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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Die Bedeutung des Militäretats von

japanischen Krieges als allein maßgebend angesehn werden, weil hier die
Tageslichteffekte und die Bodenschattierungen andre gewesen sind, als wir
sie auf europäischen Kriegsschauplätzen finden. An der neuen feldgrauen
Uniform, die für die Infanterie, Artillerie und Pioniere bestimmt ist, wie
auch an den feldgrünen Uniformen für die Jäger und die Schützen wird mit
solchem Eifer gearbeitet, daß für den größten Teil der Armee diese neue
Kriegsgarnitur schon auf den Kammern lagert. Der neue Waffenrock enthält
eine Taillenschnur und einen Umlegekragen, der aufgeklappt die Ohren schützt.
Der Kragen, die zum Abtropfen eingerichteten Achselklappen und die Aufschlüge
zeigen die Farbe des Grundtuches mit bunten Einfassungen. Die Liezen der
Garde und einzelner Linienregimenter sind beibehalten worden. Die acht Brust¬
knöpfe, die Knöpfe der Aufschläge und die Tragknöpfe an der Taille sind aus
mattem (brüniertem) Metall gefertigt. Der Rock hat vorn je zwei Schoßtaschen
zur Aufnahme von Reservemunition. Statt der bisherigen schwarzen Halsbinde
wird ein graues Halstuch eingeführt, wie es die Franzosen in blauer Farbe
schon haben. Die Frage der Neuuniformierung der Kavallerie scheint noch nicht
entschieden zu sein. Eine recht praktisch erscheinende Neuerung ist bei der Ein¬
führung der neuen Bekleidung beobachtet worden, nämlich, daß auch für das
gesamte mobile Offizierkorps graue Kriegsgarnituren bei den Mannschafts¬
beständen auf den Rcgimentskammern bereit gehalten werden. Der Offizier
braucht also die neue Uniform, die er im Frieden nicht tragen darf, nicht be¬
ständig zu unterhalten, bei Versetzungen abändern zu lassen usw. Er verpaßt
vielmehr, wie der Mann, alljährlich die Kriegsgarnitur und kann ihren Wert
im Falle eines Krieges aus den Mobilmachungsgeldern dem Staate ersetzen.

Wie unsre Armee, so haben sich auch die meisten fremden Heere entweder
schon endgiltig für eine neue Uniform entschieden, oder es steht eine solche
Entscheidung nahe bevor. So zum Beispiel in Frankreich und in Italien,
wo die Versuche mit blaugrauem oder graugrünem Tuche nahezu abgeschlossen
sein sollen, während in Österreich die hechtgraue, in Italien die rauchgraue,
in Schweden die braungraue, in Norwegen die blaugraue und in Dänemark
die graugrüne Tuchfarbe für die Armee angenommen sind. Das englische,
amerikanische, japanische und chinesische Heer tragen Khakiuniform, und Ru߬
land allein ist vorläufig bei der Tuchfarbe der Bekleidung geblieben, mit der
es in den Krieg gegen Japan gegangen war.

Eine weitere Position aus dem kriegsministeriellen Budget ist mit 1 Million
angesetzt und bestimmt zur Beschaffung von fahrbaren Küchenwagen. Auch sie
sind hauptsächlich ein Resultat der Erfahrungen aus dem russisch-japanischen
Kriege. Hier haben sie sich, sowohl auf der russischen Seite wie auch bei den
Japanern, in allen Lagen, sogar im heftigsten Schlachtengewoge, dadurch so
vorzüglich bewährt, daß sie den Truppen, die ja weder Zeit noch Gelegenheit
zum Abkochen hatten, warme Nahrung zuführten. Von den Russen wurden
zwei Modelle von fahrbaren Küchen erprobt. Das eine, vierrädrig, für die


Die Bedeutung des Militäretats von

japanischen Krieges als allein maßgebend angesehn werden, weil hier die
Tageslichteffekte und die Bodenschattierungen andre gewesen sind, als wir
sie auf europäischen Kriegsschauplätzen finden. An der neuen feldgrauen
Uniform, die für die Infanterie, Artillerie und Pioniere bestimmt ist, wie
auch an den feldgrünen Uniformen für die Jäger und die Schützen wird mit
solchem Eifer gearbeitet, daß für den größten Teil der Armee diese neue
Kriegsgarnitur schon auf den Kammern lagert. Der neue Waffenrock enthält
eine Taillenschnur und einen Umlegekragen, der aufgeklappt die Ohren schützt.
Der Kragen, die zum Abtropfen eingerichteten Achselklappen und die Aufschlüge
zeigen die Farbe des Grundtuches mit bunten Einfassungen. Die Liezen der
Garde und einzelner Linienregimenter sind beibehalten worden. Die acht Brust¬
knöpfe, die Knöpfe der Aufschläge und die Tragknöpfe an der Taille sind aus
mattem (brüniertem) Metall gefertigt. Der Rock hat vorn je zwei Schoßtaschen
zur Aufnahme von Reservemunition. Statt der bisherigen schwarzen Halsbinde
wird ein graues Halstuch eingeführt, wie es die Franzosen in blauer Farbe
schon haben. Die Frage der Neuuniformierung der Kavallerie scheint noch nicht
entschieden zu sein. Eine recht praktisch erscheinende Neuerung ist bei der Ein¬
führung der neuen Bekleidung beobachtet worden, nämlich, daß auch für das
gesamte mobile Offizierkorps graue Kriegsgarnituren bei den Mannschafts¬
beständen auf den Rcgimentskammern bereit gehalten werden. Der Offizier
braucht also die neue Uniform, die er im Frieden nicht tragen darf, nicht be¬
ständig zu unterhalten, bei Versetzungen abändern zu lassen usw. Er verpaßt
vielmehr, wie der Mann, alljährlich die Kriegsgarnitur und kann ihren Wert
im Falle eines Krieges aus den Mobilmachungsgeldern dem Staate ersetzen.

Wie unsre Armee, so haben sich auch die meisten fremden Heere entweder
schon endgiltig für eine neue Uniform entschieden, oder es steht eine solche
Entscheidung nahe bevor. So zum Beispiel in Frankreich und in Italien,
wo die Versuche mit blaugrauem oder graugrünem Tuche nahezu abgeschlossen
sein sollen, während in Österreich die hechtgraue, in Italien die rauchgraue,
in Schweden die braungraue, in Norwegen die blaugraue und in Dänemark
die graugrüne Tuchfarbe für die Armee angenommen sind. Das englische,
amerikanische, japanische und chinesische Heer tragen Khakiuniform, und Ru߬
land allein ist vorläufig bei der Tuchfarbe der Bekleidung geblieben, mit der
es in den Krieg gegen Japan gegangen war.

Eine weitere Position aus dem kriegsministeriellen Budget ist mit 1 Million
angesetzt und bestimmt zur Beschaffung von fahrbaren Küchenwagen. Auch sie
sind hauptsächlich ein Resultat der Erfahrungen aus dem russisch-japanischen
Kriege. Hier haben sie sich, sowohl auf der russischen Seite wie auch bei den
Japanern, in allen Lagen, sogar im heftigsten Schlachtengewoge, dadurch so
vorzüglich bewährt, daß sie den Truppen, die ja weder Zeit noch Gelegenheit
zum Abkochen hatten, warme Nahrung zuführten. Von den Russen wurden
zwei Modelle von fahrbaren Küchen erprobt. Das eine, vierrädrig, für die


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[0215] Die Bedeutung des Militäretats von japanischen Krieges als allein maßgebend angesehn werden, weil hier die Tageslichteffekte und die Bodenschattierungen andre gewesen sind, als wir sie auf europäischen Kriegsschauplätzen finden. An der neuen feldgrauen Uniform, die für die Infanterie, Artillerie und Pioniere bestimmt ist, wie auch an den feldgrünen Uniformen für die Jäger und die Schützen wird mit solchem Eifer gearbeitet, daß für den größten Teil der Armee diese neue Kriegsgarnitur schon auf den Kammern lagert. Der neue Waffenrock enthält eine Taillenschnur und einen Umlegekragen, der aufgeklappt die Ohren schützt. Der Kragen, die zum Abtropfen eingerichteten Achselklappen und die Aufschlüge zeigen die Farbe des Grundtuches mit bunten Einfassungen. Die Liezen der Garde und einzelner Linienregimenter sind beibehalten worden. Die acht Brust¬ knöpfe, die Knöpfe der Aufschläge und die Tragknöpfe an der Taille sind aus mattem (brüniertem) Metall gefertigt. Der Rock hat vorn je zwei Schoßtaschen zur Aufnahme von Reservemunition. Statt der bisherigen schwarzen Halsbinde wird ein graues Halstuch eingeführt, wie es die Franzosen in blauer Farbe schon haben. Die Frage der Neuuniformierung der Kavallerie scheint noch nicht entschieden zu sein. Eine recht praktisch erscheinende Neuerung ist bei der Ein¬ führung der neuen Bekleidung beobachtet worden, nämlich, daß auch für das gesamte mobile Offizierkorps graue Kriegsgarnituren bei den Mannschafts¬ beständen auf den Rcgimentskammern bereit gehalten werden. Der Offizier braucht also die neue Uniform, die er im Frieden nicht tragen darf, nicht be¬ ständig zu unterhalten, bei Versetzungen abändern zu lassen usw. Er verpaßt vielmehr, wie der Mann, alljährlich die Kriegsgarnitur und kann ihren Wert im Falle eines Krieges aus den Mobilmachungsgeldern dem Staate ersetzen. Wie unsre Armee, so haben sich auch die meisten fremden Heere entweder schon endgiltig für eine neue Uniform entschieden, oder es steht eine solche Entscheidung nahe bevor. So zum Beispiel in Frankreich und in Italien, wo die Versuche mit blaugrauem oder graugrünem Tuche nahezu abgeschlossen sein sollen, während in Österreich die hechtgraue, in Italien die rauchgraue, in Schweden die braungraue, in Norwegen die blaugraue und in Dänemark die graugrüne Tuchfarbe für die Armee angenommen sind. Das englische, amerikanische, japanische und chinesische Heer tragen Khakiuniform, und Ru߬ land allein ist vorläufig bei der Tuchfarbe der Bekleidung geblieben, mit der es in den Krieg gegen Japan gegangen war. Eine weitere Position aus dem kriegsministeriellen Budget ist mit 1 Million angesetzt und bestimmt zur Beschaffung von fahrbaren Küchenwagen. Auch sie sind hauptsächlich ein Resultat der Erfahrungen aus dem russisch-japanischen Kriege. Hier haben sie sich, sowohl auf der russischen Seite wie auch bei den Japanern, in allen Lagen, sogar im heftigsten Schlachtengewoge, dadurch so vorzüglich bewährt, daß sie den Truppen, die ja weder Zeit noch Gelegenheit zum Abkochen hatten, warme Nahrung zuführten. Von den Russen wurden zwei Modelle von fahrbaren Küchen erprobt. Das eine, vierrädrig, für die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/215>, abgerufen am 22.07.2024.