Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch die Vertreter jener Indern Meinung, wenn auch ihrerseits mit Bedauern,
überzeugen müssen, daß die Regierung solche Ziele in Marokko niemals gehabt
hat, auch dann nicht, wenn einzelne ihrer Schritte -- vor der Algeciraskonferenz und
nach der Niederlage des Abdul Asif -- mißverständlich so gedeutet worden sind.

Von französischer Seite wird die versöhnliche und entgegenkommende Fassung
der deutschen Antwortnote im allgemeinen anerkannt. Vielleicht haben auch die
beiden internationalen Veranstaltungen, die hintereinander in Berlin stattgefunden
haben, den Ton der sonst üblichen gehässigen Auseinandersetzungen etwas gedämpft.
Der interparlamentarische Kongreß wurde an dieser Stelle schon erwähnt; in der
jetzt vergangnen Woche ist ihm der internationale Pressekongreß gefolgt. Beide
Veranstaltungen erfreuten sich der freundlichen Aufmerksamkeit der Regierung. So
wie Fürst Bülow den interparlamentarischen Kongreß bei seiner Eröffnung offiziell
begrüßte -- genau so wie es der verstorbne Sir Henry Campbell-Bannerman bei
dem letzten Kongreß getan hatte --, so ließ er auch den internationalen Presse¬
kongreß durch den Staatssekretär von Schoen mit einer Ansprache begrüßen. Beiden
Kongressen erwies Fürst Bülow außerdem auch persönlich die Aufmerksamkeit, sie
zu einer Festlichkeit in dem Reichskanzlerpalais einzuladen; bei dem Gartenfest,
das er der Presse gab, hielt er selbst eine Ansprache, die er -- der Gelegenheit
entsprechend -- in leichtem, gefälligem Plauderton begann, aber bald, zu einem
ernstern Ton übergehend, zu einem bedeutungsvollen Mahnwort zu gestalten wußte.

Es versteht sich von selbst, daß der Wert solcher Kundgebungen und Veran¬
staltungen sehr verschieden eingeschätzt wird. Wir wollen dabei gar nicht von denen
reden, die dergleichen für eine passende Gelegenheit halten, eine recht oberflächliche
Weisheit und einen recht billigen Witz an den Mann zu bringen. Aber auch ernste
und sehr beachtenswerte Stimmen äußern bei solchen Gelegenheiten entschiednes Un¬
behagen, anscheinend in der Befürchtung, daß die allzu eifrige und zu häufig wieder¬
holte Betonung unsrer Friedfertigkeit, weit entfernt, auf ausländische Hetzer mäßigend
einzuwirken, vielmehr als Schwäche ausgelegt, vielleicht sogar unter Anwendung
bekannter Verdrehungskünste als Beweis für die Unaufrichtigkeit der deutschen Politik
dargestellt werden könnte, während bei uns im eignen Lande eine schwächliche, vor
allem vor Opfern und Unbequemlichkeiten zurückscheuende Auffassung vaterländischer
Pflichten aus diesen Versicherungen und Bemühungen friedfertigen Charakters Nahrung
zieht. Das Unbehagen, das in den Warnungen vor solchen Folgen zutage tritt,
entspringt offenbar einer ehrlichen und beachtenswerten Sorge, aber man wird doch
manches dagegen einwenden müssen.

Zunächst sollte man doch einmal anfangen, auch unserm eignen Volke allmählich
etwas mehr zuzutrauen. Wir sind doch nicht in einem solchen Zustande politischer
Unmündigkeit, daß auch ein vielleicht weniger geeignetes Wort des Verantwortlicher
Staatsmannes sogleich unser politisches Seelenheil gefährden müßte. Bei aller Achtung
vor abweichenden Meinungen finden wir doch in der Besprechung dieser Dinge eine
gute Portion kleinlicher Schulmeisteret. In jedem andern Lande der Welt würde
man es richtig versteh" und sich darüber freuen, wenn bei einer solchen Gelegen¬
heit, wo Notable aller Länder bei ihm zu Gaste sind, der leitende Staatsmann vor
allem "gut repräsentiert". Bei uns kann sich kein Staatsmann rühren, ohne daß
der deutsche Schulmeister dabei steht und mit roter Tinte die Fehler anstreicht, auch
da, wo der Schulmeister überhaupt nicht hingehört, sondern nur der Mitspieler auf
der politischen Bühne. Wenn es richtig ist -- und es ist richtig --, daß das
deutsche Volk den aufrichtigen Wunsch hegt, den Frieden zu bewahren, solange es
ihn mit Ehren bewahren kann, daß es aber in ernsten nationalen Fragen bisher
noch nie versagt hat und jeder Schädigung seiner Ehre und seiner Rechte stets ein¬
mütig entgegentreten würde -- warum soll ein deutscher Reichskanzler da, wo es


Maßgebliches und Unmaßgebliches

auch die Vertreter jener Indern Meinung, wenn auch ihrerseits mit Bedauern,
überzeugen müssen, daß die Regierung solche Ziele in Marokko niemals gehabt
hat, auch dann nicht, wenn einzelne ihrer Schritte — vor der Algeciraskonferenz und
nach der Niederlage des Abdul Asif — mißverständlich so gedeutet worden sind.

Von französischer Seite wird die versöhnliche und entgegenkommende Fassung
der deutschen Antwortnote im allgemeinen anerkannt. Vielleicht haben auch die
beiden internationalen Veranstaltungen, die hintereinander in Berlin stattgefunden
haben, den Ton der sonst üblichen gehässigen Auseinandersetzungen etwas gedämpft.
Der interparlamentarische Kongreß wurde an dieser Stelle schon erwähnt; in der
jetzt vergangnen Woche ist ihm der internationale Pressekongreß gefolgt. Beide
Veranstaltungen erfreuten sich der freundlichen Aufmerksamkeit der Regierung. So
wie Fürst Bülow den interparlamentarischen Kongreß bei seiner Eröffnung offiziell
begrüßte — genau so wie es der verstorbne Sir Henry Campbell-Bannerman bei
dem letzten Kongreß getan hatte —, so ließ er auch den internationalen Presse¬
kongreß durch den Staatssekretär von Schoen mit einer Ansprache begrüßen. Beiden
Kongressen erwies Fürst Bülow außerdem auch persönlich die Aufmerksamkeit, sie
zu einer Festlichkeit in dem Reichskanzlerpalais einzuladen; bei dem Gartenfest,
das er der Presse gab, hielt er selbst eine Ansprache, die er — der Gelegenheit
entsprechend — in leichtem, gefälligem Plauderton begann, aber bald, zu einem
ernstern Ton übergehend, zu einem bedeutungsvollen Mahnwort zu gestalten wußte.

Es versteht sich von selbst, daß der Wert solcher Kundgebungen und Veran¬
staltungen sehr verschieden eingeschätzt wird. Wir wollen dabei gar nicht von denen
reden, die dergleichen für eine passende Gelegenheit halten, eine recht oberflächliche
Weisheit und einen recht billigen Witz an den Mann zu bringen. Aber auch ernste
und sehr beachtenswerte Stimmen äußern bei solchen Gelegenheiten entschiednes Un¬
behagen, anscheinend in der Befürchtung, daß die allzu eifrige und zu häufig wieder¬
holte Betonung unsrer Friedfertigkeit, weit entfernt, auf ausländische Hetzer mäßigend
einzuwirken, vielmehr als Schwäche ausgelegt, vielleicht sogar unter Anwendung
bekannter Verdrehungskünste als Beweis für die Unaufrichtigkeit der deutschen Politik
dargestellt werden könnte, während bei uns im eignen Lande eine schwächliche, vor
allem vor Opfern und Unbequemlichkeiten zurückscheuende Auffassung vaterländischer
Pflichten aus diesen Versicherungen und Bemühungen friedfertigen Charakters Nahrung
zieht. Das Unbehagen, das in den Warnungen vor solchen Folgen zutage tritt,
entspringt offenbar einer ehrlichen und beachtenswerten Sorge, aber man wird doch
manches dagegen einwenden müssen.

Zunächst sollte man doch einmal anfangen, auch unserm eignen Volke allmählich
etwas mehr zuzutrauen. Wir sind doch nicht in einem solchen Zustande politischer
Unmündigkeit, daß auch ein vielleicht weniger geeignetes Wort des Verantwortlicher
Staatsmannes sogleich unser politisches Seelenheil gefährden müßte. Bei aller Achtung
vor abweichenden Meinungen finden wir doch in der Besprechung dieser Dinge eine
gute Portion kleinlicher Schulmeisteret. In jedem andern Lande der Welt würde
man es richtig versteh« und sich darüber freuen, wenn bei einer solchen Gelegen¬
heit, wo Notable aller Länder bei ihm zu Gaste sind, der leitende Staatsmann vor
allem „gut repräsentiert". Bei uns kann sich kein Staatsmann rühren, ohne daß
der deutsche Schulmeister dabei steht und mit roter Tinte die Fehler anstreicht, auch
da, wo der Schulmeister überhaupt nicht hingehört, sondern nur der Mitspieler auf
der politischen Bühne. Wenn es richtig ist — und es ist richtig —, daß das
deutsche Volk den aufrichtigen Wunsch hegt, den Frieden zu bewahren, solange es
ihn mit Ehren bewahren kann, daß es aber in ernsten nationalen Fragen bisher
noch nie versagt hat und jeder Schädigung seiner Ehre und seiner Rechte stets ein¬
mütig entgegentreten würde -- warum soll ein deutscher Reichskanzler da, wo es


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0058" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310469"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_282" prev="#ID_281"> auch die Vertreter jener Indern Meinung, wenn auch ihrerseits mit Bedauern,<lb/>
überzeugen müssen, daß die Regierung solche Ziele in Marokko niemals gehabt<lb/>
hat, auch dann nicht, wenn einzelne ihrer Schritte &#x2014; vor der Algeciraskonferenz und<lb/>
nach der Niederlage des Abdul Asif &#x2014; mißverständlich so gedeutet worden sind.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_283"> Von französischer Seite wird die versöhnliche und entgegenkommende Fassung<lb/>
der deutschen Antwortnote im allgemeinen anerkannt. Vielleicht haben auch die<lb/>
beiden internationalen Veranstaltungen, die hintereinander in Berlin stattgefunden<lb/>
haben, den Ton der sonst üblichen gehässigen Auseinandersetzungen etwas gedämpft.<lb/>
Der interparlamentarische Kongreß wurde an dieser Stelle schon erwähnt; in der<lb/>
jetzt vergangnen Woche ist ihm der internationale Pressekongreß gefolgt. Beide<lb/>
Veranstaltungen erfreuten sich der freundlichen Aufmerksamkeit der Regierung. So<lb/>
wie Fürst Bülow den interparlamentarischen Kongreß bei seiner Eröffnung offiziell<lb/>
begrüßte &#x2014; genau so wie es der verstorbne Sir Henry Campbell-Bannerman bei<lb/>
dem letzten Kongreß getan hatte &#x2014;, so ließ er auch den internationalen Presse¬<lb/>
kongreß durch den Staatssekretär von Schoen mit einer Ansprache begrüßen. Beiden<lb/>
Kongressen erwies Fürst Bülow außerdem auch persönlich die Aufmerksamkeit, sie<lb/>
zu einer Festlichkeit in dem Reichskanzlerpalais einzuladen; bei dem Gartenfest,<lb/>
das er der Presse gab, hielt er selbst eine Ansprache, die er &#x2014; der Gelegenheit<lb/>
entsprechend &#x2014; in leichtem, gefälligem Plauderton begann, aber bald, zu einem<lb/>
ernstern Ton übergehend, zu einem bedeutungsvollen Mahnwort zu gestalten wußte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_284"> Es versteht sich von selbst, daß der Wert solcher Kundgebungen und Veran¬<lb/>
staltungen sehr verschieden eingeschätzt wird. Wir wollen dabei gar nicht von denen<lb/>
reden, die dergleichen für eine passende Gelegenheit halten, eine recht oberflächliche<lb/>
Weisheit und einen recht billigen Witz an den Mann zu bringen. Aber auch ernste<lb/>
und sehr beachtenswerte Stimmen äußern bei solchen Gelegenheiten entschiednes Un¬<lb/>
behagen, anscheinend in der Befürchtung, daß die allzu eifrige und zu häufig wieder¬<lb/>
holte Betonung unsrer Friedfertigkeit, weit entfernt, auf ausländische Hetzer mäßigend<lb/>
einzuwirken, vielmehr als Schwäche ausgelegt, vielleicht sogar unter Anwendung<lb/>
bekannter Verdrehungskünste als Beweis für die Unaufrichtigkeit der deutschen Politik<lb/>
dargestellt werden könnte, während bei uns im eignen Lande eine schwächliche, vor<lb/>
allem vor Opfern und Unbequemlichkeiten zurückscheuende Auffassung vaterländischer<lb/>
Pflichten aus diesen Versicherungen und Bemühungen friedfertigen Charakters Nahrung<lb/>
zieht. Das Unbehagen, das in den Warnungen vor solchen Folgen zutage tritt,<lb/>
entspringt offenbar einer ehrlichen und beachtenswerten Sorge, aber man wird doch<lb/>
manches dagegen einwenden müssen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_285" next="#ID_286"> Zunächst sollte man doch einmal anfangen, auch unserm eignen Volke allmählich<lb/>
etwas mehr zuzutrauen. Wir sind doch nicht in einem solchen Zustande politischer<lb/>
Unmündigkeit, daß auch ein vielleicht weniger geeignetes Wort des Verantwortlicher<lb/>
Staatsmannes sogleich unser politisches Seelenheil gefährden müßte. Bei aller Achtung<lb/>
vor abweichenden Meinungen finden wir doch in der Besprechung dieser Dinge eine<lb/>
gute Portion kleinlicher Schulmeisteret. In jedem andern Lande der Welt würde<lb/>
man es richtig versteh« und sich darüber freuen, wenn bei einer solchen Gelegen¬<lb/>
heit, wo Notable aller Länder bei ihm zu Gaste sind, der leitende Staatsmann vor<lb/>
allem &#x201E;gut repräsentiert". Bei uns kann sich kein Staatsmann rühren, ohne daß<lb/>
der deutsche Schulmeister dabei steht und mit roter Tinte die Fehler anstreicht, auch<lb/>
da, wo der Schulmeister überhaupt nicht hingehört, sondern nur der Mitspieler auf<lb/>
der politischen Bühne. Wenn es richtig ist &#x2014; und es ist richtig &#x2014;, daß das<lb/>
deutsche Volk den aufrichtigen Wunsch hegt, den Frieden zu bewahren, solange es<lb/>
ihn mit Ehren bewahren kann, daß es aber in ernsten nationalen Fragen bisher<lb/>
noch nie versagt hat und jeder Schädigung seiner Ehre und seiner Rechte stets ein¬<lb/>
mütig entgegentreten würde -- warum soll ein deutscher Reichskanzler da, wo es</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0058] Maßgebliches und Unmaßgebliches auch die Vertreter jener Indern Meinung, wenn auch ihrerseits mit Bedauern, überzeugen müssen, daß die Regierung solche Ziele in Marokko niemals gehabt hat, auch dann nicht, wenn einzelne ihrer Schritte — vor der Algeciraskonferenz und nach der Niederlage des Abdul Asif — mißverständlich so gedeutet worden sind. Von französischer Seite wird die versöhnliche und entgegenkommende Fassung der deutschen Antwortnote im allgemeinen anerkannt. Vielleicht haben auch die beiden internationalen Veranstaltungen, die hintereinander in Berlin stattgefunden haben, den Ton der sonst üblichen gehässigen Auseinandersetzungen etwas gedämpft. Der interparlamentarische Kongreß wurde an dieser Stelle schon erwähnt; in der jetzt vergangnen Woche ist ihm der internationale Pressekongreß gefolgt. Beide Veranstaltungen erfreuten sich der freundlichen Aufmerksamkeit der Regierung. So wie Fürst Bülow den interparlamentarischen Kongreß bei seiner Eröffnung offiziell begrüßte — genau so wie es der verstorbne Sir Henry Campbell-Bannerman bei dem letzten Kongreß getan hatte —, so ließ er auch den internationalen Presse¬ kongreß durch den Staatssekretär von Schoen mit einer Ansprache begrüßen. Beiden Kongressen erwies Fürst Bülow außerdem auch persönlich die Aufmerksamkeit, sie zu einer Festlichkeit in dem Reichskanzlerpalais einzuladen; bei dem Gartenfest, das er der Presse gab, hielt er selbst eine Ansprache, die er — der Gelegenheit entsprechend — in leichtem, gefälligem Plauderton begann, aber bald, zu einem ernstern Ton übergehend, zu einem bedeutungsvollen Mahnwort zu gestalten wußte. Es versteht sich von selbst, daß der Wert solcher Kundgebungen und Veran¬ staltungen sehr verschieden eingeschätzt wird. Wir wollen dabei gar nicht von denen reden, die dergleichen für eine passende Gelegenheit halten, eine recht oberflächliche Weisheit und einen recht billigen Witz an den Mann zu bringen. Aber auch ernste und sehr beachtenswerte Stimmen äußern bei solchen Gelegenheiten entschiednes Un¬ behagen, anscheinend in der Befürchtung, daß die allzu eifrige und zu häufig wieder¬ holte Betonung unsrer Friedfertigkeit, weit entfernt, auf ausländische Hetzer mäßigend einzuwirken, vielmehr als Schwäche ausgelegt, vielleicht sogar unter Anwendung bekannter Verdrehungskünste als Beweis für die Unaufrichtigkeit der deutschen Politik dargestellt werden könnte, während bei uns im eignen Lande eine schwächliche, vor allem vor Opfern und Unbequemlichkeiten zurückscheuende Auffassung vaterländischer Pflichten aus diesen Versicherungen und Bemühungen friedfertigen Charakters Nahrung zieht. Das Unbehagen, das in den Warnungen vor solchen Folgen zutage tritt, entspringt offenbar einer ehrlichen und beachtenswerten Sorge, aber man wird doch manches dagegen einwenden müssen. Zunächst sollte man doch einmal anfangen, auch unserm eignen Volke allmählich etwas mehr zuzutrauen. Wir sind doch nicht in einem solchen Zustande politischer Unmündigkeit, daß auch ein vielleicht weniger geeignetes Wort des Verantwortlicher Staatsmannes sogleich unser politisches Seelenheil gefährden müßte. Bei aller Achtung vor abweichenden Meinungen finden wir doch in der Besprechung dieser Dinge eine gute Portion kleinlicher Schulmeisteret. In jedem andern Lande der Welt würde man es richtig versteh« und sich darüber freuen, wenn bei einer solchen Gelegen¬ heit, wo Notable aller Länder bei ihm zu Gaste sind, der leitende Staatsmann vor allem „gut repräsentiert". Bei uns kann sich kein Staatsmann rühren, ohne daß der deutsche Schulmeister dabei steht und mit roter Tinte die Fehler anstreicht, auch da, wo der Schulmeister überhaupt nicht hingehört, sondern nur der Mitspieler auf der politischen Bühne. Wenn es richtig ist — und es ist richtig —, daß das deutsche Volk den aufrichtigen Wunsch hegt, den Frieden zu bewahren, solange es ihn mit Ehren bewahren kann, daß es aber in ernsten nationalen Fragen bisher noch nie versagt hat und jeder Schädigung seiner Ehre und seiner Rechte stets ein¬ mütig entgegentreten würde -- warum soll ein deutscher Reichskanzler da, wo es

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/58
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/58>, abgerufen am 25.08.2024.