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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Der Parnassus In Neusiedel

gebrannt. Luzie, rufe deine Kinder und nimm deinen Hut. Wir haben hier nichts
mehr zu suchen.

Luzie rief ihre Kinder -- sie waren schon da --, nahm ihren Hut aus dem
Kasten und schickte sich an, ihrem Vater zu folgen. Da trat ihnen in der Tür
ein Bild des Jammers entgegen, die alte Frau Holm, die Mutter Wenzels. Die
alte Frau war gelähmt und hatte schon seit Jahren keinen Schritt ohne fremde
Hilfe tun können. Jetzt war sie ganz allein aufgestanden und die Treppe herunter
gekommen, nun aber verließen sie die Kräfte. Mutterchen, rief Frau Luzie ganz
entsetzt, wo kommst du her?

Luzie, antwortete die alte Frau mit leiser Stimme und mit zitternden Lippen,
verlaß mich nicht. Luzie, ich bitte dich um Gottes Jesu willen, verlaß mich nicht.
Damit sank sie hilflos zusammen. Luzie fing sie auf und geleitete sie zu einem
Sessel. Frau Holm klammerte sich an ihre Führerin an und wollte sie nicht
aus ihren Armen lassen. Bleib, Kind, bleib, flüsterte sie, es soll alles geordnet
werden.

Frau Holm, sagte der Professor, ich bin kein reicher Mann, aber lieber will
ich mein lebelang Khartoffeln essen, ehe ich dha zugebe, daß sich meine Tochter
entehrt, indem sie von diesem Menschen, ihrem Manne, Geld annimmt.

Sie haben das Recht, so zu fühlen, Herr Professor, sagte Frau Holm, und
ich weiß, daß Luzie ebenso denkt wie Sie. Kind, ich weiß, daß ich von dir ein
schweres Opfer erbitte, das Opfer deines Stolzes. Aber ich weiß auch, du kannst
das schwerste. Ich habe ja auf der weiten Welt niemand weiter als dich.

Komm, Luzie, sagte der Professor.

Luzie kämpfte einen schweren Kampf. Da stand ihr Vater, der ein gutes Recht
hatte, zu fordern: Komm! Und da standen ihre Kinder, die große, erschrockne Augen
machten, und da rang die alte Frau Holm zitternd und hilflos die Hände. Man
sah ihr an, daß sie gern ihrem Vater gefolgt wäre, und daß es ihr bitter schwer
wurde, ihren Stolz zu überwinden. Vater, rief sie, ich kann nicht. Ich muß bleiben.
Ihretwegen.

Sso? sagte der Professor, dann haben wir hier nichts mehr zu suchen, und
wandte sich zum gehn.

Vater, rief ihm Luzie nach, zürne mir nicht. Ich kann nicht, ich muß bleiben.

Kommen Ssie, Sseidelbast, wandte sich der Professor an Hunding. Ssehn Ssie,
so geht es in dieser schlappen, hysterischen Zeit zu. Der Mann geht mit einer
Schauspielerin dnrch, und die Frau hat nicht die Kraft, ihm seinen Bettel vor die
Füße zu werfen, weil eine alte Frau jammert. Wo bleibt da die Ehre, die ein
KtsmÄ hö asi, ein Ewigkeitswert sein sollte? Dhaa -- auf der Mauer von Pompeji
stand eine römische Schildwache in Helm und Rüstung, als im Jahre 79 der Vesuv
Pompeji verschüttete. Der Mann hätte ruhig davonlaufen können, aber seine Ehre
verbot es ihm; er war nicht abgelöst worden, und da ließ er sich in der Asche ver¬
graben und ist nach achtzehnhundert Jahren auf seinem Posten aufgefunden worden.
Dhaa! das war Römertugend. Aber Römertugend gibt es heutzutage nicht mehr,
nicht bei den Männern und nicht bei den Frauen. Wir haben zu weiche Herzen.

Herr Professor, erwiderte Hunding, der auf seine Frau Luzie nichts kommen
lassen wollte, ich weiß doch nicht, was schwerer ist, für die Ehre das Leben weg¬
werfen oder den Stolz zum Opfer zu bringen, um für die Barmherzigkeit zu leben.

Der Professor sah seinen Schüler groß an und antwortete nicht. Und dann
sagte er: Ssehn Ssie, Sseidelbast, Ssie gehören auch zu den Mollusken.

Und Sie auch, Herr Professor, erwiderte Hunding. Sie sind gar nicht der alte
Römer, als der Sie erscheinen möchten, Sie tragen nur eine alte, römische Toga.
Und nicht wahr, Herr Professor, Sie zürnen Fran Holm nicht, weil sie tat, wozu
sie ihr Herz zwang? . - ^


Der Parnassus In Neusiedel

gebrannt. Luzie, rufe deine Kinder und nimm deinen Hut. Wir haben hier nichts
mehr zu suchen.

Luzie rief ihre Kinder — sie waren schon da —, nahm ihren Hut aus dem
Kasten und schickte sich an, ihrem Vater zu folgen. Da trat ihnen in der Tür
ein Bild des Jammers entgegen, die alte Frau Holm, die Mutter Wenzels. Die
alte Frau war gelähmt und hatte schon seit Jahren keinen Schritt ohne fremde
Hilfe tun können. Jetzt war sie ganz allein aufgestanden und die Treppe herunter
gekommen, nun aber verließen sie die Kräfte. Mutterchen, rief Frau Luzie ganz
entsetzt, wo kommst du her?

Luzie, antwortete die alte Frau mit leiser Stimme und mit zitternden Lippen,
verlaß mich nicht. Luzie, ich bitte dich um Gottes Jesu willen, verlaß mich nicht.
Damit sank sie hilflos zusammen. Luzie fing sie auf und geleitete sie zu einem
Sessel. Frau Holm klammerte sich an ihre Führerin an und wollte sie nicht
aus ihren Armen lassen. Bleib, Kind, bleib, flüsterte sie, es soll alles geordnet
werden.

Frau Holm, sagte der Professor, ich bin kein reicher Mann, aber lieber will
ich mein lebelang Khartoffeln essen, ehe ich dha zugebe, daß sich meine Tochter
entehrt, indem sie von diesem Menschen, ihrem Manne, Geld annimmt.

Sie haben das Recht, so zu fühlen, Herr Professor, sagte Frau Holm, und
ich weiß, daß Luzie ebenso denkt wie Sie. Kind, ich weiß, daß ich von dir ein
schweres Opfer erbitte, das Opfer deines Stolzes. Aber ich weiß auch, du kannst
das schwerste. Ich habe ja auf der weiten Welt niemand weiter als dich.

Komm, Luzie, sagte der Professor.

Luzie kämpfte einen schweren Kampf. Da stand ihr Vater, der ein gutes Recht
hatte, zu fordern: Komm! Und da standen ihre Kinder, die große, erschrockne Augen
machten, und da rang die alte Frau Holm zitternd und hilflos die Hände. Man
sah ihr an, daß sie gern ihrem Vater gefolgt wäre, und daß es ihr bitter schwer
wurde, ihren Stolz zu überwinden. Vater, rief sie, ich kann nicht. Ich muß bleiben.
Ihretwegen.

Sso? sagte der Professor, dann haben wir hier nichts mehr zu suchen, und
wandte sich zum gehn.

Vater, rief ihm Luzie nach, zürne mir nicht. Ich kann nicht, ich muß bleiben.

Kommen Ssie, Sseidelbast, wandte sich der Professor an Hunding. Ssehn Ssie,
so geht es in dieser schlappen, hysterischen Zeit zu. Der Mann geht mit einer
Schauspielerin dnrch, und die Frau hat nicht die Kraft, ihm seinen Bettel vor die
Füße zu werfen, weil eine alte Frau jammert. Wo bleibt da die Ehre, die ein
KtsmÄ hö asi, ein Ewigkeitswert sein sollte? Dhaa — auf der Mauer von Pompeji
stand eine römische Schildwache in Helm und Rüstung, als im Jahre 79 der Vesuv
Pompeji verschüttete. Der Mann hätte ruhig davonlaufen können, aber seine Ehre
verbot es ihm; er war nicht abgelöst worden, und da ließ er sich in der Asche ver¬
graben und ist nach achtzehnhundert Jahren auf seinem Posten aufgefunden worden.
Dhaa! das war Römertugend. Aber Römertugend gibt es heutzutage nicht mehr,
nicht bei den Männern und nicht bei den Frauen. Wir haben zu weiche Herzen.

Herr Professor, erwiderte Hunding, der auf seine Frau Luzie nichts kommen
lassen wollte, ich weiß doch nicht, was schwerer ist, für die Ehre das Leben weg¬
werfen oder den Stolz zum Opfer zu bringen, um für die Barmherzigkeit zu leben.

Der Professor sah seinen Schüler groß an und antwortete nicht. Und dann
sagte er: Ssehn Ssie, Sseidelbast, Ssie gehören auch zu den Mollusken.

Und Sie auch, Herr Professor, erwiderte Hunding. Sie sind gar nicht der alte
Römer, als der Sie erscheinen möchten, Sie tragen nur eine alte, römische Toga.
Und nicht wahr, Herr Professor, Sie zürnen Fran Holm nicht, weil sie tat, wozu
sie ihr Herz zwang? . - ^


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[0274] Der Parnassus In Neusiedel gebrannt. Luzie, rufe deine Kinder und nimm deinen Hut. Wir haben hier nichts mehr zu suchen. Luzie rief ihre Kinder — sie waren schon da —, nahm ihren Hut aus dem Kasten und schickte sich an, ihrem Vater zu folgen. Da trat ihnen in der Tür ein Bild des Jammers entgegen, die alte Frau Holm, die Mutter Wenzels. Die alte Frau war gelähmt und hatte schon seit Jahren keinen Schritt ohne fremde Hilfe tun können. Jetzt war sie ganz allein aufgestanden und die Treppe herunter gekommen, nun aber verließen sie die Kräfte. Mutterchen, rief Frau Luzie ganz entsetzt, wo kommst du her? Luzie, antwortete die alte Frau mit leiser Stimme und mit zitternden Lippen, verlaß mich nicht. Luzie, ich bitte dich um Gottes Jesu willen, verlaß mich nicht. Damit sank sie hilflos zusammen. Luzie fing sie auf und geleitete sie zu einem Sessel. Frau Holm klammerte sich an ihre Führerin an und wollte sie nicht aus ihren Armen lassen. Bleib, Kind, bleib, flüsterte sie, es soll alles geordnet werden. Frau Holm, sagte der Professor, ich bin kein reicher Mann, aber lieber will ich mein lebelang Khartoffeln essen, ehe ich dha zugebe, daß sich meine Tochter entehrt, indem sie von diesem Menschen, ihrem Manne, Geld annimmt. Sie haben das Recht, so zu fühlen, Herr Professor, sagte Frau Holm, und ich weiß, daß Luzie ebenso denkt wie Sie. Kind, ich weiß, daß ich von dir ein schweres Opfer erbitte, das Opfer deines Stolzes. Aber ich weiß auch, du kannst das schwerste. Ich habe ja auf der weiten Welt niemand weiter als dich. Komm, Luzie, sagte der Professor. Luzie kämpfte einen schweren Kampf. Da stand ihr Vater, der ein gutes Recht hatte, zu fordern: Komm! Und da standen ihre Kinder, die große, erschrockne Augen machten, und da rang die alte Frau Holm zitternd und hilflos die Hände. Man sah ihr an, daß sie gern ihrem Vater gefolgt wäre, und daß es ihr bitter schwer wurde, ihren Stolz zu überwinden. Vater, rief sie, ich kann nicht. Ich muß bleiben. Ihretwegen. Sso? sagte der Professor, dann haben wir hier nichts mehr zu suchen, und wandte sich zum gehn. Vater, rief ihm Luzie nach, zürne mir nicht. Ich kann nicht, ich muß bleiben. Kommen Ssie, Sseidelbast, wandte sich der Professor an Hunding. Ssehn Ssie, so geht es in dieser schlappen, hysterischen Zeit zu. Der Mann geht mit einer Schauspielerin dnrch, und die Frau hat nicht die Kraft, ihm seinen Bettel vor die Füße zu werfen, weil eine alte Frau jammert. Wo bleibt da die Ehre, die ein KtsmÄ hö asi, ein Ewigkeitswert sein sollte? Dhaa — auf der Mauer von Pompeji stand eine römische Schildwache in Helm und Rüstung, als im Jahre 79 der Vesuv Pompeji verschüttete. Der Mann hätte ruhig davonlaufen können, aber seine Ehre verbot es ihm; er war nicht abgelöst worden, und da ließ er sich in der Asche ver¬ graben und ist nach achtzehnhundert Jahren auf seinem Posten aufgefunden worden. Dhaa! das war Römertugend. Aber Römertugend gibt es heutzutage nicht mehr, nicht bei den Männern und nicht bei den Frauen. Wir haben zu weiche Herzen. Herr Professor, erwiderte Hunding, der auf seine Frau Luzie nichts kommen lassen wollte, ich weiß doch nicht, was schwerer ist, für die Ehre das Leben weg¬ werfen oder den Stolz zum Opfer zu bringen, um für die Barmherzigkeit zu leben. Der Professor sah seinen Schüler groß an und antwortete nicht. Und dann sagte er: Ssehn Ssie, Sseidelbast, Ssie gehören auch zu den Mollusken. Und Sie auch, Herr Professor, erwiderte Hunding. Sie sind gar nicht der alte Römer, als der Sie erscheinen möchten, Sie tragen nur eine alte, römische Toga. Und nicht wahr, Herr Professor, Sie zürnen Fran Holm nicht, weil sie tat, wozu sie ihr Herz zwang? . - ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/274>, abgerufen am 12.12.2024.