Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.Die preußische Artillerie im Dienste des Aüstenrettungswesens orde. In den Monaten September und Oktober bereiste der Artillerieoffizier Minister von der Heydt genehmigte die Vorschläge Trosts, die sich auf Die Vorschläge Trosts sind für den auf seine Waffe und auf seine Uni¬ Aus den Akten der Behörden, die die Rettungsstationen an der preußischen In jedem Frühjahr erging an die Hafenbaninspektionen die Weisung, mit Im März oder im April, manchmal auch erst im Mai, ging ein lauter Die preußische Artillerie im Dienste des Aüstenrettungswesens orde. In den Monaten September und Oktober bereiste der Artillerieoffizier Minister von der Heydt genehmigte die Vorschläge Trosts, die sich auf Die Vorschläge Trosts sind für den auf seine Waffe und auf seine Uni¬ Aus den Akten der Behörden, die die Rettungsstationen an der preußischen In jedem Frühjahr erging an die Hafenbaninspektionen die Weisung, mit Im März oder im April, manchmal auch erst im Mai, ging ein lauter <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0468" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/312153"/> <fw type="header" place="top"> Die preußische Artillerie im Dienste des Aüstenrettungswesens</fw><lb/> <p xml:id="ID_1886" prev="#ID_1885"> orde. In den Monaten September und Oktober bereiste der Artillerieoffizier<lb/> vom Strand mit Wolter die Stationsorte. Er brachte die Apparate, so gut<lb/> es ging, vorläufig unter, wählte die Bauplätze für die Schuppen, vereinbarte<lb/> mit Pferdebesitzern die Stellung der Bespannung, gewann Lotsen, Leuchtturm¬<lb/> wärter, Holzwürter und Kossäten zur Beaufsichtigung und Bedienung der<lb/> Apparate und unterrichtete die neuen Rettungsmannschaften in ihren Ob¬<lb/> liegenheiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1887"> Minister von der Heydt genehmigte die Vorschläge Trosts, die sich auf<lb/> die Organisation der Stationen bezogen, und bewilligte den Nettnngsmann-<lb/> schaften ein Dienstzeichen in Form einer schwarzweißen Armbinde mit einem<lb/> Messingschild, worauf eine Krone graviert war. Dagegen konnte er sich uicht<lb/> dazu verstehn, nach dem Antrage Trosts der Station auf dem pfcrdearmen<lb/> Darß, deren Mannschaft aus deu beiden Leuchttnrmwärtcrn, frühern Artilleristen,<lb/> bestand, zwei Pferde als Bespannung zu bewilligen. Ein Signal vom Leucht¬<lb/> turm, das mit den Pferdebesitzern zu Prerow vereinbart wurde, und eine<lb/> Prämie für den, der seine Pferde im Falle der Not zuerst zur Stelle brachte,<lb/> mußten genügen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1888"> Die Vorschläge Trosts sind für den auf seine Waffe und auf seine Uni¬<lb/> form stolzen Offizier charakteristisch. Als ich seine Berichte über die Auswahl<lb/> der Bedienungsmannschaften, Versuche mit den Apparaten und Bespannungs¬<lb/> sorgen las, hatte ich oft den Eindruck, als habe ihm eine militärische Organi¬<lb/> sation des Nettuugswesens als Ideal vorgeschwebt. Und freute es ihn wirklich,<lb/> vou Rettungsgeschützen, Rettungsbatterien, einer ganzen Nettungsartillerie mit<lb/> schwarzen Kragen und Aufschlägen und sich selbst als Inspekteur an ihrer<lb/> Spitze zu träumen, so durfte mau ihm den frischen Ritt durchs Traumland<lb/> wohl gönnen. Denn ihm, dem unermüdlichen Artillerieoffizier vom Strand,<lb/> war es hauptsächlich zu danken, daß die erste Einrichtung des Rettnngswesens<lb/> im Stralsunder Bezirk zu Weihnachten 1855 vollendet war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1889"> Aus den Akten der Behörden, die die Rettungsstationen an der preußischen<lb/> Küste verwalteten, gewinnt man ein anmutiges Bild einer Mörserstativn in<lb/> friedlichen Zeiten, wenn die Stürme ruhten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1890"> In jedem Frühjahr erging an die Hafenbaninspektionen die Weisung, mit<lb/> den in ihrem Amtsbereich vorhandnen Mcmbhscheu Apparaten die Frühjahrs-<lb/> schießübungen vorzunehmen. Diese Übungen wurden in der Regel von dem<lb/> Hafenbauinspektor und dem Lotsenkommandeur geleitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1891" next="#ID_1892"> Im März oder im April, manchmal auch erst im Mai, ging ein lauter<lb/> Tag durch die Stranddörfer, deren Ruhe sonst die starken Laute der Luft und<lb/> der See so wenig unterbrachen wie eine tickende Uhr die eines mittagstillen<lb/> Wohnraums. Es war ein Fest für die Dorfjugend, wenn nach der Musterung<lb/> der Rettungsgeräte der Lenchttnrmwärter oder der Schulze, dem die Wartung<lb/> des Apparats in stillen Tagen und seine Bedienung im Ernstfalle anvertraut<lb/> war, in Gegenwart der inspizierenden Beamten, denen sich häusig ein Ab-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0468]
Die preußische Artillerie im Dienste des Aüstenrettungswesens
orde. In den Monaten September und Oktober bereiste der Artillerieoffizier
vom Strand mit Wolter die Stationsorte. Er brachte die Apparate, so gut
es ging, vorläufig unter, wählte die Bauplätze für die Schuppen, vereinbarte
mit Pferdebesitzern die Stellung der Bespannung, gewann Lotsen, Leuchtturm¬
wärter, Holzwürter und Kossäten zur Beaufsichtigung und Bedienung der
Apparate und unterrichtete die neuen Rettungsmannschaften in ihren Ob¬
liegenheiten.
Minister von der Heydt genehmigte die Vorschläge Trosts, die sich auf
die Organisation der Stationen bezogen, und bewilligte den Nettnngsmann-
schaften ein Dienstzeichen in Form einer schwarzweißen Armbinde mit einem
Messingschild, worauf eine Krone graviert war. Dagegen konnte er sich uicht
dazu verstehn, nach dem Antrage Trosts der Station auf dem pfcrdearmen
Darß, deren Mannschaft aus deu beiden Leuchttnrmwärtcrn, frühern Artilleristen,
bestand, zwei Pferde als Bespannung zu bewilligen. Ein Signal vom Leucht¬
turm, das mit den Pferdebesitzern zu Prerow vereinbart wurde, und eine
Prämie für den, der seine Pferde im Falle der Not zuerst zur Stelle brachte,
mußten genügen.
Die Vorschläge Trosts sind für den auf seine Waffe und auf seine Uni¬
form stolzen Offizier charakteristisch. Als ich seine Berichte über die Auswahl
der Bedienungsmannschaften, Versuche mit den Apparaten und Bespannungs¬
sorgen las, hatte ich oft den Eindruck, als habe ihm eine militärische Organi¬
sation des Nettuugswesens als Ideal vorgeschwebt. Und freute es ihn wirklich,
vou Rettungsgeschützen, Rettungsbatterien, einer ganzen Nettungsartillerie mit
schwarzen Kragen und Aufschlägen und sich selbst als Inspekteur an ihrer
Spitze zu träumen, so durfte mau ihm den frischen Ritt durchs Traumland
wohl gönnen. Denn ihm, dem unermüdlichen Artillerieoffizier vom Strand,
war es hauptsächlich zu danken, daß die erste Einrichtung des Rettnngswesens
im Stralsunder Bezirk zu Weihnachten 1855 vollendet war.
Aus den Akten der Behörden, die die Rettungsstationen an der preußischen
Küste verwalteten, gewinnt man ein anmutiges Bild einer Mörserstativn in
friedlichen Zeiten, wenn die Stürme ruhten.
In jedem Frühjahr erging an die Hafenbaninspektionen die Weisung, mit
den in ihrem Amtsbereich vorhandnen Mcmbhscheu Apparaten die Frühjahrs-
schießübungen vorzunehmen. Diese Übungen wurden in der Regel von dem
Hafenbauinspektor und dem Lotsenkommandeur geleitet.
Im März oder im April, manchmal auch erst im Mai, ging ein lauter
Tag durch die Stranddörfer, deren Ruhe sonst die starken Laute der Luft und
der See so wenig unterbrachen wie eine tickende Uhr die eines mittagstillen
Wohnraums. Es war ein Fest für die Dorfjugend, wenn nach der Musterung
der Rettungsgeräte der Lenchttnrmwärter oder der Schulze, dem die Wartung
des Apparats in stillen Tagen und seine Bedienung im Ernstfalle anvertraut
war, in Gegenwart der inspizierenden Beamten, denen sich häusig ein Ab-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |