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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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LIiaßgeblichrs und Unmaßgebliches

bestimmend sind. Die Politik der Kurie ist jedoch durchaus nicht ganz nach dem
Sinn der politischen Vertretung des deutschen Katholizismus. In den führenden
Kreisen des Zentrums haben modernistische Strömungen eine nicht geringe Rolle
gespielt. Denn einsichtige Zentrumspolitiker haben sehr wohl die Bedeutung einer
nähern Fühlung mit den Zeitströmungen und der modernen Wissenschaft erkannt. Das
jüngste Vorgehen der Kurie macht die Fortsetzung solcher Bemühungen unmöglich
und müßte eigentlich dahin führen, daß sich jede spezifische Vertretung katholischer
Anschauungen, also auch die Zentrumspartei, künftig ganz und gar auf die rück¬
schrittlichen Strömungen im deutschen Katholizismus zurückzuziehen hat. Ob es
wirklich dahin kommen wird, ist freilich eine offne Frage. Denn Auswege aus
ähnlichen Widersprüchen und Zwangslagen haben sich schon oft finden lassen, und
gerade die Geschichte der katholischen Kirche zeigt, daß die Härte und Konsequenz
der Lehre die größte Anpassungsfähigkeit gegenüber den Nützlichkeitsforderungen
dieser Welt nicht ausschließt. Immerhin muß darauf aufmerksam gemacht werden,
daß die schroffe Haltung der Kurie in der Durchführung der Enzyklika ?"8c!MAi
zurzeit auch für die politische Zentrumspartei eine gewisse Krisis bedeutet.

Die eigentliche Bedeutung dieser kirchlichen Krisis für die Politik liegt jedoch
auf anderm Gebiet. Zwei Punkte sind dabei von Wichtigkeit, nämlich die kirchliche
Maßregelung von staatlich angestellten Universitätslehrern und die damit im Zu¬
sammenhang stehenden Eingriffe kirchlicher Behörden in die politischen Rechte der
Geistlichen. Von Zeit zu Zeit wiederholen sich ja die Fälle von Differenzen zwischen
der Kirchengewalt und Inhabern von Lehrämtern an den katholisch-theologischen
Fakultäten. In der Regel werden sie formell aus der Welt geschafft durch die
Unterwerfung der Professoren unter die Autorität der Kirche. Neuerdings ist erst
wieder der Konflikt des Professors Ehrhardt in Straßbnrg mit der Kurie auf diesem
Wege zum Austrag gebracht worden. Ob diese Unterwerfungen angesehener
Theologen dem päpstlichen Stuhl besondre Freude bereiten? Die Erzwingung des
äußern Gehorsams verfehlt ja sicherlich ihre Wirkung nicht, und die ethische Be¬
deutung eines solchen Opfers des Gcinaßregelten, der den Wunsch nach Frieden mit
der Kirche sichtbar über alles stellt, ist gewiß nicht zu unterschätzen. Aber man
weiß doch auch, daß ein Rest ungebrochner Überzeugung zurückbleibt, und daß
darin ein Widerstand weiterlebt, dem in Wahrheit nicht beizukommen ist, weil er
nicht abzuschütteln ist wie der offne Abfall von der Kirche. Auch weiß man sehr
wohl, daß der spontane Ausdruck einer freimütiger Kritik an der Willensmeinung
des Oberhaupts der katholischen Kirche in deu seltensten Fällen einer rein persön¬
lichen Regung entspringt, sondern meist in einem größern Kreise, sozusagen in der
Luft liegt. So ist auch der für die Kirchengewalt peinliche Eindruck der scharfe"
Kritik, die der bayrische Pfarrer Würzburger in der Münchner "Allgemeinen
Zeitung" an der Enzyklika und den Maßregeln zu ihrer Durchführung geübt hat, dnrch
die schleunige Unterwerfung des unvorsichtigen Geistlichen kaum verwischt worden.

Dem Fall Würzburger folgte in Bayern unmittelbar der Fall Schnitzer. Hier
aber kam das neue Moment hinzu, daß Schnitzer, der Professor der Dogmengeschichte
an der Universität München ist, zunächst im Widerspruch gegen die Forderungen
der Kurie beharrte. Dadurch wurde die Frage nahegelegt, wie sich die Staats¬
gewalt zu der Sache stelle" würde. Schnitzer ist staatlich angestellter Universitäts¬
lehrer, hat also ein Recht auf den Schutz des Staats, solange er sich ini Nahmen
der Staatsgesetze hält. Andrerseits hatte die bayrische Regierung durch ihre Stellung¬
nahme bei der Erteilung des sogenannten l^vstuw rs^inen sür die Enzyklika Zweifel
erweckt, ob sie nicht doch zuletzt der Kirche ihren Arm leihen werde, um die Wünsche
der neusten päpstlichen Politik erfüllen zu helfen. Die Sache ist im bayrischen


LIiaßgeblichrs und Unmaßgebliches

bestimmend sind. Die Politik der Kurie ist jedoch durchaus nicht ganz nach dem
Sinn der politischen Vertretung des deutschen Katholizismus. In den führenden
Kreisen des Zentrums haben modernistische Strömungen eine nicht geringe Rolle
gespielt. Denn einsichtige Zentrumspolitiker haben sehr wohl die Bedeutung einer
nähern Fühlung mit den Zeitströmungen und der modernen Wissenschaft erkannt. Das
jüngste Vorgehen der Kurie macht die Fortsetzung solcher Bemühungen unmöglich
und müßte eigentlich dahin führen, daß sich jede spezifische Vertretung katholischer
Anschauungen, also auch die Zentrumspartei, künftig ganz und gar auf die rück¬
schrittlichen Strömungen im deutschen Katholizismus zurückzuziehen hat. Ob es
wirklich dahin kommen wird, ist freilich eine offne Frage. Denn Auswege aus
ähnlichen Widersprüchen und Zwangslagen haben sich schon oft finden lassen, und
gerade die Geschichte der katholischen Kirche zeigt, daß die Härte und Konsequenz
der Lehre die größte Anpassungsfähigkeit gegenüber den Nützlichkeitsforderungen
dieser Welt nicht ausschließt. Immerhin muß darauf aufmerksam gemacht werden,
daß die schroffe Haltung der Kurie in der Durchführung der Enzyklika ?»8c!MAi
zurzeit auch für die politische Zentrumspartei eine gewisse Krisis bedeutet.

Die eigentliche Bedeutung dieser kirchlichen Krisis für die Politik liegt jedoch
auf anderm Gebiet. Zwei Punkte sind dabei von Wichtigkeit, nämlich die kirchliche
Maßregelung von staatlich angestellten Universitätslehrern und die damit im Zu¬
sammenhang stehenden Eingriffe kirchlicher Behörden in die politischen Rechte der
Geistlichen. Von Zeit zu Zeit wiederholen sich ja die Fälle von Differenzen zwischen
der Kirchengewalt und Inhabern von Lehrämtern an den katholisch-theologischen
Fakultäten. In der Regel werden sie formell aus der Welt geschafft durch die
Unterwerfung der Professoren unter die Autorität der Kirche. Neuerdings ist erst
wieder der Konflikt des Professors Ehrhardt in Straßbnrg mit der Kurie auf diesem
Wege zum Austrag gebracht worden. Ob diese Unterwerfungen angesehener
Theologen dem päpstlichen Stuhl besondre Freude bereiten? Die Erzwingung des
äußern Gehorsams verfehlt ja sicherlich ihre Wirkung nicht, und die ethische Be¬
deutung eines solchen Opfers des Gcinaßregelten, der den Wunsch nach Frieden mit
der Kirche sichtbar über alles stellt, ist gewiß nicht zu unterschätzen. Aber man
weiß doch auch, daß ein Rest ungebrochner Überzeugung zurückbleibt, und daß
darin ein Widerstand weiterlebt, dem in Wahrheit nicht beizukommen ist, weil er
nicht abzuschütteln ist wie der offne Abfall von der Kirche. Auch weiß man sehr
wohl, daß der spontane Ausdruck einer freimütiger Kritik an der Willensmeinung
des Oberhaupts der katholischen Kirche in deu seltensten Fällen einer rein persön¬
lichen Regung entspringt, sondern meist in einem größern Kreise, sozusagen in der
Luft liegt. So ist auch der für die Kirchengewalt peinliche Eindruck der scharfe»
Kritik, die der bayrische Pfarrer Würzburger in der Münchner „Allgemeinen
Zeitung" an der Enzyklika und den Maßregeln zu ihrer Durchführung geübt hat, dnrch
die schleunige Unterwerfung des unvorsichtigen Geistlichen kaum verwischt worden.

Dem Fall Würzburger folgte in Bayern unmittelbar der Fall Schnitzer. Hier
aber kam das neue Moment hinzu, daß Schnitzer, der Professor der Dogmengeschichte
an der Universität München ist, zunächst im Widerspruch gegen die Forderungen
der Kurie beharrte. Dadurch wurde die Frage nahegelegt, wie sich die Staats¬
gewalt zu der Sache stelle» würde. Schnitzer ist staatlich angestellter Universitäts¬
lehrer, hat also ein Recht auf den Schutz des Staats, solange er sich ini Nahmen
der Staatsgesetze hält. Andrerseits hatte die bayrische Regierung durch ihre Stellung¬
nahme bei der Erteilung des sogenannten l^vstuw rs^inen sür die Enzyklika Zweifel
erweckt, ob sie nicht doch zuletzt der Kirche ihren Arm leihen werde, um die Wünsche
der neusten päpstlichen Politik erfüllen zu helfen. Die Sache ist im bayrischen


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[0396] LIiaßgeblichrs und Unmaßgebliches bestimmend sind. Die Politik der Kurie ist jedoch durchaus nicht ganz nach dem Sinn der politischen Vertretung des deutschen Katholizismus. In den führenden Kreisen des Zentrums haben modernistische Strömungen eine nicht geringe Rolle gespielt. Denn einsichtige Zentrumspolitiker haben sehr wohl die Bedeutung einer nähern Fühlung mit den Zeitströmungen und der modernen Wissenschaft erkannt. Das jüngste Vorgehen der Kurie macht die Fortsetzung solcher Bemühungen unmöglich und müßte eigentlich dahin führen, daß sich jede spezifische Vertretung katholischer Anschauungen, also auch die Zentrumspartei, künftig ganz und gar auf die rück¬ schrittlichen Strömungen im deutschen Katholizismus zurückzuziehen hat. Ob es wirklich dahin kommen wird, ist freilich eine offne Frage. Denn Auswege aus ähnlichen Widersprüchen und Zwangslagen haben sich schon oft finden lassen, und gerade die Geschichte der katholischen Kirche zeigt, daß die Härte und Konsequenz der Lehre die größte Anpassungsfähigkeit gegenüber den Nützlichkeitsforderungen dieser Welt nicht ausschließt. Immerhin muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die schroffe Haltung der Kurie in der Durchführung der Enzyklika ?»8c!MAi zurzeit auch für die politische Zentrumspartei eine gewisse Krisis bedeutet. Die eigentliche Bedeutung dieser kirchlichen Krisis für die Politik liegt jedoch auf anderm Gebiet. Zwei Punkte sind dabei von Wichtigkeit, nämlich die kirchliche Maßregelung von staatlich angestellten Universitätslehrern und die damit im Zu¬ sammenhang stehenden Eingriffe kirchlicher Behörden in die politischen Rechte der Geistlichen. Von Zeit zu Zeit wiederholen sich ja die Fälle von Differenzen zwischen der Kirchengewalt und Inhabern von Lehrämtern an den katholisch-theologischen Fakultäten. In der Regel werden sie formell aus der Welt geschafft durch die Unterwerfung der Professoren unter die Autorität der Kirche. Neuerdings ist erst wieder der Konflikt des Professors Ehrhardt in Straßbnrg mit der Kurie auf diesem Wege zum Austrag gebracht worden. Ob diese Unterwerfungen angesehener Theologen dem päpstlichen Stuhl besondre Freude bereiten? Die Erzwingung des äußern Gehorsams verfehlt ja sicherlich ihre Wirkung nicht, und die ethische Be¬ deutung eines solchen Opfers des Gcinaßregelten, der den Wunsch nach Frieden mit der Kirche sichtbar über alles stellt, ist gewiß nicht zu unterschätzen. Aber man weiß doch auch, daß ein Rest ungebrochner Überzeugung zurückbleibt, und daß darin ein Widerstand weiterlebt, dem in Wahrheit nicht beizukommen ist, weil er nicht abzuschütteln ist wie der offne Abfall von der Kirche. Auch weiß man sehr wohl, daß der spontane Ausdruck einer freimütiger Kritik an der Willensmeinung des Oberhaupts der katholischen Kirche in deu seltensten Fällen einer rein persön¬ lichen Regung entspringt, sondern meist in einem größern Kreise, sozusagen in der Luft liegt. So ist auch der für die Kirchengewalt peinliche Eindruck der scharfe» Kritik, die der bayrische Pfarrer Würzburger in der Münchner „Allgemeinen Zeitung" an der Enzyklika und den Maßregeln zu ihrer Durchführung geübt hat, dnrch die schleunige Unterwerfung des unvorsichtigen Geistlichen kaum verwischt worden. Dem Fall Würzburger folgte in Bayern unmittelbar der Fall Schnitzer. Hier aber kam das neue Moment hinzu, daß Schnitzer, der Professor der Dogmengeschichte an der Universität München ist, zunächst im Widerspruch gegen die Forderungen der Kurie beharrte. Dadurch wurde die Frage nahegelegt, wie sich die Staats¬ gewalt zu der Sache stelle» würde. Schnitzer ist staatlich angestellter Universitäts¬ lehrer, hat also ein Recht auf den Schutz des Staats, solange er sich ini Nahmen der Staatsgesetze hält. Andrerseits hatte die bayrische Regierung durch ihre Stellung¬ nahme bei der Erteilung des sogenannten l^vstuw rs^inen sür die Enzyklika Zweifel erweckt, ob sie nicht doch zuletzt der Kirche ihren Arm leihen werde, um die Wünsche der neusten päpstlichen Politik erfüllen zu helfen. Die Sache ist im bayrischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/396>, abgerufen am 22.07.2024.