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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Jugendschriften

dringende Bitte zu richten, daß er den Einband sowohl als auch die Illu¬
strationen von einem Künstler neugestalten ließe, da das Äußere der Bücher
ganz Md gar nicht dem geschmackvollen, vorzüglichen Inhalt entspricht/

Das Fehlen dieses oder jenes wünschenswerten Buches soll nun aber nicht
etwa einen Tadel gegen die Arbeit der Hamburger Lehrervereiniguug als solche
enthalten. Wie allgemein anerkannt ihre Bestrebungen sind, zeigt sich am
besten dadurch, daß sich die Verleger bemühen, ihren Wünschen, soweit sie
nur können, entgegenzukommen.

Der Kunstverlag von Jos. Scholz in Mainz gibt eine Reihe von Märchen
heraus unter dem gemeinsamen Titel: Das deutsche Bilderbuch. Ein Band
enthält immer ein Märchen, auf festem, starkem Papier in großen, sehr deut¬
lichen Lettern gedruckt und in besonders haltbarem Pappdeckel gebunden. Die
schönen alten Märchen wie Dornröschen, Rotkäppchen, Aschenputtel, Hans
im Glück. Froschkönig u.a.in. sind von Malern wie Julius Diez. Ernst
Liebermann, Arpad Schmidhammer mit farbigen Bildern geschmückt und kosten
je eine Mark. Bei diesem billigen Preis ist es kaum glaublich, wie der Ver¬
leger eine so schöne und zugleich für Kinder überaus praktische Ausstattung
liefern kann.

Trägt diese Serie dem Verständnis von kleinern, etwa drei- bis neun¬
jährigen Kindern Rechnung, so sind die Mainzer Volks- und Jugendbücher
desselben Verlags für größere Kinder bestimmt. In den "Drei guten Ka¬
meraden", einem der ersten Bände dieser Reihe, erzählt Gustav Falke die
Geschichte dreier Kinder, die in einem Hamburger Vorort ihre Kindheit in
inniger Freundschaft verleben, bis das Schicksal zwei von ihnen hinaus in
die weite Welt führt, während den dritten Kameraden, die kleine überzarte
Lisbeth Langhammer, der Tod in seine Arme nimmt und sanft in sein Reich
hmüberleitet. Die reichen Freuden, die die Natur in treuer Mutterliebe diesen
drei ärmlichen Kindern bietet, sind mit viel Wärme und Humor geschildert.
Die verpfändete und dann zurückgewonnene Ziege, das Kaninchen, um dessen
Namen sich heißer Streit entspinnt, ja Baum, Strauch und Teich werden zu
handelnden Personen und zu guten, alten Bekannten, von denen wir am
Schluß der Erzählung mit leiser Wehmut Abschied nehmen. Obgleich zwei
Knaben in diesem Buch die Hauptpersonen sind, ist es seiner versonnenen,
stillen Schreibart nach mehr zur Mädchenlektüre geeignet. -"

Anders Karl Ferdinands "Normannensturm" oder "Im Schillschen Zug
von Wilhelm Koyde. ' / ' '

Karl Ferdinands führt uns in die Zeit König Arnulfs und der Nvr-
wannenkämpfe um ' die reichen Klosterländer in der Eifel. Im guten Sinne
spannend spielt sich die Handlung Schlag auf Schlag vor unser" Augen ab.
Obwohl wir Zeugen von Kriegslisten, grausamen Racheakten, blutigen Schlachten
"ut Überfällen werden, ist jedes unlautere Heraufbeschwören von Sensationen
klug vermieden. Wie es schon der Titel angibt, spielt die Kotzdesche Erzählung


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dringende Bitte zu richten, daß er den Einband sowohl als auch die Illu¬
strationen von einem Künstler neugestalten ließe, da das Äußere der Bücher
ganz Md gar nicht dem geschmackvollen, vorzüglichen Inhalt entspricht/

Das Fehlen dieses oder jenes wünschenswerten Buches soll nun aber nicht
etwa einen Tadel gegen die Arbeit der Hamburger Lehrervereiniguug als solche
enthalten. Wie allgemein anerkannt ihre Bestrebungen sind, zeigt sich am
besten dadurch, daß sich die Verleger bemühen, ihren Wünschen, soweit sie
nur können, entgegenzukommen.

Der Kunstverlag von Jos. Scholz in Mainz gibt eine Reihe von Märchen
heraus unter dem gemeinsamen Titel: Das deutsche Bilderbuch. Ein Band
enthält immer ein Märchen, auf festem, starkem Papier in großen, sehr deut¬
lichen Lettern gedruckt und in besonders haltbarem Pappdeckel gebunden. Die
schönen alten Märchen wie Dornröschen, Rotkäppchen, Aschenputtel, Hans
im Glück. Froschkönig u.a.in. sind von Malern wie Julius Diez. Ernst
Liebermann, Arpad Schmidhammer mit farbigen Bildern geschmückt und kosten
je eine Mark. Bei diesem billigen Preis ist es kaum glaublich, wie der Ver¬
leger eine so schöne und zugleich für Kinder überaus praktische Ausstattung
liefern kann.

Trägt diese Serie dem Verständnis von kleinern, etwa drei- bis neun¬
jährigen Kindern Rechnung, so sind die Mainzer Volks- und Jugendbücher
desselben Verlags für größere Kinder bestimmt. In den „Drei guten Ka¬
meraden", einem der ersten Bände dieser Reihe, erzählt Gustav Falke die
Geschichte dreier Kinder, die in einem Hamburger Vorort ihre Kindheit in
inniger Freundschaft verleben, bis das Schicksal zwei von ihnen hinaus in
die weite Welt führt, während den dritten Kameraden, die kleine überzarte
Lisbeth Langhammer, der Tod in seine Arme nimmt und sanft in sein Reich
hmüberleitet. Die reichen Freuden, die die Natur in treuer Mutterliebe diesen
drei ärmlichen Kindern bietet, sind mit viel Wärme und Humor geschildert.
Die verpfändete und dann zurückgewonnene Ziege, das Kaninchen, um dessen
Namen sich heißer Streit entspinnt, ja Baum, Strauch und Teich werden zu
handelnden Personen und zu guten, alten Bekannten, von denen wir am
Schluß der Erzählung mit leiser Wehmut Abschied nehmen. Obgleich zwei
Knaben in diesem Buch die Hauptpersonen sind, ist es seiner versonnenen,
stillen Schreibart nach mehr zur Mädchenlektüre geeignet. -"

Anders Karl Ferdinands „Normannensturm" oder „Im Schillschen Zug
von Wilhelm Koyde. ' / ' '

Karl Ferdinands führt uns in die Zeit König Arnulfs und der Nvr-
wannenkämpfe um ' die reichen Klosterländer in der Eifel. Im guten Sinne
spannend spielt sich die Handlung Schlag auf Schlag vor unser» Augen ab.
Obwohl wir Zeugen von Kriegslisten, grausamen Racheakten, blutigen Schlachten
»ut Überfällen werden, ist jedes unlautere Heraufbeschwören von Sensationen
klug vermieden. Wie es schon der Titel angibt, spielt die Kotzdesche Erzählung


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[0369] Jugendschriften dringende Bitte zu richten, daß er den Einband sowohl als auch die Illu¬ strationen von einem Künstler neugestalten ließe, da das Äußere der Bücher ganz Md gar nicht dem geschmackvollen, vorzüglichen Inhalt entspricht/ Das Fehlen dieses oder jenes wünschenswerten Buches soll nun aber nicht etwa einen Tadel gegen die Arbeit der Hamburger Lehrervereiniguug als solche enthalten. Wie allgemein anerkannt ihre Bestrebungen sind, zeigt sich am besten dadurch, daß sich die Verleger bemühen, ihren Wünschen, soweit sie nur können, entgegenzukommen. Der Kunstverlag von Jos. Scholz in Mainz gibt eine Reihe von Märchen heraus unter dem gemeinsamen Titel: Das deutsche Bilderbuch. Ein Band enthält immer ein Märchen, auf festem, starkem Papier in großen, sehr deut¬ lichen Lettern gedruckt und in besonders haltbarem Pappdeckel gebunden. Die schönen alten Märchen wie Dornröschen, Rotkäppchen, Aschenputtel, Hans im Glück. Froschkönig u.a.in. sind von Malern wie Julius Diez. Ernst Liebermann, Arpad Schmidhammer mit farbigen Bildern geschmückt und kosten je eine Mark. Bei diesem billigen Preis ist es kaum glaublich, wie der Ver¬ leger eine so schöne und zugleich für Kinder überaus praktische Ausstattung liefern kann. Trägt diese Serie dem Verständnis von kleinern, etwa drei- bis neun¬ jährigen Kindern Rechnung, so sind die Mainzer Volks- und Jugendbücher desselben Verlags für größere Kinder bestimmt. In den „Drei guten Ka¬ meraden", einem der ersten Bände dieser Reihe, erzählt Gustav Falke die Geschichte dreier Kinder, die in einem Hamburger Vorort ihre Kindheit in inniger Freundschaft verleben, bis das Schicksal zwei von ihnen hinaus in die weite Welt führt, während den dritten Kameraden, die kleine überzarte Lisbeth Langhammer, der Tod in seine Arme nimmt und sanft in sein Reich hmüberleitet. Die reichen Freuden, die die Natur in treuer Mutterliebe diesen drei ärmlichen Kindern bietet, sind mit viel Wärme und Humor geschildert. Die verpfändete und dann zurückgewonnene Ziege, das Kaninchen, um dessen Namen sich heißer Streit entspinnt, ja Baum, Strauch und Teich werden zu handelnden Personen und zu guten, alten Bekannten, von denen wir am Schluß der Erzählung mit leiser Wehmut Abschied nehmen. Obgleich zwei Knaben in diesem Buch die Hauptpersonen sind, ist es seiner versonnenen, stillen Schreibart nach mehr zur Mädchenlektüre geeignet. -" Anders Karl Ferdinands „Normannensturm" oder „Im Schillschen Zug von Wilhelm Koyde. ' / ' ' Karl Ferdinands führt uns in die Zeit König Arnulfs und der Nvr- wannenkämpfe um ' die reichen Klosterländer in der Eifel. Im guten Sinne spannend spielt sich die Handlung Schlag auf Schlag vor unser» Augen ab. Obwohl wir Zeugen von Kriegslisten, grausamen Racheakten, blutigen Schlachten »ut Überfällen werden, ist jedes unlautere Heraufbeschwören von Sensationen klug vermieden. Wie es schon der Titel angibt, spielt die Kotzdesche Erzählung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/369>, abgerufen am 24.07.2024.