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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Die Landesverteidigung Dänemarks

entschädige, die bei einer solchen Ordnung der Dinge Schaden leiden würden.
Da aber die körperliche Ausbildung, die heute ein Teil der Jugend während
der Dienstzeit erhalte, aufhören würde, wenn die Abrüstung durchgeführt würde,
so werde vorgeschlagen, für die Jugend obligatorische Erziehung mit gymnastischen
Waffcngebrcmch und andern Leibesübungen einzuführen.


Die dritte Minderheit

Herr Sklengerik spricht seine Überzeugung dahin aus, daß die Aufgabe der
Kommission nur befriedigend gelöst werden könne, wenn Dänemarks militärische
Einrichtungen so geordnet würden, daß alle Staaten überzeugt wären, Dänemark
wolle und könne sich nicht auf kriegerische Verwicklungen einlassen.

Ein früher von der Minderheit, zusammen mit den damaligen Mitgliedern
der Verteidigungskvmmission, den Herren Fogtmaun und K. M. Kristicmsen, der
Kommission vorgelegter Vorschlag über eine neue Heeresordnung wird nun als
Teil des Berichts der Minderheit ausgeschieden. Er geht in der Hauptsache
darauf hinaus, die Befestigungen Kopenhagens sowohl zu Land als gegen die
See niederzulegen, die Infanterie, Kavallerie und Feldartillerie zu verringern,
die Festungsartillerie abzuschaffen und die zweijährige Dienstzeit einzuführen.
Die Ausbildung der Mannschaft solle bei allen Korps hundertfünfzig Tage nicht
überschreiten, und zwar samt einer Nachübung von fünfundzwanzig Tagen, die
Rangunterschiede zwischen Offizieren und Unteroffizieren sollen wegfallen, Kriegs¬
gerichte werden im Frieden abgeschafft und durch die bürgerlichen Gerichte ersetzt,
die Löhnung der Mannschaft müßte erhöht werden.

Die jährlichen Ersparnisse des Haushaltsvoranschlages im Vergleich mit
den jetzigen Ausgaben werden von der Minderheit auf sechseinhalb Millionen
geschätzt. Über die neuen Verteidigungsvorschläge äußert sich die Minderheit
dahin, daß der Bau von Schlachtschiffen aufgegeben, die Staatswerften still¬
gelegt oder zur Ausführung von Arbeiten allgemeiner Natur benutzt werden
müßten, und daß die Ausbildungszeit bei der Marine wie beim Heer hundert¬
fünfzig Tage nicht überschreiten solle.


Die Flottenvertreter

Vizeadmiral C. F. Wandel und Kommandant I. Nyholm schließen sich im
großen und ganzen mit ihren Bemerkungen der Mehrheit an, doch sprechen sie
sich entschieden dahin aus, daß eine Flotte von sechs Küstenpanzern notwendig
sei, und empfehlen die Anlage einiger kleiner Festungswerke bei Agersoe, Omoe
und Egholm. Sie machen verschiedne Einwendungen gegen die zu schwache
Reiterei und die wenigen Neserveabteilungen, die die Mehrheit in der neuen
Heeresorganisation vorgeschlagen hat, und wollen, obgleich sie sich äußerst ge¬
ringschätzend über den jetzigen Zustand der Landbefestiguug Kopenhagens äußern,
nicht glauben, daß es von großer Bedeutung sein werde, sie "durch kleinere
Maßnahmen" zu verbessern, doch nicht dem Vorschlage der Mehrheit über die
Abtragung der Befestigungswerke Kopenhagens auf der Landseite folgen.


Die Landesverteidigung Dänemarks

entschädige, die bei einer solchen Ordnung der Dinge Schaden leiden würden.
Da aber die körperliche Ausbildung, die heute ein Teil der Jugend während
der Dienstzeit erhalte, aufhören würde, wenn die Abrüstung durchgeführt würde,
so werde vorgeschlagen, für die Jugend obligatorische Erziehung mit gymnastischen
Waffcngebrcmch und andern Leibesübungen einzuführen.


Die dritte Minderheit

Herr Sklengerik spricht seine Überzeugung dahin aus, daß die Aufgabe der
Kommission nur befriedigend gelöst werden könne, wenn Dänemarks militärische
Einrichtungen so geordnet würden, daß alle Staaten überzeugt wären, Dänemark
wolle und könne sich nicht auf kriegerische Verwicklungen einlassen.

Ein früher von der Minderheit, zusammen mit den damaligen Mitgliedern
der Verteidigungskvmmission, den Herren Fogtmaun und K. M. Kristicmsen, der
Kommission vorgelegter Vorschlag über eine neue Heeresordnung wird nun als
Teil des Berichts der Minderheit ausgeschieden. Er geht in der Hauptsache
darauf hinaus, die Befestigungen Kopenhagens sowohl zu Land als gegen die
See niederzulegen, die Infanterie, Kavallerie und Feldartillerie zu verringern,
die Festungsartillerie abzuschaffen und die zweijährige Dienstzeit einzuführen.
Die Ausbildung der Mannschaft solle bei allen Korps hundertfünfzig Tage nicht
überschreiten, und zwar samt einer Nachübung von fünfundzwanzig Tagen, die
Rangunterschiede zwischen Offizieren und Unteroffizieren sollen wegfallen, Kriegs¬
gerichte werden im Frieden abgeschafft und durch die bürgerlichen Gerichte ersetzt,
die Löhnung der Mannschaft müßte erhöht werden.

Die jährlichen Ersparnisse des Haushaltsvoranschlages im Vergleich mit
den jetzigen Ausgaben werden von der Minderheit auf sechseinhalb Millionen
geschätzt. Über die neuen Verteidigungsvorschläge äußert sich die Minderheit
dahin, daß der Bau von Schlachtschiffen aufgegeben, die Staatswerften still¬
gelegt oder zur Ausführung von Arbeiten allgemeiner Natur benutzt werden
müßten, und daß die Ausbildungszeit bei der Marine wie beim Heer hundert¬
fünfzig Tage nicht überschreiten solle.


Die Flottenvertreter

Vizeadmiral C. F. Wandel und Kommandant I. Nyholm schließen sich im
großen und ganzen mit ihren Bemerkungen der Mehrheit an, doch sprechen sie
sich entschieden dahin aus, daß eine Flotte von sechs Küstenpanzern notwendig
sei, und empfehlen die Anlage einiger kleiner Festungswerke bei Agersoe, Omoe
und Egholm. Sie machen verschiedne Einwendungen gegen die zu schwache
Reiterei und die wenigen Neserveabteilungen, die die Mehrheit in der neuen
Heeresorganisation vorgeschlagen hat, und wollen, obgleich sie sich äußerst ge¬
ringschätzend über den jetzigen Zustand der Landbefestiguug Kopenhagens äußern,
nicht glauben, daß es von großer Bedeutung sein werde, sie „durch kleinere
Maßnahmen" zu verbessern, doch nicht dem Vorschlage der Mehrheit über die
Abtragung der Befestigungswerke Kopenhagens auf der Landseite folgen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/531>, abgerufen am 22.07.2024.