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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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vom thrakischen Meere

im Jahre 54 auf der Fahrt nach Philtppi dieses Gestade berührt, aber sein Gott
mußte noch lange, nachdem er die großen Heidengötter besiegt hatte, mit diesen
lokalen Dämonen kämpfen. Sie haben hier im kleinen besonders ans die Kleinen
viel länger ihre Macht geübt, als wir feststellen oder ahnen können. Man könnte
meinen, Samothrake, nicht der Athos hätte die heilige Stätte des neuen Glaubens
Werden müssen, aber dazu war es durch die Heidengötter wohl zu sehr entweiht -- im
heiligen Bezirk erstand keine christliche Kirche --, dazu war es zu wenig fruchtbar
und zu schwer zu erreichen. Einsiedler beteten und arbeiteten freilich auch hier, und
ein Kloster Hagios Christos wurde im Nordosten gegründet. Verbannte wurden
aus Byzanz hierher verschickt. Die Insel geriet allmählich, wie schon erzählt wurde,
in den Zustand, in dem Cyriacus sie sah. Nach der Eroberung durch die Türken
wurde sie Moscheengut; die Einkünfte fließen der Moschee Mohammeds des Zweiten,
ihres Eroberers, zu. Mit der Schilderung des heutigen Zustandes, wie ich durch
meine Ausflüge vom Dorf aus ihn kennen lernte, Will ich diesen Aufsatz schließen.

Das moderne Dorf liegt unglaublich schlecht für den Verkehr mit der übrigen
Insel und in ihm selbst. Wie Stufen einer Treppe sind die Häuser vom Bach aus
den Hang hinauf gelegt. Hinauf und hinab ging es an jenem Tage, als ich das
Dorf nach antiken Inschriften durchsuchte, über die gelauderlosen schlechten Treppen,
die von außen an die unverputzten Steinlasten gelegt sind, auf die flachen Dächer,
auf denen immer ein Stück einer antiken Säule als Walze liegt; auch die Wege
führen nicht selten über die Dächer der nächst niedrigen Häuser. Es war um so
mühseliger, als Konstantinstag war, und man doch wenigstens bei einigen der
zahllosen Konstantine Süßigkeiten und Kaffee nehmen mußte. Eines der größern,
etwa in der Mitte liegenden Häuser war das meines Gastfreundes, an den mich
Empfehlungsschreiben aus Jmbros gewiesen hatten. Ohne viele Worte zu machen,
stellte er mir sein Haus zur Verfügung, und da er gerade daneben einen Neubau
aufführen ließ, und einige Räume nicht benutzbar waren, so zog er mit seiner Frau
und seinem kleinen Mädchen aus. Größer an Wuchs und wortkarger, als sonst
Griechen zu sein pflegen, war er offenbar ein geschickter Kaufmann und Bauer und
der wohlhabendste Mann geworden. Er hatte alle auf der Insel nicht verbrauchte
Milch in Pacht und ließ sie in einem Magasi am Strande zu Käse verarbeiten,
der weithin begehrt ist. Häuser, Äcker und Ölgärten waren sein eigen; mit Stolz
zeigte er mir seine Bienen, die hier in kurzen Stücken ausgehöhlter Baumstämme
zu wohnen Pflegen; ein Gastgeschenk, eine Büchse des berühmten samothrakischen
Honigs -- auch Baondelmonti (1419) preist ihn und die Ziegen von Mcmdrachi --
gelangte mit der österreichischen Post später glücklich nach Deutschland. Nicht wenig
bringt ihm schließlich die Pachtung des Zehnten von der türkischen Regierung ein.
Weniger praktisch als dieser Mann war sein vor einigen Jahren verstorbner
Landsmann, der Arzt Phardys. Seine Witwe und sechs Kinder merken es heute,
daß er einer jener selbst unter Neugriechen noch zu findenden idealen Schwärmer
für das Altertum war. Sein Beruf brachte unter dieser ärmlichen Bevölkerung
kaum etwas ein; sein Nachfolger, ein Charlatan, der nie studiert hat, wird schon
Geld machen. Phardys Name wird dafür aber für die Wissenschaft immer mit
Samothrake verbunden bleiben. Ihm, dem Freunde aller Reisenden, werden wertvolle
Nachrichten über Altertümer, besonders Inschriften verdankt; er hat selbst gesammelt
und gegraben -- die Familie bewahrt noch einige leider weit überschätzte Stücke -- und
erhoffte bis zuletzt die Wiederaufnahme umfassender Ausgrabungen. Er hat anch
eine Sammlung von Inschriften in der Schule von Chora veranlaßt.

Von den angeblich 4600 Bewohnern der Insel -- nach etwas älterer Schätzung
sollen es nur 2000 sein -- wohnen die meisten, im Winter ziemlich alle hier zu-


Grenzboten l 1909 26
vom thrakischen Meere

im Jahre 54 auf der Fahrt nach Philtppi dieses Gestade berührt, aber sein Gott
mußte noch lange, nachdem er die großen Heidengötter besiegt hatte, mit diesen
lokalen Dämonen kämpfen. Sie haben hier im kleinen besonders ans die Kleinen
viel länger ihre Macht geübt, als wir feststellen oder ahnen können. Man könnte
meinen, Samothrake, nicht der Athos hätte die heilige Stätte des neuen Glaubens
Werden müssen, aber dazu war es durch die Heidengötter wohl zu sehr entweiht — im
heiligen Bezirk erstand keine christliche Kirche —, dazu war es zu wenig fruchtbar
und zu schwer zu erreichen. Einsiedler beteten und arbeiteten freilich auch hier, und
ein Kloster Hagios Christos wurde im Nordosten gegründet. Verbannte wurden
aus Byzanz hierher verschickt. Die Insel geriet allmählich, wie schon erzählt wurde,
in den Zustand, in dem Cyriacus sie sah. Nach der Eroberung durch die Türken
wurde sie Moscheengut; die Einkünfte fließen der Moschee Mohammeds des Zweiten,
ihres Eroberers, zu. Mit der Schilderung des heutigen Zustandes, wie ich durch
meine Ausflüge vom Dorf aus ihn kennen lernte, Will ich diesen Aufsatz schließen.

Das moderne Dorf liegt unglaublich schlecht für den Verkehr mit der übrigen
Insel und in ihm selbst. Wie Stufen einer Treppe sind die Häuser vom Bach aus
den Hang hinauf gelegt. Hinauf und hinab ging es an jenem Tage, als ich das
Dorf nach antiken Inschriften durchsuchte, über die gelauderlosen schlechten Treppen,
die von außen an die unverputzten Steinlasten gelegt sind, auf die flachen Dächer,
auf denen immer ein Stück einer antiken Säule als Walze liegt; auch die Wege
führen nicht selten über die Dächer der nächst niedrigen Häuser. Es war um so
mühseliger, als Konstantinstag war, und man doch wenigstens bei einigen der
zahllosen Konstantine Süßigkeiten und Kaffee nehmen mußte. Eines der größern,
etwa in der Mitte liegenden Häuser war das meines Gastfreundes, an den mich
Empfehlungsschreiben aus Jmbros gewiesen hatten. Ohne viele Worte zu machen,
stellte er mir sein Haus zur Verfügung, und da er gerade daneben einen Neubau
aufführen ließ, und einige Räume nicht benutzbar waren, so zog er mit seiner Frau
und seinem kleinen Mädchen aus. Größer an Wuchs und wortkarger, als sonst
Griechen zu sein pflegen, war er offenbar ein geschickter Kaufmann und Bauer und
der wohlhabendste Mann geworden. Er hatte alle auf der Insel nicht verbrauchte
Milch in Pacht und ließ sie in einem Magasi am Strande zu Käse verarbeiten,
der weithin begehrt ist. Häuser, Äcker und Ölgärten waren sein eigen; mit Stolz
zeigte er mir seine Bienen, die hier in kurzen Stücken ausgehöhlter Baumstämme
zu wohnen Pflegen; ein Gastgeschenk, eine Büchse des berühmten samothrakischen
Honigs — auch Baondelmonti (1419) preist ihn und die Ziegen von Mcmdrachi —
gelangte mit der österreichischen Post später glücklich nach Deutschland. Nicht wenig
bringt ihm schließlich die Pachtung des Zehnten von der türkischen Regierung ein.
Weniger praktisch als dieser Mann war sein vor einigen Jahren verstorbner
Landsmann, der Arzt Phardys. Seine Witwe und sechs Kinder merken es heute,
daß er einer jener selbst unter Neugriechen noch zu findenden idealen Schwärmer
für das Altertum war. Sein Beruf brachte unter dieser ärmlichen Bevölkerung
kaum etwas ein; sein Nachfolger, ein Charlatan, der nie studiert hat, wird schon
Geld machen. Phardys Name wird dafür aber für die Wissenschaft immer mit
Samothrake verbunden bleiben. Ihm, dem Freunde aller Reisenden, werden wertvolle
Nachrichten über Altertümer, besonders Inschriften verdankt; er hat selbst gesammelt
und gegraben — die Familie bewahrt noch einige leider weit überschätzte Stücke — und
erhoffte bis zuletzt die Wiederaufnahme umfassender Ausgrabungen. Er hat anch
eine Sammlung von Inschriften in der Schule von Chora veranlaßt.

Von den angeblich 4600 Bewohnern der Insel — nach etwas älterer Schätzung
sollen es nur 2000 sein — wohnen die meisten, im Winter ziemlich alle hier zu-


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[0205] vom thrakischen Meere im Jahre 54 auf der Fahrt nach Philtppi dieses Gestade berührt, aber sein Gott mußte noch lange, nachdem er die großen Heidengötter besiegt hatte, mit diesen lokalen Dämonen kämpfen. Sie haben hier im kleinen besonders ans die Kleinen viel länger ihre Macht geübt, als wir feststellen oder ahnen können. Man könnte meinen, Samothrake, nicht der Athos hätte die heilige Stätte des neuen Glaubens Werden müssen, aber dazu war es durch die Heidengötter wohl zu sehr entweiht — im heiligen Bezirk erstand keine christliche Kirche —, dazu war es zu wenig fruchtbar und zu schwer zu erreichen. Einsiedler beteten und arbeiteten freilich auch hier, und ein Kloster Hagios Christos wurde im Nordosten gegründet. Verbannte wurden aus Byzanz hierher verschickt. Die Insel geriet allmählich, wie schon erzählt wurde, in den Zustand, in dem Cyriacus sie sah. Nach der Eroberung durch die Türken wurde sie Moscheengut; die Einkünfte fließen der Moschee Mohammeds des Zweiten, ihres Eroberers, zu. Mit der Schilderung des heutigen Zustandes, wie ich durch meine Ausflüge vom Dorf aus ihn kennen lernte, Will ich diesen Aufsatz schließen. Das moderne Dorf liegt unglaublich schlecht für den Verkehr mit der übrigen Insel und in ihm selbst. Wie Stufen einer Treppe sind die Häuser vom Bach aus den Hang hinauf gelegt. Hinauf und hinab ging es an jenem Tage, als ich das Dorf nach antiken Inschriften durchsuchte, über die gelauderlosen schlechten Treppen, die von außen an die unverputzten Steinlasten gelegt sind, auf die flachen Dächer, auf denen immer ein Stück einer antiken Säule als Walze liegt; auch die Wege führen nicht selten über die Dächer der nächst niedrigen Häuser. Es war um so mühseliger, als Konstantinstag war, und man doch wenigstens bei einigen der zahllosen Konstantine Süßigkeiten und Kaffee nehmen mußte. Eines der größern, etwa in der Mitte liegenden Häuser war das meines Gastfreundes, an den mich Empfehlungsschreiben aus Jmbros gewiesen hatten. Ohne viele Worte zu machen, stellte er mir sein Haus zur Verfügung, und da er gerade daneben einen Neubau aufführen ließ, und einige Räume nicht benutzbar waren, so zog er mit seiner Frau und seinem kleinen Mädchen aus. Größer an Wuchs und wortkarger, als sonst Griechen zu sein pflegen, war er offenbar ein geschickter Kaufmann und Bauer und der wohlhabendste Mann geworden. Er hatte alle auf der Insel nicht verbrauchte Milch in Pacht und ließ sie in einem Magasi am Strande zu Käse verarbeiten, der weithin begehrt ist. Häuser, Äcker und Ölgärten waren sein eigen; mit Stolz zeigte er mir seine Bienen, die hier in kurzen Stücken ausgehöhlter Baumstämme zu wohnen Pflegen; ein Gastgeschenk, eine Büchse des berühmten samothrakischen Honigs — auch Baondelmonti (1419) preist ihn und die Ziegen von Mcmdrachi — gelangte mit der österreichischen Post später glücklich nach Deutschland. Nicht wenig bringt ihm schließlich die Pachtung des Zehnten von der türkischen Regierung ein. Weniger praktisch als dieser Mann war sein vor einigen Jahren verstorbner Landsmann, der Arzt Phardys. Seine Witwe und sechs Kinder merken es heute, daß er einer jener selbst unter Neugriechen noch zu findenden idealen Schwärmer für das Altertum war. Sein Beruf brachte unter dieser ärmlichen Bevölkerung kaum etwas ein; sein Nachfolger, ein Charlatan, der nie studiert hat, wird schon Geld machen. Phardys Name wird dafür aber für die Wissenschaft immer mit Samothrake verbunden bleiben. Ihm, dem Freunde aller Reisenden, werden wertvolle Nachrichten über Altertümer, besonders Inschriften verdankt; er hat selbst gesammelt und gegraben — die Familie bewahrt noch einige leider weit überschätzte Stücke — und erhoffte bis zuletzt die Wiederaufnahme umfassender Ausgrabungen. Er hat anch eine Sammlung von Inschriften in der Schule von Chora veranlaßt. Von den angeblich 4600 Bewohnern der Insel — nach etwas älterer Schätzung sollen es nur 2000 sein — wohnen die meisten, im Winter ziemlich alle hier zu- Grenzboten l 1909 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/205>, abgerufen am 12.12.2024.