Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Große Berliner Runstausstellung das Verhalten der doktrinären Nationalliberalen im Jahre 1874, das eine Große Berliner Kunstausstellung ?Z?W Da auch der bildende Künstler leben will, so ist es verständlich, daß bei Im ganzen hält sich die Große Berliner von Geschmacklosigkeiten frei; es Der Hauptanziehungspunkt liegt in den Sonderausstellungen, die eine Das Historienbild ist nur in einigen Exemplaren vertreten, Porträt und Große Berliner Runstausstellung das Verhalten der doktrinären Nationalliberalen im Jahre 1874, das eine Große Berliner Kunstausstellung ?Z?W Da auch der bildende Künstler leben will, so ist es verständlich, daß bei Im ganzen hält sich die Große Berliner von Geschmacklosigkeiten frei; es Der Hauptanziehungspunkt liegt in den Sonderausstellungen, die eine Das Historienbild ist nur in einigen Exemplaren vertreten, Porträt und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0423" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314126"/> <fw type="header" place="top"> Große Berliner Runstausstellung</fw><lb/> <p xml:id="ID_1994" prev="#ID_1993"> das Verhalten der doktrinären Nationalliberalen im Jahre 1874, das eine<lb/> Kanzlerkrisis heraufbeschwor, und „Erinnerungen an Graf Caprivi". Als eine<lb/> Quelle für die deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert werden diese drei<lb/> Bände Lebenserinnerungen immer geschätzt werden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Große Berliner Kunstausstellung</head><lb/> <p xml:id="ID_1995"> ?Z?W<lb/> UM<lb/> KWnuäherud zweitausend Kunstwerke umfaßt diesmal die Ausstellung<lb/> am Lehrter Bahnhof. Wer mag sagen, was aus den vielen<lb/> unverkauften Bildern wird, die in jedem Jahre unsre großen<lb/> Ausstellungen füllen! Welche Menge geht daneben noch durch<lb/> !die Ausstellungen der Kunsthandlungen! Auf keinem Markte<lb/> übersteigt das Angebot die Nachfrage so bedeutend wie aus dem Kunstmartt,<lb/> und dazu bilden die Akademien alljährlich einen sich fortgesetzt vermehrenden<lb/> Nachwuchs heran!</p><lb/> <p xml:id="ID_1996"> Da auch der bildende Künstler leben will, so ist es verständlich, daß bei<lb/> der starken Konkurrenz mancher die Parole „Auffallen um jeden Preis!" zur<lb/> Richtschnur seines Schaffens macht. Daher dann die Entgleisungen, wie man<lb/> sie in der Sezession bewundern kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_1997"> Im ganzen hält sich die Große Berliner von Geschmacklosigkeiten frei; es<lb/> ist eine Fülle von guten, das Mittelmaß überragenden Werken vorhanden,<lb/> daneben natürlich auch vieles, was bei einer so großen Anhäufung mitläuft<lb/> und entbehrt werden könnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1998"> Der Hauptanziehungspunkt liegt in den Sonderausstellungen, die eine<lb/> instruktive Übersicht über das Schaffen bestimmter Künstlergruppen sowie einzelner<lb/> Künstler geben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1999" next="#ID_2000"> Das Historienbild ist nur in einigen Exemplaren vertreten, Porträt und<lb/> vor allem die Landschaft überwiegen. Der sogenannte Ehreusacil, der sonst<lb/> Repräsentation^ und Kriegsbilder enthielt, hat sich zu einer Porträtgalerie von<lb/> Künstlern umgewandelt, in der bedeutende Bildnisse von Cornelius an bis auf<lb/> Menzel und von noch lebenden Meistern enthalten sind. Cornelius, der große<lb/> »Gedankenmaler", dem keine Zeit gerecht geworden ist, und der in Berlin so<lb/> große Enttäuschungen erlebte, ist von E. v. Heuß gemalt, Menzels Jugeud-<lb/> bildnis aus dem Jahre 1843 stammt von Magnus. Der liebenswürdig-freundliche<lb/> Ausdruck steht in grellem Gegensatz zu dem mürrisch-verdrießlichen Gesicht des<lb/> Meisters, das Schulte im Hofe einige Jahre vor Menzels Tode malte, und<lb/> das ebenfalls vorhanden ist. Selbstbildnisse stellen aus Scheureuberg, der von<lb/> Düsseldorf über Kassel seinen Weg nach Berlin fand, der Berliner Akademic-<lb/> direktor Anton von Werner, der sich auf diesem Bilde ganz liebenswürdig gibt,<lb/> der Präsident der Ausstellung Hans Looschen, der sich um das äußere Arrangement</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0423]
Große Berliner Runstausstellung
das Verhalten der doktrinären Nationalliberalen im Jahre 1874, das eine
Kanzlerkrisis heraufbeschwor, und „Erinnerungen an Graf Caprivi". Als eine
Quelle für die deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert werden diese drei
Bände Lebenserinnerungen immer geschätzt werden.
Große Berliner Kunstausstellung
?Z?W
UM
KWnuäherud zweitausend Kunstwerke umfaßt diesmal die Ausstellung
am Lehrter Bahnhof. Wer mag sagen, was aus den vielen
unverkauften Bildern wird, die in jedem Jahre unsre großen
Ausstellungen füllen! Welche Menge geht daneben noch durch
!die Ausstellungen der Kunsthandlungen! Auf keinem Markte
übersteigt das Angebot die Nachfrage so bedeutend wie aus dem Kunstmartt,
und dazu bilden die Akademien alljährlich einen sich fortgesetzt vermehrenden
Nachwuchs heran!
Da auch der bildende Künstler leben will, so ist es verständlich, daß bei
der starken Konkurrenz mancher die Parole „Auffallen um jeden Preis!" zur
Richtschnur seines Schaffens macht. Daher dann die Entgleisungen, wie man
sie in der Sezession bewundern kann.
Im ganzen hält sich die Große Berliner von Geschmacklosigkeiten frei; es
ist eine Fülle von guten, das Mittelmaß überragenden Werken vorhanden,
daneben natürlich auch vieles, was bei einer so großen Anhäufung mitläuft
und entbehrt werden könnte.
Der Hauptanziehungspunkt liegt in den Sonderausstellungen, die eine
instruktive Übersicht über das Schaffen bestimmter Künstlergruppen sowie einzelner
Künstler geben.
Das Historienbild ist nur in einigen Exemplaren vertreten, Porträt und
vor allem die Landschaft überwiegen. Der sogenannte Ehreusacil, der sonst
Repräsentation^ und Kriegsbilder enthielt, hat sich zu einer Porträtgalerie von
Künstlern umgewandelt, in der bedeutende Bildnisse von Cornelius an bis auf
Menzel und von noch lebenden Meistern enthalten sind. Cornelius, der große
»Gedankenmaler", dem keine Zeit gerecht geworden ist, und der in Berlin so
große Enttäuschungen erlebte, ist von E. v. Heuß gemalt, Menzels Jugeud-
bildnis aus dem Jahre 1843 stammt von Magnus. Der liebenswürdig-freundliche
Ausdruck steht in grellem Gegensatz zu dem mürrisch-verdrießlichen Gesicht des
Meisters, das Schulte im Hofe einige Jahre vor Menzels Tode malte, und
das ebenfalls vorhanden ist. Selbstbildnisse stellen aus Scheureuberg, der von
Düsseldorf über Kassel seinen Weg nach Berlin fand, der Berliner Akademic-
direktor Anton von Werner, der sich auf diesem Bilde ganz liebenswürdig gibt,
der Präsident der Ausstellung Hans Looschen, der sich um das äußere Arrangement
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