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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sie nicht überflüssig. Auch der Freundschaft zwischen selbständigen Staaten sind
durch den gesunden, realpolitischen Egoismus, den ein unumgängliches Lebens¬
interesse des Staats fordert, natürliche Grenzen gezogen. Zieht man das alles
verständnisvoll in Betracht, so wird man über Wert und Notwendigkeit der Besuche
des Reichskanzlers an den befreundeten auswärtigen Höfen nicht im Zweifel sein
können, ohne doch daraus zu folgern, daß sich die Ergebnisse bestimmt umschreiben
oder gar zergliedern lassen müssen. Ebensowenig ist es nötig, dem Mißtrauen
und der mißgünstigen Kritik, die bei solchen Gelegenheiten immer schnell bei der
Hand sind, allzu viel Bedeutung beizulegen. Daß namentlich in England einzelne
Stimmen der erwähnten Art sogleich zu hören sein würden, war vorauszusehen.
Leicht war es nicht, eine Gelegenheit dazu zu finden. Schließlich hat ein von der
Neuen Freien Presse veröffentlichtes Interview des Reichskanzlers herhalten müssen,
wonach Herr von Bethmann Hollweg über die englischen und die deutschen Flotten¬
rüstungen eine Bemerkung gemacht haben sollte, die ein englisches Blatt aufgreifen
zu können glaubte, um daran einige anmaßliche und gereizte Auslassungen zu knüpfen.
Die Sache hat kein Echo gefunden, weil die Nutz- und Zwecklosigkeit so stark her¬
vortrat, daß sich nicht einmal das übliche Preßgeplänkel dabei herausschlagen ließ.
Hoffentlich erweist sich dieser Sieg einer schlichten und kühlen Auffassung der realen
Verhältnisse als vorbildlich auch für die Zukunft.

Was für Wien gilt, gilt auch in der Hauptsache für den bevorstehenden Be¬
such des Reichskanzlers in Rom. Schon in Wien wurde dafür gesorgt, daß die
Stellung Italiens als des Dritten im Bunde zu ihrem Rechte kam. In Italien
hat man das wohlgefällig bemerkt und den Reichskanzler einer herzlichen Aufnahme
versichert. Um mehr als eine persönliche Fühlungnahme kann es sich auch in Rom
natürlich nicht handeln. Um so selbstverständlicher ist es aber, daß Herr v. Beth¬
mann Hollweg sich auch dem Papst vorstellt. Wenn der preußische Ministerpräsident
in Rom weilt, um von Amts wegen dort persönliche Beziehungen anzuknüpfen, kann
er nicht an einer Persönlichkeit vorbeigehn, die nach internationaler Übereinkunft
die Rechte eines Souveräns genießt, und bei der der König von Preußen einen
beglaubigten Vertreter unterhält. Das ist so klar und liegt so gänzlich außerhalb
aller konfessionellen Streitfragen, daß es ganz unverständlich ist, wie über die Not¬
wendigkeit des Besuchs beim Papste von irgendeiner Seite überhaupt ein Zweifel
ausgesprochen werden konnte. Und deshalb ist es auch verfehlt, nach Verhandlungs¬
gegenständen zu suchen, die diesen Besuch besonders begründen sollen. Es ist erzählt
worden, die preußische Regierung wolle mit der Kurie auss neue über die PoleN-
frage verHandel". Dazu liegt aber gar keine Veranlassung vor, und Herr v. Beth¬
mann Hollweg wird sich am allerwenigsten dazu verstehen. Gerade für ihn wird
es im Kurs der Polenpolitik schwerlich irgendeine Schwankung geben.

. Wir erwähnten kürzlich schon, daß die Protestnote des Sultans von Marokko
gegen das Vorgehen Spaniens die europäischen Mächte aufs neue veranlaßt, der
Märokkofrage größere Aufmerksamkeit zu widmen. Daraus, daß sich die Sache
länger hinzieht, glaubten einige schon auf besondre Schwierigkeiten schließen zu
müssen, und es fehlte auch nicht an Behauptungen, die wiederum Deutschland in
Gegensatz zu andern Mächten, namentlich Frankreich, bringen wollten. In Wirk¬
lichkeit hat Deutschland den Berliner Vertreter Spaniens längst wissen lassen, daß
es diese Frage in einem Spanien freundlichen Sinne zu behandeln wünscht. Daß
Frankreich die Lage nicht anders auffaßt, war von vornherein anzunehmen. Frank¬
reich konnte sich ja auch gar nicht gegen Spanien entscheiden, ohne damit das
Urteil über sein eignes Vorgehen in Casabianca zu sprechen. Deutschland konnte
aber jetzt Spanien um so weniger verwehren, die Riffkabylen wegen der Verletzung
spanischer Rechte zu züchtigen, als es auch im Streit um Casabianca das Recht


Maßgebliches und Unmaßgebliches

sie nicht überflüssig. Auch der Freundschaft zwischen selbständigen Staaten sind
durch den gesunden, realpolitischen Egoismus, den ein unumgängliches Lebens¬
interesse des Staats fordert, natürliche Grenzen gezogen. Zieht man das alles
verständnisvoll in Betracht, so wird man über Wert und Notwendigkeit der Besuche
des Reichskanzlers an den befreundeten auswärtigen Höfen nicht im Zweifel sein
können, ohne doch daraus zu folgern, daß sich die Ergebnisse bestimmt umschreiben
oder gar zergliedern lassen müssen. Ebensowenig ist es nötig, dem Mißtrauen
und der mißgünstigen Kritik, die bei solchen Gelegenheiten immer schnell bei der
Hand sind, allzu viel Bedeutung beizulegen. Daß namentlich in England einzelne
Stimmen der erwähnten Art sogleich zu hören sein würden, war vorauszusehen.
Leicht war es nicht, eine Gelegenheit dazu zu finden. Schließlich hat ein von der
Neuen Freien Presse veröffentlichtes Interview des Reichskanzlers herhalten müssen,
wonach Herr von Bethmann Hollweg über die englischen und die deutschen Flotten¬
rüstungen eine Bemerkung gemacht haben sollte, die ein englisches Blatt aufgreifen
zu können glaubte, um daran einige anmaßliche und gereizte Auslassungen zu knüpfen.
Die Sache hat kein Echo gefunden, weil die Nutz- und Zwecklosigkeit so stark her¬
vortrat, daß sich nicht einmal das übliche Preßgeplänkel dabei herausschlagen ließ.
Hoffentlich erweist sich dieser Sieg einer schlichten und kühlen Auffassung der realen
Verhältnisse als vorbildlich auch für die Zukunft.

Was für Wien gilt, gilt auch in der Hauptsache für den bevorstehenden Be¬
such des Reichskanzlers in Rom. Schon in Wien wurde dafür gesorgt, daß die
Stellung Italiens als des Dritten im Bunde zu ihrem Rechte kam. In Italien
hat man das wohlgefällig bemerkt und den Reichskanzler einer herzlichen Aufnahme
versichert. Um mehr als eine persönliche Fühlungnahme kann es sich auch in Rom
natürlich nicht handeln. Um so selbstverständlicher ist es aber, daß Herr v. Beth¬
mann Hollweg sich auch dem Papst vorstellt. Wenn der preußische Ministerpräsident
in Rom weilt, um von Amts wegen dort persönliche Beziehungen anzuknüpfen, kann
er nicht an einer Persönlichkeit vorbeigehn, die nach internationaler Übereinkunft
die Rechte eines Souveräns genießt, und bei der der König von Preußen einen
beglaubigten Vertreter unterhält. Das ist so klar und liegt so gänzlich außerhalb
aller konfessionellen Streitfragen, daß es ganz unverständlich ist, wie über die Not¬
wendigkeit des Besuchs beim Papste von irgendeiner Seite überhaupt ein Zweifel
ausgesprochen werden konnte. Und deshalb ist es auch verfehlt, nach Verhandlungs¬
gegenständen zu suchen, die diesen Besuch besonders begründen sollen. Es ist erzählt
worden, die preußische Regierung wolle mit der Kurie auss neue über die PoleN-
frage verHandel». Dazu liegt aber gar keine Veranlassung vor, und Herr v. Beth¬
mann Hollweg wird sich am allerwenigsten dazu verstehen. Gerade für ihn wird
es im Kurs der Polenpolitik schwerlich irgendeine Schwankung geben.

. Wir erwähnten kürzlich schon, daß die Protestnote des Sultans von Marokko
gegen das Vorgehen Spaniens die europäischen Mächte aufs neue veranlaßt, der
Märokkofrage größere Aufmerksamkeit zu widmen. Daraus, daß sich die Sache
länger hinzieht, glaubten einige schon auf besondre Schwierigkeiten schließen zu
müssen, und es fehlte auch nicht an Behauptungen, die wiederum Deutschland in
Gegensatz zu andern Mächten, namentlich Frankreich, bringen wollten. In Wirk¬
lichkeit hat Deutschland den Berliner Vertreter Spaniens längst wissen lassen, daß
es diese Frage in einem Spanien freundlichen Sinne zu behandeln wünscht. Daß
Frankreich die Lage nicht anders auffaßt, war von vornherein anzunehmen. Frank¬
reich konnte sich ja auch gar nicht gegen Spanien entscheiden, ohne damit das
Urteil über sein eignes Vorgehen in Casabianca zu sprechen. Deutschland konnte
aber jetzt Spanien um so weniger verwehren, die Riffkabylen wegen der Verletzung
spanischer Rechte zu züchtigen, als es auch im Streit um Casabianca das Recht


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[0102] Maßgebliches und Unmaßgebliches sie nicht überflüssig. Auch der Freundschaft zwischen selbständigen Staaten sind durch den gesunden, realpolitischen Egoismus, den ein unumgängliches Lebens¬ interesse des Staats fordert, natürliche Grenzen gezogen. Zieht man das alles verständnisvoll in Betracht, so wird man über Wert und Notwendigkeit der Besuche des Reichskanzlers an den befreundeten auswärtigen Höfen nicht im Zweifel sein können, ohne doch daraus zu folgern, daß sich die Ergebnisse bestimmt umschreiben oder gar zergliedern lassen müssen. Ebensowenig ist es nötig, dem Mißtrauen und der mißgünstigen Kritik, die bei solchen Gelegenheiten immer schnell bei der Hand sind, allzu viel Bedeutung beizulegen. Daß namentlich in England einzelne Stimmen der erwähnten Art sogleich zu hören sein würden, war vorauszusehen. Leicht war es nicht, eine Gelegenheit dazu zu finden. Schließlich hat ein von der Neuen Freien Presse veröffentlichtes Interview des Reichskanzlers herhalten müssen, wonach Herr von Bethmann Hollweg über die englischen und die deutschen Flotten¬ rüstungen eine Bemerkung gemacht haben sollte, die ein englisches Blatt aufgreifen zu können glaubte, um daran einige anmaßliche und gereizte Auslassungen zu knüpfen. Die Sache hat kein Echo gefunden, weil die Nutz- und Zwecklosigkeit so stark her¬ vortrat, daß sich nicht einmal das übliche Preßgeplänkel dabei herausschlagen ließ. Hoffentlich erweist sich dieser Sieg einer schlichten und kühlen Auffassung der realen Verhältnisse als vorbildlich auch für die Zukunft. Was für Wien gilt, gilt auch in der Hauptsache für den bevorstehenden Be¬ such des Reichskanzlers in Rom. Schon in Wien wurde dafür gesorgt, daß die Stellung Italiens als des Dritten im Bunde zu ihrem Rechte kam. In Italien hat man das wohlgefällig bemerkt und den Reichskanzler einer herzlichen Aufnahme versichert. Um mehr als eine persönliche Fühlungnahme kann es sich auch in Rom natürlich nicht handeln. Um so selbstverständlicher ist es aber, daß Herr v. Beth¬ mann Hollweg sich auch dem Papst vorstellt. Wenn der preußische Ministerpräsident in Rom weilt, um von Amts wegen dort persönliche Beziehungen anzuknüpfen, kann er nicht an einer Persönlichkeit vorbeigehn, die nach internationaler Übereinkunft die Rechte eines Souveräns genießt, und bei der der König von Preußen einen beglaubigten Vertreter unterhält. Das ist so klar und liegt so gänzlich außerhalb aller konfessionellen Streitfragen, daß es ganz unverständlich ist, wie über die Not¬ wendigkeit des Besuchs beim Papste von irgendeiner Seite überhaupt ein Zweifel ausgesprochen werden konnte. Und deshalb ist es auch verfehlt, nach Verhandlungs¬ gegenständen zu suchen, die diesen Besuch besonders begründen sollen. Es ist erzählt worden, die preußische Regierung wolle mit der Kurie auss neue über die PoleN- frage verHandel». Dazu liegt aber gar keine Veranlassung vor, und Herr v. Beth¬ mann Hollweg wird sich am allerwenigsten dazu verstehen. Gerade für ihn wird es im Kurs der Polenpolitik schwerlich irgendeine Schwankung geben. . Wir erwähnten kürzlich schon, daß die Protestnote des Sultans von Marokko gegen das Vorgehen Spaniens die europäischen Mächte aufs neue veranlaßt, der Märokkofrage größere Aufmerksamkeit zu widmen. Daraus, daß sich die Sache länger hinzieht, glaubten einige schon auf besondre Schwierigkeiten schließen zu müssen, und es fehlte auch nicht an Behauptungen, die wiederum Deutschland in Gegensatz zu andern Mächten, namentlich Frankreich, bringen wollten. In Wirk¬ lichkeit hat Deutschland den Berliner Vertreter Spaniens längst wissen lassen, daß es diese Frage in einem Spanien freundlichen Sinne zu behandeln wünscht. Daß Frankreich die Lage nicht anders auffaßt, war von vornherein anzunehmen. Frank¬ reich konnte sich ja auch gar nicht gegen Spanien entscheiden, ohne damit das Urteil über sein eignes Vorgehen in Casabianca zu sprechen. Deutschland konnte aber jetzt Spanien um so weniger verwehren, die Riffkabylen wegen der Verletzung spanischer Rechte zu züchtigen, als es auch im Streit um Casabianca das Recht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/102>, abgerufen am 24.07.2024.