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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Der ägyptische Sudan

828000 Mark gegenüber, sodaß im Betriebe ein Überschuß von 62100 Mark
zu verzeichnen ist. Zu den regelmäßigen Ausgaben traten im Jahre 1906
einmalige Ausgaben in Höhe von ebenfalls 765900 Mark. Durch ein Über¬
einkommen mit dem Direktor der Medizinalabteilung wird neuerdings an allen
Postämtern in den vom Fieber besonders heimgesuchten Bezirken Chinin zum
Verkauf bereit gehalten.

Der seinerzeit von Cecil Rhodes angeregte Gedanke einer direkten Tele¬
graphenverbindung von Norden nach Süden durch ganz Afrika ist seiner
Durchführung, wenigstens was Ägypten und den Sudan anlangt, ziemlich nahe
gerückt. Schon längere Zeit besteht telegraphische Verbindung zwischen Khartum
und Tewsikieh am Zusammenfluß von Sobat und Weißen Nil. Von Tewsikieh
bis Meshrci-er-nel ist eine Motorbootverbindung eingerichtet worden. Von dem
letzten Ort gehen Telegraphenlinien, deren eine, von Mvolo bis Bor, noch nicht
ganz fertig ist, bis Gondokoro. Wenn nun noch die Lücke südlich von Tewsikieh
ausgefüllt ist, wozu schon die Vorarbeiten im Gange sind, wird eine direkte
telegraphische Verbindung von Alexandria über Khartum nach Uganda oder bis
in die Mitte von Afrika fertig sein.

Der Schiffahrt auf dem Nil und der Schiffbarmachung dieses vielverzweigten
Flußsystems wendet die Regierung alle Aufmerksamkeit zu; die Erfolge sind
aber wegen der ganz bedeutenden Hindernisse begreiflicherweise noch nicht sehr
bedeutend.

Große Fortschritte haben im Jahre 1906 die öffentlichen Bauwerke ver-
schiedner Art gemacht. Bedeutende Summen wurden für Kasernen, andre
Militärbauten und namentlich auch für sonstige Staatsgebäude usw. aufgewandt.
Die wichtigsten Arbeiten wurden in Port Sudan ausgeführt. Hier sind es
besonders die Beleuchtung des Hafens, bedeutende Dock- und Kaianlagen,
Anlegeplätze, Post- und Telegraphengebäude sowie andre öffentliche Gebäude
verschiedner Art, die ihrer Vollendung entgegengehn. Hierfür waren im ganzen
über 18 Millionen Mark angesetzt.

Die Frage der Wasserversorgung von Port Sudan ist noch nicht gelöst.
Ein 245 Meter tiefer artesischer Brunnen lieferte zwar reichliche Mengen frischen
Wassers, doch konnte dieser nicht gegen das Einströmen des Meerwassers
geschützt werden. Man bohrt zurzeit an einem zweiten Brunnen; hat der
keinen bessern Erfolg, so müßte die große Ausgabe aufgewandt werden, um
Wasser aus dem Berglande auf eine Entfernung von etwa 50 Kilometern
herbeizuleiten.

Trotz der ungeheuern Wichtigkeit der Bewässerungsfrage für den Sudan
kann hier aus Raummangel nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Zudem
befinden sich alle Arbeiten noch ziemlich im Zeitraum des Versuchs. Vor
allem ist die Regierung seit mehrern Jahren eifrig bemüht, sich durch Auf¬
nahmen, Vermessungen, Geländeerkundungen, Flußlaufbcobachtungen usw. eine
möglichst genaue Kenntnis des Landes und der Wasserverhältnisse zu verschaffen-


Der ägyptische Sudan

828000 Mark gegenüber, sodaß im Betriebe ein Überschuß von 62100 Mark
zu verzeichnen ist. Zu den regelmäßigen Ausgaben traten im Jahre 1906
einmalige Ausgaben in Höhe von ebenfalls 765900 Mark. Durch ein Über¬
einkommen mit dem Direktor der Medizinalabteilung wird neuerdings an allen
Postämtern in den vom Fieber besonders heimgesuchten Bezirken Chinin zum
Verkauf bereit gehalten.

Der seinerzeit von Cecil Rhodes angeregte Gedanke einer direkten Tele¬
graphenverbindung von Norden nach Süden durch ganz Afrika ist seiner
Durchführung, wenigstens was Ägypten und den Sudan anlangt, ziemlich nahe
gerückt. Schon längere Zeit besteht telegraphische Verbindung zwischen Khartum
und Tewsikieh am Zusammenfluß von Sobat und Weißen Nil. Von Tewsikieh
bis Meshrci-er-nel ist eine Motorbootverbindung eingerichtet worden. Von dem
letzten Ort gehen Telegraphenlinien, deren eine, von Mvolo bis Bor, noch nicht
ganz fertig ist, bis Gondokoro. Wenn nun noch die Lücke südlich von Tewsikieh
ausgefüllt ist, wozu schon die Vorarbeiten im Gange sind, wird eine direkte
telegraphische Verbindung von Alexandria über Khartum nach Uganda oder bis
in die Mitte von Afrika fertig sein.

Der Schiffahrt auf dem Nil und der Schiffbarmachung dieses vielverzweigten
Flußsystems wendet die Regierung alle Aufmerksamkeit zu; die Erfolge sind
aber wegen der ganz bedeutenden Hindernisse begreiflicherweise noch nicht sehr
bedeutend.

Große Fortschritte haben im Jahre 1906 die öffentlichen Bauwerke ver-
schiedner Art gemacht. Bedeutende Summen wurden für Kasernen, andre
Militärbauten und namentlich auch für sonstige Staatsgebäude usw. aufgewandt.
Die wichtigsten Arbeiten wurden in Port Sudan ausgeführt. Hier sind es
besonders die Beleuchtung des Hafens, bedeutende Dock- und Kaianlagen,
Anlegeplätze, Post- und Telegraphengebäude sowie andre öffentliche Gebäude
verschiedner Art, die ihrer Vollendung entgegengehn. Hierfür waren im ganzen
über 18 Millionen Mark angesetzt.

Die Frage der Wasserversorgung von Port Sudan ist noch nicht gelöst.
Ein 245 Meter tiefer artesischer Brunnen lieferte zwar reichliche Mengen frischen
Wassers, doch konnte dieser nicht gegen das Einströmen des Meerwassers
geschützt werden. Man bohrt zurzeit an einem zweiten Brunnen; hat der
keinen bessern Erfolg, so müßte die große Ausgabe aufgewandt werden, um
Wasser aus dem Berglande auf eine Entfernung von etwa 50 Kilometern
herbeizuleiten.

Trotz der ungeheuern Wichtigkeit der Bewässerungsfrage für den Sudan
kann hier aus Raummangel nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Zudem
befinden sich alle Arbeiten noch ziemlich im Zeitraum des Versuchs. Vor
allem ist die Regierung seit mehrern Jahren eifrig bemüht, sich durch Auf¬
nahmen, Vermessungen, Geländeerkundungen, Flußlaufbcobachtungen usw. eine
möglichst genaue Kenntnis des Landes und der Wasserverhältnisse zu verschaffen-


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[0174] Der ägyptische Sudan 828000 Mark gegenüber, sodaß im Betriebe ein Überschuß von 62100 Mark zu verzeichnen ist. Zu den regelmäßigen Ausgaben traten im Jahre 1906 einmalige Ausgaben in Höhe von ebenfalls 765900 Mark. Durch ein Über¬ einkommen mit dem Direktor der Medizinalabteilung wird neuerdings an allen Postämtern in den vom Fieber besonders heimgesuchten Bezirken Chinin zum Verkauf bereit gehalten. Der seinerzeit von Cecil Rhodes angeregte Gedanke einer direkten Tele¬ graphenverbindung von Norden nach Süden durch ganz Afrika ist seiner Durchführung, wenigstens was Ägypten und den Sudan anlangt, ziemlich nahe gerückt. Schon längere Zeit besteht telegraphische Verbindung zwischen Khartum und Tewsikieh am Zusammenfluß von Sobat und Weißen Nil. Von Tewsikieh bis Meshrci-er-nel ist eine Motorbootverbindung eingerichtet worden. Von dem letzten Ort gehen Telegraphenlinien, deren eine, von Mvolo bis Bor, noch nicht ganz fertig ist, bis Gondokoro. Wenn nun noch die Lücke südlich von Tewsikieh ausgefüllt ist, wozu schon die Vorarbeiten im Gange sind, wird eine direkte telegraphische Verbindung von Alexandria über Khartum nach Uganda oder bis in die Mitte von Afrika fertig sein. Der Schiffahrt auf dem Nil und der Schiffbarmachung dieses vielverzweigten Flußsystems wendet die Regierung alle Aufmerksamkeit zu; die Erfolge sind aber wegen der ganz bedeutenden Hindernisse begreiflicherweise noch nicht sehr bedeutend. Große Fortschritte haben im Jahre 1906 die öffentlichen Bauwerke ver- schiedner Art gemacht. Bedeutende Summen wurden für Kasernen, andre Militärbauten und namentlich auch für sonstige Staatsgebäude usw. aufgewandt. Die wichtigsten Arbeiten wurden in Port Sudan ausgeführt. Hier sind es besonders die Beleuchtung des Hafens, bedeutende Dock- und Kaianlagen, Anlegeplätze, Post- und Telegraphengebäude sowie andre öffentliche Gebäude verschiedner Art, die ihrer Vollendung entgegengehn. Hierfür waren im ganzen über 18 Millionen Mark angesetzt. Die Frage der Wasserversorgung von Port Sudan ist noch nicht gelöst. Ein 245 Meter tiefer artesischer Brunnen lieferte zwar reichliche Mengen frischen Wassers, doch konnte dieser nicht gegen das Einströmen des Meerwassers geschützt werden. Man bohrt zurzeit an einem zweiten Brunnen; hat der keinen bessern Erfolg, so müßte die große Ausgabe aufgewandt werden, um Wasser aus dem Berglande auf eine Entfernung von etwa 50 Kilometern herbeizuleiten. Trotz der ungeheuern Wichtigkeit der Bewässerungsfrage für den Sudan kann hier aus Raummangel nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Zudem befinden sich alle Arbeiten noch ziemlich im Zeitraum des Versuchs. Vor allem ist die Regierung seit mehrern Jahren eifrig bemüht, sich durch Auf¬ nahmen, Vermessungen, Geländeerkundungen, Flußlaufbcobachtungen usw. eine möglichst genaue Kenntnis des Landes und der Wasserverhältnisse zu verschaffen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/174>, abgerufen am 24.08.2024.