Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.Zehn Jahre deutscher Flotteiicntwicklung sichern Folgen eines innern Konflikts auf sich nehmen, der schwer Errungnes, Die Verhandlungen der Budgetkommission haben aber noch weiter wichtige Gegenüber den Verfechtern des Kleinkriegs äußerte sich Admiral von Tirpitz: Eine alte Klage ist. daß unsre Marine langsamer baue als die übrigen Bei den Linienschiffen Bei den großen Kreuzern England . . , . 42,4 Monate (Dreadnought) 44,9 Monate Deutschland , . . 42.S " 39,1 Frankreich ... 66 " 60,4 " Vereinigte Staaten 60 " 62,9 " Obwohl also diese Zahlen für Deutschland sehr günstig sind, erklärte Zehn Jahre deutscher Flotteiicntwicklung sichern Folgen eines innern Konflikts auf sich nehmen, der schwer Errungnes, Die Verhandlungen der Budgetkommission haben aber noch weiter wichtige Gegenüber den Verfechtern des Kleinkriegs äußerte sich Admiral von Tirpitz: Eine alte Klage ist. daß unsre Marine langsamer baue als die übrigen Bei den Linienschiffen Bei den großen Kreuzern England . . , . 42,4 Monate (Dreadnought) 44,9 Monate Deutschland , . . 42.S „ 39,1 Frankreich ... 66 „ 60,4 „ Vereinigte Staaten 60 „ 62,9 „ Obwohl also diese Zahlen für Deutschland sehr günstig sind, erklärte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311205"/> <fw type="header" place="top"> Zehn Jahre deutscher Flotteiicntwicklung</fw><lb/> <p xml:id="ID_529" prev="#ID_528"> sichern Folgen eines innern Konflikts auf sich nehmen, der schwer Errungnes,<lb/> endlich Gesichertes wieder in Frage stellen kann? Die Haltung der Kommission<lb/> hat dem Staatssekretär Recht gegeben: mit großer Schärfe haben die Wort¬<lb/> führer der bürgerlichen Parteien jene Zeitungsangriffe verurteilt, sich einmütig<lb/> auf den Boden der Regierungsvorlage gestellt und dem Staatssekretär ihr Ver¬<lb/> trauen bekundet.</p><lb/> <p xml:id="ID_530"> Die Verhandlungen der Budgetkommission haben aber noch weiter wichtige<lb/> Erklärungen der Marineverwaltung gebracht, die beruhigend für weite Kreise<lb/> wirken können. Ohne jeden Rückhalt gab der Staatssekretär zu, daß infolge<lb/> der technischen Entwicklung und der militärischen Erfahrungen, die das letzte<lb/> Jahrzehnt gebracht habe, unsre Flotte eine Anzahl minderwertiger Schiffe be¬<lb/> sitze, die nicht in eine Schlachtfront eingestellt werden können. Aber unter<lb/> diesem Mißstände leiden andre Staaten auch. „Dieser Entwicklung zu folgen,<lb/> ist nicht angenehm. Wir sind aber dazu gezwungen. Wenn man in eine Ge¬<lb/> fechtslinie gleichzeitig Schiffe älterer und neuerer Konstruktion vereinigen wollte,<lb/> so hieße das vor einen Karren ein Pferd und einen Esel spannen. Wir müssen,<lb/> nun den Tatsachen folgen und haben die Vorlage eingebracht, um rasch über<lb/> diesen, wie ich mich ausdrücken möchte, »toten Punkt« hinwegzukommen." Die<lb/> akute Wirkung der Novelle sei die, daß wir durch die Baubeschleunigung in den<lb/> nächsten vier Jahren in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem Doppelgeschwader<lb/> von Linienschiffen kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_531"> Gegenüber den Verfechtern des Kleinkriegs äußerte sich Admiral von Tirpitz:<lb/> „Wenn man mit Torpedobooten Krieg führt, so stößt man draußen vor den<lb/> Flußmündungen auf die feindlichen Torpedoboote, die sich auf ihre Kreuzer<lb/> zurückziehen müssen. Deswegen müssen auch wir Kreuzer haben, um die feind¬<lb/> lichen Kreuzer zu verjagen. Diese ziehen sich nun wieder auf ihre Linienschiffe<lb/> zurück, und auch wir müssen schließlich unsre Linienschiffe einsetzen. Also auch<lb/> der Kleinkrieg braucht Linienschiffe im Hintergrunde, sonst ist er aussichtslos."<lb/> Man mag die Sache anfassen, an welchem Ende man will: immer kommt man<lb/> auf das Linienschiff als Kern der Flotte.</p><lb/> <p xml:id="ID_532"> Eine alte Klage ist. daß unsre Marine langsamer baue als die übrigen<lb/> Seemächte. Der Staatssekretär führte folgende Zahlen an:</p><lb/> <list> <item> Bei den Linienschiffen Bei den großen Kreuzern</item> <item> England . . , . 42,4 Monate (Dreadnought) 44,9 Monate</item> <item> Deutschland , . . 42.S „ 39,1</item> <item> Frankreich ... 66 „ 60,4 „</item> <item> Vereinigte Staaten 60 „ 62,9 „</item> </list><lb/> <p xml:id="ID_533" next="#ID_534"> Obwohl also diese Zahlen für Deutschland sehr günstig sind, erklärte<lb/> Herr von Tirpitz, er werde sich bemühen, innerhalb der vier Bauraten die<lb/> Schiffe noch schneller zu bauen als bisher. Die Schwierigkeit der Beschleunigung<lb/> der Bauzeit liege in der Beschaffung des Panzers und der schweren Kanonen,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
Zehn Jahre deutscher Flotteiicntwicklung
sichern Folgen eines innern Konflikts auf sich nehmen, der schwer Errungnes,
endlich Gesichertes wieder in Frage stellen kann? Die Haltung der Kommission
hat dem Staatssekretär Recht gegeben: mit großer Schärfe haben die Wort¬
führer der bürgerlichen Parteien jene Zeitungsangriffe verurteilt, sich einmütig
auf den Boden der Regierungsvorlage gestellt und dem Staatssekretär ihr Ver¬
trauen bekundet.
Die Verhandlungen der Budgetkommission haben aber noch weiter wichtige
Erklärungen der Marineverwaltung gebracht, die beruhigend für weite Kreise
wirken können. Ohne jeden Rückhalt gab der Staatssekretär zu, daß infolge
der technischen Entwicklung und der militärischen Erfahrungen, die das letzte
Jahrzehnt gebracht habe, unsre Flotte eine Anzahl minderwertiger Schiffe be¬
sitze, die nicht in eine Schlachtfront eingestellt werden können. Aber unter
diesem Mißstände leiden andre Staaten auch. „Dieser Entwicklung zu folgen,
ist nicht angenehm. Wir sind aber dazu gezwungen. Wenn man in eine Ge¬
fechtslinie gleichzeitig Schiffe älterer und neuerer Konstruktion vereinigen wollte,
so hieße das vor einen Karren ein Pferd und einen Esel spannen. Wir müssen,
nun den Tatsachen folgen und haben die Vorlage eingebracht, um rasch über
diesen, wie ich mich ausdrücken möchte, »toten Punkt« hinwegzukommen." Die
akute Wirkung der Novelle sei die, daß wir durch die Baubeschleunigung in den
nächsten vier Jahren in verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem Doppelgeschwader
von Linienschiffen kommen.
Gegenüber den Verfechtern des Kleinkriegs äußerte sich Admiral von Tirpitz:
„Wenn man mit Torpedobooten Krieg führt, so stößt man draußen vor den
Flußmündungen auf die feindlichen Torpedoboote, die sich auf ihre Kreuzer
zurückziehen müssen. Deswegen müssen auch wir Kreuzer haben, um die feind¬
lichen Kreuzer zu verjagen. Diese ziehen sich nun wieder auf ihre Linienschiffe
zurück, und auch wir müssen schließlich unsre Linienschiffe einsetzen. Also auch
der Kleinkrieg braucht Linienschiffe im Hintergrunde, sonst ist er aussichtslos."
Man mag die Sache anfassen, an welchem Ende man will: immer kommt man
auf das Linienschiff als Kern der Flotte.
Eine alte Klage ist. daß unsre Marine langsamer baue als die übrigen
Seemächte. Der Staatssekretär führte folgende Zahlen an:
Bei den Linienschiffen Bei den großen Kreuzern
England . . , . 42,4 Monate (Dreadnought) 44,9 Monate
Deutschland , . . 42.S „ 39,1
Frankreich ... 66 „ 60,4 „
Vereinigte Staaten 60 „ 62,9 „
Obwohl also diese Zahlen für Deutschland sehr günstig sind, erklärte
Herr von Tirpitz, er werde sich bemühen, innerhalb der vier Bauraten die
Schiffe noch schneller zu bauen als bisher. Die Schwierigkeit der Beschleunigung
der Bauzeit liege in der Beschaffung des Panzers und der schweren Kanonen,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |