Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.Neues zur Geschichte der islamischen Mächte wurde. Man sucht bie Fremdstämmigen zu isolieren. Auf diesem Prinzip Die Idee der. Ablösung Wiborgs ist zum erstenmal im Jahre 1877 auf¬ Der Versuch, den baltischen Adel zu isolieren, wird jetzt zum erstenmal Ergeben sich hieraus Schlüsse für unser deutsches Interesse am "zentra- Neues zur Geschichte der islamischen Mächte l Neues zur Geschichte der islamischen Mächte wurde. Man sucht bie Fremdstämmigen zu isolieren. Auf diesem Prinzip Die Idee der. Ablösung Wiborgs ist zum erstenmal im Jahre 1877 auf¬ Der Versuch, den baltischen Adel zu isolieren, wird jetzt zum erstenmal Ergeben sich hieraus Schlüsse für unser deutsches Interesse am „zentra- Neues zur Geschichte der islamischen Mächte l <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314653"/> <fw type="header" place="top"> Neues zur Geschichte der islamischen Mächte</fw><lb/> <p xml:id="ID_1448" prev="#ID_1447"> wurde. Man sucht bie Fremdstämmigen zu isolieren. Auf diesem Prinzip<lb/> beruhen die gegen die Juden gerichteten Maigesetze, dahin zielen die neusten<lb/> Maßnahmen in Finnland, Polen und in den baltischen Provinzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1449"> Die Idee der. Ablösung Wiborgs ist zum erstenmal im Jahre 1877 auf¬<lb/> getaucht, weil man fürchtete, die Finnländer könnten, wie im Jahre 1854, einer<lb/> feindlichen Flotte helfen. Der Gedanke, die von Arkaden bewohnten Kreise<lb/> der Gouvernements Ludim und Ssjedletz vom Generalgouvernement Warschau<lb/> abzutrennen und die übrigen Gouvernements abzuschließen, wurde dagegen schon<lb/> im Jahre 1865 durch Tschcrkasski in Vorschlag gebracht. Beide Pläne mußten<lb/> immer wieder zurückgestellt werden, weil die von der russischen Gesetzgebung<lb/> abweichende Gesetzgebung dem Reiche zu große Kosten auferlegen und die Be¬<lb/> völkerung zu sehr erregen würde, s</p><lb/> <p xml:id="ID_1450"> Der Versuch, den baltischen Adel zu isolieren, wird jetzt zum erstenmal<lb/> unternommen, und zwar in der sehr geschickten Form einer scheinbaren Wohl¬<lb/> tat. Die baltischen Edelleute feiern zwar die jüngst erfolgte Genehmigung<lb/> zur Gründung eines Adelsverbandes als einen Sieg ihrer Petersburger Freunde,<lb/> tatsächlich aber ist es ein Pyrrhussieg. Denn durch den Verband wird die<lb/> Kluft zwischen den Deutschen einerseits und den Ehlen und Letten andrerseits,<lb/> die alle durch das Band des evangelischen Bekenntnisses geeint und durch<lb/> deutsche Kultur verbunden sind, künstlich vertieft. Der deutsche Adel wird<lb/> förmlich von der übrigen Bevölkerung abgehoben. Die russische Regierungs-<lb/> kunst aber bereitet sich mühelos zwei große Siege vor. Während sie die<lb/> Trennung des Adels von den Massen fördert, liefert sie jenen dem sichern<lb/> Untergange aus und beraubt diese ihrer politischen Führer, wodurch die Mssi-<lb/> fizierung unausbleiblich wird. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1451"> Ergeben sich hieraus Schlüsse für unser deutsches Interesse am „zentra-<lb/> listischen Prinzip" in Rußland? Berührt uns als Vormacht des Deutschtums,<lb/> als einzige politische Trägerin der deutschen Kultur das Vorgehn in Wiborg<lb/><note type="byline"> G. Li,</note> und Chota wirklich nur mittelbar? </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neues zur Geschichte der islamischen Mächte</head><lb/> <p xml:id="ID_1452" next="#ID_1453"> l<lb/> e letzten Vorgänge in der Türkei verlangen eine tiefere Kenntnis<lb/> der islamischen Welt, wenn man manche Probleme der jung-<lb/> türkischen Politik überhaupt verstehen will. Zu rechter Zeit gerade<lb/> wird dieses Bedürfnis durch zwei Werke erfüllt, deren Verfasser,<lb/> Professor Martin Hartmann in Berlin, ist vielleicht der beste<lb/> Kenner des modernen Islams. Er hat sich nicht nur auf den verschiedensten Ge¬<lb/> bieten der orientalischen Philologie und Geschichte als Forscher große Verdienste</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
Neues zur Geschichte der islamischen Mächte
wurde. Man sucht bie Fremdstämmigen zu isolieren. Auf diesem Prinzip
beruhen die gegen die Juden gerichteten Maigesetze, dahin zielen die neusten
Maßnahmen in Finnland, Polen und in den baltischen Provinzen.
Die Idee der. Ablösung Wiborgs ist zum erstenmal im Jahre 1877 auf¬
getaucht, weil man fürchtete, die Finnländer könnten, wie im Jahre 1854, einer
feindlichen Flotte helfen. Der Gedanke, die von Arkaden bewohnten Kreise
der Gouvernements Ludim und Ssjedletz vom Generalgouvernement Warschau
abzutrennen und die übrigen Gouvernements abzuschließen, wurde dagegen schon
im Jahre 1865 durch Tschcrkasski in Vorschlag gebracht. Beide Pläne mußten
immer wieder zurückgestellt werden, weil die von der russischen Gesetzgebung
abweichende Gesetzgebung dem Reiche zu große Kosten auferlegen und die Be¬
völkerung zu sehr erregen würde, s
Der Versuch, den baltischen Adel zu isolieren, wird jetzt zum erstenmal
unternommen, und zwar in der sehr geschickten Form einer scheinbaren Wohl¬
tat. Die baltischen Edelleute feiern zwar die jüngst erfolgte Genehmigung
zur Gründung eines Adelsverbandes als einen Sieg ihrer Petersburger Freunde,
tatsächlich aber ist es ein Pyrrhussieg. Denn durch den Verband wird die
Kluft zwischen den Deutschen einerseits und den Ehlen und Letten andrerseits,
die alle durch das Band des evangelischen Bekenntnisses geeint und durch
deutsche Kultur verbunden sind, künstlich vertieft. Der deutsche Adel wird
förmlich von der übrigen Bevölkerung abgehoben. Die russische Regierungs-
kunst aber bereitet sich mühelos zwei große Siege vor. Während sie die
Trennung des Adels von den Massen fördert, liefert sie jenen dem sichern
Untergange aus und beraubt diese ihrer politischen Führer, wodurch die Mssi-
fizierung unausbleiblich wird. —
Ergeben sich hieraus Schlüsse für unser deutsches Interesse am „zentra-
listischen Prinzip" in Rußland? Berührt uns als Vormacht des Deutschtums,
als einzige politische Trägerin der deutschen Kultur das Vorgehn in Wiborg
G. Li, und Chota wirklich nur mittelbar?
Neues zur Geschichte der islamischen Mächte
l
e letzten Vorgänge in der Türkei verlangen eine tiefere Kenntnis
der islamischen Welt, wenn man manche Probleme der jung-
türkischen Politik überhaupt verstehen will. Zu rechter Zeit gerade
wird dieses Bedürfnis durch zwei Werke erfüllt, deren Verfasser,
Professor Martin Hartmann in Berlin, ist vielleicht der beste
Kenner des modernen Islams. Er hat sich nicht nur auf den verschiedensten Ge¬
bieten der orientalischen Philologie und Geschichte als Forscher große Verdienste
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