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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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vom thrakische" Meere

niußte im Süden und Osten durch einen 6^ Meter breiten Graben und Türme
verstärkt werden. Der mächtigste, dessen Seiten 10 Meter und 12 Meter lang
sind, schützte die Südostecke, vor der die Höhe zum Grat aussteigt. Truge man
ihn ab, man fände viele antike Bauglieder und Inschriften; einige, die von außen
sichtbar waren, sind jetzt in Paris; aber ich wäre doch nicht dafür, das Werk des
Stroilus zu zerstören. Unten steckt eine mächtige Zisterne darin; die Tür ist ganz
hoch angebracht, nur auf einer Leiter erreichbar; das Holzwerk des Innern ist
geraubt. An der Westseite springt ein Erker heraus, und oben ragen Konsolen
ringsum weit vor, die einst einen hölzernen Umgang für die Verteidiger trugen.
Auf dem flachen Dache wachsen sturmgebengte Fichten; über den niedrigern Nachbarturm
breitet ein Feigenbaum seine Zweige. Der Burghof senkt sich etwas nach Norden,
unten noch ein Turm, und dann Steilhang zum alten Hafen, der jetzt ein Sumpf
ist. Westlich neben ihm aber ein Fleckchen, von dem ich nach dem ersten Besuche
wohl einmal geträumt hatte: ein Hain uralter Platanen mit einer starken Quelle,
und das Plätschern und das Rauschen fügt sich zu dem Brausen des Meeres. Ein
Kohlenmeiler, der aber von diesen Bäumen nicht genährt werden darf, und eine
verfallne Hütte sind die einzigen Spuren von Menschen. Hier mögen jetzt wohl die
Götter der Insel wohnen, nachdem die Erdbeben und die Menschen ihre alte
Wohnstätte so grausam vernichtet haben.

Biegt man dann unter der alten Burg um die Nordspitze nach Osten herum,
so begreift man noch besser, warum die Samier und die Gattilusi dieselbe Stelle
befestigten. Für diese war die Nähe des Heiligtums nicht mehr maßgebend, aber
auch ihr Hauptbesitz lag drüben auf dem Festlande, und beide setzten sich dort fest,
wo die einzig von Menschen bewohnbaren Seiten der Insel zusammenstoßen. Der
Bergfried blickt noch lange trotzig auf den, der gen Osten zieht, und vom alten
Tore auf dem Grat oben schweift das Auge noch viel freier über die ganze Nord¬
küste und das Meer. Der Strand ist zunächst wenige Meter breit; rechts steigt der
mit Gebüsch bewachsne Abhang zu den Schroffen des giebelförmigen Hagios Georgios
auf; nur ganz selten ist ein Stückchen in Acker- oder Gartenland verwandelt, häufiger
zieht hellblauer Rauch aus einem Kohlenmeiler über ihn hin; links das an diesem
strahlenden Tage glatte Meer, drüben das Festland, das beim alten Maroneia höher
aufsteigt, bei der Mündung des Hebros (Maritza) verschwindet. Zwei Stunden geht
es so in der frischen Seeluft dahin; dann befindet man sich bei den Bädern von
Samothrake. Lager sie "in Europa", sie genössen vielleicht hohen Ruf. Stark
salpeterhaltiges Wasser kommt an verschiednen Stellen verschieden stark aus dem
Felsen, die es färbt und zerfrißt. Frühere Reisende haben 42 Grad Maumur
gemessen; die Einwohner behaupteten, im Sommer zeige es eine Wärme von
36 bis 38 Grad, im Winter eine solche von 45 bis 50 Grad. Ihre Heilkraft ist
sicherlich schon im Altertum benutzt worden, wenn sie auch nicht erwähnt werden.
Heute werden sie von den umliegenden Küsten viel aufgesucht, aber getan ist fast
nichts für die Kranken. Man badet in einem schmutzigen Bassin in einem niedrigen
verfallnen Hanse; eine wacklige Stiege führt in das Wasser, und auf einer Seite
liegt über ihm ein schwanker Holzboden, auf dem sich die Badenden zuweilen aus¬
ruhen. Und die Hotels? Man haust im Walde in Hütten und Zelten, die man sich
aufschlägt. Der einzige Steinbau in der Nähe war einst eine Kapelle; sie stürzte
ein; zwischen den Resten der Längswände steht noch ein Altärchen, an dem unter
dem Laubdach hoher Bäume gebetet wird. Von den Thermen an bekommt die
Nordseite nämlich ein andres Aussehn. Nie wieder sah ich einen Wald, der so sehr dem
Urwalde gleicht; hier paßt noch das homerische Beiwort der Insel: die waldreiche.
Ohne Überwachung von feiten des Menschen wachsen Eichen, Platanen, Kastanien,
aber keine Nadelbäume auf, strecken ihre Äste weithin, werden vom Blitze gefällt oder


vom thrakische» Meere

niußte im Süden und Osten durch einen 6^ Meter breiten Graben und Türme
verstärkt werden. Der mächtigste, dessen Seiten 10 Meter und 12 Meter lang
sind, schützte die Südostecke, vor der die Höhe zum Grat aussteigt. Truge man
ihn ab, man fände viele antike Bauglieder und Inschriften; einige, die von außen
sichtbar waren, sind jetzt in Paris; aber ich wäre doch nicht dafür, das Werk des
Stroilus zu zerstören. Unten steckt eine mächtige Zisterne darin; die Tür ist ganz
hoch angebracht, nur auf einer Leiter erreichbar; das Holzwerk des Innern ist
geraubt. An der Westseite springt ein Erker heraus, und oben ragen Konsolen
ringsum weit vor, die einst einen hölzernen Umgang für die Verteidiger trugen.
Auf dem flachen Dache wachsen sturmgebengte Fichten; über den niedrigern Nachbarturm
breitet ein Feigenbaum seine Zweige. Der Burghof senkt sich etwas nach Norden,
unten noch ein Turm, und dann Steilhang zum alten Hafen, der jetzt ein Sumpf
ist. Westlich neben ihm aber ein Fleckchen, von dem ich nach dem ersten Besuche
wohl einmal geträumt hatte: ein Hain uralter Platanen mit einer starken Quelle,
und das Plätschern und das Rauschen fügt sich zu dem Brausen des Meeres. Ein
Kohlenmeiler, der aber von diesen Bäumen nicht genährt werden darf, und eine
verfallne Hütte sind die einzigen Spuren von Menschen. Hier mögen jetzt wohl die
Götter der Insel wohnen, nachdem die Erdbeben und die Menschen ihre alte
Wohnstätte so grausam vernichtet haben.

Biegt man dann unter der alten Burg um die Nordspitze nach Osten herum,
so begreift man noch besser, warum die Samier und die Gattilusi dieselbe Stelle
befestigten. Für diese war die Nähe des Heiligtums nicht mehr maßgebend, aber
auch ihr Hauptbesitz lag drüben auf dem Festlande, und beide setzten sich dort fest,
wo die einzig von Menschen bewohnbaren Seiten der Insel zusammenstoßen. Der
Bergfried blickt noch lange trotzig auf den, der gen Osten zieht, und vom alten
Tore auf dem Grat oben schweift das Auge noch viel freier über die ganze Nord¬
küste und das Meer. Der Strand ist zunächst wenige Meter breit; rechts steigt der
mit Gebüsch bewachsne Abhang zu den Schroffen des giebelförmigen Hagios Georgios
auf; nur ganz selten ist ein Stückchen in Acker- oder Gartenland verwandelt, häufiger
zieht hellblauer Rauch aus einem Kohlenmeiler über ihn hin; links das an diesem
strahlenden Tage glatte Meer, drüben das Festland, das beim alten Maroneia höher
aufsteigt, bei der Mündung des Hebros (Maritza) verschwindet. Zwei Stunden geht
es so in der frischen Seeluft dahin; dann befindet man sich bei den Bädern von
Samothrake. Lager sie „in Europa", sie genössen vielleicht hohen Ruf. Stark
salpeterhaltiges Wasser kommt an verschiednen Stellen verschieden stark aus dem
Felsen, die es färbt und zerfrißt. Frühere Reisende haben 42 Grad Maumur
gemessen; die Einwohner behaupteten, im Sommer zeige es eine Wärme von
36 bis 38 Grad, im Winter eine solche von 45 bis 50 Grad. Ihre Heilkraft ist
sicherlich schon im Altertum benutzt worden, wenn sie auch nicht erwähnt werden.
Heute werden sie von den umliegenden Küsten viel aufgesucht, aber getan ist fast
nichts für die Kranken. Man badet in einem schmutzigen Bassin in einem niedrigen
verfallnen Hanse; eine wacklige Stiege führt in das Wasser, und auf einer Seite
liegt über ihm ein schwanker Holzboden, auf dem sich die Badenden zuweilen aus¬
ruhen. Und die Hotels? Man haust im Walde in Hütten und Zelten, die man sich
aufschlägt. Der einzige Steinbau in der Nähe war einst eine Kapelle; sie stürzte
ein; zwischen den Resten der Längswände steht noch ein Altärchen, an dem unter
dem Laubdach hoher Bäume gebetet wird. Von den Thermen an bekommt die
Nordseite nämlich ein andres Aussehn. Nie wieder sah ich einen Wald, der so sehr dem
Urwalde gleicht; hier paßt noch das homerische Beiwort der Insel: die waldreiche.
Ohne Überwachung von feiten des Menschen wachsen Eichen, Platanen, Kastanien,
aber keine Nadelbäume auf, strecken ihre Äste weithin, werden vom Blitze gefällt oder


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[0207] vom thrakische» Meere niußte im Süden und Osten durch einen 6^ Meter breiten Graben und Türme verstärkt werden. Der mächtigste, dessen Seiten 10 Meter und 12 Meter lang sind, schützte die Südostecke, vor der die Höhe zum Grat aussteigt. Truge man ihn ab, man fände viele antike Bauglieder und Inschriften; einige, die von außen sichtbar waren, sind jetzt in Paris; aber ich wäre doch nicht dafür, das Werk des Stroilus zu zerstören. Unten steckt eine mächtige Zisterne darin; die Tür ist ganz hoch angebracht, nur auf einer Leiter erreichbar; das Holzwerk des Innern ist geraubt. An der Westseite springt ein Erker heraus, und oben ragen Konsolen ringsum weit vor, die einst einen hölzernen Umgang für die Verteidiger trugen. Auf dem flachen Dache wachsen sturmgebengte Fichten; über den niedrigern Nachbarturm breitet ein Feigenbaum seine Zweige. Der Burghof senkt sich etwas nach Norden, unten noch ein Turm, und dann Steilhang zum alten Hafen, der jetzt ein Sumpf ist. Westlich neben ihm aber ein Fleckchen, von dem ich nach dem ersten Besuche wohl einmal geträumt hatte: ein Hain uralter Platanen mit einer starken Quelle, und das Plätschern und das Rauschen fügt sich zu dem Brausen des Meeres. Ein Kohlenmeiler, der aber von diesen Bäumen nicht genährt werden darf, und eine verfallne Hütte sind die einzigen Spuren von Menschen. Hier mögen jetzt wohl die Götter der Insel wohnen, nachdem die Erdbeben und die Menschen ihre alte Wohnstätte so grausam vernichtet haben. Biegt man dann unter der alten Burg um die Nordspitze nach Osten herum, so begreift man noch besser, warum die Samier und die Gattilusi dieselbe Stelle befestigten. Für diese war die Nähe des Heiligtums nicht mehr maßgebend, aber auch ihr Hauptbesitz lag drüben auf dem Festlande, und beide setzten sich dort fest, wo die einzig von Menschen bewohnbaren Seiten der Insel zusammenstoßen. Der Bergfried blickt noch lange trotzig auf den, der gen Osten zieht, und vom alten Tore auf dem Grat oben schweift das Auge noch viel freier über die ganze Nord¬ küste und das Meer. Der Strand ist zunächst wenige Meter breit; rechts steigt der mit Gebüsch bewachsne Abhang zu den Schroffen des giebelförmigen Hagios Georgios auf; nur ganz selten ist ein Stückchen in Acker- oder Gartenland verwandelt, häufiger zieht hellblauer Rauch aus einem Kohlenmeiler über ihn hin; links das an diesem strahlenden Tage glatte Meer, drüben das Festland, das beim alten Maroneia höher aufsteigt, bei der Mündung des Hebros (Maritza) verschwindet. Zwei Stunden geht es so in der frischen Seeluft dahin; dann befindet man sich bei den Bädern von Samothrake. Lager sie „in Europa", sie genössen vielleicht hohen Ruf. Stark salpeterhaltiges Wasser kommt an verschiednen Stellen verschieden stark aus dem Felsen, die es färbt und zerfrißt. Frühere Reisende haben 42 Grad Maumur gemessen; die Einwohner behaupteten, im Sommer zeige es eine Wärme von 36 bis 38 Grad, im Winter eine solche von 45 bis 50 Grad. Ihre Heilkraft ist sicherlich schon im Altertum benutzt worden, wenn sie auch nicht erwähnt werden. Heute werden sie von den umliegenden Küsten viel aufgesucht, aber getan ist fast nichts für die Kranken. Man badet in einem schmutzigen Bassin in einem niedrigen verfallnen Hanse; eine wacklige Stiege führt in das Wasser, und auf einer Seite liegt über ihm ein schwanker Holzboden, auf dem sich die Badenden zuweilen aus¬ ruhen. Und die Hotels? Man haust im Walde in Hütten und Zelten, die man sich aufschlägt. Der einzige Steinbau in der Nähe war einst eine Kapelle; sie stürzte ein; zwischen den Resten der Längswände steht noch ein Altärchen, an dem unter dem Laubdach hoher Bäume gebetet wird. Von den Thermen an bekommt die Nordseite nämlich ein andres Aussehn. Nie wieder sah ich einen Wald, der so sehr dem Urwalde gleicht; hier paßt noch das homerische Beiwort der Insel: die waldreiche. Ohne Überwachung von feiten des Menschen wachsen Eichen, Platanen, Kastanien, aber keine Nadelbäume auf, strecken ihre Äste weithin, werden vom Blitze gefällt oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/207>, abgerufen am 23.07.2024.