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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gefaßt hat, als ob damit eine Nichtbeachtung seiner persönlichen Wünsche ausgedrückt
werden sollte, wird nicht nur in Bayern, sondern auch überall sonst in Deutschland
aufrichtig bedauert werden, obwohl es für alle, die den Sachverhalt näher kennen,
vollkommen klar ist, daß der Prinz nur auf Grund einer ganz falschen Darstellung
in diesen Glauben versetzt werden konnte. Niemand hat daran gedacht, die dem
Prinzen schuldige Rücksicht und Ehrerbietung zu verletzen. Im Gegenteil, es ist
der Hauptvorwurf, den man den Gegnern des Generals Keim machen muß, daß
sie, nur um persönliche und Parteiwünsche zu erreichen, hochgestellte Personen, die
nach alter guter Sitte vor dem überflüssigen Hineinziehn in kleinliche Streitigkeiten
geschützt werden sollten, gewissermaßen vor sich herschieben, damit sie als Gegen¬
stände eines Angriffs erscheinen, der ihnen gar nicht gilt. Gewiß, wir wollen nicht,
daß Fürstlichkeiten wie Puppen betrachtet werden. Sie haben das Recht ihrer
Meinung wie andre auch, und wir freuen uns, wenn sie in großen Fragen, wo
es not tut, die Sturmfahne ergreifen und ihrem Volk vorangehn. Aber in ge¬
wöhnlichen Zeitläuften und im Geplänkel der kleinen Streitfragen gehört der echte
deutsche Mann vor seinen Fürsten; er verkriecht sich nicht hinter den dynastischen
Wappenschild. Tagaus tagein bekommen wir jetzt in gewissen Blättern zu hören, dieser
oder jener deutsche Fürst oder Prinz habe sich gegen General Keim erklärt, immer mit
dem vorsichtigen, aber deutlichen Wink, nun könne doch eigentlich kein anständiger Mensch
der Meinung des Generals Keim sein. Was in aller Welt hat die Meinung eines
deutschen Mannes über die zweckmäßigste Form und Methode der Aufklärung über Ziel
und Umfang der deutschen Seemacht mit den besondern Ansichten einer fürstlichen Per¬
sönlichkeit über diese Frage zu tun? Auch bei der größten dynastischen Ergebenheit
und der weitgehendsten Achtung vor der Autorität der fürstlichen Würde ist es doch
schlechterdings unmöglich, Ansichten, die unbedingt zum politischen Betätigungsrecht
jedes Reichsangehörigen gehören, von fürstlichen Wünschen abhängig zu machen.
Wenn die Stellung der sogenannten Protektoren eines nationalen Vereins zu solchen
Mißbräuchen führt, dann kann man es kaum bedauern, daß sie überhaupt ver¬
schwindet. Doch das Merkwürdigste dabei ist etwas andres. Von welcher Stelle
gehn überhaupt diese Versuche aus, die die deutschen Fürsten in den Tages- und
Parteistreit hineinziehn wollen und jedem das Recht einer eignen Meinung verwehren,
sobald irgendwo die Behauptung auftaucht, eine Fürstlichkeit habe über eine Sache
diese oder jene Ansicht ausgesprochen? Das sind immer die mit demokratischen Über¬
zeugungen prunkenden Blätter, die bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit
den "Männerstolz vor Königsthronen" im Munde führen. Wer Zeuge des strafenden
Unwillens und Befremdens gewesen ist, womit zum Beispiel das Berliner Tage¬
blatt auf die unerhörte Tatsache hinwies, daß sich das Präsidium des Flottenvereins
in Gegensatz zu dem künftigen König von Bayern gesetzt habe, der hätte wohl in
ein Gelächter ausbrechen können, wenn ihn nicht zugleich der Ekel über dieses
unehrliche Treiben gewürgt hätte. Überraschend ist das gleichwohl nicht. Das
demokratische Prinzip wird immer an den Nagel gehängt, wenn man entdeckt, daß
"König Demos" selbst im Grunde noch einen heillosen Respekt vor dem echten
Purpur hat. Dann entdecken gewisse Leute plötzlich ihr monarchisches Herz.

In die Flottenvereinskrisis scheint auch die deutsche Kolonialgesellschaft ver¬
wickelt zu werden, da der Präsident dieser Gesellschaft der Abteilung Berlin eine
Rüge erteilt hat, weil diese eine öffentliche Versammlung zur Aussprache über die
Flottenfrage berufen hat. Es scheint, als ob überhaupt die Frage der nationalen
Vereine einer Klärung und Regelung bedürfte. Der Streit über "politische" oder
"unpolitische" Tätigkeit dieser Vereine taucht immer wieder auf und führt zu Un¬
zuträglichkeiten, obwohl das doch eine ganz nebensächliche Frage ist. Nationale


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gefaßt hat, als ob damit eine Nichtbeachtung seiner persönlichen Wünsche ausgedrückt
werden sollte, wird nicht nur in Bayern, sondern auch überall sonst in Deutschland
aufrichtig bedauert werden, obwohl es für alle, die den Sachverhalt näher kennen,
vollkommen klar ist, daß der Prinz nur auf Grund einer ganz falschen Darstellung
in diesen Glauben versetzt werden konnte. Niemand hat daran gedacht, die dem
Prinzen schuldige Rücksicht und Ehrerbietung zu verletzen. Im Gegenteil, es ist
der Hauptvorwurf, den man den Gegnern des Generals Keim machen muß, daß
sie, nur um persönliche und Parteiwünsche zu erreichen, hochgestellte Personen, die
nach alter guter Sitte vor dem überflüssigen Hineinziehn in kleinliche Streitigkeiten
geschützt werden sollten, gewissermaßen vor sich herschieben, damit sie als Gegen¬
stände eines Angriffs erscheinen, der ihnen gar nicht gilt. Gewiß, wir wollen nicht,
daß Fürstlichkeiten wie Puppen betrachtet werden. Sie haben das Recht ihrer
Meinung wie andre auch, und wir freuen uns, wenn sie in großen Fragen, wo
es not tut, die Sturmfahne ergreifen und ihrem Volk vorangehn. Aber in ge¬
wöhnlichen Zeitläuften und im Geplänkel der kleinen Streitfragen gehört der echte
deutsche Mann vor seinen Fürsten; er verkriecht sich nicht hinter den dynastischen
Wappenschild. Tagaus tagein bekommen wir jetzt in gewissen Blättern zu hören, dieser
oder jener deutsche Fürst oder Prinz habe sich gegen General Keim erklärt, immer mit
dem vorsichtigen, aber deutlichen Wink, nun könne doch eigentlich kein anständiger Mensch
der Meinung des Generals Keim sein. Was in aller Welt hat die Meinung eines
deutschen Mannes über die zweckmäßigste Form und Methode der Aufklärung über Ziel
und Umfang der deutschen Seemacht mit den besondern Ansichten einer fürstlichen Per¬
sönlichkeit über diese Frage zu tun? Auch bei der größten dynastischen Ergebenheit
und der weitgehendsten Achtung vor der Autorität der fürstlichen Würde ist es doch
schlechterdings unmöglich, Ansichten, die unbedingt zum politischen Betätigungsrecht
jedes Reichsangehörigen gehören, von fürstlichen Wünschen abhängig zu machen.
Wenn die Stellung der sogenannten Protektoren eines nationalen Vereins zu solchen
Mißbräuchen führt, dann kann man es kaum bedauern, daß sie überhaupt ver¬
schwindet. Doch das Merkwürdigste dabei ist etwas andres. Von welcher Stelle
gehn überhaupt diese Versuche aus, die die deutschen Fürsten in den Tages- und
Parteistreit hineinziehn wollen und jedem das Recht einer eignen Meinung verwehren,
sobald irgendwo die Behauptung auftaucht, eine Fürstlichkeit habe über eine Sache
diese oder jene Ansicht ausgesprochen? Das sind immer die mit demokratischen Über¬
zeugungen prunkenden Blätter, die bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit
den „Männerstolz vor Königsthronen" im Munde führen. Wer Zeuge des strafenden
Unwillens und Befremdens gewesen ist, womit zum Beispiel das Berliner Tage¬
blatt auf die unerhörte Tatsache hinwies, daß sich das Präsidium des Flottenvereins
in Gegensatz zu dem künftigen König von Bayern gesetzt habe, der hätte wohl in
ein Gelächter ausbrechen können, wenn ihn nicht zugleich der Ekel über dieses
unehrliche Treiben gewürgt hätte. Überraschend ist das gleichwohl nicht. Das
demokratische Prinzip wird immer an den Nagel gehängt, wenn man entdeckt, daß
„König Demos" selbst im Grunde noch einen heillosen Respekt vor dem echten
Purpur hat. Dann entdecken gewisse Leute plötzlich ihr monarchisches Herz.

In die Flottenvereinskrisis scheint auch die deutsche Kolonialgesellschaft ver¬
wickelt zu werden, da der Präsident dieser Gesellschaft der Abteilung Berlin eine
Rüge erteilt hat, weil diese eine öffentliche Versammlung zur Aussprache über die
Flottenfrage berufen hat. Es scheint, als ob überhaupt die Frage der nationalen
Vereine einer Klärung und Regelung bedürfte. Der Streit über „politische" oder
„unpolitische" Tätigkeit dieser Vereine taucht immer wieder auf und führt zu Un¬
zuträglichkeiten, obwohl das doch eine ganz nebensächliche Frage ist. Nationale


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[0052] Maßgebliches und Unmaßgebliches gefaßt hat, als ob damit eine Nichtbeachtung seiner persönlichen Wünsche ausgedrückt werden sollte, wird nicht nur in Bayern, sondern auch überall sonst in Deutschland aufrichtig bedauert werden, obwohl es für alle, die den Sachverhalt näher kennen, vollkommen klar ist, daß der Prinz nur auf Grund einer ganz falschen Darstellung in diesen Glauben versetzt werden konnte. Niemand hat daran gedacht, die dem Prinzen schuldige Rücksicht und Ehrerbietung zu verletzen. Im Gegenteil, es ist der Hauptvorwurf, den man den Gegnern des Generals Keim machen muß, daß sie, nur um persönliche und Parteiwünsche zu erreichen, hochgestellte Personen, die nach alter guter Sitte vor dem überflüssigen Hineinziehn in kleinliche Streitigkeiten geschützt werden sollten, gewissermaßen vor sich herschieben, damit sie als Gegen¬ stände eines Angriffs erscheinen, der ihnen gar nicht gilt. Gewiß, wir wollen nicht, daß Fürstlichkeiten wie Puppen betrachtet werden. Sie haben das Recht ihrer Meinung wie andre auch, und wir freuen uns, wenn sie in großen Fragen, wo es not tut, die Sturmfahne ergreifen und ihrem Volk vorangehn. Aber in ge¬ wöhnlichen Zeitläuften und im Geplänkel der kleinen Streitfragen gehört der echte deutsche Mann vor seinen Fürsten; er verkriecht sich nicht hinter den dynastischen Wappenschild. Tagaus tagein bekommen wir jetzt in gewissen Blättern zu hören, dieser oder jener deutsche Fürst oder Prinz habe sich gegen General Keim erklärt, immer mit dem vorsichtigen, aber deutlichen Wink, nun könne doch eigentlich kein anständiger Mensch der Meinung des Generals Keim sein. Was in aller Welt hat die Meinung eines deutschen Mannes über die zweckmäßigste Form und Methode der Aufklärung über Ziel und Umfang der deutschen Seemacht mit den besondern Ansichten einer fürstlichen Per¬ sönlichkeit über diese Frage zu tun? Auch bei der größten dynastischen Ergebenheit und der weitgehendsten Achtung vor der Autorität der fürstlichen Würde ist es doch schlechterdings unmöglich, Ansichten, die unbedingt zum politischen Betätigungsrecht jedes Reichsangehörigen gehören, von fürstlichen Wünschen abhängig zu machen. Wenn die Stellung der sogenannten Protektoren eines nationalen Vereins zu solchen Mißbräuchen führt, dann kann man es kaum bedauern, daß sie überhaupt ver¬ schwindet. Doch das Merkwürdigste dabei ist etwas andres. Von welcher Stelle gehn überhaupt diese Versuche aus, die die deutschen Fürsten in den Tages- und Parteistreit hineinziehn wollen und jedem das Recht einer eignen Meinung verwehren, sobald irgendwo die Behauptung auftaucht, eine Fürstlichkeit habe über eine Sache diese oder jene Ansicht ausgesprochen? Das sind immer die mit demokratischen Über¬ zeugungen prunkenden Blätter, die bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit den „Männerstolz vor Königsthronen" im Munde führen. Wer Zeuge des strafenden Unwillens und Befremdens gewesen ist, womit zum Beispiel das Berliner Tage¬ blatt auf die unerhörte Tatsache hinwies, daß sich das Präsidium des Flottenvereins in Gegensatz zu dem künftigen König von Bayern gesetzt habe, der hätte wohl in ein Gelächter ausbrechen können, wenn ihn nicht zugleich der Ekel über dieses unehrliche Treiben gewürgt hätte. Überraschend ist das gleichwohl nicht. Das demokratische Prinzip wird immer an den Nagel gehängt, wenn man entdeckt, daß „König Demos" selbst im Grunde noch einen heillosen Respekt vor dem echten Purpur hat. Dann entdecken gewisse Leute plötzlich ihr monarchisches Herz. In die Flottenvereinskrisis scheint auch die deutsche Kolonialgesellschaft ver¬ wickelt zu werden, da der Präsident dieser Gesellschaft der Abteilung Berlin eine Rüge erteilt hat, weil diese eine öffentliche Versammlung zur Aussprache über die Flottenfrage berufen hat. Es scheint, als ob überhaupt die Frage der nationalen Vereine einer Klärung und Regelung bedürfte. Der Streit über „politische" oder „unpolitische" Tätigkeit dieser Vereine taucht immer wieder auf und führt zu Un¬ zuträglichkeiten, obwohl das doch eine ganz nebensächliche Frage ist. Nationale

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/52>, abgerufen am 22.07.2024.