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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

ganz ästhetisch-literarischen Interessen hingegebnen Volke, wie es damals die Deutschen
waren, konnte eine solche Idylle gedeihen. Jetzt, in einer Zeit, die innerlich von
der damaligen so unendlich verschieden ist, hat ein hochherziger Gönner, der Geheime
Kommerzienrat Lehmann in Halle, die Mittel zur Wiederherstellung des alten,
verlaßnen und verfallnen Theatergebäudes, das schon vom Abbruch bedroht war,
hergegeben, nachdem das Bad Lnuchstedt 1965 in den Besitz der Provinz Sachsen
übergegangen war, und der Provinzialansschuß, um seiner Spitze der Landeshauptmann
Freiherr von Wilmowski, hatte für den 13. Juni an einige hundert Personen in
Halle, Merseburg und Leipzig Einladungen zu der Einweihungsaufführung erlassen.

Es war ein herrlicher warmer und doch nicht allzuheißer Sommertag, als ein
langer Extrazug von Halle aus diese geladner Gäste über Merseburg in etwa drei¬
viertel Stunden nach Lauchstedt brachte. Im bunten Gewimmel zogen sie, Damen
und Herren, durch das beflaggte Städtchen über den Markt nach dem Bade und
betraten, angenehm überrascht, den geweihten Bezirk, eine kleine reizvolle Oase in
der einförmigen Ackerlandschaft. Den dunkeln stillen Spiegel eines kleinen Teichs, dessen
Fläche nur einige Schwäne beleben, umgeben prächtige alte Linden und Kastanien;
in ihrem Schatten steht etwas rückwärts an der einen Langseite das stattliche Kurhaus,
das 1786 Kurfürst Friedrich August der Dritte errichten ließ, ein ansehnlicher Ban
mit hohem, gebrochnem Dache, davor, zwischen ihm und dem Rande des Teichs zwei
kleine Pavillons in demselben Stile, zwischen beiden die tieferliegende, von einer
Steinbalustrade eingefaßte Quelle, zu der Treppen hinabführen, links eine bescheidne
hölzerne Kolonnade mit kleinen Läden, die ehemals gewiß alle möglichen Waren
feilboten, heute nicht mehr benutzt werden und deshalb geschlossen sind bis ans einige
wenige, wo man Ansichtskarten u. tgi. erhalten konnte; daran schließt sich die
Konditorei. Unter den schattigen Bäumen waren heute für die Gäste die Kaffeetische
gedeckt, und heiter angeregt unter dem anmutenden Eindrucke dieser Umgebung, die
jene Zeit um 1806 so getreu und unverfälscht zum Ausdruck bringt, verplauderte
man behaglich ein Stündchen, während eine Regimentskapelle aus Halle klassische
Weisen von Haydn, Mozart u. a. spielte, ohne mit Blechgetöse die Unterhaltung zu
stören. Noch blieb Zeit zur Besichtigung des in der "Schillerstraße" nicht weit vom
Kurhanse gelegnen Schillerhauses, das jetzt einem Glasermeister gehört und durch eene
Marmortafel bezeichnet ist. Bereitwillig führt er uns die steile enge Holztreppe
hinauf, deren Pfeilerköpfe weiße Vasen tragen. Dort oben hat Schiller ein kleines,
einfenstriges Zimmer nach der Straße zu bewohnt. Die einfach gemalte, nicht sehr
hohe Decke, die holzvertäfelten, weißgemalten Wände, die durch schmale, geriefte
Pilaster mit Rosetten unter den zierlichen Kapitalen gegliedert werden, wirken fast
vornehm, entsprechen jedenfalls dem Geschmacke seiner Zeit. Das Gocthehaus, ebenfalls
durch eine Gedenktafel kenntlich, liegt ganz in der Nähe des Theaters, am Ende
einer schönen Lindenallee, ein einstöckiges, fast quadratisches Haus mit vier Fenstern
Front zwischen zwei Höfen; zwischen den Fenstern rankt sich ein Weinstock empor,
und anmutig genug muß von dort der Blick in das grüne Laubwerk des Kur¬
parks sein.

Nach alter Sitte war der Beginn der Festvorstellung auf 5 Uhr festgesetzt,
aber schon seit ^5 Uhr füllte das Publikum wie einst die kurze Allee mächtiger
alter Linden, die vom Kurplatze nach dem Theater führt. Rechts davon liegt das
"Schlößchen" der ehemaligen Bischöfe von Merseburg, wo der kursächsische Hof und
gelegentlich auch andre Fürstlichkeiten zu wohnen pflegten, ein bescheidner Renaissance¬
bau um einen Hof; an ihn hat man in demselben Stile als einen Flügel die neue
Bürgerschule angelehnt, die durch einen großen Spielplatz von der Allee nach dem
Theater getrennt ist. Malerisch liegt dieser unendlich schlichte Bau im Schatten der


Maßgebliches und Unmaßgebliches

ganz ästhetisch-literarischen Interessen hingegebnen Volke, wie es damals die Deutschen
waren, konnte eine solche Idylle gedeihen. Jetzt, in einer Zeit, die innerlich von
der damaligen so unendlich verschieden ist, hat ein hochherziger Gönner, der Geheime
Kommerzienrat Lehmann in Halle, die Mittel zur Wiederherstellung des alten,
verlaßnen und verfallnen Theatergebäudes, das schon vom Abbruch bedroht war,
hergegeben, nachdem das Bad Lnuchstedt 1965 in den Besitz der Provinz Sachsen
übergegangen war, und der Provinzialansschuß, um seiner Spitze der Landeshauptmann
Freiherr von Wilmowski, hatte für den 13. Juni an einige hundert Personen in
Halle, Merseburg und Leipzig Einladungen zu der Einweihungsaufführung erlassen.

Es war ein herrlicher warmer und doch nicht allzuheißer Sommertag, als ein
langer Extrazug von Halle aus diese geladner Gäste über Merseburg in etwa drei¬
viertel Stunden nach Lauchstedt brachte. Im bunten Gewimmel zogen sie, Damen
und Herren, durch das beflaggte Städtchen über den Markt nach dem Bade und
betraten, angenehm überrascht, den geweihten Bezirk, eine kleine reizvolle Oase in
der einförmigen Ackerlandschaft. Den dunkeln stillen Spiegel eines kleinen Teichs, dessen
Fläche nur einige Schwäne beleben, umgeben prächtige alte Linden und Kastanien;
in ihrem Schatten steht etwas rückwärts an der einen Langseite das stattliche Kurhaus,
das 1786 Kurfürst Friedrich August der Dritte errichten ließ, ein ansehnlicher Ban
mit hohem, gebrochnem Dache, davor, zwischen ihm und dem Rande des Teichs zwei
kleine Pavillons in demselben Stile, zwischen beiden die tieferliegende, von einer
Steinbalustrade eingefaßte Quelle, zu der Treppen hinabführen, links eine bescheidne
hölzerne Kolonnade mit kleinen Läden, die ehemals gewiß alle möglichen Waren
feilboten, heute nicht mehr benutzt werden und deshalb geschlossen sind bis ans einige
wenige, wo man Ansichtskarten u. tgi. erhalten konnte; daran schließt sich die
Konditorei. Unter den schattigen Bäumen waren heute für die Gäste die Kaffeetische
gedeckt, und heiter angeregt unter dem anmutenden Eindrucke dieser Umgebung, die
jene Zeit um 1806 so getreu und unverfälscht zum Ausdruck bringt, verplauderte
man behaglich ein Stündchen, während eine Regimentskapelle aus Halle klassische
Weisen von Haydn, Mozart u. a. spielte, ohne mit Blechgetöse die Unterhaltung zu
stören. Noch blieb Zeit zur Besichtigung des in der „Schillerstraße" nicht weit vom
Kurhanse gelegnen Schillerhauses, das jetzt einem Glasermeister gehört und durch eene
Marmortafel bezeichnet ist. Bereitwillig führt er uns die steile enge Holztreppe
hinauf, deren Pfeilerköpfe weiße Vasen tragen. Dort oben hat Schiller ein kleines,
einfenstriges Zimmer nach der Straße zu bewohnt. Die einfach gemalte, nicht sehr
hohe Decke, die holzvertäfelten, weißgemalten Wände, die durch schmale, geriefte
Pilaster mit Rosetten unter den zierlichen Kapitalen gegliedert werden, wirken fast
vornehm, entsprechen jedenfalls dem Geschmacke seiner Zeit. Das Gocthehaus, ebenfalls
durch eine Gedenktafel kenntlich, liegt ganz in der Nähe des Theaters, am Ende
einer schönen Lindenallee, ein einstöckiges, fast quadratisches Haus mit vier Fenstern
Front zwischen zwei Höfen; zwischen den Fenstern rankt sich ein Weinstock empor,
und anmutig genug muß von dort der Blick in das grüne Laubwerk des Kur¬
parks sein.

Nach alter Sitte war der Beginn der Festvorstellung auf 5 Uhr festgesetzt,
aber schon seit ^5 Uhr füllte das Publikum wie einst die kurze Allee mächtiger
alter Linden, die vom Kurplatze nach dem Theater führt. Rechts davon liegt das
„Schlößchen" der ehemaligen Bischöfe von Merseburg, wo der kursächsische Hof und
gelegentlich auch andre Fürstlichkeiten zu wohnen pflegten, ein bescheidner Renaissance¬
bau um einen Hof; an ihn hat man in demselben Stile als einen Flügel die neue
Bürgerschule angelehnt, die durch einen großen Spielplatz von der Allee nach dem
Theater getrennt ist. Malerisch liegt dieser unendlich schlichte Bau im Schatten der


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[0654] Maßgebliches und Unmaßgebliches ganz ästhetisch-literarischen Interessen hingegebnen Volke, wie es damals die Deutschen waren, konnte eine solche Idylle gedeihen. Jetzt, in einer Zeit, die innerlich von der damaligen so unendlich verschieden ist, hat ein hochherziger Gönner, der Geheime Kommerzienrat Lehmann in Halle, die Mittel zur Wiederherstellung des alten, verlaßnen und verfallnen Theatergebäudes, das schon vom Abbruch bedroht war, hergegeben, nachdem das Bad Lnuchstedt 1965 in den Besitz der Provinz Sachsen übergegangen war, und der Provinzialansschuß, um seiner Spitze der Landeshauptmann Freiherr von Wilmowski, hatte für den 13. Juni an einige hundert Personen in Halle, Merseburg und Leipzig Einladungen zu der Einweihungsaufführung erlassen. Es war ein herrlicher warmer und doch nicht allzuheißer Sommertag, als ein langer Extrazug von Halle aus diese geladner Gäste über Merseburg in etwa drei¬ viertel Stunden nach Lauchstedt brachte. Im bunten Gewimmel zogen sie, Damen und Herren, durch das beflaggte Städtchen über den Markt nach dem Bade und betraten, angenehm überrascht, den geweihten Bezirk, eine kleine reizvolle Oase in der einförmigen Ackerlandschaft. Den dunkeln stillen Spiegel eines kleinen Teichs, dessen Fläche nur einige Schwäne beleben, umgeben prächtige alte Linden und Kastanien; in ihrem Schatten steht etwas rückwärts an der einen Langseite das stattliche Kurhaus, das 1786 Kurfürst Friedrich August der Dritte errichten ließ, ein ansehnlicher Ban mit hohem, gebrochnem Dache, davor, zwischen ihm und dem Rande des Teichs zwei kleine Pavillons in demselben Stile, zwischen beiden die tieferliegende, von einer Steinbalustrade eingefaßte Quelle, zu der Treppen hinabführen, links eine bescheidne hölzerne Kolonnade mit kleinen Läden, die ehemals gewiß alle möglichen Waren feilboten, heute nicht mehr benutzt werden und deshalb geschlossen sind bis ans einige wenige, wo man Ansichtskarten u. tgi. erhalten konnte; daran schließt sich die Konditorei. Unter den schattigen Bäumen waren heute für die Gäste die Kaffeetische gedeckt, und heiter angeregt unter dem anmutenden Eindrucke dieser Umgebung, die jene Zeit um 1806 so getreu und unverfälscht zum Ausdruck bringt, verplauderte man behaglich ein Stündchen, während eine Regimentskapelle aus Halle klassische Weisen von Haydn, Mozart u. a. spielte, ohne mit Blechgetöse die Unterhaltung zu stören. Noch blieb Zeit zur Besichtigung des in der „Schillerstraße" nicht weit vom Kurhanse gelegnen Schillerhauses, das jetzt einem Glasermeister gehört und durch eene Marmortafel bezeichnet ist. Bereitwillig führt er uns die steile enge Holztreppe hinauf, deren Pfeilerköpfe weiße Vasen tragen. Dort oben hat Schiller ein kleines, einfenstriges Zimmer nach der Straße zu bewohnt. Die einfach gemalte, nicht sehr hohe Decke, die holzvertäfelten, weißgemalten Wände, die durch schmale, geriefte Pilaster mit Rosetten unter den zierlichen Kapitalen gegliedert werden, wirken fast vornehm, entsprechen jedenfalls dem Geschmacke seiner Zeit. Das Gocthehaus, ebenfalls durch eine Gedenktafel kenntlich, liegt ganz in der Nähe des Theaters, am Ende einer schönen Lindenallee, ein einstöckiges, fast quadratisches Haus mit vier Fenstern Front zwischen zwei Höfen; zwischen den Fenstern rankt sich ein Weinstock empor, und anmutig genug muß von dort der Blick in das grüne Laubwerk des Kur¬ parks sein. Nach alter Sitte war der Beginn der Festvorstellung auf 5 Uhr festgesetzt, aber schon seit ^5 Uhr füllte das Publikum wie einst die kurze Allee mächtiger alter Linden, die vom Kurplatze nach dem Theater führt. Rechts davon liegt das „Schlößchen" der ehemaligen Bischöfe von Merseburg, wo der kursächsische Hof und gelegentlich auch andre Fürstlichkeiten zu wohnen pflegten, ein bescheidner Renaissance¬ bau um einen Hof; an ihn hat man in demselben Stile als einen Flügel die neue Bürgerschule angelehnt, die durch einen großen Spielplatz von der Allee nach dem Theater getrennt ist. Malerisch liegt dieser unendlich schlichte Bau im Schatten der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/654>, abgerufen am 24.07.2024.