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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Paul Gerhardt und der Große Kurfürst

dem Zurückziehen der Neversverpflichtung auch nichts geholfen, denn jeder wußte,
die Aufrechterhaltung der Edikte werde auf andern Wegen erzwungen werden.
Wenden Ar rL nun Paul Gerhardt zu, Der Konflikt in den er hmmigmottg
wurde, war in zweifacher Beziehung tragych. Der Dichte^ dem M Besah
zu selbständigem theologischen Denken fehlte, der zu kirchenpolitischen Verhand¬
lungen schlechthin keine Begabung hatte mußte die Jn eressen des ortlod^Lutherti.ins theologisch und kirchenpolitlsch öffentlich vertreten. Die cheologisch
Waffenrüstung. die er anlegte, stammte ans W.ttenberg und der Fichrer d r
dort geltenden Orthodoxie. Calvo. mit dem er nachweislich in Korrespondenz
stand'wird ihm behilflich gewesen sein. im Ncligiousgesprach zu Berlin d:e not¬
wendig erschcnenden Angriffs- und Verteld'gungsmethoden anzuwenden. Dav
Liithertum onnte mit Gerhardt zufrieden em- Er hat h:er eme führende Rolle
aeiv ete- er -cioe sich theologisch wohl orientiert, und seine lautere, ehrwürdige,
um und at Geol en ge^ Persönlichkeit gibt seiner Beweisführung
großes Gewicht. Aber das schließt nicht ans daß die FechterMung zu der
er ich verpflichtet wußte, seiner Natur nicht entsprach Die Welt des theo-
log schen Streites hatte ihm bis dahin fern gelegen; er hatte genug Anlaß ge¬
hab .hier einzugreifen. Wir haben mehrfach daran hingewiesen daß die kirch¬
lichen BerW M der Mark ein nnter der Herrschaft der lutherischen Orthodoxe
s^. ^ - in vielfacher Beziehung verletzen mußten. Ger-
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die schwer lastenden Rätsel des Lebens verborgen hätte, aber un hoffenden
GlaA/wi ? r u? erfüllt daß er in Gott einen Reichtum
des Lebens findet der ita alles Weltelend geduldig tragen laßt, und eme Weis¬
heit und Lieie hin o diesseits. M)er jenseits few Ausgänge und
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viel einst i ^ co finden. Der Kurfürst ließ ihn ja. auch nachdem
er frenvim 'an?d in DieZste geschieden war ni seiner Anckswohnnng we.im.
Der Kurfüch. vor allem die Kurfürstin, wa^
schließungen des Dichters."*) und der Dichter auf einen Wandel in den Ent-




^ Vgl. die Charakteristik seiner religiösen Dichtung bei Wernle, Paulus Gerhardt (Re-
"gwnsgeschichtliche Volksbücher, vierte Reihe, ziveites Heft). Tübingen, 1907.
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) Die Absetzung Gerhardts erfolgte an, 6 Far 1666, am 9. Januar 1667 wird er
wieder eingesetzt. Der freiwillige Verzicht Gerhardts auf das Amt wird perfekt durch die Ver-
Mgung des Kurfürsten vom 4. Februar. Doch blieb die Stelle bis tief in das Jahr 1668 offen,
ver Dichter weilte in seiner Amtswohnung und bezog auch noch einige Einnahmen.
Grenzboten II 1908 37
Paul Gerhardt und der Große Kurfürst

dem Zurückziehen der Neversverpflichtung auch nichts geholfen, denn jeder wußte,
die Aufrechterhaltung der Edikte werde auf andern Wegen erzwungen werden.
Wenden Ar rL nun Paul Gerhardt zu, Der Konflikt in den er hmmigmottg
wurde, war in zweifacher Beziehung tragych. Der Dichte^ dem M Besah
zu selbständigem theologischen Denken fehlte, der zu kirchenpolitischen Verhand¬
lungen schlechthin keine Begabung hatte mußte die Jn eressen des ortlod^Lutherti.ins theologisch und kirchenpolitlsch öffentlich vertreten. Die cheologisch
Waffenrüstung. die er anlegte, stammte ans W.ttenberg und der Fichrer d r
dort geltenden Orthodoxie. Calvo. mit dem er nachweislich in Korrespondenz
stand'wird ihm behilflich gewesen sein. im Ncligiousgesprach zu Berlin d:e not¬
wendig erschcnenden Angriffs- und Verteld'gungsmethoden anzuwenden. Dav
Liithertum onnte mit Gerhardt zufrieden em- Er hat h:er eme führende Rolle
aeiv ete- er -cioe sich theologisch wohl orientiert, und seine lautere, ehrwürdige,
um und at Geol en ge^ Persönlichkeit gibt seiner Beweisführung
großes Gewicht. Aber das schließt nicht ans daß die FechterMung zu der
er ich verpflichtet wußte, seiner Natur nicht entsprach Die Welt des theo-
log schen Streites hatte ihm bis dahin fern gelegen; er hatte genug Anlaß ge¬
hab .hier einzugreifen. Wir haben mehrfach daran hingewiesen daß die kirch¬
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Der Kurfüch. vor allem die Kurfürstin, wa^
schließungen des Dichters."*) und der Dichter auf einen Wandel in den Ent-




^ Vgl. die Charakteristik seiner religiösen Dichtung bei Wernle, Paulus Gerhardt (Re-
«gwnsgeschichtliche Volksbücher, vierte Reihe, ziveites Heft). Tübingen, 1907.
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) Die Absetzung Gerhardts erfolgte an, 6 Far 1666, am 9. Januar 1667 wird er
wieder eingesetzt. Der freiwillige Verzicht Gerhardts auf das Amt wird perfekt durch die Ver-
Mgung des Kurfürsten vom 4. Februar. Doch blieb die Stelle bis tief in das Jahr 1668 offen,
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[0293] Paul Gerhardt und der Große Kurfürst dem Zurückziehen der Neversverpflichtung auch nichts geholfen, denn jeder wußte, die Aufrechterhaltung der Edikte werde auf andern Wegen erzwungen werden. Wenden Ar rL nun Paul Gerhardt zu, Der Konflikt in den er hmmigmottg wurde, war in zweifacher Beziehung tragych. Der Dichte^ dem M Besah zu selbständigem theologischen Denken fehlte, der zu kirchenpolitischen Verhand¬ lungen schlechthin keine Begabung hatte mußte die Jn eressen des ortlod^Lutherti.ins theologisch und kirchenpolitlsch öffentlich vertreten. Die cheologisch Waffenrüstung. die er anlegte, stammte ans W.ttenberg und der Fichrer d r dort geltenden Orthodoxie. Calvo. mit dem er nachweislich in Korrespondenz stand'wird ihm behilflich gewesen sein. im Ncligiousgesprach zu Berlin d:e not¬ wendig erschcnenden Angriffs- und Verteld'gungsmethoden anzuwenden. Dav Liithertum onnte mit Gerhardt zufrieden em- Er hat h:er eme führende Rolle aeiv ete- er -cioe sich theologisch wohl orientiert, und seine lautere, ehrwürdige, um und at Geol en ge^ Persönlichkeit gibt seiner Beweisführung großes Gewicht. Aber das schließt nicht ans daß die FechterMung zu der er ich verpflichtet wußte, seiner Natur nicht entsprach Die Welt des theo- log schen Streites hatte ihm bis dahin fern gelegen; er hatte genug Anlaß ge¬ hab .hier einzugreifen. Wir haben mehrfach daran hingewiesen daß die kirch¬ lichen BerW M der Mark ein nnter der Herrschaft der lutherischen Orthodoxe s^. ^ - in vielfacher Beziehung verletzen mußten. Ger- U^h h° L-^ins »^^r^Z^ w ^»den und g-uzen um M d-s ^ 1^ Ach-Li-d-r °d-r D>..Li-d-r^S °l. ,.„es..,^ A °«r U»s cchtz.^ U»d ti°ft- Z^I^^AZ«« w A-h^ WM. I. M-? "dz. « ?wo°U"in'! « w«. Wi chines luÄ h° mon es M ob er sich in flachem Optimismus die tun ein Schatten, die schwer lastenden Rätsel des Lebens verborgen hätte, aber un hoffenden GlaA/wi ? r u? erfüllt daß er in Gott einen Reichtum des Lebens findet der ita alles Weltelend geduldig tragen laßt, und eme Weis¬ heit und Lieie hin o diesseits. M)er jenseits few Ausgänge und Sen^T ^er ^nM^^ n?d^^ viel einst i ^ co finden. Der Kurfürst ließ ihn ja. auch nachdem er frenvim 'an?d in DieZste geschieden war ni seiner Anckswohnnng we.im. Der Kurfüch. vor allem die Kurfürstin, wa^ schließungen des Dichters."*) und der Dichter auf einen Wandel in den Ent- ^ Vgl. die Charakteristik seiner religiösen Dichtung bei Wernle, Paulus Gerhardt (Re- «gwnsgeschichtliche Volksbücher, vierte Reihe, ziveites Heft). Tübingen, 1907. **.ebru ) Die Absetzung Gerhardts erfolgte an, 6 Far 1666, am 9. Januar 1667 wird er wieder eingesetzt. Der freiwillige Verzicht Gerhardts auf das Amt wird perfekt durch die Ver- Mgung des Kurfürsten vom 4. Februar. Doch blieb die Stelle bis tief in das Jahr 1668 offen, ver Dichter weilte in seiner Amtswohnung und bezog auch noch einige Einnahmen. Grenzboten II 1908 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/293>, abgerufen am 04.07.2024.