische Ausgestaltung der Braunschen Erfindungen hat sich<lb/> namentlich die deutsche Telefunkengesellschaft und deren technischer Leiter Graf<lb/> v. Arco verdient gemacht. Im Auslande wird allgemein der Braunsche Sender<lb/> verwandt; leider unter gänzlicher Mißachtung der Rechte des Erfinders.<lb/> Man hat da. wie es ja so leicht ist, alte Analogien ausgegraben und damit<lb/> dem Erfinder sein geistiges Eigentum streitig gemacht. Mit dem Braunschen<lb/> Sender gelang es bald. Telegraphierweiten von 200 bis 300 Kilometer über<lb/> Wasser und 100 Kilometer über Land zu erreichen. Heute kann man mit<lb/> ihm bei Anwendung empfindlicher Wellenanzeiger, wie z. B. der Polarisations¬<lb/> zelle von Schlömilch, ohne Mühe und ohne großen Energieaufwand Ver¬<lb/> ständigung über Wasser oder Land auf 1000 Kilometer und mehr erzielen.<lb/> Selbst die drahtlose Nachrichtensendung über den Atlantischen Ozean beginnt<lb/> jetzt tatsächlich einige praktische Erfolge zu erzielen. Bezüglich dieser hatte die<lb/> englische Marconitelegraphengesellschaft schon im Dezember 1901 durch alle<lb/> Zeitungen der Welt bekannt gegeben, daß Marconi funkentelegraphische Zeichen<lb/> von Poldhu (Cornwall) nach Se. Johns (Neufundland) übermittelt habe.<lb/> Skeptiker glauben noch heute, daß das vielbesprochne 8, das Marconi da¬<lb/> mals über den Atlantischen Ozean befördert haben will, eine durch luftelektrischc<lb/> Entladungen hervorgebrachte Täuschung gewesen sei. Am 21. Dezember 1902<lb/> soll dann noch die Übermittlung einiger Telegramme erfolgt sein. Auch das<lb/> ist angezweifelt worden. Dann verstummte auf einmal die Reklametrommel<lb/> für den transatlantischen Verkehr. Es bedürfte noch einer fünfjährigen Arbeit,<lb/> bis Marconi endlich im Mai 1907 einen regelrechten transatlantischen Ver¬<lb/> suchsbetrieb zwischen zwei drahtlosen Riesenstationen Glace Bay in Kanada<lb/> und Clifden in Irland eröffnen konnte. Im Oktober 1907 waren die Ver-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0513]
Drahtlose Telegraphie und Telephon,'« mittels elektrischer Welle»
später mit der Bezeichnung Antenne belegte Luftleitung der drahtlosen Tele¬
graphie. Die Benutzung eines solchen Luftdrahtes zum Ausserdem der elek¬
trischen Wellen blieb jedoch Marconi vorbehalten. Mit seinen einwandfreien
Versuchen im Bristolkanal im Mai 1897 hat Marconi das Problem der draht¬
losen Telegraphie zuerst praktisch gelöst. Dies ist sein unanfechtbares Verdienst.
Größere Entfernungen konnten jedoch mit den Marconicmordnungen nicht
überbrückt werden. Das wurde erst durch die Erfindung deutscher Gelehrter
möglich; einmal durch die allgemeine Verwendung eines geschloßnen Schwingungs¬
kreises zur Erzeugung nachhaltiger elektrischer Wellen, wie ihn Professor Ferdinand
Braun in Straßburg erfunden hatte und schon seit 1897 benutzte, sowie dann
durch die Lösung der Abstimmungsfrage von Professor Slaby in Charlottenburg
im Sommer 1900. Von weitern grundlegenden Erfindungen sind noch d,e
Braunschen Energieschaltungen für größere Fernwirkungen durch Erhöhung der
Kapazität des Erregerkreises und die ebenfalls von ihm angegebene Unterteilung
der Funkenstrecke zur Erhöhung der Entladespannungen anzuführen. Mit den
Braunschen Erfindungen beginnt überhaupt erst eine zielbewußte Weiterent¬
wicklung des jetzt allgemein als „Funkentelegraphie" bezeichneten Verkehrs¬
mittels. Um die praktische Ausgestaltung der Braunschen Erfindungen hat sich
namentlich die deutsche Telefunkengesellschaft und deren technischer Leiter Graf
v. Arco verdient gemacht. Im Auslande wird allgemein der Braunsche Sender
verwandt; leider unter gänzlicher Mißachtung der Rechte des Erfinders.
Man hat da. wie es ja so leicht ist, alte Analogien ausgegraben und damit
dem Erfinder sein geistiges Eigentum streitig gemacht. Mit dem Braunschen
Sender gelang es bald. Telegraphierweiten von 200 bis 300 Kilometer über
Wasser und 100 Kilometer über Land zu erreichen. Heute kann man mit
ihm bei Anwendung empfindlicher Wellenanzeiger, wie z. B. der Polarisations¬
zelle von Schlömilch, ohne Mühe und ohne großen Energieaufwand Ver¬
ständigung über Wasser oder Land auf 1000 Kilometer und mehr erzielen.
Selbst die drahtlose Nachrichtensendung über den Atlantischen Ozean beginnt
jetzt tatsächlich einige praktische Erfolge zu erzielen. Bezüglich dieser hatte die
englische Marconitelegraphengesellschaft schon im Dezember 1901 durch alle
Zeitungen der Welt bekannt gegeben, daß Marconi funkentelegraphische Zeichen
von Poldhu (Cornwall) nach Se. Johns (Neufundland) übermittelt habe.
Skeptiker glauben noch heute, daß das vielbesprochne 8, das Marconi da¬
mals über den Atlantischen Ozean befördert haben will, eine durch luftelektrischc
Entladungen hervorgebrachte Täuschung gewesen sei. Am 21. Dezember 1902
soll dann noch die Übermittlung einiger Telegramme erfolgt sein. Auch das
ist angezweifelt worden. Dann verstummte auf einmal die Reklametrommel
für den transatlantischen Verkehr. Es bedürfte noch einer fünfjährigen Arbeit,
bis Marconi endlich im Mai 1907 einen regelrechten transatlantischen Ver¬
suchsbetrieb zwischen zwei drahtlosen Riesenstationen Glace Bay in Kanada
und Clifden in Irland eröffnen konnte. Im Oktober 1907 waren die Ver-
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