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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

leidenschaftlich erregter, im Grunde schon republikanisch gesinnter oder in ihrer
monarchischen Gesinnung tief erschütterter Kreise zu machen. Man kann ruhig und
ohne Bedenken sagen, daß die Mehrheit des deutschen Volks ein volles Verständnis
für die Bedeutung der kaiserlichen Erklärung hat und sich weit von dem Ge¬
danken abwendet, der einigen Fanatikern und Aufgeregten vorzuschweben scheint,
als könne der Weg zur Beseitigung der unliebsamen Folgen der bekannten Ge¬
schehnisse über eine persönliche Demütigung des Kaisers gehn. Wir würden im
Gegenteil eine solche Wendung auf das entschiedenste beklagen und verurteilen, da
sie das monarchische Gefühl verletzen und unser ganzes Volk dem Auslande gegenüber
herabsetzen müßte. Der Kaiser hat. ohne seiner Würde etwas zu vergeben, doch deutlich
zu erkennen gegeben, daß er weiß und eingesehen hat. wodurch Schaden angerichtet
worden ist, und daß er die Wünsche des deutschen Volks als berechtigt anerkannt
hat. Und in Wahrheit kann ja auch der Wert einer solchen Erklärung nur darin
liegen, daß die Richtschnur, die der Kaiser für sein künftiges Verhalten wählt, durch
frei gewonnene Einsicht, nicht durch Nachgiebigkeit gegen einen Sturm der öffent¬
lichen Meinung bestimmt wird. So ist es zu verstehen, wenn der Kaiser betont,
daß er sich durch die von ihm als ungerecht empfundnen Übertreibungen der öffent¬
lichen Kritik nicht beirren lasse. Und an Ungerechtigkeiten und Übertreibungen hat
es wahrlich nicht gefehlt. Der Schwerpunkt der kaiserlichen Erklärung aber liegt in
der Versicherung, daß die Stetigkeit der Politik unter Wahrung der verfassungsmäßigen
Verantwortlichkeiten gesichert werden solle. Der Kaiser hat die Ausführungen des
Reichskanzlers im Reichstage ausdrücklich gebilligt und den Fürsten Bülow seines
fortdauernden Vertrauens versichert. Das ist unter den obwaltenden Verhältnissen viel,
sehr viel. Und nun kommt es nicht darauf an, im einzelnen zu erörtern, ob dies oder jenes
von diesem oder jenem hätte anders gesagt oder gemacht werden können, sondern
auf die Schaffung der Möglichkeit, daß auf der durch die Erklärung gegebnen
Grundlage weiter gearbeitet werden kann. Dazu gehört in erster Linie, daß das
Beispiel der Selbstüberwindung, das der Kaiser durch die Kundgebung des Er¬
gebnisses seiner Besprechung mit dem Fürsten Bülow gegeben hat, auch vom
deutschen Volke in würdiger Weise befolgt wird. Was der Kaiser trotz der
Empfindung, in seinen Absichten und auch in seinen wirklichen Leistungen vielfach
verkannt zu sein, seiner widerstrebenden persönlichen Eigenart abgerungen hat, wiegt
schwer genug, um dem deutschen Volke die ernsteste Verpflichtung aufzulegen, nun
auch seinerseits in würdiger Beobachtung der verfassungsmäßigen Grundlagen dem
Kaiser treu und bereitwillig zu helfen, seinen Vorsatz auszuführen. Wenn unser
Volk in eine ernste Selbstprüfung eintritt, wird es sich selbst genug anzuklagen
haben. Wäre das, was man "persönliches Regiment" genannt hat, möglich ge¬
wesen, wenn unsre gebildeten Kreise statt des üblichen Nörgelns am Biertisch von
ihrer Intelligenz den Gebrauch gemacht hätten, den man von einem freien Kultur¬
volk unsrer Zeit erwarten und verlangen kann, wenn sie das Bewußtsein wirk¬
licher Mitverantwortung für das Gemeinwohl stärker betätigt hätten, anstatt die
Politik wie ein unbequemes, unerquickliches Geschäft zu betrachten, das ein feiner
empfindender Mensch sich am besten vom Leibe hält, soweit er nicht durch Berufs-
°der persönliche Interessen geradezu dazu gedrängt wird? Woraus soll nach
vielen bisherigen Erfahrungen ein Herrscher, der in sich einen so starken Drang
nach Betätigung spürt, das Vertrauen schöpfen, daß größere persönliche Zurück¬
haltung von seiner Seite auf dem Gebiete, wo er sich persönlich verantwortlich
sühlt. genügende Kräfte in Tätigkeit setzen würde, um seinen berufnen Ratgebern
den nötigen Rückhalt zu geben? Wir dürfen niemals vergessen, daß wir uns in
der ersten Periode der Reichsentwicklung in einem Ausnahmezustände befunden


Maßgebliches und Unmaßgebliches

leidenschaftlich erregter, im Grunde schon republikanisch gesinnter oder in ihrer
monarchischen Gesinnung tief erschütterter Kreise zu machen. Man kann ruhig und
ohne Bedenken sagen, daß die Mehrheit des deutschen Volks ein volles Verständnis
für die Bedeutung der kaiserlichen Erklärung hat und sich weit von dem Ge¬
danken abwendet, der einigen Fanatikern und Aufgeregten vorzuschweben scheint,
als könne der Weg zur Beseitigung der unliebsamen Folgen der bekannten Ge¬
schehnisse über eine persönliche Demütigung des Kaisers gehn. Wir würden im
Gegenteil eine solche Wendung auf das entschiedenste beklagen und verurteilen, da
sie das monarchische Gefühl verletzen und unser ganzes Volk dem Auslande gegenüber
herabsetzen müßte. Der Kaiser hat. ohne seiner Würde etwas zu vergeben, doch deutlich
zu erkennen gegeben, daß er weiß und eingesehen hat. wodurch Schaden angerichtet
worden ist, und daß er die Wünsche des deutschen Volks als berechtigt anerkannt
hat. Und in Wahrheit kann ja auch der Wert einer solchen Erklärung nur darin
liegen, daß die Richtschnur, die der Kaiser für sein künftiges Verhalten wählt, durch
frei gewonnene Einsicht, nicht durch Nachgiebigkeit gegen einen Sturm der öffent¬
lichen Meinung bestimmt wird. So ist es zu verstehen, wenn der Kaiser betont,
daß er sich durch die von ihm als ungerecht empfundnen Übertreibungen der öffent¬
lichen Kritik nicht beirren lasse. Und an Ungerechtigkeiten und Übertreibungen hat
es wahrlich nicht gefehlt. Der Schwerpunkt der kaiserlichen Erklärung aber liegt in
der Versicherung, daß die Stetigkeit der Politik unter Wahrung der verfassungsmäßigen
Verantwortlichkeiten gesichert werden solle. Der Kaiser hat die Ausführungen des
Reichskanzlers im Reichstage ausdrücklich gebilligt und den Fürsten Bülow seines
fortdauernden Vertrauens versichert. Das ist unter den obwaltenden Verhältnissen viel,
sehr viel. Und nun kommt es nicht darauf an, im einzelnen zu erörtern, ob dies oder jenes
von diesem oder jenem hätte anders gesagt oder gemacht werden können, sondern
auf die Schaffung der Möglichkeit, daß auf der durch die Erklärung gegebnen
Grundlage weiter gearbeitet werden kann. Dazu gehört in erster Linie, daß das
Beispiel der Selbstüberwindung, das der Kaiser durch die Kundgebung des Er¬
gebnisses seiner Besprechung mit dem Fürsten Bülow gegeben hat, auch vom
deutschen Volke in würdiger Weise befolgt wird. Was der Kaiser trotz der
Empfindung, in seinen Absichten und auch in seinen wirklichen Leistungen vielfach
verkannt zu sein, seiner widerstrebenden persönlichen Eigenart abgerungen hat, wiegt
schwer genug, um dem deutschen Volke die ernsteste Verpflichtung aufzulegen, nun
auch seinerseits in würdiger Beobachtung der verfassungsmäßigen Grundlagen dem
Kaiser treu und bereitwillig zu helfen, seinen Vorsatz auszuführen. Wenn unser
Volk in eine ernste Selbstprüfung eintritt, wird es sich selbst genug anzuklagen
haben. Wäre das, was man „persönliches Regiment" genannt hat, möglich ge¬
wesen, wenn unsre gebildeten Kreise statt des üblichen Nörgelns am Biertisch von
ihrer Intelligenz den Gebrauch gemacht hätten, den man von einem freien Kultur¬
volk unsrer Zeit erwarten und verlangen kann, wenn sie das Bewußtsein wirk¬
licher Mitverantwortung für das Gemeinwohl stärker betätigt hätten, anstatt die
Politik wie ein unbequemes, unerquickliches Geschäft zu betrachten, das ein feiner
empfindender Mensch sich am besten vom Leibe hält, soweit er nicht durch Berufs-
°der persönliche Interessen geradezu dazu gedrängt wird? Woraus soll nach
vielen bisherigen Erfahrungen ein Herrscher, der in sich einen so starken Drang
nach Betätigung spürt, das Vertrauen schöpfen, daß größere persönliche Zurück¬
haltung von seiner Seite auf dem Gebiete, wo er sich persönlich verantwortlich
sühlt. genügende Kräfte in Tätigkeit setzen würde, um seinen berufnen Ratgebern
den nötigen Rückhalt zu geben? Wir dürfen niemals vergessen, daß wir uns in
der ersten Periode der Reichsentwicklung in einem Ausnahmezustände befunden


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[0461] Maßgebliches und Unmaßgebliches leidenschaftlich erregter, im Grunde schon republikanisch gesinnter oder in ihrer monarchischen Gesinnung tief erschütterter Kreise zu machen. Man kann ruhig und ohne Bedenken sagen, daß die Mehrheit des deutschen Volks ein volles Verständnis für die Bedeutung der kaiserlichen Erklärung hat und sich weit von dem Ge¬ danken abwendet, der einigen Fanatikern und Aufgeregten vorzuschweben scheint, als könne der Weg zur Beseitigung der unliebsamen Folgen der bekannten Ge¬ schehnisse über eine persönliche Demütigung des Kaisers gehn. Wir würden im Gegenteil eine solche Wendung auf das entschiedenste beklagen und verurteilen, da sie das monarchische Gefühl verletzen und unser ganzes Volk dem Auslande gegenüber herabsetzen müßte. Der Kaiser hat. ohne seiner Würde etwas zu vergeben, doch deutlich zu erkennen gegeben, daß er weiß und eingesehen hat. wodurch Schaden angerichtet worden ist, und daß er die Wünsche des deutschen Volks als berechtigt anerkannt hat. Und in Wahrheit kann ja auch der Wert einer solchen Erklärung nur darin liegen, daß die Richtschnur, die der Kaiser für sein künftiges Verhalten wählt, durch frei gewonnene Einsicht, nicht durch Nachgiebigkeit gegen einen Sturm der öffent¬ lichen Meinung bestimmt wird. So ist es zu verstehen, wenn der Kaiser betont, daß er sich durch die von ihm als ungerecht empfundnen Übertreibungen der öffent¬ lichen Kritik nicht beirren lasse. Und an Ungerechtigkeiten und Übertreibungen hat es wahrlich nicht gefehlt. Der Schwerpunkt der kaiserlichen Erklärung aber liegt in der Versicherung, daß die Stetigkeit der Politik unter Wahrung der verfassungsmäßigen Verantwortlichkeiten gesichert werden solle. Der Kaiser hat die Ausführungen des Reichskanzlers im Reichstage ausdrücklich gebilligt und den Fürsten Bülow seines fortdauernden Vertrauens versichert. Das ist unter den obwaltenden Verhältnissen viel, sehr viel. Und nun kommt es nicht darauf an, im einzelnen zu erörtern, ob dies oder jenes von diesem oder jenem hätte anders gesagt oder gemacht werden können, sondern auf die Schaffung der Möglichkeit, daß auf der durch die Erklärung gegebnen Grundlage weiter gearbeitet werden kann. Dazu gehört in erster Linie, daß das Beispiel der Selbstüberwindung, das der Kaiser durch die Kundgebung des Er¬ gebnisses seiner Besprechung mit dem Fürsten Bülow gegeben hat, auch vom deutschen Volke in würdiger Weise befolgt wird. Was der Kaiser trotz der Empfindung, in seinen Absichten und auch in seinen wirklichen Leistungen vielfach verkannt zu sein, seiner widerstrebenden persönlichen Eigenart abgerungen hat, wiegt schwer genug, um dem deutschen Volke die ernsteste Verpflichtung aufzulegen, nun auch seinerseits in würdiger Beobachtung der verfassungsmäßigen Grundlagen dem Kaiser treu und bereitwillig zu helfen, seinen Vorsatz auszuführen. Wenn unser Volk in eine ernste Selbstprüfung eintritt, wird es sich selbst genug anzuklagen haben. Wäre das, was man „persönliches Regiment" genannt hat, möglich ge¬ wesen, wenn unsre gebildeten Kreise statt des üblichen Nörgelns am Biertisch von ihrer Intelligenz den Gebrauch gemacht hätten, den man von einem freien Kultur¬ volk unsrer Zeit erwarten und verlangen kann, wenn sie das Bewußtsein wirk¬ licher Mitverantwortung für das Gemeinwohl stärker betätigt hätten, anstatt die Politik wie ein unbequemes, unerquickliches Geschäft zu betrachten, das ein feiner empfindender Mensch sich am besten vom Leibe hält, soweit er nicht durch Berufs- °der persönliche Interessen geradezu dazu gedrängt wird? Woraus soll nach vielen bisherigen Erfahrungen ein Herrscher, der in sich einen so starken Drang nach Betätigung spürt, das Vertrauen schöpfen, daß größere persönliche Zurück¬ haltung von seiner Seite auf dem Gebiete, wo er sich persönlich verantwortlich sühlt. genügende Kräfte in Tätigkeit setzen würde, um seinen berufnen Ratgebern den nötigen Rückhalt zu geben? Wir dürfen niemals vergessen, daß wir uns in der ersten Periode der Reichsentwicklung in einem Ausnahmezustände befunden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/461>, abgerufen am 22.07.2024.