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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Über allen Gipfeln.

Goethes Gedichte im Nahmen seines Lebens heraus¬
gegeben von Ernst Härtung mit dreißig Bildnissen. W. Langenwiesche-Brandt,
Ebenhausen bei München (o. I.). ("Aus den Büchern der Rose" in drei Ausgaben
zu 1,80, 3 und 5,40 Mark.) Ein höchst glücklicher Gedanke ist hier in ansprechendster
Weise durchgeführt. In einer Reihe ausgewählter Gedichte von 1767 bis 1831
zieht das äußere und noch mehr das innere Leben des Dichterfürsten an uns
vorüber; kurze Notizen über der Seite weisen dem darunterstehenden Gedichte
seinen historischen Platz an, und dreißig Bildnisse vergegenwärtigen an den ent¬
sprechenden Stellen die jeweilige körperliche Erscheinung des Dichters. Als Festgabe an
gebildete L " eser ist dieses Buch auch in Druck und Papier vorzüglich geeignet.


Almanach.

Herausgegeben von der Redaktion von Velhagen und Klasings
Monatsheften (für 1909), Velhagen und Klasing, Berlin, Bielefeld, Leipzig, Wien.
Ein reizendes, schmuckes Büchlein ganz in der Art der alten Musenalmanache unsrer
klassischen Literaturepoche und auch äußerlich in dem Stile gehalten. Eine Reihe
moderner Autoren, wie Otto von Leitgeb. Marie von Ebner-Eschenbach, Hans
Bartsch. Georg von Ompteda. Joseph Laufs, Isolde Kurz. Paul Heyse. Prinz Emil
von Schönaich-Carolath, Ludwig Fulda, Ricardo Huch u. a. in. haben novellistische
oder poetische Beiträge geliefert, andre einige Lebenserinnerungen (Clara Viebig,
Richard Voß) oder Abhandlungen zur Literatur und Kunst (Ernst Heilborn, Max
Osborn) beigesteuert. Besondre Hervorhebung aber verdienen noch die farbigen
Kunstblätter und die in verschiednen modernen Manieren ausgeführten Porträts,
namentlich eine Reihe höchst anziehender Frauenbildnisse von Fr. A. von Kaulbach
und P. A. Laszlo; sie alle zeigen die neuere Vervielfältigung auf glänzender Höhe.
Kein sinnigeres Weihnachtsgeschenk für eine Dame als dieses Bändchen in zartem,
* rosarotem Umschlag und rosengeschmückter Kapsel.


Aus dem Jugendland.

Erzählungen von Charlotte Niese. (Leipzig,
Fr. Wilh. Grunow, 1908.) Diese fünf Erzählungen sind von einer geradezu
erquickenden Frische und Natürlichkeit und gehören zum köstlichsten, was die Ver¬
fasserin je geschrieben hat. Auch sie sind durchleuchtet von Humor und Menschenliebe
und erfüllt von tiefem Verständnis für die kindliche Seele und für die Leiden und
Freuden des Volks. Deshalb möchte man dem liebenswürdigen Geleitswort, das
Alexander Troll dem Büchlein mitgibt, und das jede andre Empfehlung überflüssig
macht, nur noch hinzufügen, daß auch Erwachsne an den Erzählungen ihre Freude
haben, ja daß sie ihren tiefern Wert noch besser als die Jugend verstehn werden;
denn Charlotte Niese braucht keine lang ausgesponnenen sentimentalen Schilderungen,
um uns die Tragik ini Leben des Volks vor Augen zu führen. Sie deutet oft
"ur an durch ein treffendes Wort, durch eine kleine Begebenheit und erweckt dadurch
'"ehr als durch viele Auseinandersetzungen bei dem reifen Leser Interesse und Mitleid
für ihre Gestalten. Der kleine wortkarge Kohlenjunge Johny mit dem Regenschirm
ist geradezu meisterhaft in dieser Art geschildert und so recht eine Illustration zu
den schalkhaften Schlußworten der Erzählung: ..Die besten Geschichten kann man
uur halb verstehn. und das andre muß man sich zudenken." Auch die letzte Er¬
zählung: "Um die Weihnachtszeit" erweckt in uns Lächeln und Rührung zugleich,
wie nur echter Humor es hervorrufen kann. Wahre Weihnachtsstimmung flutet uns
daraus entgegen, und es würde im Familienkreise die Festfreude erhöhen, wenn die
reizende Geschichte den Kindern vorgelesen würde.


Thienemanns Deutsches Knabenbuch und Deutsches Mädchenbuch.

Für unsre heranwachsende Jugend kann man sich kaum ein schöneres Festgeschenk
denken als die bekannten Jahrbücher aus dem Verlag von K. Thienemann in
Stuttgart; bei der geradezu fabrikmäßig betriebnen Produktion auf dem Gebiete
der Jugeudliteratur ist es ein wahres Vergnügen, wieder einmal auf Bücher hin-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Über allen Gipfeln.

Goethes Gedichte im Nahmen seines Lebens heraus¬
gegeben von Ernst Härtung mit dreißig Bildnissen. W. Langenwiesche-Brandt,
Ebenhausen bei München (o. I.). („Aus den Büchern der Rose" in drei Ausgaben
zu 1,80, 3 und 5,40 Mark.) Ein höchst glücklicher Gedanke ist hier in ansprechendster
Weise durchgeführt. In einer Reihe ausgewählter Gedichte von 1767 bis 1831
zieht das äußere und noch mehr das innere Leben des Dichterfürsten an uns
vorüber; kurze Notizen über der Seite weisen dem darunterstehenden Gedichte
seinen historischen Platz an, und dreißig Bildnisse vergegenwärtigen an den ent¬
sprechenden Stellen die jeweilige körperliche Erscheinung des Dichters. Als Festgabe an
gebildete L » eser ist dieses Buch auch in Druck und Papier vorzüglich geeignet.


Almanach.

Herausgegeben von der Redaktion von Velhagen und Klasings
Monatsheften (für 1909), Velhagen und Klasing, Berlin, Bielefeld, Leipzig, Wien.
Ein reizendes, schmuckes Büchlein ganz in der Art der alten Musenalmanache unsrer
klassischen Literaturepoche und auch äußerlich in dem Stile gehalten. Eine Reihe
moderner Autoren, wie Otto von Leitgeb. Marie von Ebner-Eschenbach, Hans
Bartsch. Georg von Ompteda. Joseph Laufs, Isolde Kurz. Paul Heyse. Prinz Emil
von Schönaich-Carolath, Ludwig Fulda, Ricardo Huch u. a. in. haben novellistische
oder poetische Beiträge geliefert, andre einige Lebenserinnerungen (Clara Viebig,
Richard Voß) oder Abhandlungen zur Literatur und Kunst (Ernst Heilborn, Max
Osborn) beigesteuert. Besondre Hervorhebung aber verdienen noch die farbigen
Kunstblätter und die in verschiednen modernen Manieren ausgeführten Porträts,
namentlich eine Reihe höchst anziehender Frauenbildnisse von Fr. A. von Kaulbach
und P. A. Laszlo; sie alle zeigen die neuere Vervielfältigung auf glänzender Höhe.
Kein sinnigeres Weihnachtsgeschenk für eine Dame als dieses Bändchen in zartem,
* rosarotem Umschlag und rosengeschmückter Kapsel.


Aus dem Jugendland.

Erzählungen von Charlotte Niese. (Leipzig,
Fr. Wilh. Grunow, 1908.) Diese fünf Erzählungen sind von einer geradezu
erquickenden Frische und Natürlichkeit und gehören zum köstlichsten, was die Ver¬
fasserin je geschrieben hat. Auch sie sind durchleuchtet von Humor und Menschenliebe
und erfüllt von tiefem Verständnis für die kindliche Seele und für die Leiden und
Freuden des Volks. Deshalb möchte man dem liebenswürdigen Geleitswort, das
Alexander Troll dem Büchlein mitgibt, und das jede andre Empfehlung überflüssig
macht, nur noch hinzufügen, daß auch Erwachsne an den Erzählungen ihre Freude
haben, ja daß sie ihren tiefern Wert noch besser als die Jugend verstehn werden;
denn Charlotte Niese braucht keine lang ausgesponnenen sentimentalen Schilderungen,
um uns die Tragik ini Leben des Volks vor Augen zu führen. Sie deutet oft
"ur an durch ein treffendes Wort, durch eine kleine Begebenheit und erweckt dadurch
'"ehr als durch viele Auseinandersetzungen bei dem reifen Leser Interesse und Mitleid
für ihre Gestalten. Der kleine wortkarge Kohlenjunge Johny mit dem Regenschirm
ist geradezu meisterhaft in dieser Art geschildert und so recht eine Illustration zu
den schalkhaften Schlußworten der Erzählung: ..Die besten Geschichten kann man
uur halb verstehn. und das andre muß man sich zudenken." Auch die letzte Er¬
zählung: „Um die Weihnachtszeit" erweckt in uns Lächeln und Rührung zugleich,
wie nur echter Humor es hervorrufen kann. Wahre Weihnachtsstimmung flutet uns
daraus entgegen, und es würde im Familienkreise die Festfreude erhöhen, wenn die
reizende Geschichte den Kindern vorgelesen würde.


Thienemanns Deutsches Knabenbuch und Deutsches Mädchenbuch.

Für unsre heranwachsende Jugend kann man sich kaum ein schöneres Festgeschenk
denken als die bekannten Jahrbücher aus dem Verlag von K. Thienemann in
Stuttgart; bei der geradezu fabrikmäßig betriebnen Produktion auf dem Gebiete
der Jugeudliteratur ist es ein wahres Vergnügen, wieder einmal auf Bücher hin-


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[0619] Maßgebliches und Unmaßgebliches Über allen Gipfeln. Goethes Gedichte im Nahmen seines Lebens heraus¬ gegeben von Ernst Härtung mit dreißig Bildnissen. W. Langenwiesche-Brandt, Ebenhausen bei München (o. I.). („Aus den Büchern der Rose" in drei Ausgaben zu 1,80, 3 und 5,40 Mark.) Ein höchst glücklicher Gedanke ist hier in ansprechendster Weise durchgeführt. In einer Reihe ausgewählter Gedichte von 1767 bis 1831 zieht das äußere und noch mehr das innere Leben des Dichterfürsten an uns vorüber; kurze Notizen über der Seite weisen dem darunterstehenden Gedichte seinen historischen Platz an, und dreißig Bildnisse vergegenwärtigen an den ent¬ sprechenden Stellen die jeweilige körperliche Erscheinung des Dichters. Als Festgabe an gebildete L » eser ist dieses Buch auch in Druck und Papier vorzüglich geeignet. Almanach. Herausgegeben von der Redaktion von Velhagen und Klasings Monatsheften (für 1909), Velhagen und Klasing, Berlin, Bielefeld, Leipzig, Wien. Ein reizendes, schmuckes Büchlein ganz in der Art der alten Musenalmanache unsrer klassischen Literaturepoche und auch äußerlich in dem Stile gehalten. Eine Reihe moderner Autoren, wie Otto von Leitgeb. Marie von Ebner-Eschenbach, Hans Bartsch. Georg von Ompteda. Joseph Laufs, Isolde Kurz. Paul Heyse. Prinz Emil von Schönaich-Carolath, Ludwig Fulda, Ricardo Huch u. a. in. haben novellistische oder poetische Beiträge geliefert, andre einige Lebenserinnerungen (Clara Viebig, Richard Voß) oder Abhandlungen zur Literatur und Kunst (Ernst Heilborn, Max Osborn) beigesteuert. Besondre Hervorhebung aber verdienen noch die farbigen Kunstblätter und die in verschiednen modernen Manieren ausgeführten Porträts, namentlich eine Reihe höchst anziehender Frauenbildnisse von Fr. A. von Kaulbach und P. A. Laszlo; sie alle zeigen die neuere Vervielfältigung auf glänzender Höhe. Kein sinnigeres Weihnachtsgeschenk für eine Dame als dieses Bändchen in zartem, * rosarotem Umschlag und rosengeschmückter Kapsel. Aus dem Jugendland. Erzählungen von Charlotte Niese. (Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1908.) Diese fünf Erzählungen sind von einer geradezu erquickenden Frische und Natürlichkeit und gehören zum köstlichsten, was die Ver¬ fasserin je geschrieben hat. Auch sie sind durchleuchtet von Humor und Menschenliebe und erfüllt von tiefem Verständnis für die kindliche Seele und für die Leiden und Freuden des Volks. Deshalb möchte man dem liebenswürdigen Geleitswort, das Alexander Troll dem Büchlein mitgibt, und das jede andre Empfehlung überflüssig macht, nur noch hinzufügen, daß auch Erwachsne an den Erzählungen ihre Freude haben, ja daß sie ihren tiefern Wert noch besser als die Jugend verstehn werden; denn Charlotte Niese braucht keine lang ausgesponnenen sentimentalen Schilderungen, um uns die Tragik ini Leben des Volks vor Augen zu führen. Sie deutet oft "ur an durch ein treffendes Wort, durch eine kleine Begebenheit und erweckt dadurch '"ehr als durch viele Auseinandersetzungen bei dem reifen Leser Interesse und Mitleid für ihre Gestalten. Der kleine wortkarge Kohlenjunge Johny mit dem Regenschirm ist geradezu meisterhaft in dieser Art geschildert und so recht eine Illustration zu den schalkhaften Schlußworten der Erzählung: ..Die besten Geschichten kann man uur halb verstehn. und das andre muß man sich zudenken." Auch die letzte Er¬ zählung: „Um die Weihnachtszeit" erweckt in uns Lächeln und Rührung zugleich, wie nur echter Humor es hervorrufen kann. Wahre Weihnachtsstimmung flutet uns daraus entgegen, und es würde im Familienkreise die Festfreude erhöhen, wenn die reizende Geschichte den Kindern vorgelesen würde. Thienemanns Deutsches Knabenbuch und Deutsches Mädchenbuch. Für unsre heranwachsende Jugend kann man sich kaum ein schöneres Festgeschenk denken als die bekannten Jahrbücher aus dem Verlag von K. Thienemann in Stuttgart; bei der geradezu fabrikmäßig betriebnen Produktion auf dem Gebiete der Jugeudliteratur ist es ein wahres Vergnügen, wieder einmal auf Bücher hin-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/619>, abgerufen am 22.07.2024.