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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Der befestigte Grenzschutz'Serbiens und Montenegros gegen (Österreich

begleitet und durch zwei niedrige Rücken in drei Furchen geteilt, die aus einer
Reihe kleinerer 800 bis 1400 Meter hoher Becken bestehen, die von drei relativ
M gangbaren Wegen durchzogen werden. Zur Sicherung dieser Vormarsch¬
linie errichteten die Türken längs des nördlichen bessern Weges drei Forts
(Zlostup, Nozdre, Presjeka); diese Forts sind große aus Quadermauerwerk
massiv aufgebaute Defensionskasernen mit der Front nach Südosten und dem
Eingänge von Nordwesten; sie können eine Besatzung von 600 bis 800 Manu
und 40 bis 50 Pferden aufnehmen. Außer diesen Forts, von denen nur
Presjeka gut erhalten ist. sind die Dugawege noch durch vier Kulm gesperrt.
Die Niederkämpfung der massiven Gebäude dürfte stärkere Kaliber, als sie die
Gebirgsgeschütze besitzen, fordern; man wird ihnen wohl nur mit 9-Zentimeter-
Kanonen oder Haubitzen beizukommen vermögen. Ein aus der Herzegowina
nach Montenegro über die Dugafurcheu vordringender Gegner wird ihre
Niederkninpfung kaum unterlassen können, da sie eine große Besatzung aufzu¬
nehmen vermögen und eine dauernde Beunruhigung der langen und auf
schwierigen Gebirgspfaden ziehenden Etappenlinien bedeuten würden.

An der Ostgrenze sperrt die Befestigung von Kolasin das obere Tararatal;
die Sperre besteht aus einem Kastell und vier Blockhäusern. Am Nordufer
des Skutarisees erhebt sich auf einem 130 Meter hohen Felskegel die Berg¬
feste Zabljcik mit mehreren Kulen. die gut erhalten sind. Diese Anlagen sollen
das Vorgehen in der Niederung zwischen dem See und der Cijevna sowie die
Ausfahrt aus der schiffbaren Rijeka verwehren. Bei Virpazar und am
Sutormanpaß bestehen gegen die Bestimmungen des Berliner Vertrags (1878).
wonach die Befestigungen zwischen dem See und der Meeresküste geschleift
werden sollen, mehrere Knien. am Sutormanpasse überdies eine Defensions¬
kaserne. Nach den neusten Nachrichten sind ans dem Plateau des Njegus
östlich von Cattaro größere Befestigungsanlagen im Bau. die und modernen,
angeblich aus Italien bezognen schweren Geschützen armiert werden sollen.
Diese Befestigungen bedrohen die österreichischen Positionen um Cattaro und
haben zur Räumung dieser Stadt genötigt; im Laufe des letzten Winters send
als Ersatz in Teodo Untcrkuuftsgelegcnheiten geschaffen worden, während in
Cattaro selbst nur schwache Wachposten zur Sicherung der dort noch Kegenden
Friedensvorräte zurückgelassen wurden.

Abgesehen von den genannten, noch im Bau begriffnen Befestigungen gegenüber
dem österreichisch-ungarischen Kriegshafen Cattaro weisen die montenegrinischen
Befestigungen keine ausgesprochnen Typen auf, sie ähneln ihrem Charakter
nach den verteidignngsfähigen Wachhäuseru. siud jedoch massiver gebaut, wenn
auch nur zum geringen Teile erhalten. Die großen Schwierigkeiten, wirkungs¬
fähigere Geschütze, als es die Gebirgsgeschütze sind, auf den wenigen und sehr
schlechten Saumpfaden des unwirtlichen Karstterrains fortzuschaffen, erhöhen
die Bedeutung der montenegrinischen Befestigungen, die mit den normalen
Mitteln der Gebirgstruppen allein kaum zu nehmen sind; es werden vielmehr
größere Kaliber herangeschafft werden müssen, um der Befestigungen Herr


Der befestigte Grenzschutz'Serbiens und Montenegros gegen (Österreich

begleitet und durch zwei niedrige Rücken in drei Furchen geteilt, die aus einer
Reihe kleinerer 800 bis 1400 Meter hoher Becken bestehen, die von drei relativ
M gangbaren Wegen durchzogen werden. Zur Sicherung dieser Vormarsch¬
linie errichteten die Türken längs des nördlichen bessern Weges drei Forts
(Zlostup, Nozdre, Presjeka); diese Forts sind große aus Quadermauerwerk
massiv aufgebaute Defensionskasernen mit der Front nach Südosten und dem
Eingänge von Nordwesten; sie können eine Besatzung von 600 bis 800 Manu
und 40 bis 50 Pferden aufnehmen. Außer diesen Forts, von denen nur
Presjeka gut erhalten ist. sind die Dugawege noch durch vier Kulm gesperrt.
Die Niederkämpfung der massiven Gebäude dürfte stärkere Kaliber, als sie die
Gebirgsgeschütze besitzen, fordern; man wird ihnen wohl nur mit 9-Zentimeter-
Kanonen oder Haubitzen beizukommen vermögen. Ein aus der Herzegowina
nach Montenegro über die Dugafurcheu vordringender Gegner wird ihre
Niederkninpfung kaum unterlassen können, da sie eine große Besatzung aufzu¬
nehmen vermögen und eine dauernde Beunruhigung der langen und auf
schwierigen Gebirgspfaden ziehenden Etappenlinien bedeuten würden.

An der Ostgrenze sperrt die Befestigung von Kolasin das obere Tararatal;
die Sperre besteht aus einem Kastell und vier Blockhäusern. Am Nordufer
des Skutarisees erhebt sich auf einem 130 Meter hohen Felskegel die Berg¬
feste Zabljcik mit mehreren Kulen. die gut erhalten sind. Diese Anlagen sollen
das Vorgehen in der Niederung zwischen dem See und der Cijevna sowie die
Ausfahrt aus der schiffbaren Rijeka verwehren. Bei Virpazar und am
Sutormanpaß bestehen gegen die Bestimmungen des Berliner Vertrags (1878).
wonach die Befestigungen zwischen dem See und der Meeresküste geschleift
werden sollen, mehrere Knien. am Sutormanpasse überdies eine Defensions¬
kaserne. Nach den neusten Nachrichten sind ans dem Plateau des Njegus
östlich von Cattaro größere Befestigungsanlagen im Bau. die und modernen,
angeblich aus Italien bezognen schweren Geschützen armiert werden sollen.
Diese Befestigungen bedrohen die österreichischen Positionen um Cattaro und
haben zur Räumung dieser Stadt genötigt; im Laufe des letzten Winters send
als Ersatz in Teodo Untcrkuuftsgelegcnheiten geschaffen worden, während in
Cattaro selbst nur schwache Wachposten zur Sicherung der dort noch Kegenden
Friedensvorräte zurückgelassen wurden.

Abgesehen von den genannten, noch im Bau begriffnen Befestigungen gegenüber
dem österreichisch-ungarischen Kriegshafen Cattaro weisen die montenegrinischen
Befestigungen keine ausgesprochnen Typen auf, sie ähneln ihrem Charakter
nach den verteidignngsfähigen Wachhäuseru. siud jedoch massiver gebaut, wenn
auch nur zum geringen Teile erhalten. Die großen Schwierigkeiten, wirkungs¬
fähigere Geschütze, als es die Gebirgsgeschütze sind, auf den wenigen und sehr
schlechten Saumpfaden des unwirtlichen Karstterrains fortzuschaffen, erhöhen
die Bedeutung der montenegrinischen Befestigungen, die mit den normalen
Mitteln der Gebirgstruppen allein kaum zu nehmen sind; es werden vielmehr
größere Kaliber herangeschafft werden müssen, um der Befestigungen Herr


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[0629] Der befestigte Grenzschutz'Serbiens und Montenegros gegen (Österreich begleitet und durch zwei niedrige Rücken in drei Furchen geteilt, die aus einer Reihe kleinerer 800 bis 1400 Meter hoher Becken bestehen, die von drei relativ M gangbaren Wegen durchzogen werden. Zur Sicherung dieser Vormarsch¬ linie errichteten die Türken längs des nördlichen bessern Weges drei Forts (Zlostup, Nozdre, Presjeka); diese Forts sind große aus Quadermauerwerk massiv aufgebaute Defensionskasernen mit der Front nach Südosten und dem Eingänge von Nordwesten; sie können eine Besatzung von 600 bis 800 Manu und 40 bis 50 Pferden aufnehmen. Außer diesen Forts, von denen nur Presjeka gut erhalten ist. sind die Dugawege noch durch vier Kulm gesperrt. Die Niederkämpfung der massiven Gebäude dürfte stärkere Kaliber, als sie die Gebirgsgeschütze besitzen, fordern; man wird ihnen wohl nur mit 9-Zentimeter- Kanonen oder Haubitzen beizukommen vermögen. Ein aus der Herzegowina nach Montenegro über die Dugafurcheu vordringender Gegner wird ihre Niederkninpfung kaum unterlassen können, da sie eine große Besatzung aufzu¬ nehmen vermögen und eine dauernde Beunruhigung der langen und auf schwierigen Gebirgspfaden ziehenden Etappenlinien bedeuten würden. An der Ostgrenze sperrt die Befestigung von Kolasin das obere Tararatal; die Sperre besteht aus einem Kastell und vier Blockhäusern. Am Nordufer des Skutarisees erhebt sich auf einem 130 Meter hohen Felskegel die Berg¬ feste Zabljcik mit mehreren Kulen. die gut erhalten sind. Diese Anlagen sollen das Vorgehen in der Niederung zwischen dem See und der Cijevna sowie die Ausfahrt aus der schiffbaren Rijeka verwehren. Bei Virpazar und am Sutormanpaß bestehen gegen die Bestimmungen des Berliner Vertrags (1878). wonach die Befestigungen zwischen dem See und der Meeresküste geschleift werden sollen, mehrere Knien. am Sutormanpasse überdies eine Defensions¬ kaserne. Nach den neusten Nachrichten sind ans dem Plateau des Njegus östlich von Cattaro größere Befestigungsanlagen im Bau. die und modernen, angeblich aus Italien bezognen schweren Geschützen armiert werden sollen. Diese Befestigungen bedrohen die österreichischen Positionen um Cattaro und haben zur Räumung dieser Stadt genötigt; im Laufe des letzten Winters send als Ersatz in Teodo Untcrkuuftsgelegcnheiten geschaffen worden, während in Cattaro selbst nur schwache Wachposten zur Sicherung der dort noch Kegenden Friedensvorräte zurückgelassen wurden. Abgesehen von den genannten, noch im Bau begriffnen Befestigungen gegenüber dem österreichisch-ungarischen Kriegshafen Cattaro weisen die montenegrinischen Befestigungen keine ausgesprochnen Typen auf, sie ähneln ihrem Charakter nach den verteidignngsfähigen Wachhäuseru. siud jedoch massiver gebaut, wenn auch nur zum geringen Teile erhalten. Die großen Schwierigkeiten, wirkungs¬ fähigere Geschütze, als es die Gebirgsgeschütze sind, auf den wenigen und sehr schlechten Saumpfaden des unwirtlichen Karstterrains fortzuschaffen, erhöhen die Bedeutung der montenegrinischen Befestigungen, die mit den normalen Mitteln der Gebirgstruppen allein kaum zu nehmen sind; es werden vielmehr größere Kaliber herangeschafft werden müssen, um der Befestigungen Herr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/629>, abgerufen am 22.07.2024.