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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Frage gestellt und der Bau der Südbahn zum mindesten an eÄl-ZQÜsL Zrasoas verschoben
worden. Dabei ist soeben auf englischem Gebiet ein Teil einer englisch¬
portugiesischen Konkurrenzbahn fertig geworden, die von Beira nordwärts
über den Sambesi, entlang dem Schire über Port Herald Chiromo--Blantyre-Somba
nach dem Südende des Nyassasees führen soll. Vor wenigen Wochen ist das Projekt
der Strecke Beira-Sambesi auf portgiesischem Gebiete genehmigt und auf englischem
Gebiete die Strecke Port Herald--Blantyre ist soeben in Betrieb genommen
worden. Ein kurzer Blick auf die Karte genügt, um zu sehen, daß dieser Weg den
Verkehr des ganzen Nyassagebiets an sich ziehen würde, wenn nicht baldigst unsre
Südbahu in Angriff genommen wird. Zu dieser Gefahr kommt noch eine größere
in Gestalt der in Ur. 13 geschilderten portugiesischen Parallelbahn. Also nochmals:
ViclczMt oonsulss! --

In der ostafrikanischen Besiedlungsfrage ist der Staatssekretär nach¬
giebiger geworden. Er will im Sommer eine Kommission zum Studium der Ver¬
hältnisse nach Ostafrika entsenden. Da diese Kommission vom Unterstaatssekretär
v. Lindequist geführt werden foll, so kann man Ersprießliches von ihr erwarten.
Dennoch hätten wir für zweckmäßiger gehalten, nicht mehr Zeit mit Kommissionen
zu verlieren, sondern endlich mit einem praktischen Versuch zu beginnen. Mit einigen
hunderttausend Mark ließe sich da viel ausrichten. Ein Dutzend tüchtiger deutscher
Bauernfamilien und ein bewährter alter Afrikaner zur Führung wären sicherlich
unschwer zu finden. Immerhin kann man auch zufrieden sein, wenn die vorgesehene
Kommission dafür sorgt, daß im nächsten Kolonialetat die Mittel für eine solche
Probesiedlung gefordert werden. Die Sache ist wohl ein paar Hunderttausend
wert. Und an der Zustimmung des Reichstags wirds nicht fehlen.
'

Wäre nochdie Alkoholfrage zu erörtern. Dem Reichstag ist nämlich eine
Denkschrift zugegangen, betitelt: "Alkohol und Eingebornenpolitik". Wenn wir nur
erst eine vernünftige Eingebornenpolitik hätten, der Alkohol wäre der geringere
Kummer. Die Denkschrift vertritt die Ansicht, daß durch die Bekämpfung des Alkohol¬
konsums die eingeborne Bevölkerung kulturell gehoben, arbeitstüchtiger wird, und
verlangt darum einerseits Verteuerung des Alkohols durch kräftige Erhöhung der
Einfuhrzölle Hand in Hand mit den Nachbarkolonien, andrerseits ein völliges Einfuhr¬
oder Verkaufsverbot für deu Alkohol. Diese Bestrebungen wären an sich sehr zu
billigen, denn wenn der Schwarze Schnaps trinken will, so soll er ruhig ordentlich
bezahlen. Für den Fiskus und für den Handel wäre dies nur von Vorteil. Eine
andre Frage ist es, ob ein Verkaufs- oder Einfuhrverbot die gewünschte Wirkung
hätte, ob nicht die Herren Neger wieder in verstärktem Maße bei ihren einheimischen
geistigen Getränken, die viel schädlicher sein sollen als unser Schnaps, Ersatz suchen
werden. Irgendwelche Anregungsmittel werden schließlich immer genossen, ob sie
nun Alkohol, Haschisch oder Opium heißen. Der Alkohol ist davon noch nicht das
schlimmste. Sollte übrigens in der Denkschrift nicht Ursache und Wirkung ver¬
wechselt sein? Uns will es scheinen, als ob nicht die Neger durch Alkoholentziehuug
von selbst arbeitsamer würden, sondern daß durch stärkere Heranziehung zu regelmäßiger
körperlicher Arbeit die Lust und Gelegenheit zum Schnapstrinker geringer wird. An
einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Alkohol und Arbeit glauben wir nur in¬
sofern, als der Wunsch nach Alkohol bis dato viele Neger erst zur Arbeit veranlaßt.
Hier den Alkohol durch einen andern Anreiz oder "sanften Druck" zu ersetzen und
dann die Erlangung vou Alkohol zu erschweren wäre entschieden sehr zu empfehlen.

Item: die Heranziehung des Negers zur Arbeit ist das A und das O aller
Kolonialpolitik. Ist die Eingebornen- und Arbeiterfrage gelöst, so lösen sich alle
andern "Fragen" spielend, auch die Alkoholfrage, denn Müßiggang ist aller
Laster Anfang!-------'-




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Frage gestellt und der Bau der Südbahn zum mindesten an eÄl-ZQÜsL Zrasoas verschoben
worden. Dabei ist soeben auf englischem Gebiet ein Teil einer englisch¬
portugiesischen Konkurrenzbahn fertig geworden, die von Beira nordwärts
über den Sambesi, entlang dem Schire über Port Herald Chiromo—Blantyre-Somba
nach dem Südende des Nyassasees führen soll. Vor wenigen Wochen ist das Projekt
der Strecke Beira-Sambesi auf portgiesischem Gebiete genehmigt und auf englischem
Gebiete die Strecke Port Herald—Blantyre ist soeben in Betrieb genommen
worden. Ein kurzer Blick auf die Karte genügt, um zu sehen, daß dieser Weg den
Verkehr des ganzen Nyassagebiets an sich ziehen würde, wenn nicht baldigst unsre
Südbahu in Angriff genommen wird. Zu dieser Gefahr kommt noch eine größere
in Gestalt der in Ur. 13 geschilderten portugiesischen Parallelbahn. Also nochmals:
ViclczMt oonsulss! —

In der ostafrikanischen Besiedlungsfrage ist der Staatssekretär nach¬
giebiger geworden. Er will im Sommer eine Kommission zum Studium der Ver¬
hältnisse nach Ostafrika entsenden. Da diese Kommission vom Unterstaatssekretär
v. Lindequist geführt werden foll, so kann man Ersprießliches von ihr erwarten.
Dennoch hätten wir für zweckmäßiger gehalten, nicht mehr Zeit mit Kommissionen
zu verlieren, sondern endlich mit einem praktischen Versuch zu beginnen. Mit einigen
hunderttausend Mark ließe sich da viel ausrichten. Ein Dutzend tüchtiger deutscher
Bauernfamilien und ein bewährter alter Afrikaner zur Führung wären sicherlich
unschwer zu finden. Immerhin kann man auch zufrieden sein, wenn die vorgesehene
Kommission dafür sorgt, daß im nächsten Kolonialetat die Mittel für eine solche
Probesiedlung gefordert werden. Die Sache ist wohl ein paar Hunderttausend
wert. Und an der Zustimmung des Reichstags wirds nicht fehlen.
'

Wäre nochdie Alkoholfrage zu erörtern. Dem Reichstag ist nämlich eine
Denkschrift zugegangen, betitelt: „Alkohol und Eingebornenpolitik". Wenn wir nur
erst eine vernünftige Eingebornenpolitik hätten, der Alkohol wäre der geringere
Kummer. Die Denkschrift vertritt die Ansicht, daß durch die Bekämpfung des Alkohol¬
konsums die eingeborne Bevölkerung kulturell gehoben, arbeitstüchtiger wird, und
verlangt darum einerseits Verteuerung des Alkohols durch kräftige Erhöhung der
Einfuhrzölle Hand in Hand mit den Nachbarkolonien, andrerseits ein völliges Einfuhr¬
oder Verkaufsverbot für deu Alkohol. Diese Bestrebungen wären an sich sehr zu
billigen, denn wenn der Schwarze Schnaps trinken will, so soll er ruhig ordentlich
bezahlen. Für den Fiskus und für den Handel wäre dies nur von Vorteil. Eine
andre Frage ist es, ob ein Verkaufs- oder Einfuhrverbot die gewünschte Wirkung
hätte, ob nicht die Herren Neger wieder in verstärktem Maße bei ihren einheimischen
geistigen Getränken, die viel schädlicher sein sollen als unser Schnaps, Ersatz suchen
werden. Irgendwelche Anregungsmittel werden schließlich immer genossen, ob sie
nun Alkohol, Haschisch oder Opium heißen. Der Alkohol ist davon noch nicht das
schlimmste. Sollte übrigens in der Denkschrift nicht Ursache und Wirkung ver¬
wechselt sein? Uns will es scheinen, als ob nicht die Neger durch Alkoholentziehuug
von selbst arbeitsamer würden, sondern daß durch stärkere Heranziehung zu regelmäßiger
körperlicher Arbeit die Lust und Gelegenheit zum Schnapstrinker geringer wird. An
einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Alkohol und Arbeit glauben wir nur in¬
sofern, als der Wunsch nach Alkohol bis dato viele Neger erst zur Arbeit veranlaßt.
Hier den Alkohol durch einen andern Anreiz oder „sanften Druck" zu ersetzen und
dann die Erlangung vou Alkohol zu erschweren wäre entschieden sehr zu empfehlen.

Item: die Heranziehung des Negers zur Arbeit ist das A und das O aller
Kolonialpolitik. Ist die Eingebornen- und Arbeiterfrage gelöst, so lösen sich alle
andern „Fragen" spielend, auch die Alkoholfrage, denn Müßiggang ist aller
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[0164] Maßgebliches und Unmaßgebliches Frage gestellt und der Bau der Südbahn zum mindesten an eÄl-ZQÜsL Zrasoas verschoben worden. Dabei ist soeben auf englischem Gebiet ein Teil einer englisch¬ portugiesischen Konkurrenzbahn fertig geworden, die von Beira nordwärts über den Sambesi, entlang dem Schire über Port Herald Chiromo—Blantyre-Somba nach dem Südende des Nyassasees führen soll. Vor wenigen Wochen ist das Projekt der Strecke Beira-Sambesi auf portgiesischem Gebiete genehmigt und auf englischem Gebiete die Strecke Port Herald—Blantyre ist soeben in Betrieb genommen worden. Ein kurzer Blick auf die Karte genügt, um zu sehen, daß dieser Weg den Verkehr des ganzen Nyassagebiets an sich ziehen würde, wenn nicht baldigst unsre Südbahu in Angriff genommen wird. Zu dieser Gefahr kommt noch eine größere in Gestalt der in Ur. 13 geschilderten portugiesischen Parallelbahn. Also nochmals: ViclczMt oonsulss! — In der ostafrikanischen Besiedlungsfrage ist der Staatssekretär nach¬ giebiger geworden. Er will im Sommer eine Kommission zum Studium der Ver¬ hältnisse nach Ostafrika entsenden. Da diese Kommission vom Unterstaatssekretär v. Lindequist geführt werden foll, so kann man Ersprießliches von ihr erwarten. Dennoch hätten wir für zweckmäßiger gehalten, nicht mehr Zeit mit Kommissionen zu verlieren, sondern endlich mit einem praktischen Versuch zu beginnen. Mit einigen hunderttausend Mark ließe sich da viel ausrichten. Ein Dutzend tüchtiger deutscher Bauernfamilien und ein bewährter alter Afrikaner zur Führung wären sicherlich unschwer zu finden. Immerhin kann man auch zufrieden sein, wenn die vorgesehene Kommission dafür sorgt, daß im nächsten Kolonialetat die Mittel für eine solche Probesiedlung gefordert werden. Die Sache ist wohl ein paar Hunderttausend wert. Und an der Zustimmung des Reichstags wirds nicht fehlen. ' Wäre nochdie Alkoholfrage zu erörtern. Dem Reichstag ist nämlich eine Denkschrift zugegangen, betitelt: „Alkohol und Eingebornenpolitik". Wenn wir nur erst eine vernünftige Eingebornenpolitik hätten, der Alkohol wäre der geringere Kummer. Die Denkschrift vertritt die Ansicht, daß durch die Bekämpfung des Alkohol¬ konsums die eingeborne Bevölkerung kulturell gehoben, arbeitstüchtiger wird, und verlangt darum einerseits Verteuerung des Alkohols durch kräftige Erhöhung der Einfuhrzölle Hand in Hand mit den Nachbarkolonien, andrerseits ein völliges Einfuhr¬ oder Verkaufsverbot für deu Alkohol. Diese Bestrebungen wären an sich sehr zu billigen, denn wenn der Schwarze Schnaps trinken will, so soll er ruhig ordentlich bezahlen. Für den Fiskus und für den Handel wäre dies nur von Vorteil. Eine andre Frage ist es, ob ein Verkaufs- oder Einfuhrverbot die gewünschte Wirkung hätte, ob nicht die Herren Neger wieder in verstärktem Maße bei ihren einheimischen geistigen Getränken, die viel schädlicher sein sollen als unser Schnaps, Ersatz suchen werden. Irgendwelche Anregungsmittel werden schließlich immer genossen, ob sie nun Alkohol, Haschisch oder Opium heißen. Der Alkohol ist davon noch nicht das schlimmste. Sollte übrigens in der Denkschrift nicht Ursache und Wirkung ver¬ wechselt sein? Uns will es scheinen, als ob nicht die Neger durch Alkoholentziehuug von selbst arbeitsamer würden, sondern daß durch stärkere Heranziehung zu regelmäßiger körperlicher Arbeit die Lust und Gelegenheit zum Schnapstrinker geringer wird. An einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Alkohol und Arbeit glauben wir nur in¬ sofern, als der Wunsch nach Alkohol bis dato viele Neger erst zur Arbeit veranlaßt. Hier den Alkohol durch einen andern Anreiz oder „sanften Druck" zu ersetzen und dann die Erlangung vou Alkohol zu erschweren wäre entschieden sehr zu empfehlen. Item: die Heranziehung des Negers zur Arbeit ist das A und das O aller Kolonialpolitik. Ist die Eingebornen- und Arbeiterfrage gelöst, so lösen sich alle andern „Fragen" spielend, auch die Alkoholfrage, denn Müßiggang ist aller Laster Anfang!-------'-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/164>, abgerufen am 24.07.2024.