Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zwei Anttkapitalisten. Dr. G. Rusland,

der in den neunziger Jahren
viel genannt wurde, hat ein dreibändiges System der politischen Ökonomie
herausgegeben. Der dritte Band (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1908) ent¬
hält "die Krankheitslehre des sozialen Volkskörpers". Die Krankheit ist nach ihm
der Kapitalismus. Daß der Kapitalismus unerfreuliche und gefährliche Auswüchse
erzeugt, und daß eine seiner größten Gefahren in der übermäßigen Konzentration
des Volksvermögens in verhältnismäßig wenigen Händen, in der Vernichtung des
mittlern und kleinen Besitzes besteht, namentlich in der Loslösung der Massen vom
Boden (ein Sparkapital von 5000 Mark ist zwar auch Besitz, aber einem
5000 Mark geltenden Häuschen mit Ackerstück keineswegs gleichwertig), darüber
besteht unter vernünftigen Menschen keine Meinungsverschiedenheit. Aber wenn
man die Schäden des modernen Kapitalismus bekämpfen will, muß man ihn
vorher richtig beschreiben, wie es so meisterlich Werner Sombart getan hat.
Rusland tut das Gegenteil. Anstatt ihn von den ältern Formen wucherischer und
ausbeuterischer Geldwirtschaft deutlich zu unterscheiden, wirft er ihn mit diesen zu¬
sammen. Der Untergang antiker und mittelalterlicher Städte und Staaten, der
Sturz des Papsttums und der absolutistischen Monarchien, deren jeder und jedem
zwei besondre Kapitel gewidmet werden (Krankheitsgeschichte und Heilversuche), und
alle alten Tiraden gegen das fluchwürdige Gold sollen ihn illustrieren. Der wenig
unterrichtete Leser wird damit bloß irregeführt. Einer der Hauptunterschiede des
modernen Kapitalismus von allen frühern Erscheinungen, die eine oberflächliche
Ähnlichkeit mit ihm haben, besteht darin, daß unsre heutige fein ausgebildete
Kreditwirtschaft und der Börsenverkehr so innig mit der durch den technischen Fort¬
schritt ungeheuer gesteigerten Güterproduktion verflochten sind, daß diese vorläufig
ohne jene beiden Einrichtungen gar nicht gedacht werden kann. In dieser Pro¬
duktion und in der Verteilung der Güter werden ungeheure Geldsummen rasch
umgesetzt, und daß dabei den Umsetzenden mehr an den Fingern kleben bleibt, als
die gerechte Entschädigung ihrer Mühewaltung ausmachen würde, daß Spekulanten,
die gar keine eigentliche Arbeit verrichten, daß Schwindler einen Teil des unauf¬
hörlich zirkulierenden Goldstroms in ihre Taschen zu leiten versteh", daß demnach
die eigentlichen Produzenten, die mit der Hand oder dem Kopf schaffend arbeitenden,
zu kurz kommen, das ist sehr natürlich und unvermeidlich. Selbstverständlich niuß
der darin liegenden Ungerechtigkeit so viel wie möglich gesteuert werden. Aber
sollte das gar nicht möglich sein, so wäre es immer noch besser, es würden vom
deutschen Volkseinkommen alljährlich neun Milliarden gestohlen (so viel fließt nach
Ruhlands Berechnung durch Kursschwankungen, Krisen, Syndikate, Prozeßkosten usw.
in die Taschen von Unberechtigten), als daß das deutsche Volkseinkommen, das jetzt
auf 26 Milliarden angeschlagen wird, seit 1340 nur dem Wachstum der Kopf¬
zahl entsprechend auf etwa 16 Milliarden gestiegen wäre, was ohne Zweifel der
Fall sein würde, wenn die von der Kreditwirtschaft nud Börsentechnik unterstützte
industrielle Entwicklung nicht eingetreten wäre. In ihren eignen Mägen können
doch auch die Spekulanten jene neun Milliarden oder deren Äquivalent in Austern
und Champagner nicht vollständig unterbringen. Rusland verachtet die kleinen
Geister, die sich mit kleinen Mitteln begnügen, und will ganze Arbeit machen. An
die Stelle des die heutige Volkswirtschaft beherrschenden Satzes: "möglichst billig
einkaufen, möglichst teuer verkaufen", soll "der Güterverkehr nach dem Äquivalenz¬
werte" treten. Gewiß ist dieser zu erstreben, aber es wird noch ein Weilchen
dauern, ehe jeder Volksgenosse bekennt: meine Arbeit wird immer nach ihrem
vollen Werte bezahlt. Daß Rusland sein Ziel nicht durch den Kommunismus
sondern durch Fortentwicklung der schon eingeleiteten Syndikatsbildung erreichen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zwei Anttkapitalisten. Dr. G. Rusland,

der in den neunziger Jahren
viel genannt wurde, hat ein dreibändiges System der politischen Ökonomie
herausgegeben. Der dritte Band (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1908) ent¬
hält „die Krankheitslehre des sozialen Volkskörpers". Die Krankheit ist nach ihm
der Kapitalismus. Daß der Kapitalismus unerfreuliche und gefährliche Auswüchse
erzeugt, und daß eine seiner größten Gefahren in der übermäßigen Konzentration
des Volksvermögens in verhältnismäßig wenigen Händen, in der Vernichtung des
mittlern und kleinen Besitzes besteht, namentlich in der Loslösung der Massen vom
Boden (ein Sparkapital von 5000 Mark ist zwar auch Besitz, aber einem
5000 Mark geltenden Häuschen mit Ackerstück keineswegs gleichwertig), darüber
besteht unter vernünftigen Menschen keine Meinungsverschiedenheit. Aber wenn
man die Schäden des modernen Kapitalismus bekämpfen will, muß man ihn
vorher richtig beschreiben, wie es so meisterlich Werner Sombart getan hat.
Rusland tut das Gegenteil. Anstatt ihn von den ältern Formen wucherischer und
ausbeuterischer Geldwirtschaft deutlich zu unterscheiden, wirft er ihn mit diesen zu¬
sammen. Der Untergang antiker und mittelalterlicher Städte und Staaten, der
Sturz des Papsttums und der absolutistischen Monarchien, deren jeder und jedem
zwei besondre Kapitel gewidmet werden (Krankheitsgeschichte und Heilversuche), und
alle alten Tiraden gegen das fluchwürdige Gold sollen ihn illustrieren. Der wenig
unterrichtete Leser wird damit bloß irregeführt. Einer der Hauptunterschiede des
modernen Kapitalismus von allen frühern Erscheinungen, die eine oberflächliche
Ähnlichkeit mit ihm haben, besteht darin, daß unsre heutige fein ausgebildete
Kreditwirtschaft und der Börsenverkehr so innig mit der durch den technischen Fort¬
schritt ungeheuer gesteigerten Güterproduktion verflochten sind, daß diese vorläufig
ohne jene beiden Einrichtungen gar nicht gedacht werden kann. In dieser Pro¬
duktion und in der Verteilung der Güter werden ungeheure Geldsummen rasch
umgesetzt, und daß dabei den Umsetzenden mehr an den Fingern kleben bleibt, als
die gerechte Entschädigung ihrer Mühewaltung ausmachen würde, daß Spekulanten,
die gar keine eigentliche Arbeit verrichten, daß Schwindler einen Teil des unauf¬
hörlich zirkulierenden Goldstroms in ihre Taschen zu leiten versteh«, daß demnach
die eigentlichen Produzenten, die mit der Hand oder dem Kopf schaffend arbeitenden,
zu kurz kommen, das ist sehr natürlich und unvermeidlich. Selbstverständlich niuß
der darin liegenden Ungerechtigkeit so viel wie möglich gesteuert werden. Aber
sollte das gar nicht möglich sein, so wäre es immer noch besser, es würden vom
deutschen Volkseinkommen alljährlich neun Milliarden gestohlen (so viel fließt nach
Ruhlands Berechnung durch Kursschwankungen, Krisen, Syndikate, Prozeßkosten usw.
in die Taschen von Unberechtigten), als daß das deutsche Volkseinkommen, das jetzt
auf 26 Milliarden angeschlagen wird, seit 1340 nur dem Wachstum der Kopf¬
zahl entsprechend auf etwa 16 Milliarden gestiegen wäre, was ohne Zweifel der
Fall sein würde, wenn die von der Kreditwirtschaft nud Börsentechnik unterstützte
industrielle Entwicklung nicht eingetreten wäre. In ihren eignen Mägen können
doch auch die Spekulanten jene neun Milliarden oder deren Äquivalent in Austern
und Champagner nicht vollständig unterbringen. Rusland verachtet die kleinen
Geister, die sich mit kleinen Mitteln begnügen, und will ganze Arbeit machen. An
die Stelle des die heutige Volkswirtschaft beherrschenden Satzes: „möglichst billig
einkaufen, möglichst teuer verkaufen", soll „der Güterverkehr nach dem Äquivalenz¬
werte" treten. Gewiß ist dieser zu erstreben, aber es wird noch ein Weilchen
dauern, ehe jeder Volksgenosse bekennt: meine Arbeit wird immer nach ihrem
vollen Werte bezahlt. Daß Rusland sein Ziel nicht durch den Kommunismus
sondern durch Fortentwicklung der schon eingeleiteten Syndikatsbildung erreichen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312469"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Zwei Anttkapitalisten. Dr. G. Rusland,</head>
            <p xml:id="ID_492" next="#ID_493"> der in den neunziger Jahren<lb/>
viel genannt wurde, hat ein dreibändiges System der politischen Ökonomie<lb/>
herausgegeben. Der dritte Band (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1908) ent¬<lb/>
hält &#x201E;die Krankheitslehre des sozialen Volkskörpers". Die Krankheit ist nach ihm<lb/>
der Kapitalismus. Daß der Kapitalismus unerfreuliche und gefährliche Auswüchse<lb/>
erzeugt, und daß eine seiner größten Gefahren in der übermäßigen Konzentration<lb/>
des Volksvermögens in verhältnismäßig wenigen Händen, in der Vernichtung des<lb/>
mittlern und kleinen Besitzes besteht, namentlich in der Loslösung der Massen vom<lb/>
Boden (ein Sparkapital von 5000 Mark ist zwar auch Besitz, aber einem<lb/>
5000 Mark geltenden Häuschen mit Ackerstück keineswegs gleichwertig), darüber<lb/>
besteht unter vernünftigen Menschen keine Meinungsverschiedenheit. Aber wenn<lb/>
man die Schäden des modernen Kapitalismus bekämpfen will, muß man ihn<lb/>
vorher richtig beschreiben, wie es so meisterlich Werner Sombart getan hat.<lb/>
Rusland tut das Gegenteil. Anstatt ihn von den ältern Formen wucherischer und<lb/>
ausbeuterischer Geldwirtschaft deutlich zu unterscheiden, wirft er ihn mit diesen zu¬<lb/>
sammen. Der Untergang antiker und mittelalterlicher Städte und Staaten, der<lb/>
Sturz des Papsttums und der absolutistischen Monarchien, deren jeder und jedem<lb/>
zwei besondre Kapitel gewidmet werden (Krankheitsgeschichte und Heilversuche), und<lb/>
alle alten Tiraden gegen das fluchwürdige Gold sollen ihn illustrieren. Der wenig<lb/>
unterrichtete Leser wird damit bloß irregeführt. Einer der Hauptunterschiede des<lb/>
modernen Kapitalismus von allen frühern Erscheinungen, die eine oberflächliche<lb/>
Ähnlichkeit mit ihm haben, besteht darin, daß unsre heutige fein ausgebildete<lb/>
Kreditwirtschaft und der Börsenverkehr so innig mit der durch den technischen Fort¬<lb/>
schritt ungeheuer gesteigerten Güterproduktion verflochten sind, daß diese vorläufig<lb/>
ohne jene beiden Einrichtungen gar nicht gedacht werden kann. In dieser Pro¬<lb/>
duktion und in der Verteilung der Güter werden ungeheure Geldsummen rasch<lb/>
umgesetzt, und daß dabei den Umsetzenden mehr an den Fingern kleben bleibt, als<lb/>
die gerechte Entschädigung ihrer Mühewaltung ausmachen würde, daß Spekulanten,<lb/>
die gar keine eigentliche Arbeit verrichten, daß Schwindler einen Teil des unauf¬<lb/>
hörlich zirkulierenden Goldstroms in ihre Taschen zu leiten versteh«, daß demnach<lb/>
die eigentlichen Produzenten, die mit der Hand oder dem Kopf schaffend arbeitenden,<lb/>
zu kurz kommen, das ist sehr natürlich und unvermeidlich. Selbstverständlich niuß<lb/>
der darin liegenden Ungerechtigkeit so viel wie möglich gesteuert werden. Aber<lb/>
sollte das gar nicht möglich sein, so wäre es immer noch besser, es würden vom<lb/>
deutschen Volkseinkommen alljährlich neun Milliarden gestohlen (so viel fließt nach<lb/>
Ruhlands Berechnung durch Kursschwankungen, Krisen, Syndikate, Prozeßkosten usw.<lb/>
in die Taschen von Unberechtigten), als daß das deutsche Volkseinkommen, das jetzt<lb/>
auf 26 Milliarden angeschlagen wird, seit 1340 nur dem Wachstum der Kopf¬<lb/>
zahl entsprechend auf etwa 16 Milliarden gestiegen wäre, was ohne Zweifel der<lb/>
Fall sein würde, wenn die von der Kreditwirtschaft nud Börsentechnik unterstützte<lb/>
industrielle Entwicklung nicht eingetreten wäre. In ihren eignen Mägen können<lb/>
doch auch die Spekulanten jene neun Milliarden oder deren Äquivalent in Austern<lb/>
und Champagner nicht vollständig unterbringen. Rusland verachtet die kleinen<lb/>
Geister, die sich mit kleinen Mitteln begnügen, und will ganze Arbeit machen. An<lb/>
die Stelle des die heutige Volkswirtschaft beherrschenden Satzes: &#x201E;möglichst billig<lb/>
einkaufen, möglichst teuer verkaufen", soll &#x201E;der Güterverkehr nach dem Äquivalenz¬<lb/>
werte" treten. Gewiß ist dieser zu erstreben, aber es wird noch ein Weilchen<lb/>
dauern, ehe jeder Volksgenosse bekennt: meine Arbeit wird immer nach ihrem<lb/>
vollen Werte bezahlt. Daß Rusland sein Ziel nicht durch den Kommunismus<lb/>
sondern durch Fortentwicklung der schon eingeleiteten Syndikatsbildung erreichen</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0118] Maßgebliches und Unmaßgebliches Zwei Anttkapitalisten. Dr. G. Rusland, der in den neunziger Jahren viel genannt wurde, hat ein dreibändiges System der politischen Ökonomie herausgegeben. Der dritte Band (Berlin, Puttkammer und Mühlbrecht, 1908) ent¬ hält „die Krankheitslehre des sozialen Volkskörpers". Die Krankheit ist nach ihm der Kapitalismus. Daß der Kapitalismus unerfreuliche und gefährliche Auswüchse erzeugt, und daß eine seiner größten Gefahren in der übermäßigen Konzentration des Volksvermögens in verhältnismäßig wenigen Händen, in der Vernichtung des mittlern und kleinen Besitzes besteht, namentlich in der Loslösung der Massen vom Boden (ein Sparkapital von 5000 Mark ist zwar auch Besitz, aber einem 5000 Mark geltenden Häuschen mit Ackerstück keineswegs gleichwertig), darüber besteht unter vernünftigen Menschen keine Meinungsverschiedenheit. Aber wenn man die Schäden des modernen Kapitalismus bekämpfen will, muß man ihn vorher richtig beschreiben, wie es so meisterlich Werner Sombart getan hat. Rusland tut das Gegenteil. Anstatt ihn von den ältern Formen wucherischer und ausbeuterischer Geldwirtschaft deutlich zu unterscheiden, wirft er ihn mit diesen zu¬ sammen. Der Untergang antiker und mittelalterlicher Städte und Staaten, der Sturz des Papsttums und der absolutistischen Monarchien, deren jeder und jedem zwei besondre Kapitel gewidmet werden (Krankheitsgeschichte und Heilversuche), und alle alten Tiraden gegen das fluchwürdige Gold sollen ihn illustrieren. Der wenig unterrichtete Leser wird damit bloß irregeführt. Einer der Hauptunterschiede des modernen Kapitalismus von allen frühern Erscheinungen, die eine oberflächliche Ähnlichkeit mit ihm haben, besteht darin, daß unsre heutige fein ausgebildete Kreditwirtschaft und der Börsenverkehr so innig mit der durch den technischen Fort¬ schritt ungeheuer gesteigerten Güterproduktion verflochten sind, daß diese vorläufig ohne jene beiden Einrichtungen gar nicht gedacht werden kann. In dieser Pro¬ duktion und in der Verteilung der Güter werden ungeheure Geldsummen rasch umgesetzt, und daß dabei den Umsetzenden mehr an den Fingern kleben bleibt, als die gerechte Entschädigung ihrer Mühewaltung ausmachen würde, daß Spekulanten, die gar keine eigentliche Arbeit verrichten, daß Schwindler einen Teil des unauf¬ hörlich zirkulierenden Goldstroms in ihre Taschen zu leiten versteh«, daß demnach die eigentlichen Produzenten, die mit der Hand oder dem Kopf schaffend arbeitenden, zu kurz kommen, das ist sehr natürlich und unvermeidlich. Selbstverständlich niuß der darin liegenden Ungerechtigkeit so viel wie möglich gesteuert werden. Aber sollte das gar nicht möglich sein, so wäre es immer noch besser, es würden vom deutschen Volkseinkommen alljährlich neun Milliarden gestohlen (so viel fließt nach Ruhlands Berechnung durch Kursschwankungen, Krisen, Syndikate, Prozeßkosten usw. in die Taschen von Unberechtigten), als daß das deutsche Volkseinkommen, das jetzt auf 26 Milliarden angeschlagen wird, seit 1340 nur dem Wachstum der Kopf¬ zahl entsprechend auf etwa 16 Milliarden gestiegen wäre, was ohne Zweifel der Fall sein würde, wenn die von der Kreditwirtschaft nud Börsentechnik unterstützte industrielle Entwicklung nicht eingetreten wäre. In ihren eignen Mägen können doch auch die Spekulanten jene neun Milliarden oder deren Äquivalent in Austern und Champagner nicht vollständig unterbringen. Rusland verachtet die kleinen Geister, die sich mit kleinen Mitteln begnügen, und will ganze Arbeit machen. An die Stelle des die heutige Volkswirtschaft beherrschenden Satzes: „möglichst billig einkaufen, möglichst teuer verkaufen", soll „der Güterverkehr nach dem Äquivalenz¬ werte" treten. Gewiß ist dieser zu erstreben, aber es wird noch ein Weilchen dauern, ehe jeder Volksgenosse bekennt: meine Arbeit wird immer nach ihrem vollen Werte bezahlt. Daß Rusland sein Ziel nicht durch den Kommunismus sondern durch Fortentwicklung der schon eingeleiteten Syndikatsbildung erreichen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/118
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/118>, abgerufen am 12.12.2024.