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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

im gegebnen Augenblick auf die Knie zwingen kann. Alle diese Erfahrungen rauben
den akademischen Betrachtungen über die beste Form des Wahlrechts viel von ihrem
Wert. Die Form tritt in den Hintergrund, die Arbeit an dem politischen Pflicht¬
gefühl der Gebildeten und Besitzenden in den Vordergrund. Damit schwindet für
den sorgsam und vorurteilslos Überlegenden die unnötige Ängstlichkeit um die Folgen
einer Wahlrechtsreform, freilich ohne der Begeisterung Platz zu machen, die der
Liberalismus aller Schattierungen für diese Reform zur Schau trägt. Man wird
viel unbefangner auch die taktische Seite der Frage und manche praktischen Gesichts¬
punkte, die in den parteipolitischer Theorien ganz in den Hintergrund geschoben
zu werden Pflegen, ins Auge fassen können. Doch davon wird wahrscheinlich später
noch oft genug zu reden sein. Hier sei nur noch einzelner Vorgänge und Erörterungen
gedacht, die in den Zusammenhang des soeben Gesagten und zugleich in einen
politischen Rückblick auf die letzte Woche gehören.

Herr v. Oldenburg-Januschau, der bekannte konservative Parlamentarier und
Führer der westpreußischen Agrarkonservativen, hat in der vergangnen Woche in
einer Rede in Graudenz wieder das Thema behandelt, womit sich die konservative
Partei trotz aller zur Schau getragnen stolzen Zuversicht und Selbstgerechtigkeit
immer noch vor ihren Wählern beschäftigen muß, nämlich die Rechtfertigung der
Haltung der Partei in den Kämpfen um die Neichsfinanzreform. Auf die Einzel¬
heiten dieser in vielen Beziehungen sehr interessanten Rede einzugehn, würde hier
zu weit führen. Nur eins sei hervorgehoben. Herr v. Oldenburg erörterte das
Verhältnis der Konservativen zum jetzigen Reichskanzler in einer Weise, die nicht
unbeachtet bleiben kann, weil der Redner, auch wenn seine Stellung innerhalb der
Partei durch seine kleinen Neigungen zur Rolle des enlg,ut tsrribls vielleicht etwas
mehr beeinträchtigt wird, als es seinen Fähigkeiten entspricht, doch viel hinter sich
hat und als durch und durch ehrlicher Charakter bekannt ist. Herr v. Oldenburg
betonte nämlich, der jetzige Reichskanzler habe ja eigentlich die ganze Bülowsche
Politik mitgemacht und sei darum für alles mitverantwortlich zu machen, was die
konservative Partei dem Fürsten Bülow vorzuwerfen habe. Wenn der Redner
damit dem Reichskanzler auch wahrscheinlich keine Absage seiner Partei erteilen
wollte, so kam dieser Teil der Rede doch einem Mißtrauensvotum bedenklich nahe.
Denn ebenso gut hätte hervorgehoben werden können, daß Herr v. Bethmann Hollweg
schließlich die Reichsfinanzreform vertreten und angenommen hat, die von der kon¬
servativ-klerikalen Mehrheit geboten wurde. Es hätte also keine Veranlassung zu
solcher Äußerung des Mißtrauens vorgelegen, wie denn auch Herr v. Heydebrand
auf dem ungefähr' zu gleicher Zeit abgehaltnen konservativen Parteitage für die
Provinz Sachsen in Halle sehr viel diplomatischer über dasselbe Thema sprach und
seine Haltung auf den Ton vorsichtigen aber wohlwollenden Abwartens abstimmte.
Aber in der Rede des Herrn v. Oldenburg findet sich auch die Erklärung, weshalb
er sich dem Reichskanzler gegenüber auf die rauhe Seite legte. Er sagte nämlich
in bezug auf Herrn v. Bethmann Hollweg: "Zu entschlossenen und rücksichtslosen
Gegnern wird er uns haben, wenn es gilt, die Verfassung in Preußen zu ver¬
teidigen, die allein hoch steht als Hort unsrer Königskrone. Wir werden abwarten,
ob es jemand wagt, mit der Krone Preußens ein frivoles Spiel zu treiben, und
wir wollen hoffen, daß alles, wofür unsre Vorfahren gelebt haben und gestorben
sind, die Ideale, die sie in uns gelegt haben, bestehn bleiben." Diese Worte
schlagen in dieselbe Kerbe wie die Zuschrift eines preußischen Herrenhausmitglieds
an die Kreuzzeitung. Es wurde darin die Ansicht ausgesprochen, daß nach den
Erfahrungen in Sachsen an eine Wahlrechtsreform in Preußen nicht zu denken sei.
Herr v. Oldenburg ging, einen Schritt weiter, und richtete eine unzweideutige
Drohung an den preußischen Ministerpräsidenten, salls er Miene machen sollte, das


Maßgebliches und Unmaßgebliches

im gegebnen Augenblick auf die Knie zwingen kann. Alle diese Erfahrungen rauben
den akademischen Betrachtungen über die beste Form des Wahlrechts viel von ihrem
Wert. Die Form tritt in den Hintergrund, die Arbeit an dem politischen Pflicht¬
gefühl der Gebildeten und Besitzenden in den Vordergrund. Damit schwindet für
den sorgsam und vorurteilslos Überlegenden die unnötige Ängstlichkeit um die Folgen
einer Wahlrechtsreform, freilich ohne der Begeisterung Platz zu machen, die der
Liberalismus aller Schattierungen für diese Reform zur Schau trägt. Man wird
viel unbefangner auch die taktische Seite der Frage und manche praktischen Gesichts¬
punkte, die in den parteipolitischer Theorien ganz in den Hintergrund geschoben
zu werden Pflegen, ins Auge fassen können. Doch davon wird wahrscheinlich später
noch oft genug zu reden sein. Hier sei nur noch einzelner Vorgänge und Erörterungen
gedacht, die in den Zusammenhang des soeben Gesagten und zugleich in einen
politischen Rückblick auf die letzte Woche gehören.

Herr v. Oldenburg-Januschau, der bekannte konservative Parlamentarier und
Führer der westpreußischen Agrarkonservativen, hat in der vergangnen Woche in
einer Rede in Graudenz wieder das Thema behandelt, womit sich die konservative
Partei trotz aller zur Schau getragnen stolzen Zuversicht und Selbstgerechtigkeit
immer noch vor ihren Wählern beschäftigen muß, nämlich die Rechtfertigung der
Haltung der Partei in den Kämpfen um die Neichsfinanzreform. Auf die Einzel¬
heiten dieser in vielen Beziehungen sehr interessanten Rede einzugehn, würde hier
zu weit führen. Nur eins sei hervorgehoben. Herr v. Oldenburg erörterte das
Verhältnis der Konservativen zum jetzigen Reichskanzler in einer Weise, die nicht
unbeachtet bleiben kann, weil der Redner, auch wenn seine Stellung innerhalb der
Partei durch seine kleinen Neigungen zur Rolle des enlg,ut tsrribls vielleicht etwas
mehr beeinträchtigt wird, als es seinen Fähigkeiten entspricht, doch viel hinter sich
hat und als durch und durch ehrlicher Charakter bekannt ist. Herr v. Oldenburg
betonte nämlich, der jetzige Reichskanzler habe ja eigentlich die ganze Bülowsche
Politik mitgemacht und sei darum für alles mitverantwortlich zu machen, was die
konservative Partei dem Fürsten Bülow vorzuwerfen habe. Wenn der Redner
damit dem Reichskanzler auch wahrscheinlich keine Absage seiner Partei erteilen
wollte, so kam dieser Teil der Rede doch einem Mißtrauensvotum bedenklich nahe.
Denn ebenso gut hätte hervorgehoben werden können, daß Herr v. Bethmann Hollweg
schließlich die Reichsfinanzreform vertreten und angenommen hat, die von der kon¬
servativ-klerikalen Mehrheit geboten wurde. Es hätte also keine Veranlassung zu
solcher Äußerung des Mißtrauens vorgelegen, wie denn auch Herr v. Heydebrand
auf dem ungefähr' zu gleicher Zeit abgehaltnen konservativen Parteitage für die
Provinz Sachsen in Halle sehr viel diplomatischer über dasselbe Thema sprach und
seine Haltung auf den Ton vorsichtigen aber wohlwollenden Abwartens abstimmte.
Aber in der Rede des Herrn v. Oldenburg findet sich auch die Erklärung, weshalb
er sich dem Reichskanzler gegenüber auf die rauhe Seite legte. Er sagte nämlich
in bezug auf Herrn v. Bethmann Hollweg: „Zu entschlossenen und rücksichtslosen
Gegnern wird er uns haben, wenn es gilt, die Verfassung in Preußen zu ver¬
teidigen, die allein hoch steht als Hort unsrer Königskrone. Wir werden abwarten,
ob es jemand wagt, mit der Krone Preußens ein frivoles Spiel zu treiben, und
wir wollen hoffen, daß alles, wofür unsre Vorfahren gelebt haben und gestorben
sind, die Ideale, die sie in uns gelegt haben, bestehn bleiben." Diese Worte
schlagen in dieselbe Kerbe wie die Zuschrift eines preußischen Herrenhausmitglieds
an die Kreuzzeitung. Es wurde darin die Ansicht ausgesprochen, daß nach den
Erfahrungen in Sachsen an eine Wahlrechtsreform in Preußen nicht zu denken sei.
Herr v. Oldenburg ging, einen Schritt weiter, und richtete eine unzweideutige
Drohung an den preußischen Ministerpräsidenten, salls er Miene machen sollte, das


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[0343] Maßgebliches und Unmaßgebliches im gegebnen Augenblick auf die Knie zwingen kann. Alle diese Erfahrungen rauben den akademischen Betrachtungen über die beste Form des Wahlrechts viel von ihrem Wert. Die Form tritt in den Hintergrund, die Arbeit an dem politischen Pflicht¬ gefühl der Gebildeten und Besitzenden in den Vordergrund. Damit schwindet für den sorgsam und vorurteilslos Überlegenden die unnötige Ängstlichkeit um die Folgen einer Wahlrechtsreform, freilich ohne der Begeisterung Platz zu machen, die der Liberalismus aller Schattierungen für diese Reform zur Schau trägt. Man wird viel unbefangner auch die taktische Seite der Frage und manche praktischen Gesichts¬ punkte, die in den parteipolitischer Theorien ganz in den Hintergrund geschoben zu werden Pflegen, ins Auge fassen können. Doch davon wird wahrscheinlich später noch oft genug zu reden sein. Hier sei nur noch einzelner Vorgänge und Erörterungen gedacht, die in den Zusammenhang des soeben Gesagten und zugleich in einen politischen Rückblick auf die letzte Woche gehören. Herr v. Oldenburg-Januschau, der bekannte konservative Parlamentarier und Führer der westpreußischen Agrarkonservativen, hat in der vergangnen Woche in einer Rede in Graudenz wieder das Thema behandelt, womit sich die konservative Partei trotz aller zur Schau getragnen stolzen Zuversicht und Selbstgerechtigkeit immer noch vor ihren Wählern beschäftigen muß, nämlich die Rechtfertigung der Haltung der Partei in den Kämpfen um die Neichsfinanzreform. Auf die Einzel¬ heiten dieser in vielen Beziehungen sehr interessanten Rede einzugehn, würde hier zu weit führen. Nur eins sei hervorgehoben. Herr v. Oldenburg erörterte das Verhältnis der Konservativen zum jetzigen Reichskanzler in einer Weise, die nicht unbeachtet bleiben kann, weil der Redner, auch wenn seine Stellung innerhalb der Partei durch seine kleinen Neigungen zur Rolle des enlg,ut tsrribls vielleicht etwas mehr beeinträchtigt wird, als es seinen Fähigkeiten entspricht, doch viel hinter sich hat und als durch und durch ehrlicher Charakter bekannt ist. Herr v. Oldenburg betonte nämlich, der jetzige Reichskanzler habe ja eigentlich die ganze Bülowsche Politik mitgemacht und sei darum für alles mitverantwortlich zu machen, was die konservative Partei dem Fürsten Bülow vorzuwerfen habe. Wenn der Redner damit dem Reichskanzler auch wahrscheinlich keine Absage seiner Partei erteilen wollte, so kam dieser Teil der Rede doch einem Mißtrauensvotum bedenklich nahe. Denn ebenso gut hätte hervorgehoben werden können, daß Herr v. Bethmann Hollweg schließlich die Reichsfinanzreform vertreten und angenommen hat, die von der kon¬ servativ-klerikalen Mehrheit geboten wurde. Es hätte also keine Veranlassung zu solcher Äußerung des Mißtrauens vorgelegen, wie denn auch Herr v. Heydebrand auf dem ungefähr' zu gleicher Zeit abgehaltnen konservativen Parteitage für die Provinz Sachsen in Halle sehr viel diplomatischer über dasselbe Thema sprach und seine Haltung auf den Ton vorsichtigen aber wohlwollenden Abwartens abstimmte. Aber in der Rede des Herrn v. Oldenburg findet sich auch die Erklärung, weshalb er sich dem Reichskanzler gegenüber auf die rauhe Seite legte. Er sagte nämlich in bezug auf Herrn v. Bethmann Hollweg: „Zu entschlossenen und rücksichtslosen Gegnern wird er uns haben, wenn es gilt, die Verfassung in Preußen zu ver¬ teidigen, die allein hoch steht als Hort unsrer Königskrone. Wir werden abwarten, ob es jemand wagt, mit der Krone Preußens ein frivoles Spiel zu treiben, und wir wollen hoffen, daß alles, wofür unsre Vorfahren gelebt haben und gestorben sind, die Ideale, die sie in uns gelegt haben, bestehn bleiben." Diese Worte schlagen in dieselbe Kerbe wie die Zuschrift eines preußischen Herrenhausmitglieds an die Kreuzzeitung. Es wurde darin die Ansicht ausgesprochen, daß nach den Erfahrungen in Sachsen an eine Wahlrechtsreform in Preußen nicht zu denken sei. Herr v. Oldenburg ging, einen Schritt weiter, und richtete eine unzweideutige Drohung an den preußischen Ministerpräsidenten, salls er Miene machen sollte, das

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/343>, abgerufen am 04.07.2024.