Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.Bre5lau in Übersetzungen mitgeteilt. Hier findet der Leser mancherlei, wovon in den letzten Dr. R. Stube Breslau von Lark Ientsch 3 l Grenzboten IV 1909 39
Bre5lau in Übersetzungen mitgeteilt. Hier findet der Leser mancherlei, wovon in den letzten Dr. R. Stube Breslau von Lark Ientsch 3 l Grenzboten IV 1909 39
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Bre5lau
in Übersetzungen mitgeteilt. Hier findet der Leser mancherlei, wovon in den letzten
Monaten viel geredet worden ist. Besondre Beachtung verdient die kulturgeschicht¬
liche Schilderung der islamischen Gesellschaft und die Statistik des Islams.
Endlich wird der politisch Interessierte den „Ausblick" ans die Zukunft des
Islams und der Türkei als bemerkenswerte Äußerung eines Kundigen schätzen.
Hier stehen in der Tat eine Reihe wichtiger, wenn auch oft vergeßner Wahr¬
heiten, so über die Wirkung der religiösen Kräfte und ihren Verfall, über die
Bedeutung sittlicher Mächte in der nationalen Selbstzucht. Vor allem ist zu
bedenken, daß der Islam nicht wieder werden kann, was er war, eine ein¬
heitliche, völkerführende und erziehende Macht. Er hat sich in seiner Welt in
zahlreiche Gestaltungen aufgelöst, die ihren eignen Weg gehen werden, und er
hat jedenfalls nicht die alte diszipliniernde Kraft. Hier können nur neue Kräfte
und neue Gedanken wirken. Die Auflehnung des Jungtürkentums gegen den
Absolutismus, sein Anschluß an Westeuropa deuten daraufhin, daß die nationale
Neubelebung des Türkentums nicht mehr dem Orient angehört.
Dr. R. Stube
Breslau
von Lark Ientsch 3
l
e Breslauer Altstadt wird gleich der der meisten Großstädte
von einer Neustadt umschlossen, die nach allen Seiten hin Dörfer
fressende Kolonien aussendet und so sich eine allerneuste Stadt
angliedert. Die Bürgerhäuser der innern Stadt sind weder so
alt wie die von Nürnberg, noch fallen sie durch eine originelle
Architektur auf wie die von Lübeck und Danzig oder die wieder ganz anders
gearteten der Harzstädte. Originell, allenfalls malerisch, aber nicht schön waren
die Holzgalerien zu nennen, deren Geländer zum Wüschetrocknen benutzt wurden,
und die Benet Jtzigs spekulative Phantasie in des Löbel Plutus Herberge er¬
regten. Sie schmückten die Rückseiten der die Öhle begleitenden Häuser und sind
bis auf einen pietätvoll konservierten Nest, die Weißgerberohle, verschwunden
samt dem Fluß, der die Stadt verpestete und bei Besuchern in Übeln Geruch
brachte; man hat ihm ein andres Bett angewiesen und sein altes zuge¬
schüttet. Schöne Fassaden. Giebel, Portale aus der Renaissancezeit und dem
Barock hat es bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch viele gegeben.
Seitdem mußten sie mehr und mehr solchen Um- und Neubauten Platz machen,
wie sie heute das Geschäft erfordert. Was noch übrig ist, nennt dem Fremden
der Führer. Die Häuser stehn, wie in allen alten Städten, eng zusammen¬
gedrängt und müssen durch Tiefe und Höhe ersetzen, was an der Breite fehlt.
Grenzboten IV 1909 39
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