Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Weimar ne den Tage" des Lrfurter Fürstenkougresses ^808 gesagt hatte: Sie haben hier also den Schlüssel Thüringens. Überhaupt soll Der Situationsplan für die nun folgende kaiserliche Tafel im gewöhn¬ Weimar ne den Tage» des Lrfurter Fürstenkougresses ^808 gesagt hatte: Sie haben hier also den Schlüssel Thüringens. Überhaupt soll Der Situationsplan für die nun folgende kaiserliche Tafel im gewöhn¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0631" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/311042"/> <fw type="header" place="top"> Weimar ne den Tage» des Lrfurter Fürstenkougresses ^808</fw><lb/> <p xml:id="ID_3278" prev="#ID_3277"> gesagt hatte: Sie haben hier also den Schlüssel Thüringens. Überhaupt soll<lb/> er sich oft wiederholen."</p><lb/> <p xml:id="ID_3279" next="#ID_3280"> Der Situationsplan für die nun folgende kaiserliche Tafel im gewöhn¬<lb/> lichen Speisesaal ist in dem „Prachtwerk" und dem Furierbuch aufbewahrt.<lb/> In der Mitte des Halbrundes saßen rechts Alexander und links Napoleon, auf<lb/> dessen Seite weite/die Herzogin, der König von Bayern. Prinzeß Karoline.<lb/> der König von Sachsen/der Fürstprimas, Prinz von Benevent. der Erbprinz<lb/> von Schwerin und Karl August. Auf Alexanders Seite die Königin von West¬<lb/> falen — diese wohnte im Wittumspalais — der König von Württemberg. König<lb/> Jerome. Großfürst Konstantin (diese beiden waren aber wegen Unpäßlichkeit<lb/> in Erfurt geblieben). Prinz Wilhelm von Preußen, der Bruder des Königs,<lb/> der Herzog von Oldenburg. Fürst Neufchatel und der Erbprinz Karl Friedrich.<lb/> Die Herzogin von Württemberg, eine Verwandte Kaiser Alexanders, die als<lb/> Gast in Weimar war, hatte Napoleon, wie Müffling berichtet, an dieser Tafel,<lb/> an der doch seine Prinzen von Neufchatel und Benevent saßen, ihres Ranges<lb/> wegen nicht zulassen wollen, sie mußte sich krank melden. Karl August hatte<lb/> sich ihre Ausschließung nicht gefallen lassen wollen, Alexander aber riet zu<lb/> friedfertigen Nachgeben. An der Marschallstafel saßen unter zweiundsechzig<lb/> Personen auch Goethe und Voigt und - wie als Kuriosität angemerkt sei -<lb/> unter dem Gefolge des württembergischen Königs ein Mann des Namens, den<lb/> der große Schlachtendenker trug, der des dritten Napoleons Sturz bei Sedan<lb/> herbeigeführt hat, ein Herr von Moltke. Überhaupt speisten im Schloß 550 Per¬<lb/> sonen. Das Konzert wurde wegen Zeitmaugels abgesagt. Um siehe» Uhr gings<lb/> durch die festlich erleuchteten Straßen ins Theater. Zwischen Schloß und<lb/> Bibliothek war aus Holz ein 60 Fuß hoher prächtiger Obelisk in klassisch<lb/> schönen Formen errichtet - ebenfalls im Prachtwerk abgebildet - und glänzend<lb/> illuminiert. Eine lateinische Inschrift dafür hatte Minister von Voigt verfaßt.<lb/> Diese war aber noch nicht angebracht. Mit ihr soll das Ganze, hieß es. als<lb/> bleibendes Monument in Stein ausgeführt werden. Im Theater- saßen um<lb/> Parkett die Kaiser auf Thronsesseln. die Könige und Fürsten ans Stühlen d,e<lb/> fürstlichen Damen in der Mittelloge; aus einer Seitenloge, sodaß die Fürsten<lb/> ihn sehen konnten, blickte Wielands greises Haupt mit dem Sammetkäppchen<lb/> auf dem Scheitel Der Tod Cäsars von Voltaire wurde gegeben. ..Sehr brav<lb/> wurde Cäsar von Se. Prix, hinreißend schön Brutus von Talma gespielt."<lb/> (Journal des Luxus usw.) ..Es verdient wohl aufgezeichnet zu werden in den<lb/> Annalen des Theaters - schreibt das Prachtwerk -. daß auf derselben<lb/> Bühne, wo die Meisterwerke von Goethe und Schiller zuerst gegeben wurden,<lb/> jetzt die ersten tragischen Künstler in hoher Vollkommenheit die in engeren<lb/> Schranken sich bewegende französische Tragödie darstellten." Das Faktum war<lb/> i" schmerzlich, aber >le engeren Schranken" retten doch die Überlegenheit der<lb/> deutschen Meisterwerke. Unbeschreiblich war der Eindruck des Spiels vor dieser<lb/> glänzenden Versammlung. Bei der Stelle, als Cäsar dem Antonius antwortet: Über<lb/> den unterworfnen Erdkreis laß uns regieren ohne Gewalttat! war es. als ob ein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0631]
Weimar ne den Tage» des Lrfurter Fürstenkougresses ^808
gesagt hatte: Sie haben hier also den Schlüssel Thüringens. Überhaupt soll
er sich oft wiederholen."
Der Situationsplan für die nun folgende kaiserliche Tafel im gewöhn¬
lichen Speisesaal ist in dem „Prachtwerk" und dem Furierbuch aufbewahrt.
In der Mitte des Halbrundes saßen rechts Alexander und links Napoleon, auf
dessen Seite weite/die Herzogin, der König von Bayern. Prinzeß Karoline.
der König von Sachsen/der Fürstprimas, Prinz von Benevent. der Erbprinz
von Schwerin und Karl August. Auf Alexanders Seite die Königin von West¬
falen — diese wohnte im Wittumspalais — der König von Württemberg. König
Jerome. Großfürst Konstantin (diese beiden waren aber wegen Unpäßlichkeit
in Erfurt geblieben). Prinz Wilhelm von Preußen, der Bruder des Königs,
der Herzog von Oldenburg. Fürst Neufchatel und der Erbprinz Karl Friedrich.
Die Herzogin von Württemberg, eine Verwandte Kaiser Alexanders, die als
Gast in Weimar war, hatte Napoleon, wie Müffling berichtet, an dieser Tafel,
an der doch seine Prinzen von Neufchatel und Benevent saßen, ihres Ranges
wegen nicht zulassen wollen, sie mußte sich krank melden. Karl August hatte
sich ihre Ausschließung nicht gefallen lassen wollen, Alexander aber riet zu
friedfertigen Nachgeben. An der Marschallstafel saßen unter zweiundsechzig
Personen auch Goethe und Voigt und - wie als Kuriosität angemerkt sei -
unter dem Gefolge des württembergischen Königs ein Mann des Namens, den
der große Schlachtendenker trug, der des dritten Napoleons Sturz bei Sedan
herbeigeführt hat, ein Herr von Moltke. Überhaupt speisten im Schloß 550 Per¬
sonen. Das Konzert wurde wegen Zeitmaugels abgesagt. Um siehe» Uhr gings
durch die festlich erleuchteten Straßen ins Theater. Zwischen Schloß und
Bibliothek war aus Holz ein 60 Fuß hoher prächtiger Obelisk in klassisch
schönen Formen errichtet - ebenfalls im Prachtwerk abgebildet - und glänzend
illuminiert. Eine lateinische Inschrift dafür hatte Minister von Voigt verfaßt.
Diese war aber noch nicht angebracht. Mit ihr soll das Ganze, hieß es. als
bleibendes Monument in Stein ausgeführt werden. Im Theater- saßen um
Parkett die Kaiser auf Thronsesseln. die Könige und Fürsten ans Stühlen d,e
fürstlichen Damen in der Mittelloge; aus einer Seitenloge, sodaß die Fürsten
ihn sehen konnten, blickte Wielands greises Haupt mit dem Sammetkäppchen
auf dem Scheitel Der Tod Cäsars von Voltaire wurde gegeben. ..Sehr brav
wurde Cäsar von Se. Prix, hinreißend schön Brutus von Talma gespielt."
(Journal des Luxus usw.) ..Es verdient wohl aufgezeichnet zu werden in den
Annalen des Theaters - schreibt das Prachtwerk -. daß auf derselben
Bühne, wo die Meisterwerke von Goethe und Schiller zuerst gegeben wurden,
jetzt die ersten tragischen Künstler in hoher Vollkommenheit die in engeren
Schranken sich bewegende französische Tragödie darstellten." Das Faktum war
i" schmerzlich, aber >le engeren Schranken" retten doch die Überlegenheit der
deutschen Meisterwerke. Unbeschreiblich war der Eindruck des Spiels vor dieser
glänzenden Versammlung. Bei der Stelle, als Cäsar dem Antonius antwortet: Über
den unterworfnen Erdkreis laß uns regieren ohne Gewalttat! war es. als ob ein
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |