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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Das Gnadenfest der heiligen Anna

Dann stand er auf. Er war jetzt ein andrer, seine Augen hatten einen klaren
Blick, seine Bewegungen waren ruhig und zielbewußt. Und geradeswegs schritt er
auf den kleinen einsamen Bauernhof zu, der ihm zur Heimat werden sollte.

Seine Mutter lauerte heimlich hinter den weißen Mullgardineu des Fensters,
und als sie ihn nun heranschreiten sah, ihren großen, eigenwilligen, unzuverlässigen
Sohn, faltete sie die Hände und betete, daß er nicht am Haus vorübergehn möchte.

Er ging denn auch nicht vorüber, sondern schritt unter dem alten steinernen
Torbogen durch, über den verwahrloste" Hof und stand nun uuter der Tür
des Hauses.' >' ^ '"^ ' - ' - ^' ^ --^ 5 .^"'>

So, sagte er, da bin ich.

Er sah sich scharfen Blickes in dem großen unwirtlichen Wohnraum um und
musterte die Bootstrümmer, Fässer und Planken, die am Boden herumlagen und
standen und den Platz versperrten. Die kleine Nola sah den Blick und schämte sich
so, daß ihr das Blut ins Gesicht stieg.

Ich hatte die Kraft nicht, die schweren Sachen hinauszuschaffen, sagte sie.

Da lächelte Mutter Moniks großer Sohn und nickte ihr freundlich zu. Dafür
sind deine kleinen Arme freilich zu schwach, Nolcük, dafür laß du nur den neuen
Hauswirt sorgen! Und dann griff er an. Müde und hungrig, wie er war, ruhte
er doch nicht, bis alles klar war an Deck, das heißt, bis er alles überflüssige Gerät
aus dem Wohnraum entfernt hatte. Die kleine Nola sah ihm mit weitgeöffneten
glückstrahlenden Augen zu. Plötzlich aber rannte sie an den Herd, wo sie voller
Eifer zu hantieren begann, und als Gildas seine Rämuungsarbeiteu beendet hatte,
stellte sie eine Schüssel mit dampfenden Pfannkuchen auf deu Tisch.

Hier, nun mußt du essen!

Sie selbst aß nicht. Sie stand neben dem Tisch und sah zu, wie der neue
Hausgenosse hungrig die heißen Kuchen verschlang. Nach dem zweiten blickte er
ans und sah in ihr frohes, stolzes Gesichtchen.

Da sagte er: Ich sehe schon, daß ich an dir eine gute Hausfrau erwischt habe.
Ich habe noch nie in meinem Leben solch gute Kuchen gegessen! '

Da stieß sie einen kleinen seligen Schrei der Freude und des Triumphes aus.
Dann lief sie an einen altersschwnrzen Eichenschrank und kramte darin. Ihren
einzigen Schmuck holte sie da hervor, den sie an jedem Gnadenfest anzulegen
pflegte. Dann schoß sie zur Tür hinaus, und die beiden Zurückgebliebnen sahen
sie unter dem Fenster dahiujageu nach der Kirche zu, und die lange dünne Korallen¬
kette, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, flog hinter ihr drein.

Die alte Mvnik wußte sogleich, was das zu bedeuten habe. Die rote Kette
bekam die heilige Anna zum Lohn, weil sie ihr einen Mann beschert hatte!

Und als wieder das Gnadenfest kam, fanden die Pilger einen neuen Pächter
auf der Palude vor. Und die kleine Nola war stolz geworden und half Marie-
Ange nicht mehr im langen Zelt. Doch stand sie in dem nämlichen ärmlichen
Anzug der vergangnen Jahre am Wege, als die Prozession vorüberzog, und der
einzige Schmuck, den sie in ihrem Leben besessen hatte, die Korallenkette, fehlte,
denn sie hing drinnen in der Kirche zwischen den Weihegeschcuken der heiligen
Anna. Und wieder stachen ihr die Festgewänder der Mädchen und Frauen in die
Augen, und wieder glühte der begehrliche Funke auf. Doch als nun die "Witwen
des Meeres" mit ihren erloschnen Wachsstöcken herangeschritten kamen, wurde ihr
Gesichtchen wieder hell. Mutter Mouik schritt heute nicht und in dem traurigen
Zuge! Mutter Monik war gar zu glücklich! Deal da in der ersten Reihe der
Geretteten, in demselben zerfetzten, verträgnen Anzug, in dem er vor einigen Monaten
wie ein Wilder in die Kirche der Palude gekommen war, schritt Gildas, ihr töt¬
geglaubter Sohn. Er sang mit den andern das alte bretonische Danklied, aus


Das Gnadenfest der heiligen Anna

Dann stand er auf. Er war jetzt ein andrer, seine Augen hatten einen klaren
Blick, seine Bewegungen waren ruhig und zielbewußt. Und geradeswegs schritt er
auf den kleinen einsamen Bauernhof zu, der ihm zur Heimat werden sollte.

Seine Mutter lauerte heimlich hinter den weißen Mullgardineu des Fensters,
und als sie ihn nun heranschreiten sah, ihren großen, eigenwilligen, unzuverlässigen
Sohn, faltete sie die Hände und betete, daß er nicht am Haus vorübergehn möchte.

Er ging denn auch nicht vorüber, sondern schritt unter dem alten steinernen
Torbogen durch, über den verwahrloste» Hof und stand nun uuter der Tür
des Hauses.' >' ^ '"^ ' - ' - ^' ^ --^ 5 .^„'>

So, sagte er, da bin ich.

Er sah sich scharfen Blickes in dem großen unwirtlichen Wohnraum um und
musterte die Bootstrümmer, Fässer und Planken, die am Boden herumlagen und
standen und den Platz versperrten. Die kleine Nola sah den Blick und schämte sich
so, daß ihr das Blut ins Gesicht stieg.

Ich hatte die Kraft nicht, die schweren Sachen hinauszuschaffen, sagte sie.

Da lächelte Mutter Moniks großer Sohn und nickte ihr freundlich zu. Dafür
sind deine kleinen Arme freilich zu schwach, Nolcük, dafür laß du nur den neuen
Hauswirt sorgen! Und dann griff er an. Müde und hungrig, wie er war, ruhte
er doch nicht, bis alles klar war an Deck, das heißt, bis er alles überflüssige Gerät
aus dem Wohnraum entfernt hatte. Die kleine Nola sah ihm mit weitgeöffneten
glückstrahlenden Augen zu. Plötzlich aber rannte sie an den Herd, wo sie voller
Eifer zu hantieren begann, und als Gildas seine Rämuungsarbeiteu beendet hatte,
stellte sie eine Schüssel mit dampfenden Pfannkuchen auf deu Tisch.

Hier, nun mußt du essen!

Sie selbst aß nicht. Sie stand neben dem Tisch und sah zu, wie der neue
Hausgenosse hungrig die heißen Kuchen verschlang. Nach dem zweiten blickte er
ans und sah in ihr frohes, stolzes Gesichtchen.

Da sagte er: Ich sehe schon, daß ich an dir eine gute Hausfrau erwischt habe.
Ich habe noch nie in meinem Leben solch gute Kuchen gegessen! '

Da stieß sie einen kleinen seligen Schrei der Freude und des Triumphes aus.
Dann lief sie an einen altersschwnrzen Eichenschrank und kramte darin. Ihren
einzigen Schmuck holte sie da hervor, den sie an jedem Gnadenfest anzulegen
pflegte. Dann schoß sie zur Tür hinaus, und die beiden Zurückgebliebnen sahen
sie unter dem Fenster dahiujageu nach der Kirche zu, und die lange dünne Korallen¬
kette, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, flog hinter ihr drein.

Die alte Mvnik wußte sogleich, was das zu bedeuten habe. Die rote Kette
bekam die heilige Anna zum Lohn, weil sie ihr einen Mann beschert hatte!

Und als wieder das Gnadenfest kam, fanden die Pilger einen neuen Pächter
auf der Palude vor. Und die kleine Nola war stolz geworden und half Marie-
Ange nicht mehr im langen Zelt. Doch stand sie in dem nämlichen ärmlichen
Anzug der vergangnen Jahre am Wege, als die Prozession vorüberzog, und der
einzige Schmuck, den sie in ihrem Leben besessen hatte, die Korallenkette, fehlte,
denn sie hing drinnen in der Kirche zwischen den Weihegeschcuken der heiligen
Anna. Und wieder stachen ihr die Festgewänder der Mädchen und Frauen in die
Augen, und wieder glühte der begehrliche Funke auf. Doch als nun die „Witwen
des Meeres" mit ihren erloschnen Wachsstöcken herangeschritten kamen, wurde ihr
Gesichtchen wieder hell. Mutter Mouik schritt heute nicht und in dem traurigen
Zuge! Mutter Monik war gar zu glücklich! Deal da in der ersten Reihe der
Geretteten, in demselben zerfetzten, verträgnen Anzug, in dem er vor einigen Monaten
wie ein Wilder in die Kirche der Palude gekommen war, schritt Gildas, ihr töt¬
geglaubter Sohn. Er sang mit den andern das alte bretonische Danklied, aus


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[0558] Das Gnadenfest der heiligen Anna Dann stand er auf. Er war jetzt ein andrer, seine Augen hatten einen klaren Blick, seine Bewegungen waren ruhig und zielbewußt. Und geradeswegs schritt er auf den kleinen einsamen Bauernhof zu, der ihm zur Heimat werden sollte. Seine Mutter lauerte heimlich hinter den weißen Mullgardineu des Fensters, und als sie ihn nun heranschreiten sah, ihren großen, eigenwilligen, unzuverlässigen Sohn, faltete sie die Hände und betete, daß er nicht am Haus vorübergehn möchte. Er ging denn auch nicht vorüber, sondern schritt unter dem alten steinernen Torbogen durch, über den verwahrloste» Hof und stand nun uuter der Tür des Hauses.' >' ^ '"^ ' - ' - ^' ^ --^ 5 .^„'> So, sagte er, da bin ich. Er sah sich scharfen Blickes in dem großen unwirtlichen Wohnraum um und musterte die Bootstrümmer, Fässer und Planken, die am Boden herumlagen und standen und den Platz versperrten. Die kleine Nola sah den Blick und schämte sich so, daß ihr das Blut ins Gesicht stieg. Ich hatte die Kraft nicht, die schweren Sachen hinauszuschaffen, sagte sie. Da lächelte Mutter Moniks großer Sohn und nickte ihr freundlich zu. Dafür sind deine kleinen Arme freilich zu schwach, Nolcük, dafür laß du nur den neuen Hauswirt sorgen! Und dann griff er an. Müde und hungrig, wie er war, ruhte er doch nicht, bis alles klar war an Deck, das heißt, bis er alles überflüssige Gerät aus dem Wohnraum entfernt hatte. Die kleine Nola sah ihm mit weitgeöffneten glückstrahlenden Augen zu. Plötzlich aber rannte sie an den Herd, wo sie voller Eifer zu hantieren begann, und als Gildas seine Rämuungsarbeiteu beendet hatte, stellte sie eine Schüssel mit dampfenden Pfannkuchen auf deu Tisch. Hier, nun mußt du essen! Sie selbst aß nicht. Sie stand neben dem Tisch und sah zu, wie der neue Hausgenosse hungrig die heißen Kuchen verschlang. Nach dem zweiten blickte er ans und sah in ihr frohes, stolzes Gesichtchen. Da sagte er: Ich sehe schon, daß ich an dir eine gute Hausfrau erwischt habe. Ich habe noch nie in meinem Leben solch gute Kuchen gegessen! ' Da stieß sie einen kleinen seligen Schrei der Freude und des Triumphes aus. Dann lief sie an einen altersschwnrzen Eichenschrank und kramte darin. Ihren einzigen Schmuck holte sie da hervor, den sie an jedem Gnadenfest anzulegen pflegte. Dann schoß sie zur Tür hinaus, und die beiden Zurückgebliebnen sahen sie unter dem Fenster dahiujageu nach der Kirche zu, und die lange dünne Korallen¬ kette, die sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, flog hinter ihr drein. Die alte Mvnik wußte sogleich, was das zu bedeuten habe. Die rote Kette bekam die heilige Anna zum Lohn, weil sie ihr einen Mann beschert hatte! Und als wieder das Gnadenfest kam, fanden die Pilger einen neuen Pächter auf der Palude vor. Und die kleine Nola war stolz geworden und half Marie- Ange nicht mehr im langen Zelt. Doch stand sie in dem nämlichen ärmlichen Anzug der vergangnen Jahre am Wege, als die Prozession vorüberzog, und der einzige Schmuck, den sie in ihrem Leben besessen hatte, die Korallenkette, fehlte, denn sie hing drinnen in der Kirche zwischen den Weihegeschcuken der heiligen Anna. Und wieder stachen ihr die Festgewänder der Mädchen und Frauen in die Augen, und wieder glühte der begehrliche Funke auf. Doch als nun die „Witwen des Meeres" mit ihren erloschnen Wachsstöcken herangeschritten kamen, wurde ihr Gesichtchen wieder hell. Mutter Mouik schritt heute nicht und in dem traurigen Zuge! Mutter Monik war gar zu glücklich! Deal da in der ersten Reihe der Geretteten, in demselben zerfetzten, verträgnen Anzug, in dem er vor einigen Monaten wie ein Wilder in die Kirche der Palude gekommen war, schritt Gildas, ihr töt¬ geglaubter Sohn. Er sang mit den andern das alte bretonische Danklied, aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/558>, abgerufen am 22.07.2024.