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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

abgeht, und in solche, die mit Büchse und Flinte besser zu hantieren versteh" als
mit der Feder, und deren Stil die Erinnerung an Fahrten auf Bauernfuhrwerken
über Knüppeldamme und verwahrloste Waldwege wachruft. Hermann Löns, der
Verfasser des soeben in dritter Auflage erschienenen Werkes Mein grünes Buch
(Hannover, Ernst Geibel), gehört zu keiner dieser beiden Kategorien. Er ist nicht
nur ein mit allen Arten des Jagdbetriebes wohlerfahrner Weidmann, ein liebevoller
Beobachter und Kenner der Natur, sondern auch ein unübertrefflicher Schildrer,
dem eine ungewöhnliche Kraft und Farbe der Sprache, eine Anschaulichkeit und ein
Humor zu Gebote stehn, daß dem Leser das Herz im Leibe lacht. Als Jäger weiß
er sich eins mit der Natur; wenn er draußen auf dem Revier ist, liegt die Kultur
mit ihrer Konvention, ihrem Hasten und Mühen weit hinter ihm; die blühende
Heide, das braune Moor, der schimmernde Buchenschlag, die düstern Fichten, der
glitzernde Schnee der Januarnacht, sie alle offenbaren ihm die wunderbaren Ge¬
heimnisse, die für den echten und gerechten Weidmann den Hauptreiz der Jagd
ausmachen.

Die vierundzwanzig Skizzen, die das Buch enthält, behandeln weltmännische
Erlebnisse aus dem Bereich eines ganzen Jahres. "Hinter der Findermeute" beginnt
der Autor, und mit dem "Silvesternebel", in dem er Weg und Steg verliert, und
aus dessen dräuenden Schwaden er doch so hoffnungsfreudig ein neues Jahr auf¬
steigen sieht, schließt er. Da liegt manches Erlebnis dazwischen, manche große Lust
und manche Mühe, wie sie dem Weidmann ja auch nicht erspart bleibt. Wer selbst
Jäger ist, dem klingen beim Lesen wohlbekannte Melodien ins Ohr, das Herz klopft
schneller, und man fühlt das Bedürfnis, das Buch rasch zuzuklappen, nach Rucksack
und Gewehr zu greifen und hinauszuwandern, um selbst wieder einmal das zu
erleben, was der Verfasser so prachtvoll schildert. Aber dann läßt einen die Lektüre
doch nicht los, man liest weiter und weiter und hört nicht eher auf, als bis man
den Nebel des letzten Dezembertages milchweiß und feucht wallen und wogen sieht.
Wer aber kein Jäger ist, nun der lese zu allererst die köstliche Idylle "In der
Jagdbude", dann wird ihm eine Ahnung von den Freuden aufgehn, die der Mensch
empfindet, wenn er, und sei es auch nur auf Tage, die Brücke zur Kulturwelt
hinter sich abgebrochen hat und an den Busen der großen, gütigen Mutter Natur
I. R. H. zurückgekehrt ist!




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Maßgebliches und Unmaßgebliches

abgeht, und in solche, die mit Büchse und Flinte besser zu hantieren versteh» als
mit der Feder, und deren Stil die Erinnerung an Fahrten auf Bauernfuhrwerken
über Knüppeldamme und verwahrloste Waldwege wachruft. Hermann Löns, der
Verfasser des soeben in dritter Auflage erschienenen Werkes Mein grünes Buch
(Hannover, Ernst Geibel), gehört zu keiner dieser beiden Kategorien. Er ist nicht
nur ein mit allen Arten des Jagdbetriebes wohlerfahrner Weidmann, ein liebevoller
Beobachter und Kenner der Natur, sondern auch ein unübertrefflicher Schildrer,
dem eine ungewöhnliche Kraft und Farbe der Sprache, eine Anschaulichkeit und ein
Humor zu Gebote stehn, daß dem Leser das Herz im Leibe lacht. Als Jäger weiß
er sich eins mit der Natur; wenn er draußen auf dem Revier ist, liegt die Kultur
mit ihrer Konvention, ihrem Hasten und Mühen weit hinter ihm; die blühende
Heide, das braune Moor, der schimmernde Buchenschlag, die düstern Fichten, der
glitzernde Schnee der Januarnacht, sie alle offenbaren ihm die wunderbaren Ge¬
heimnisse, die für den echten und gerechten Weidmann den Hauptreiz der Jagd
ausmachen.

Die vierundzwanzig Skizzen, die das Buch enthält, behandeln weltmännische
Erlebnisse aus dem Bereich eines ganzen Jahres. „Hinter der Findermeute" beginnt
der Autor, und mit dem „Silvesternebel", in dem er Weg und Steg verliert, und
aus dessen dräuenden Schwaden er doch so hoffnungsfreudig ein neues Jahr auf¬
steigen sieht, schließt er. Da liegt manches Erlebnis dazwischen, manche große Lust
und manche Mühe, wie sie dem Weidmann ja auch nicht erspart bleibt. Wer selbst
Jäger ist, dem klingen beim Lesen wohlbekannte Melodien ins Ohr, das Herz klopft
schneller, und man fühlt das Bedürfnis, das Buch rasch zuzuklappen, nach Rucksack
und Gewehr zu greifen und hinauszuwandern, um selbst wieder einmal das zu
erleben, was der Verfasser so prachtvoll schildert. Aber dann läßt einen die Lektüre
doch nicht los, man liest weiter und weiter und hört nicht eher auf, als bis man
den Nebel des letzten Dezembertages milchweiß und feucht wallen und wogen sieht.
Wer aber kein Jäger ist, nun der lese zu allererst die köstliche Idylle „In der
Jagdbude", dann wird ihm eine Ahnung von den Freuden aufgehn, die der Mensch
empfindet, wenn er, und sei es auch nur auf Tage, die Brücke zur Kulturwelt
hinter sich abgebrochen hat und an den Busen der großen, gütigen Mutter Natur
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[0060] Maßgebliches und Unmaßgebliches abgeht, und in solche, die mit Büchse und Flinte besser zu hantieren versteh» als mit der Feder, und deren Stil die Erinnerung an Fahrten auf Bauernfuhrwerken über Knüppeldamme und verwahrloste Waldwege wachruft. Hermann Löns, der Verfasser des soeben in dritter Auflage erschienenen Werkes Mein grünes Buch (Hannover, Ernst Geibel), gehört zu keiner dieser beiden Kategorien. Er ist nicht nur ein mit allen Arten des Jagdbetriebes wohlerfahrner Weidmann, ein liebevoller Beobachter und Kenner der Natur, sondern auch ein unübertrefflicher Schildrer, dem eine ungewöhnliche Kraft und Farbe der Sprache, eine Anschaulichkeit und ein Humor zu Gebote stehn, daß dem Leser das Herz im Leibe lacht. Als Jäger weiß er sich eins mit der Natur; wenn er draußen auf dem Revier ist, liegt die Kultur mit ihrer Konvention, ihrem Hasten und Mühen weit hinter ihm; die blühende Heide, das braune Moor, der schimmernde Buchenschlag, die düstern Fichten, der glitzernde Schnee der Januarnacht, sie alle offenbaren ihm die wunderbaren Ge¬ heimnisse, die für den echten und gerechten Weidmann den Hauptreiz der Jagd ausmachen. Die vierundzwanzig Skizzen, die das Buch enthält, behandeln weltmännische Erlebnisse aus dem Bereich eines ganzen Jahres. „Hinter der Findermeute" beginnt der Autor, und mit dem „Silvesternebel", in dem er Weg und Steg verliert, und aus dessen dräuenden Schwaden er doch so hoffnungsfreudig ein neues Jahr auf¬ steigen sieht, schließt er. Da liegt manches Erlebnis dazwischen, manche große Lust und manche Mühe, wie sie dem Weidmann ja auch nicht erspart bleibt. Wer selbst Jäger ist, dem klingen beim Lesen wohlbekannte Melodien ins Ohr, das Herz klopft schneller, und man fühlt das Bedürfnis, das Buch rasch zuzuklappen, nach Rucksack und Gewehr zu greifen und hinauszuwandern, um selbst wieder einmal das zu erleben, was der Verfasser so prachtvoll schildert. Aber dann läßt einen die Lektüre doch nicht los, man liest weiter und weiter und hört nicht eher auf, als bis man den Nebel des letzten Dezembertages milchweiß und feucht wallen und wogen sieht. Wer aber kein Jäger ist, nun der lese zu allererst die köstliche Idylle „In der Jagdbude", dann wird ihm eine Ahnung von den Freuden aufgehn, die der Mensch empfindet, wenn er, und sei es auch nur auf Tage, die Brücke zur Kulturwelt hinter sich abgebrochen hat und an den Busen der großen, gütigen Mutter Natur I. R. H. zurückgekehrt ist! killM MMelM MMkrMMlM xsnören unbsäinxt sunt Lslem ^leilcum-Lixsretten, 6für <jer keine Qescnmsclc un6 6er IcöstlicKe Duft dieser ^lsrlce Kisten 6is filz-sneninste ^nrexunA nu einer xeinütlicnen l^nternsItunA. Latein ^leiilUM-LlAsretten: Keine ^usststtunx, nur Ouslität: dir. 3 4 S K 8 10___ ?roi8: z., 4 5 ß g ,g pH. 8tüvK.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/60>, abgerufen am 22.07.2024.