Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Hilfsbücher und Standardwerke er alsdann nicht erfüllt hätte. Daß die Unternehmer und Gründer zu viel Ich habe hiermit den besten Teil des Buches besprochen. Denn im Ab¬ Hiermit genug. Wäre der erste Teil unter dem Titel "Reiseerlebnisse" Professor Auhagen, Die Landwirtschaft in Transkaspien (190S), Zur Besiedlung
Sibiriens (1902). A. Borchardt, Der Weizenbau im südwestlichen und zentralen Rußland usw. (!W2), Die bäuerlichen Verhältnisse daselbst (1902), Aus dem Kaukasus, I. Teil 1906, II. Teil l907. Schließlich Goebel, Volkswirtschaft Finnlands und Die Messe von Jrbit (1907), alle in C, Heimanns Verlag. Hilfsbücher und Standardwerke er alsdann nicht erfüllt hätte. Daß die Unternehmer und Gründer zu viel Ich habe hiermit den besten Teil des Buches besprochen. Denn im Ab¬ Hiermit genug. Wäre der erste Teil unter dem Titel „Reiseerlebnisse" Professor Auhagen, Die Landwirtschaft in Transkaspien (190S), Zur Besiedlung
Sibiriens (1902). A. Borchardt, Der Weizenbau im südwestlichen und zentralen Rußland usw. (!W2), Die bäuerlichen Verhältnisse daselbst (1902), Aus dem Kaukasus, I. Teil 1906, II. Teil l907. Schließlich Goebel, Volkswirtschaft Finnlands und Die Messe von Jrbit (1907), alle in C, Heimanns Verlag. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0617" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311700"/> <fw type="header" place="top"> Hilfsbücher und Standardwerke</fw><lb/> <p xml:id="ID_2886" prev="#ID_2885"> er alsdann nicht erfüllt hätte. Daß die Unternehmer und Gründer zu viel<lb/> auf einmal produzierten, das war ihre eigne Schuld. Wie es aber in Nu߬<lb/> land stets geht, wurde der Negierung die Verantwortung aufgebürdet."</p><lb/> <p xml:id="ID_2887"> Ich habe hiermit den besten Teil des Buches besprochen. Denn im Ab¬<lb/> schnitt IV finden sich kritische Bemerkungen des Autors nur vereinzelt. Und<lb/> doch hätte er gerade hier an die Ausführungen des Herrn Witschewski an¬<lb/> knüpfen können, der — zufällig ein deutscher Schriftsteller — eine tiefgründige<lb/> Vorstudie für jeden geliefert hat, der die russische Wirtschaft näher kennen<lb/> lernen will. (Rußlands Handels-, Zoll- und Jndustriepolitik. Berlin, Mittler<lb/> und Sohn, 1905.) Auch über die Landwirtschaft hätte sich Herr Schlesinger<lb/> besser aus deutschen Quellen unterrichten können als aus den russischen, die<lb/> er nicht angibt. Die Professoren Schultze-Gaevernitz (Studien aus Rußland —<lb/> neuerdings auch russisch), Max Weber (Rußlands Übergang zum Schein-<lb/> konstitutionalismus, Tübingen, 1906) und Ballod konnten ihm schon etwas<lb/> neues sagen. Aber wenn er gegen diese Schriftsteller von Beruf mißtrauisch<lb/> war, so brauchte er nur die Monographien der verschiednen Sachverständigen<lb/> am deutschen Generalkonsulat zu Se. Petersburg*) durchzusehen, um sich davon<lb/> zu überzeugen, daß zur Darstellung der russischen Wirtschaft in einem „Standard¬<lb/> werk" mehr Quellen gehören als die von ihm herangezognen. Zwei wichtige<lb/> Seiten der russischen Wirtschaft und vor allen Dingen der sozialen und ethischen<lb/> Grundlagen des bäuerlichen Lebens tut der Autor mit einigen Worten ab:<lb/> Hausindustrie und Wandergewerbe. Was er über die Hausindustrie im Mos¬<lb/> kaner Bezirk sagt, ist irreführend, da er das Wort „Kustargewerbe" nicht an¬<lb/> wendet. Nägel (S. 60) werden schon lange nicht mehr von Hausindustriellen<lb/> gefertigt, sondern von drei oder vier Aktiengesellschaften in mächtigen Fabriken;<lb/> allein im Gouvernement Tambow sind 68000 Nagelschmiede zwischen 1894<lb/> und 1898 brotlos geworden. Der Autor gibt auch keinen Umfang der Haus¬<lb/> gewerbe an; keine zahlenmäßige Angabe über die beschäftigten Arbeitshände<lb/> oder den Wert der Produktion lassen den Leser sich ein Bild machen. Und<lb/> doch ist die Zahl der wandernden Arbeiter mit zwanzig Millionen sicher nicht<lb/> zu hoch geschätzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2888" next="#ID_2889"> Hiermit genug. Wäre der erste Teil unter dem Titel „Reiseerlebnisse"<lb/> erschienen, dann hätte ich geschrieben: „nett, harmlos, amüsant; die Polemik<lb/> dürfte ohne Schaden für das Buch fortbleiben; für drei Mark als Lektüre für<lb/> solche Leser zu empfehlen, die kein praktisches Interesse mit Rußland ver¬<lb/> bindet." Alles andre konnte ohne Verlust für die Wissenschaft und den<lb/> deutschen Handel wie für die deutsch-russischen Beziehungen ungedruckt bleiben.</p><lb/> <note xml:id="FID_54" place="foot"> Professor Auhagen, Die Landwirtschaft in Transkaspien (190S), Zur Besiedlung<lb/> Sibiriens (1902). A. Borchardt, Der Weizenbau im südwestlichen und zentralen Rußland usw.<lb/> (!W2), Die bäuerlichen Verhältnisse daselbst (1902), Aus dem Kaukasus, I. Teil 1906, II. Teil<lb/> l907. Schließlich Goebel, Volkswirtschaft Finnlands und Die Messe von Jrbit (1907), alle<lb/> in C, Heimanns Verlag.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0617]
Hilfsbücher und Standardwerke
er alsdann nicht erfüllt hätte. Daß die Unternehmer und Gründer zu viel
auf einmal produzierten, das war ihre eigne Schuld. Wie es aber in Nu߬
land stets geht, wurde der Negierung die Verantwortung aufgebürdet."
Ich habe hiermit den besten Teil des Buches besprochen. Denn im Ab¬
schnitt IV finden sich kritische Bemerkungen des Autors nur vereinzelt. Und
doch hätte er gerade hier an die Ausführungen des Herrn Witschewski an¬
knüpfen können, der — zufällig ein deutscher Schriftsteller — eine tiefgründige
Vorstudie für jeden geliefert hat, der die russische Wirtschaft näher kennen
lernen will. (Rußlands Handels-, Zoll- und Jndustriepolitik. Berlin, Mittler
und Sohn, 1905.) Auch über die Landwirtschaft hätte sich Herr Schlesinger
besser aus deutschen Quellen unterrichten können als aus den russischen, die
er nicht angibt. Die Professoren Schultze-Gaevernitz (Studien aus Rußland —
neuerdings auch russisch), Max Weber (Rußlands Übergang zum Schein-
konstitutionalismus, Tübingen, 1906) und Ballod konnten ihm schon etwas
neues sagen. Aber wenn er gegen diese Schriftsteller von Beruf mißtrauisch
war, so brauchte er nur die Monographien der verschiednen Sachverständigen
am deutschen Generalkonsulat zu Se. Petersburg*) durchzusehen, um sich davon
zu überzeugen, daß zur Darstellung der russischen Wirtschaft in einem „Standard¬
werk" mehr Quellen gehören als die von ihm herangezognen. Zwei wichtige
Seiten der russischen Wirtschaft und vor allen Dingen der sozialen und ethischen
Grundlagen des bäuerlichen Lebens tut der Autor mit einigen Worten ab:
Hausindustrie und Wandergewerbe. Was er über die Hausindustrie im Mos¬
kaner Bezirk sagt, ist irreführend, da er das Wort „Kustargewerbe" nicht an¬
wendet. Nägel (S. 60) werden schon lange nicht mehr von Hausindustriellen
gefertigt, sondern von drei oder vier Aktiengesellschaften in mächtigen Fabriken;
allein im Gouvernement Tambow sind 68000 Nagelschmiede zwischen 1894
und 1898 brotlos geworden. Der Autor gibt auch keinen Umfang der Haus¬
gewerbe an; keine zahlenmäßige Angabe über die beschäftigten Arbeitshände
oder den Wert der Produktion lassen den Leser sich ein Bild machen. Und
doch ist die Zahl der wandernden Arbeiter mit zwanzig Millionen sicher nicht
zu hoch geschätzt.
Hiermit genug. Wäre der erste Teil unter dem Titel „Reiseerlebnisse"
erschienen, dann hätte ich geschrieben: „nett, harmlos, amüsant; die Polemik
dürfte ohne Schaden für das Buch fortbleiben; für drei Mark als Lektüre für
solche Leser zu empfehlen, die kein praktisches Interesse mit Rußland ver¬
bindet." Alles andre konnte ohne Verlust für die Wissenschaft und den
deutschen Handel wie für die deutsch-russischen Beziehungen ungedruckt bleiben.
Professor Auhagen, Die Landwirtschaft in Transkaspien (190S), Zur Besiedlung
Sibiriens (1902). A. Borchardt, Der Weizenbau im südwestlichen und zentralen Rußland usw.
(!W2), Die bäuerlichen Verhältnisse daselbst (1902), Aus dem Kaukasus, I. Teil 1906, II. Teil
l907. Schließlich Goebel, Volkswirtschaft Finnlands und Die Messe von Jrbit (1907), alle
in C, Heimanns Verlag.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |