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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Die Landesverteidigung Dänemarks

Gegen die Wünsche der ersten Minderheit wenden sie ein, daß die vor¬
geschlagne Verteilung der ausgehöhlten Mannschaften für die Marine nachteilig
sei, und daß die Beibehaltung der jetzigen Anlagen des Küsten-, Signal- und
Beobachtungswesens zur Folge haben werde, daß die bei diesen Einrichtungen
vorhandnen Mängel überhaupt nicht beseitigt werden können. Sie greifen
schließlich den Vorschlag an, Küstenbefestigungen und die dazugehörenden Be¬
satzungsverhältnisse zu schaffen.


Die Armeevertreter

Oberstleutnant der Artillerie M. N. Noerresoe leitet seine Bemerkungen mit
einer Äußerung über den bedauerlichen Umstand ein, daß General A. A. B. Kühnels
wichtige Unterschrift unter dem Plan für die Ordnung des Landesverteidiguugs-
plcmes fehle, sodaß er diesen Plan jetzt allein vorlegen müsse. Das sei jedoch
ein Mangel rein formaler Natur, da der Plan vor dem Tode des Generals
vollständig ausgearbeitet worden sei.

Für seine eigne Person äußert er, in der Überzeugung, daß er in voller
Übereinstimmung mit dem verstorbnen General Kühnel gewesen sei, seine An¬
erkennung für die im Vorschlage der Mehrheit ausgedrückten Betrachtungen über
Dänemarks politische Stellung und strategische Verhältnisse. Er verurteilt jedoch
die Ergebnisse, zu denen die Mehrheit gelangt sei, und endet seine Kritik damit,
daß er die Vorschläge der Mehrheit sowohl für die Armee als für das Bc-
festigungswesen für verfehlt und gänzlich unausführbar bezeichnet.

Gegen die erste Minderheit wendet er ein, daß deren Vorschlag über die
Verstärkung der Seebefestigung Kopenhagens teilweise auf einem veralteten Plan
von 1903 beruhe. Zu dem Vorschlage der zweiten Minderheit äußert er sich
dahin, daß, da er eine internationale Beachtung rechtlicher Abmachungen zur
Voraussetzung habe, die zurzeit nicht vorhanden sei, er ihm schon aus diesem
Grunde nicht beistimmen könne. Den tatsächlichen Wert des Vorschlages der dritten
Minderheit schlüge Oberstleutnant Noerresoe nicht höher an als den des Vorschlags
der zweiten Minderheit, obgleich die Ausgaben wesentlich höher sein würden.

Auf Grund dieser kritischen Betrachtungen über die Vorschläge der ver-
schiednen Mitglieder der Kommission kommt Oberstleutnant Noerresoe zu dem
Schlüsse, "daß der Armeevertreter seine Anschauungen über eine sichere Regelung
unsrer Landesverteidigung in dem Vorschlage der stimmberechtigten Mitglieder
nicht ausgedrückt finde, und daß der Wunsch nicht unterdrückt werden könne,
einen selbständigen Vorschlag zu machen". Den Ausführungen ist darum ein
eigner Entwurf für die Verteidigungsanlagen beigefügt, der nach Inhalt und
Umfang doch im wesentlichen mit den Vorschlägen der ersten Minderheit zu¬
sammenfüllt. --

Welches von allen diesen Projekten schließlich die Annahme der Volks¬
vertretung finden wird, läßt sich heute nicht voraussehen. Nur so viel scheint
festzustehen, daß die maßgebenden Kreise in Dänemark unter allen Umständen


Die Landesverteidigung Dänemarks

Gegen die Wünsche der ersten Minderheit wenden sie ein, daß die vor¬
geschlagne Verteilung der ausgehöhlten Mannschaften für die Marine nachteilig
sei, und daß die Beibehaltung der jetzigen Anlagen des Küsten-, Signal- und
Beobachtungswesens zur Folge haben werde, daß die bei diesen Einrichtungen
vorhandnen Mängel überhaupt nicht beseitigt werden können. Sie greifen
schließlich den Vorschlag an, Küstenbefestigungen und die dazugehörenden Be¬
satzungsverhältnisse zu schaffen.


Die Armeevertreter

Oberstleutnant der Artillerie M. N. Noerresoe leitet seine Bemerkungen mit
einer Äußerung über den bedauerlichen Umstand ein, daß General A. A. B. Kühnels
wichtige Unterschrift unter dem Plan für die Ordnung des Landesverteidiguugs-
plcmes fehle, sodaß er diesen Plan jetzt allein vorlegen müsse. Das sei jedoch
ein Mangel rein formaler Natur, da der Plan vor dem Tode des Generals
vollständig ausgearbeitet worden sei.

Für seine eigne Person äußert er, in der Überzeugung, daß er in voller
Übereinstimmung mit dem verstorbnen General Kühnel gewesen sei, seine An¬
erkennung für die im Vorschlage der Mehrheit ausgedrückten Betrachtungen über
Dänemarks politische Stellung und strategische Verhältnisse. Er verurteilt jedoch
die Ergebnisse, zu denen die Mehrheit gelangt sei, und endet seine Kritik damit,
daß er die Vorschläge der Mehrheit sowohl für die Armee als für das Bc-
festigungswesen für verfehlt und gänzlich unausführbar bezeichnet.

Gegen die erste Minderheit wendet er ein, daß deren Vorschlag über die
Verstärkung der Seebefestigung Kopenhagens teilweise auf einem veralteten Plan
von 1903 beruhe. Zu dem Vorschlage der zweiten Minderheit äußert er sich
dahin, daß, da er eine internationale Beachtung rechtlicher Abmachungen zur
Voraussetzung habe, die zurzeit nicht vorhanden sei, er ihm schon aus diesem
Grunde nicht beistimmen könne. Den tatsächlichen Wert des Vorschlages der dritten
Minderheit schlüge Oberstleutnant Noerresoe nicht höher an als den des Vorschlags
der zweiten Minderheit, obgleich die Ausgaben wesentlich höher sein würden.

Auf Grund dieser kritischen Betrachtungen über die Vorschläge der ver-
schiednen Mitglieder der Kommission kommt Oberstleutnant Noerresoe zu dem
Schlüsse, „daß der Armeevertreter seine Anschauungen über eine sichere Regelung
unsrer Landesverteidigung in dem Vorschlage der stimmberechtigten Mitglieder
nicht ausgedrückt finde, und daß der Wunsch nicht unterdrückt werden könne,
einen selbständigen Vorschlag zu machen". Den Ausführungen ist darum ein
eigner Entwurf für die Verteidigungsanlagen beigefügt, der nach Inhalt und
Umfang doch im wesentlichen mit den Vorschlägen der ersten Minderheit zu¬
sammenfüllt. —

Welches von allen diesen Projekten schließlich die Annahme der Volks¬
vertretung finden wird, läßt sich heute nicht voraussehen. Nur so viel scheint
festzustehen, daß die maßgebenden Kreise in Dänemark unter allen Umständen


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[0532] Die Landesverteidigung Dänemarks Gegen die Wünsche der ersten Minderheit wenden sie ein, daß die vor¬ geschlagne Verteilung der ausgehöhlten Mannschaften für die Marine nachteilig sei, und daß die Beibehaltung der jetzigen Anlagen des Küsten-, Signal- und Beobachtungswesens zur Folge haben werde, daß die bei diesen Einrichtungen vorhandnen Mängel überhaupt nicht beseitigt werden können. Sie greifen schließlich den Vorschlag an, Küstenbefestigungen und die dazugehörenden Be¬ satzungsverhältnisse zu schaffen. Die Armeevertreter Oberstleutnant der Artillerie M. N. Noerresoe leitet seine Bemerkungen mit einer Äußerung über den bedauerlichen Umstand ein, daß General A. A. B. Kühnels wichtige Unterschrift unter dem Plan für die Ordnung des Landesverteidiguugs- plcmes fehle, sodaß er diesen Plan jetzt allein vorlegen müsse. Das sei jedoch ein Mangel rein formaler Natur, da der Plan vor dem Tode des Generals vollständig ausgearbeitet worden sei. Für seine eigne Person äußert er, in der Überzeugung, daß er in voller Übereinstimmung mit dem verstorbnen General Kühnel gewesen sei, seine An¬ erkennung für die im Vorschlage der Mehrheit ausgedrückten Betrachtungen über Dänemarks politische Stellung und strategische Verhältnisse. Er verurteilt jedoch die Ergebnisse, zu denen die Mehrheit gelangt sei, und endet seine Kritik damit, daß er die Vorschläge der Mehrheit sowohl für die Armee als für das Bc- festigungswesen für verfehlt und gänzlich unausführbar bezeichnet. Gegen die erste Minderheit wendet er ein, daß deren Vorschlag über die Verstärkung der Seebefestigung Kopenhagens teilweise auf einem veralteten Plan von 1903 beruhe. Zu dem Vorschlage der zweiten Minderheit äußert er sich dahin, daß, da er eine internationale Beachtung rechtlicher Abmachungen zur Voraussetzung habe, die zurzeit nicht vorhanden sei, er ihm schon aus diesem Grunde nicht beistimmen könne. Den tatsächlichen Wert des Vorschlages der dritten Minderheit schlüge Oberstleutnant Noerresoe nicht höher an als den des Vorschlags der zweiten Minderheit, obgleich die Ausgaben wesentlich höher sein würden. Auf Grund dieser kritischen Betrachtungen über die Vorschläge der ver- schiednen Mitglieder der Kommission kommt Oberstleutnant Noerresoe zu dem Schlüsse, „daß der Armeevertreter seine Anschauungen über eine sichere Regelung unsrer Landesverteidigung in dem Vorschlage der stimmberechtigten Mitglieder nicht ausgedrückt finde, und daß der Wunsch nicht unterdrückt werden könne, einen selbständigen Vorschlag zu machen". Den Ausführungen ist darum ein eigner Entwurf für die Verteidigungsanlagen beigefügt, der nach Inhalt und Umfang doch im wesentlichen mit den Vorschlägen der ersten Minderheit zu¬ sammenfüllt. — Welches von allen diesen Projekten schließlich die Annahme der Volks¬ vertretung finden wird, läßt sich heute nicht voraussehen. Nur so viel scheint festzustehen, daß die maßgebenden Kreise in Dänemark unter allen Umständen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/532>, abgerufen am 22.07.2024.