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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Natur eine Sonderstellung einnehmen, und diese ist nach Guenther in der Höhe
seines Verstandes begründet. Auch > die Tiere ^ besonders die Säugetiere und die
Vögel, haben neben- den, Instinkt Verstand, und zwar nimmt der Instinkt in dem
Maße zu, wie- der Verstand abnimmt. , "Während, der Instinkt auf einen Reiz
immer mit^ demselben Gebaren antwortet -- dieser Satz aus Guenthexs Definition
des Unterschiedes zwischen Instinkt und Verstand scheint uns besonders treffend zu
sein -7> wählt der. Verstand und richtet i die Handlung je nach den Umständen - el".
Der Verstand befähigt das Tier zum geeigneten Tun auch in Fällen, die in seinem
Leben ungewöhnlich sind." ^ ^

> .. Hat es nun der Mensch zu einer gewissen - Höhe des Verstandes gebracht, so
hat er zugleich eine Reihe natürlicher Instinkte eingebüßt und sich damit der Be¬
vormundung durch die Natur mehr ! und- mehr entzogen. Der Verstand besorgt eben
die Weitercmpassung des Körpers bis zu einem gewissen Grade selbst. Daraus
ergibt sich eine einseitige Auslese des Menschen gegenüber der allseitigen der Tiere.
"Der Gegensatz zu Natur heißt Kultur. Kultur ist das Werk des Verstandes. Rückkehr
zur ^ Natur heißt also Verzicht auf den Verstand. Damit ist dieser Devise das Urteil
gesprochen. Aus seinen Verstand wird niemand verzichten wollen. "Es strebt der
Mensch, solang er lebt." Der Mensch würde aufhören, Mensch zu sein, wenn er
die Hände in den Schoß sinken und sich willenlos als ein Spielball von, den Natur-
Kräften stoßen ließe," v,^'-^^ ' - ,^ :^ ^->,

,. , Guenthers Ausführungen sind, wie man sieht, eine prägnante Fassung der An¬
schauungen^ die die Grenzboten seit Jahren gegen die engherzige Dogmatik gewisser
Bi z. R. H. ologen geltend gemacht haben. , ^ >>. ,^ ,




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Mitschaffen zu können am Bau des Lehens^ schauen zu dürfen die Wunder der ^
Welt, ist aber zugleich auch beste und höchste Lebensfreude. Freilich bedarf, es,
um das empfinden zu können, zweier Dinge: offener Kugen und offenen Herzens.
Man muh sehen können, , ob und wie es anzupacken gilt, wo und wie "von dem
goldenen Überfluß der Welt" zu trinken ist. Dazu möchte dieses Buch, helfen, es j!
möchte in diesem Sinne der deutschen Jugend ein Führer sein ins Leben, ihr die
verständnisvolle Anteilnahme an dem Schaffen und Schauen unserer Zeit ermöglichen,
indem es sie einführt in unser deutsches Wirtschafts" und Stacitsleben und in die
Lebensarbeit, indem es ihr die Bedingungen des leiblichen und geistigen Vaseins
des Menschen und menschlicher Lebensführung nahezubringen sucht. Damit will
das Buch vor allem auch für die Berufswahl nicht äußerliche Berechnungen,
sondern innerliche TrwSgüng maßge^ werden lassen, die allein eine wirklich
befriedigende Leliensgestaltung gewährleistet. ' ,
Verlag von S. G.^eubner in !^elp2ig uncl Kevlin.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der Natur eine Sonderstellung einnehmen, und diese ist nach Guenther in der Höhe
seines Verstandes begründet. Auch > die Tiere ^ besonders die Säugetiere und die
Vögel, haben neben- den, Instinkt Verstand, und zwar nimmt der Instinkt in dem
Maße zu, wie- der Verstand abnimmt. , „Während, der Instinkt auf einen Reiz
immer mit^ demselben Gebaren antwortet — dieser Satz aus Guenthexs Definition
des Unterschiedes zwischen Instinkt und Verstand scheint uns besonders treffend zu
sein -7> wählt der. Verstand und richtet i die Handlung je nach den Umständen - el«.
Der Verstand befähigt das Tier zum geeigneten Tun auch in Fällen, die in seinem
Leben ungewöhnlich sind." ^ ^

> .. Hat es nun der Mensch zu einer gewissen - Höhe des Verstandes gebracht, so
hat er zugleich eine Reihe natürlicher Instinkte eingebüßt und sich damit der Be¬
vormundung durch die Natur mehr ! und- mehr entzogen. Der Verstand besorgt eben
die Weitercmpassung des Körpers bis zu einem gewissen Grade selbst. Daraus
ergibt sich eine einseitige Auslese des Menschen gegenüber der allseitigen der Tiere.
„Der Gegensatz zu Natur heißt Kultur. Kultur ist das Werk des Verstandes. Rückkehr
zur ^ Natur heißt also Verzicht auf den Verstand. Damit ist dieser Devise das Urteil
gesprochen. Aus seinen Verstand wird niemand verzichten wollen. »Es strebt der
Mensch, solang er lebt.« Der Mensch würde aufhören, Mensch zu sein, wenn er
die Hände in den Schoß sinken und sich willenlos als ein Spielball von, den Natur-
Kräften stoßen ließe," v,^'-^^ ' - ,^ :^ ^->,

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Mitschaffen zu können am Bau des Lehens^ schauen zu dürfen die Wunder der ^
Welt, ist aber zugleich auch beste und höchste Lebensfreude. Freilich bedarf, es,
um das empfinden zu können, zweier Dinge: offener Kugen und offenen Herzens.
Man muh sehen können, , ob und wie es anzupacken gilt, wo und wie „von dem
goldenen Überfluß der Welt" zu trinken ist. Dazu möchte dieses Buch, helfen, es j!
möchte in diesem Sinne der deutschen Jugend ein Führer sein ins Leben, ihr die
verständnisvolle Anteilnahme an dem Schaffen und Schauen unserer Zeit ermöglichen,
indem es sie einführt in unser deutsches Wirtschafts« und Stacitsleben und in die
Lebensarbeit, indem es ihr die Bedingungen des leiblichen und geistigen Vaseins
des Menschen und menschlicher Lebensführung nahezubringen sucht. Damit will
das Buch vor allem auch für die Berufswahl nicht äußerliche Berechnungen,
sondern innerliche TrwSgüng maßge^ werden lassen, die allein eine wirklich
befriedigende Leliensgestaltung gewährleistet. ' ,
Verlag von S. G.^eubner in !^elp2ig uncl Kevlin.


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[0472] Maßgebliches und Unmaßgebliches der Natur eine Sonderstellung einnehmen, und diese ist nach Guenther in der Höhe seines Verstandes begründet. Auch > die Tiere ^ besonders die Säugetiere und die Vögel, haben neben- den, Instinkt Verstand, und zwar nimmt der Instinkt in dem Maße zu, wie- der Verstand abnimmt. , „Während, der Instinkt auf einen Reiz immer mit^ demselben Gebaren antwortet — dieser Satz aus Guenthexs Definition des Unterschiedes zwischen Instinkt und Verstand scheint uns besonders treffend zu sein -7> wählt der. Verstand und richtet i die Handlung je nach den Umständen - el«. Der Verstand befähigt das Tier zum geeigneten Tun auch in Fällen, die in seinem Leben ungewöhnlich sind." ^ ^ > .. Hat es nun der Mensch zu einer gewissen - Höhe des Verstandes gebracht, so hat er zugleich eine Reihe natürlicher Instinkte eingebüßt und sich damit der Be¬ vormundung durch die Natur mehr ! und- mehr entzogen. Der Verstand besorgt eben die Weitercmpassung des Körpers bis zu einem gewissen Grade selbst. Daraus ergibt sich eine einseitige Auslese des Menschen gegenüber der allseitigen der Tiere. „Der Gegensatz zu Natur heißt Kultur. Kultur ist das Werk des Verstandes. Rückkehr zur ^ Natur heißt also Verzicht auf den Verstand. Damit ist dieser Devise das Urteil gesprochen. Aus seinen Verstand wird niemand verzichten wollen. »Es strebt der Mensch, solang er lebt.« Der Mensch würde aufhören, Mensch zu sein, wenn er die Hände in den Schoß sinken und sich willenlos als ein Spielball von, den Natur- Kräften stoßen ließe," v,^'-^^ ' - ,^ :^ ^->, ,. , Guenthers Ausführungen sind, wie man sieht, eine prägnante Fassung der An¬ schauungen^ die die Grenzboten seit Jahren gegen die engherzige Dogmatik gewisser Bi z. R. H. ologen geltend gemacht haben. , ^ >>. ,^ , MC M M W^^^Ä ^ M?^ setz/Me/- ^ >^MH ^ Le/>? ^ RWZ TLW^e^ ' ?eS, 5 M / I^S^^-Ä^I > -, ' j?--» , , . Schaffen und Schauen — es bildet den Inhalt menschlicher Lebensarbeit^ Mitschaffen zu können am Bau des Lehens^ schauen zu dürfen die Wunder der ^ Welt, ist aber zugleich auch beste und höchste Lebensfreude. Freilich bedarf, es, um das empfinden zu können, zweier Dinge: offener Kugen und offenen Herzens. Man muh sehen können, , ob und wie es anzupacken gilt, wo und wie „von dem goldenen Überfluß der Welt" zu trinken ist. Dazu möchte dieses Buch, helfen, es j! möchte in diesem Sinne der deutschen Jugend ein Führer sein ins Leben, ihr die verständnisvolle Anteilnahme an dem Schaffen und Schauen unserer Zeit ermöglichen, indem es sie einführt in unser deutsches Wirtschafts« und Stacitsleben und in die Lebensarbeit, indem es ihr die Bedingungen des leiblichen und geistigen Vaseins des Menschen und menschlicher Lebensführung nahezubringen sucht. Damit will das Buch vor allem auch für die Berufswahl nicht äußerliche Berechnungen, sondern innerliche TrwSgüng maßge^ werden lassen, die allein eine wirklich befriedigende Leliensgestaltung gewährleistet. ' , Verlag von S. G.^eubner in !^elp2ig uncl Kevlin.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/472>, abgerufen am 22.07.2024.