Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Die Bedeutung der Befestigungen Westrußlands

Zegrze ist ein rechtsseitiger Brückenkopf, besteht aus zwei sehr nahe am
Bug-Narew liegenden starken, permanenten Werken (einem Hauptwerk und
einem Flügelwerk, verbunden durch eine für Jnfauterieverteidigung eingerichtete
Verbindungslinie) und einer zurückgezognen Stellung am linken Bug-Narew-
ufer. Die Ausdehnung beträgt am rechten Ufer 2,5 Kilometer.

Zur Verbindung mit Rooo Georgiewsk ist ein neuer, weiter abgelegner
Gürtel im Bau; und zwar sollen im Anschluß an Sierock sechs Forts errichtet,
die Verbindung mit Rooo Georgiewsk durch zwei bis drei Werke, die Verbindung
mit dem Gürtel von Praga (Warschau) durch eine ausgedehnte Fortslinie her¬
gestellt werden; von dem zuletzt genannten Gürtel sind die Forts Wawer und
Kaweczyn sowie das Fort Benjaminöw schon fertig. Durch die Schaffung
eines zusammenhängenden Waffenplatzes (Weichsel-Narew-Waffenplatz) wird ein
großer gesicherter Raum von 130 Kilometer Umfang entsteh", der sehr bedeutende
Truppenmengen aufzunehmen vermag. Die Kriegsbesatzung von Zegrze soll
10000 Mann betragen, die Armierung 300 bis 400 Geschütze.

Sierock ist eine alte Brückensichcrung mit einer aus napoleonischer Zeit
stammenden alten Umfassung am rechten Ufer und einem kleinen Werke am
linken Ufer; die Anlage mehrerer Forts, die die Festung in fortifikatorischer
Zusammenhang mit Pultusk und Zegrze bringen sollen, ist geplant. Siervck
besitzt eine Brücke über den Narew und eine Fähre über den Bug.

Pultusk ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Werken,
ein großer Kommunikationsknoten und besitzt eine Straßenbrücke über den
Narew; auch hier sollen mehrere Werke zu ähnlichem Zwecke wie bei Sierock
erbaut werden.

Rozan ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Erdwerken am
rechten und einer Batterie am linken Ufer des Narew; es enthält eine
Straßenbrücke.

Osowiec ist ein permanenter, doppelter Brückenkopf, bestehend aus zwei
Forts mit Doppelwall, zwei Forts mit einfachem Wall, drei Batterien mit
Verbindungslinien; die Bedeutung von Osowiec liegt darin, daß es den einzigen
Voberübergang bis gegen Augustöw enthält; der Bober ist durch eine Eisen¬
bahn- und eine Straßenbrücke übersetzt. Die Stärke der Festung liegt in dem
sehr schwierigen Angriffsgelände, das von Sümpfen, Weichland und Gestrüpp
erfüllt ist; die Schußrichtung der Forts und Batterien wird einigermaßen durch
die vorliegenden Waldkomplexe beeinträchtigt. Die Armierung soll 300 Geschütze,
die Besatzung etwa 10000 Mann betragen.

Ostrolenka mit einer Straßenbrücke über den Narew ist ein kleiner,
rechtsseitiger Brückenkopf, bestehend aus einem Erdwerk am rechten und zwei
feldmüßigen Batterien am linken Narewufer; die Werke lehnen sich eng an
die Stadt an.

Lomza ist ein wichtiger Kommunikationsknoten im gangbaren Abschnitte
zwischen Pissa und Wissa, zwischen den Sumpflandschaften von Ostrolenka und


Die Bedeutung der Befestigungen Westrußlands

Zegrze ist ein rechtsseitiger Brückenkopf, besteht aus zwei sehr nahe am
Bug-Narew liegenden starken, permanenten Werken (einem Hauptwerk und
einem Flügelwerk, verbunden durch eine für Jnfauterieverteidigung eingerichtete
Verbindungslinie) und einer zurückgezognen Stellung am linken Bug-Narew-
ufer. Die Ausdehnung beträgt am rechten Ufer 2,5 Kilometer.

Zur Verbindung mit Rooo Georgiewsk ist ein neuer, weiter abgelegner
Gürtel im Bau; und zwar sollen im Anschluß an Sierock sechs Forts errichtet,
die Verbindung mit Rooo Georgiewsk durch zwei bis drei Werke, die Verbindung
mit dem Gürtel von Praga (Warschau) durch eine ausgedehnte Fortslinie her¬
gestellt werden; von dem zuletzt genannten Gürtel sind die Forts Wawer und
Kaweczyn sowie das Fort Benjaminöw schon fertig. Durch die Schaffung
eines zusammenhängenden Waffenplatzes (Weichsel-Narew-Waffenplatz) wird ein
großer gesicherter Raum von 130 Kilometer Umfang entsteh», der sehr bedeutende
Truppenmengen aufzunehmen vermag. Die Kriegsbesatzung von Zegrze soll
10000 Mann betragen, die Armierung 300 bis 400 Geschütze.

Sierock ist eine alte Brückensichcrung mit einer aus napoleonischer Zeit
stammenden alten Umfassung am rechten Ufer und einem kleinen Werke am
linken Ufer; die Anlage mehrerer Forts, die die Festung in fortifikatorischer
Zusammenhang mit Pultusk und Zegrze bringen sollen, ist geplant. Siervck
besitzt eine Brücke über den Narew und eine Fähre über den Bug.

Pultusk ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Werken,
ein großer Kommunikationsknoten und besitzt eine Straßenbrücke über den
Narew; auch hier sollen mehrere Werke zu ähnlichem Zwecke wie bei Sierock
erbaut werden.

Rozan ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Erdwerken am
rechten und einer Batterie am linken Ufer des Narew; es enthält eine
Straßenbrücke.

Osowiec ist ein permanenter, doppelter Brückenkopf, bestehend aus zwei
Forts mit Doppelwall, zwei Forts mit einfachem Wall, drei Batterien mit
Verbindungslinien; die Bedeutung von Osowiec liegt darin, daß es den einzigen
Voberübergang bis gegen Augustöw enthält; der Bober ist durch eine Eisen¬
bahn- und eine Straßenbrücke übersetzt. Die Stärke der Festung liegt in dem
sehr schwierigen Angriffsgelände, das von Sümpfen, Weichland und Gestrüpp
erfüllt ist; die Schußrichtung der Forts und Batterien wird einigermaßen durch
die vorliegenden Waldkomplexe beeinträchtigt. Die Armierung soll 300 Geschütze,
die Besatzung etwa 10000 Mann betragen.

Ostrolenka mit einer Straßenbrücke über den Narew ist ein kleiner,
rechtsseitiger Brückenkopf, bestehend aus einem Erdwerk am rechten und zwei
feldmüßigen Batterien am linken Narewufer; die Werke lehnen sich eng an
die Stadt an.

Lomza ist ein wichtiger Kommunikationsknoten im gangbaren Abschnitte
zwischen Pissa und Wissa, zwischen den Sumpflandschaften von Ostrolenka und


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311397"/>
            <fw type="header" place="top"> Die Bedeutung der Befestigungen Westrußlands</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1554"> Zegrze ist ein rechtsseitiger Brückenkopf, besteht aus zwei sehr nahe am<lb/>
Bug-Narew liegenden starken, permanenten Werken (einem Hauptwerk und<lb/>
einem Flügelwerk, verbunden durch eine für Jnfauterieverteidigung eingerichtete<lb/>
Verbindungslinie) und einer zurückgezognen Stellung am linken Bug-Narew-<lb/>
ufer. Die Ausdehnung beträgt am rechten Ufer 2,5 Kilometer.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1555"> Zur Verbindung mit Rooo Georgiewsk ist ein neuer, weiter abgelegner<lb/>
Gürtel im Bau; und zwar sollen im Anschluß an Sierock sechs Forts errichtet,<lb/>
die Verbindung mit Rooo Georgiewsk durch zwei bis drei Werke, die Verbindung<lb/>
mit dem Gürtel von Praga (Warschau) durch eine ausgedehnte Fortslinie her¬<lb/>
gestellt werden; von dem zuletzt genannten Gürtel sind die Forts Wawer und<lb/>
Kaweczyn sowie das Fort Benjaminöw schon fertig. Durch die Schaffung<lb/>
eines zusammenhängenden Waffenplatzes (Weichsel-Narew-Waffenplatz) wird ein<lb/>
großer gesicherter Raum von 130 Kilometer Umfang entsteh», der sehr bedeutende<lb/>
Truppenmengen aufzunehmen vermag. Die Kriegsbesatzung von Zegrze soll<lb/>
10000 Mann betragen, die Armierung 300 bis 400 Geschütze.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1556"> Sierock ist eine alte Brückensichcrung mit einer aus napoleonischer Zeit<lb/>
stammenden alten Umfassung am rechten Ufer und einem kleinen Werke am<lb/>
linken Ufer; die Anlage mehrerer Forts, die die Festung in fortifikatorischer<lb/>
Zusammenhang mit Pultusk und Zegrze bringen sollen, ist geplant. Siervck<lb/>
besitzt eine Brücke über den Narew und eine Fähre über den Bug.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1557"> Pultusk ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Werken,<lb/>
ein großer Kommunikationsknoten und besitzt eine Straßenbrücke über den<lb/>
Narew; auch hier sollen mehrere Werke zu ähnlichem Zwecke wie bei Sierock<lb/>
erbaut werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1558"> Rozan ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Erdwerken am<lb/>
rechten und einer Batterie am linken Ufer des Narew; es enthält eine<lb/>
Straßenbrücke.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1559"> Osowiec ist ein permanenter, doppelter Brückenkopf, bestehend aus zwei<lb/>
Forts mit Doppelwall, zwei Forts mit einfachem Wall, drei Batterien mit<lb/>
Verbindungslinien; die Bedeutung von Osowiec liegt darin, daß es den einzigen<lb/>
Voberübergang bis gegen Augustöw enthält; der Bober ist durch eine Eisen¬<lb/>
bahn- und eine Straßenbrücke übersetzt. Die Stärke der Festung liegt in dem<lb/>
sehr schwierigen Angriffsgelände, das von Sümpfen, Weichland und Gestrüpp<lb/>
erfüllt ist; die Schußrichtung der Forts und Batterien wird einigermaßen durch<lb/>
die vorliegenden Waldkomplexe beeinträchtigt. Die Armierung soll 300 Geschütze,<lb/>
die Besatzung etwa 10000 Mann betragen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1560"> Ostrolenka mit einer Straßenbrücke über den Narew ist ein kleiner,<lb/>
rechtsseitiger Brückenkopf, bestehend aus einem Erdwerk am rechten und zwei<lb/>
feldmüßigen Batterien am linken Narewufer; die Werke lehnen sich eng an<lb/>
die Stadt an.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1561" next="#ID_1562"> Lomza ist ein wichtiger Kommunikationsknoten im gangbaren Abschnitte<lb/>
zwischen Pissa und Wissa, zwischen den Sumpflandschaften von Ostrolenka und</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0316] Die Bedeutung der Befestigungen Westrußlands Zegrze ist ein rechtsseitiger Brückenkopf, besteht aus zwei sehr nahe am Bug-Narew liegenden starken, permanenten Werken (einem Hauptwerk und einem Flügelwerk, verbunden durch eine für Jnfauterieverteidigung eingerichtete Verbindungslinie) und einer zurückgezognen Stellung am linken Bug-Narew- ufer. Die Ausdehnung beträgt am rechten Ufer 2,5 Kilometer. Zur Verbindung mit Rooo Georgiewsk ist ein neuer, weiter abgelegner Gürtel im Bau; und zwar sollen im Anschluß an Sierock sechs Forts errichtet, die Verbindung mit Rooo Georgiewsk durch zwei bis drei Werke, die Verbindung mit dem Gürtel von Praga (Warschau) durch eine ausgedehnte Fortslinie her¬ gestellt werden; von dem zuletzt genannten Gürtel sind die Forts Wawer und Kaweczyn sowie das Fort Benjaminöw schon fertig. Durch die Schaffung eines zusammenhängenden Waffenplatzes (Weichsel-Narew-Waffenplatz) wird ein großer gesicherter Raum von 130 Kilometer Umfang entsteh», der sehr bedeutende Truppenmengen aufzunehmen vermag. Die Kriegsbesatzung von Zegrze soll 10000 Mann betragen, die Armierung 300 bis 400 Geschütze. Sierock ist eine alte Brückensichcrung mit einer aus napoleonischer Zeit stammenden alten Umfassung am rechten Ufer und einem kleinen Werke am linken Ufer; die Anlage mehrerer Forts, die die Festung in fortifikatorischer Zusammenhang mit Pultusk und Zegrze bringen sollen, ist geplant. Siervck besitzt eine Brücke über den Narew und eine Fähre über den Bug. Pultusk ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Werken, ein großer Kommunikationsknoten und besitzt eine Straßenbrücke über den Narew; auch hier sollen mehrere Werke zu ähnlichem Zwecke wie bei Sierock erbaut werden. Rozan ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf aus zwei Erdwerken am rechten und einer Batterie am linken Ufer des Narew; es enthält eine Straßenbrücke. Osowiec ist ein permanenter, doppelter Brückenkopf, bestehend aus zwei Forts mit Doppelwall, zwei Forts mit einfachem Wall, drei Batterien mit Verbindungslinien; die Bedeutung von Osowiec liegt darin, daß es den einzigen Voberübergang bis gegen Augustöw enthält; der Bober ist durch eine Eisen¬ bahn- und eine Straßenbrücke übersetzt. Die Stärke der Festung liegt in dem sehr schwierigen Angriffsgelände, das von Sümpfen, Weichland und Gestrüpp erfüllt ist; die Schußrichtung der Forts und Batterien wird einigermaßen durch die vorliegenden Waldkomplexe beeinträchtigt. Die Armierung soll 300 Geschütze, die Besatzung etwa 10000 Mann betragen. Ostrolenka mit einer Straßenbrücke über den Narew ist ein kleiner, rechtsseitiger Brückenkopf, bestehend aus einem Erdwerk am rechten und zwei feldmüßigen Batterien am linken Narewufer; die Werke lehnen sich eng an die Stadt an. Lomza ist ein wichtiger Kommunikationsknoten im gangbaren Abschnitte zwischen Pissa und Wissa, zwischen den Sumpflandschaften von Ostrolenka und

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/316
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/316>, abgerufen am 22.07.2024.