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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Besprechung der Jnterpellation hat ja trotz der vom Fürsten Bülow persönlich ab¬
gegebnen Erklärung stattgefunden, da der Antrag der Sozialdemokraten bezeich¬
nenderweise außer den Freisinnigen auch vom Zentrum unterstützt wurde. Unter
solchen Umständen mußten sich natürlich alle Parteien daran beteiligen. Der mit
außerordentlicher Schärfe sprechende konservative Redner -- es war der Abgeordnete
Kreth -- nahm die Gelegenheit wahr und schenkte den Sozialdemokraten keine einzige
der bittern Pillen, die er ihnen zu verabreichen hatte. Das benutzten die "Ge¬
nossen", um eine Lärmszene aufzuführen, die natürlich denselben Zwecken dienen soll
wie die Straßentumulte, nur für die werten Personen der sozinldemokratischen Volks¬
vertreter bedeutend -- ungefährlicher ist.

Übrigens hat die Wahlrechtsaktion in die Reihen der liberalen Fraktions¬
gemeinschaft eine arge Verwirrung hineingetragen. Eine kleine Gruppe ist auf den
großartigen Gedanken gekommen, dem Reichskanzler wegen seiner ablehnenden Er¬
klärung vom 10. Januar die Freundschaft zu kündigen und nicht nur aus dem
Block auszutreten, sondern anch die ganze Fraktionsgemeinschaft zu einem Mi߬
trauensvotum gegen den Fürsten Bülow zu veranlassen. Obwohl nun aber die
linksliberalen Fraktionen in der preußischen Wahlrechtsfrage bis an die äußerste
Grenze des Möglichen, nach unsrer Meinung schon darüber hinaus, gegangen sind,
so sind sie doch nicht gesonnen, den letzten Schritt zu tun, der für die liberale
Sache selbst die verhängnisvollsten Folgen haben müßte. Die Verantwortlicher
Führer der drei Fraktionen wenigstens wollen sich nicht zu Unbesonnenheiten hin¬
reißen lassen. Besonders gilt das von der Freisinnigen Volkspartei, aber auch von
der süddeutschen Volkspartei. Neben diesen beiden Fraktionen spielt die Freisinnige
Vereinigung eine höchst unglückliche Rolle. Der alte Stamm dieser Parlamentarischen
Fraktion hat sich in der Erinnerung an die frühere Stellung der Partei zu den
nationalen Fragen dem Block angeschlossen, obwohl die gerade in dieser Gruppe
besonders starke Neigung zum Doktrinarismus manche Bedenken zu überwinden gab.
Aber die Partei ist bekanntlich seit Jahren durch den Interessenkreis, dem sie nahc-
gerückt ist, in ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik auf eine Stellung festgelegt, die
ihr eine verhängnisvolle Verbindung eingebracht hat, die Verbindung mit den Resten
der verkrachten Nationalsvzialen. Daraus ist innerhalb der Freisinnigen Vereinigung
die Sondergruppe der Sozialliberalen entstanden, die nun eifrig bemüht ist, mit
ihrem doktrinären Fanatismus die mühsam zusammengebrachte Fraktionsgemeinschaft
der drei linksliberalen Parteien wieder auseinanderzusprengen. Während die andern
bestrebt sind, dem Liberalismus wieder zu einem positiven Inhalt und neuer Lebens¬
kraft zu verhelfen, wollen die Sozialliberalen durchaus Liberalismus und Sozia¬
lismus an einen Wagen spannen. Sie bilden sich ein, durch diese Verbindung
stark zu werden und "die Reaktion" über den Haufen rennen zu können, und
merken nicht, daß der Liberalismus dabei unter die Räder kommen muß. Freilich
ist der Liberalismus dieser Herren im Grunde schon längst Sozialismus, und es
wäre wohl das beste, wenn sie sich endgiltig als das bekennen wollten, was sie
eigentlich schon sind, nämlich Sozialdemokraten. Von diesen Herren geht der er¬
wähnte Vorschlag des Mißtrauensvotums gegen den Fürsten Bülow und der
Kündigung der Blockpolitik aus. Zugleich will Dr. Theodor Barth im Lande in
Gemeinschaft mit den Sozialdemokraten einen großen Feldzug gegen die Blockpolitik
ins Werk setzen. Es ist vielleicht recht gut, daß es so gekommen ist, denn nun
werden die vernünftigen Freisinnigen, die sich ja erst durch die sozialliberale Gruppe
und durch die Furcht vor dem Einfluß des angeregten Gedankens auf die Wcihler-
massen in den taktisch verfehlten Wahlrechtsfeldzug haben treiben lassen, die Grenze
besser wahren, die ihnen die wirksame Beteiligung an der Reichspolitik sichert. Es
muß ihnen klar geworden sein, daß bei denen um Barth die Flagge des Liberalismus


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Besprechung der Jnterpellation hat ja trotz der vom Fürsten Bülow persönlich ab¬
gegebnen Erklärung stattgefunden, da der Antrag der Sozialdemokraten bezeich¬
nenderweise außer den Freisinnigen auch vom Zentrum unterstützt wurde. Unter
solchen Umständen mußten sich natürlich alle Parteien daran beteiligen. Der mit
außerordentlicher Schärfe sprechende konservative Redner — es war der Abgeordnete
Kreth — nahm die Gelegenheit wahr und schenkte den Sozialdemokraten keine einzige
der bittern Pillen, die er ihnen zu verabreichen hatte. Das benutzten die „Ge¬
nossen", um eine Lärmszene aufzuführen, die natürlich denselben Zwecken dienen soll
wie die Straßentumulte, nur für die werten Personen der sozinldemokratischen Volks¬
vertreter bedeutend — ungefährlicher ist.

Übrigens hat die Wahlrechtsaktion in die Reihen der liberalen Fraktions¬
gemeinschaft eine arge Verwirrung hineingetragen. Eine kleine Gruppe ist auf den
großartigen Gedanken gekommen, dem Reichskanzler wegen seiner ablehnenden Er¬
klärung vom 10. Januar die Freundschaft zu kündigen und nicht nur aus dem
Block auszutreten, sondern anch die ganze Fraktionsgemeinschaft zu einem Mi߬
trauensvotum gegen den Fürsten Bülow zu veranlassen. Obwohl nun aber die
linksliberalen Fraktionen in der preußischen Wahlrechtsfrage bis an die äußerste
Grenze des Möglichen, nach unsrer Meinung schon darüber hinaus, gegangen sind,
so sind sie doch nicht gesonnen, den letzten Schritt zu tun, der für die liberale
Sache selbst die verhängnisvollsten Folgen haben müßte. Die Verantwortlicher
Führer der drei Fraktionen wenigstens wollen sich nicht zu Unbesonnenheiten hin¬
reißen lassen. Besonders gilt das von der Freisinnigen Volkspartei, aber auch von
der süddeutschen Volkspartei. Neben diesen beiden Fraktionen spielt die Freisinnige
Vereinigung eine höchst unglückliche Rolle. Der alte Stamm dieser Parlamentarischen
Fraktion hat sich in der Erinnerung an die frühere Stellung der Partei zu den
nationalen Fragen dem Block angeschlossen, obwohl die gerade in dieser Gruppe
besonders starke Neigung zum Doktrinarismus manche Bedenken zu überwinden gab.
Aber die Partei ist bekanntlich seit Jahren durch den Interessenkreis, dem sie nahc-
gerückt ist, in ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik auf eine Stellung festgelegt, die
ihr eine verhängnisvolle Verbindung eingebracht hat, die Verbindung mit den Resten
der verkrachten Nationalsvzialen. Daraus ist innerhalb der Freisinnigen Vereinigung
die Sondergruppe der Sozialliberalen entstanden, die nun eifrig bemüht ist, mit
ihrem doktrinären Fanatismus die mühsam zusammengebrachte Fraktionsgemeinschaft
der drei linksliberalen Parteien wieder auseinanderzusprengen. Während die andern
bestrebt sind, dem Liberalismus wieder zu einem positiven Inhalt und neuer Lebens¬
kraft zu verhelfen, wollen die Sozialliberalen durchaus Liberalismus und Sozia¬
lismus an einen Wagen spannen. Sie bilden sich ein, durch diese Verbindung
stark zu werden und „die Reaktion" über den Haufen rennen zu können, und
merken nicht, daß der Liberalismus dabei unter die Räder kommen muß. Freilich
ist der Liberalismus dieser Herren im Grunde schon längst Sozialismus, und es
wäre wohl das beste, wenn sie sich endgiltig als das bekennen wollten, was sie
eigentlich schon sind, nämlich Sozialdemokraten. Von diesen Herren geht der er¬
wähnte Vorschlag des Mißtrauensvotums gegen den Fürsten Bülow und der
Kündigung der Blockpolitik aus. Zugleich will Dr. Theodor Barth im Lande in
Gemeinschaft mit den Sozialdemokraten einen großen Feldzug gegen die Blockpolitik
ins Werk setzen. Es ist vielleicht recht gut, daß es so gekommen ist, denn nun
werden die vernünftigen Freisinnigen, die sich ja erst durch die sozialliberale Gruppe
und durch die Furcht vor dem Einfluß des angeregten Gedankens auf die Wcihler-
massen in den taktisch verfehlten Wahlrechtsfeldzug haben treiben lassen, die Grenze
besser wahren, die ihnen die wirksame Beteiligung an der Reichspolitik sichert. Es
muß ihnen klar geworden sein, daß bei denen um Barth die Flagge des Liberalismus


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[0252] Maßgebliches und Unmaßgebliches Besprechung der Jnterpellation hat ja trotz der vom Fürsten Bülow persönlich ab¬ gegebnen Erklärung stattgefunden, da der Antrag der Sozialdemokraten bezeich¬ nenderweise außer den Freisinnigen auch vom Zentrum unterstützt wurde. Unter solchen Umständen mußten sich natürlich alle Parteien daran beteiligen. Der mit außerordentlicher Schärfe sprechende konservative Redner — es war der Abgeordnete Kreth — nahm die Gelegenheit wahr und schenkte den Sozialdemokraten keine einzige der bittern Pillen, die er ihnen zu verabreichen hatte. Das benutzten die „Ge¬ nossen", um eine Lärmszene aufzuführen, die natürlich denselben Zwecken dienen soll wie die Straßentumulte, nur für die werten Personen der sozinldemokratischen Volks¬ vertreter bedeutend — ungefährlicher ist. Übrigens hat die Wahlrechtsaktion in die Reihen der liberalen Fraktions¬ gemeinschaft eine arge Verwirrung hineingetragen. Eine kleine Gruppe ist auf den großartigen Gedanken gekommen, dem Reichskanzler wegen seiner ablehnenden Er¬ klärung vom 10. Januar die Freundschaft zu kündigen und nicht nur aus dem Block auszutreten, sondern anch die ganze Fraktionsgemeinschaft zu einem Mi߬ trauensvotum gegen den Fürsten Bülow zu veranlassen. Obwohl nun aber die linksliberalen Fraktionen in der preußischen Wahlrechtsfrage bis an die äußerste Grenze des Möglichen, nach unsrer Meinung schon darüber hinaus, gegangen sind, so sind sie doch nicht gesonnen, den letzten Schritt zu tun, der für die liberale Sache selbst die verhängnisvollsten Folgen haben müßte. Die Verantwortlicher Führer der drei Fraktionen wenigstens wollen sich nicht zu Unbesonnenheiten hin¬ reißen lassen. Besonders gilt das von der Freisinnigen Volkspartei, aber auch von der süddeutschen Volkspartei. Neben diesen beiden Fraktionen spielt die Freisinnige Vereinigung eine höchst unglückliche Rolle. Der alte Stamm dieser Parlamentarischen Fraktion hat sich in der Erinnerung an die frühere Stellung der Partei zu den nationalen Fragen dem Block angeschlossen, obwohl die gerade in dieser Gruppe besonders starke Neigung zum Doktrinarismus manche Bedenken zu überwinden gab. Aber die Partei ist bekanntlich seit Jahren durch den Interessenkreis, dem sie nahc- gerückt ist, in ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik auf eine Stellung festgelegt, die ihr eine verhängnisvolle Verbindung eingebracht hat, die Verbindung mit den Resten der verkrachten Nationalsvzialen. Daraus ist innerhalb der Freisinnigen Vereinigung die Sondergruppe der Sozialliberalen entstanden, die nun eifrig bemüht ist, mit ihrem doktrinären Fanatismus die mühsam zusammengebrachte Fraktionsgemeinschaft der drei linksliberalen Parteien wieder auseinanderzusprengen. Während die andern bestrebt sind, dem Liberalismus wieder zu einem positiven Inhalt und neuer Lebens¬ kraft zu verhelfen, wollen die Sozialliberalen durchaus Liberalismus und Sozia¬ lismus an einen Wagen spannen. Sie bilden sich ein, durch diese Verbindung stark zu werden und „die Reaktion" über den Haufen rennen zu können, und merken nicht, daß der Liberalismus dabei unter die Räder kommen muß. Freilich ist der Liberalismus dieser Herren im Grunde schon längst Sozialismus, und es wäre wohl das beste, wenn sie sich endgiltig als das bekennen wollten, was sie eigentlich schon sind, nämlich Sozialdemokraten. Von diesen Herren geht der er¬ wähnte Vorschlag des Mißtrauensvotums gegen den Fürsten Bülow und der Kündigung der Blockpolitik aus. Zugleich will Dr. Theodor Barth im Lande in Gemeinschaft mit den Sozialdemokraten einen großen Feldzug gegen die Blockpolitik ins Werk setzen. Es ist vielleicht recht gut, daß es so gekommen ist, denn nun werden die vernünftigen Freisinnigen, die sich ja erst durch die sozialliberale Gruppe und durch die Furcht vor dem Einfluß des angeregten Gedankens auf die Wcihler- massen in den taktisch verfehlten Wahlrechtsfeldzug haben treiben lassen, die Grenze besser wahren, die ihnen die wirksame Beteiligung an der Reichspolitik sichert. Es muß ihnen klar geworden sein, daß bei denen um Barth die Flagge des Liberalismus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/252>, abgerufen am 24.08.2024.