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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Bismarck und Thiers als Unterhändler

auch der württembergische, von Wächter, um als Vertreter der süddeutschen
Staaten, die selbständig den Krieg erklärt hatten. ..mitzuwirken", das secht nur
zuzuhören und zu unterschreiben, wie Jolly hervorhebt, der die Verhandlungen
"eines der gewaltigsten Dramen, das sich denken läßt" nennt und w Szene
im Versammlungssaale ..das Grandioseste, was die Phantasie eines Duhters
ersinnen, der Pinsel des genialsten Meisters darstellen konnte". Die Unter¬
handlungen begannen etwa um ein Uhr. währten, nachdem eme kurze Essens¬
pause um sechs gemacht worden war. bis nach nenn Uhr und wurden haupt¬
sächlich zwischen Bismarck und Thiers geführt; Favre sprach s^ wemg^ ^olly
Mdert. wie Bismarck "geradezu bezaubernd war. von großartiger L.e^Würdigkeit und liebenswürdiger Größe. Wenn Thiers sich zu sehr .n lang n
Klageliedern erging, ohne bestimmte Gegenvorschlüge zu machen, kam zur rechten
Zeit ein seufzendes Stöhnen über die unerträgliche., nervösen Schmerzen, .e
ihn fürchten ließen, die Verhandlungen nicht fortführen zu können; oder aucheinmal in verbindlichster Form ein scharfer Sarkasmus. zum Be.sy.el: ich wurde
mich im Vertrauen auf Herrn Thiers gern mit 3^3^" Garanten b gnug^wenn er erblicher König von Frankreich wäre; aber Herr Thiers .se durch ne
Beredsamkeit verwöhnt, durch die er stundenlang große Versammln^ ein
kann; wir werden aber, wenn wir uns nicht einigen, in dreißig Stunden wieder
schießen, und dergleichen mehr. Wirklich imponierend war aber der Hüne zwei-,dreimal, wenn er vollkommen chevaleresk und ohne jegliche persönliche Harte,
an zum Abschluß zu kommen, erklärte: nicht der Sieger, sondern der Besiegte
h°t nachzugeben. Es ist doch ein ganz eminenter Mensch, der trotz manchem
wunderlich Bizarren doch als echtes Genie bei aller Kraft innert.es maß-
voll ist."

Die stundenlangen Debatten bewegten sich nach Jollys Darstellung zu-
nächst um die Grenze bei Belfort - ohne Erfolg für die Fwnz°s - °um um
die Art und Weise der Kriegskostenzahlung, worüber °er
Rothschild ein Gu achten abgeben sollte, dann um d.e besetzend n Te e von
Paris, die Art der allmählichen Räumung der besetzten Gebiet schließ! es d
Verpflegung der Okkupationstruppen. Bismarck gedachte an diesem Tag ab-
zuschließen, weil er nach seinen frühern bestimmten Erklärungen den Waffen-
stillstand nicht verlängern konnte.

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"Mete ihm- ..Der Ton. den ich hier am deutlichsten vernehme, .se der Ton der Glocke.
Zeichen zur Bartholomäusnacht gab."
Bismarck und Thiers als Unterhändler

auch der württembergische, von Wächter, um als Vertreter der süddeutschen
Staaten, die selbständig den Krieg erklärt hatten. ..mitzuwirken", das secht nur
zuzuhören und zu unterschreiben, wie Jolly hervorhebt, der die Verhandlungen
»eines der gewaltigsten Dramen, das sich denken läßt" nennt und w Szene
im Versammlungssaale ..das Grandioseste, was die Phantasie eines Duhters
ersinnen, der Pinsel des genialsten Meisters darstellen konnte". Die Unter¬
handlungen begannen etwa um ein Uhr. währten, nachdem eme kurze Essens¬
pause um sechs gemacht worden war. bis nach nenn Uhr und wurden haupt¬
sächlich zwischen Bismarck und Thiers geführt; Favre sprach s^ wemg^ ^olly
Mdert. wie Bismarck „geradezu bezaubernd war. von großartiger L.e^Würdigkeit und liebenswürdiger Größe. Wenn Thiers sich zu sehr .n lang n
Klageliedern erging, ohne bestimmte Gegenvorschlüge zu machen, kam zur rechten
Zeit ein seufzendes Stöhnen über die unerträgliche., nervösen Schmerzen, .e
ihn fürchten ließen, die Verhandlungen nicht fortführen zu können; oder aucheinmal in verbindlichster Form ein scharfer Sarkasmus. zum Be.sy.el: ich wurde
mich im Vertrauen auf Herrn Thiers gern mit 3^3^» Garanten b gnug^wenn er erblicher König von Frankreich wäre; aber Herr Thiers .se durch ne
Beredsamkeit verwöhnt, durch die er stundenlang große Versammln^ ein
kann; wir werden aber, wenn wir uns nicht einigen, in dreißig Stunden wieder
schießen, und dergleichen mehr. Wirklich imponierend war aber der Hüne zwei-,dreimal, wenn er vollkommen chevaleresk und ohne jegliche persönliche Harte,
an zum Abschluß zu kommen, erklärte: nicht der Sieger, sondern der Besiegte
h°t nachzugeben. Es ist doch ein ganz eminenter Mensch, der trotz manchem
wunderlich Bizarren doch als echtes Genie bei aller Kraft innert.es maß-
voll ist."

Die stundenlangen Debatten bewegten sich nach Jollys Darstellung zu-
nächst um die Grenze bei Belfort - ohne Erfolg für die Fwnz°s - °um um
die Art und Weise der Kriegskostenzahlung, worüber °er
Rothschild ein Gu achten abgeben sollte, dann um d.e besetzend n Te e von
Paris, die Art der allmählichen Räumung der besetzten Gebiet schließ! es d
Verpflegung der Okkupationstruppen. Bismarck gedachte an diesem Tag ab-
zuschließen, weil er nach seinen frühern bestimmten Erklärungen den Waffen-
stillstand nicht verlängern konnte.

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da^nSturze Napoleons eigentlich noch »"^Ludwig dem Vierzehnten." Als er in Versailles vernahm. ^ ^«um^f°'nMe. rief er ihm zu: „Hören Sie die Stimme Ihres alten V°t landes! Joll^ber en
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[0431] Bismarck und Thiers als Unterhändler auch der württembergische, von Wächter, um als Vertreter der süddeutschen Staaten, die selbständig den Krieg erklärt hatten. ..mitzuwirken", das secht nur zuzuhören und zu unterschreiben, wie Jolly hervorhebt, der die Verhandlungen »eines der gewaltigsten Dramen, das sich denken läßt" nennt und w Szene im Versammlungssaale ..das Grandioseste, was die Phantasie eines Duhters ersinnen, der Pinsel des genialsten Meisters darstellen konnte". Die Unter¬ handlungen begannen etwa um ein Uhr. währten, nachdem eme kurze Essens¬ pause um sechs gemacht worden war. bis nach nenn Uhr und wurden haupt¬ sächlich zwischen Bismarck und Thiers geführt; Favre sprach s^ wemg^ ^olly Mdert. wie Bismarck „geradezu bezaubernd war. von großartiger L.e^Würdigkeit und liebenswürdiger Größe. Wenn Thiers sich zu sehr .n lang n Klageliedern erging, ohne bestimmte Gegenvorschlüge zu machen, kam zur rechten Zeit ein seufzendes Stöhnen über die unerträgliche., nervösen Schmerzen, .e ihn fürchten ließen, die Verhandlungen nicht fortführen zu können; oder aucheinmal in verbindlichster Form ein scharfer Sarkasmus. zum Be.sy.el: ich wurde mich im Vertrauen auf Herrn Thiers gern mit 3^3^» Garanten b gnug^wenn er erblicher König von Frankreich wäre; aber Herr Thiers .se durch ne Beredsamkeit verwöhnt, durch die er stundenlang große Versammln^ ein kann; wir werden aber, wenn wir uns nicht einigen, in dreißig Stunden wieder schießen, und dergleichen mehr. Wirklich imponierend war aber der Hüne zwei-,dreimal, wenn er vollkommen chevaleresk und ohne jegliche persönliche Harte, an zum Abschluß zu kommen, erklärte: nicht der Sieger, sondern der Besiegte h°t nachzugeben. Es ist doch ein ganz eminenter Mensch, der trotz manchem wunderlich Bizarren doch als echtes Genie bei aller Kraft innert.es maß- voll ist." Die stundenlangen Debatten bewegten sich nach Jollys Darstellung zu- nächst um die Grenze bei Belfort - ohne Erfolg für die Fwnz°s - °um um die Art und Weise der Kriegskostenzahlung, worüber °er Rothschild ein Gu achten abgeben sollte, dann um d.e besetzend n Te e von Paris, die Art der allmählichen Räumung der besetzten Gebiet schließ! es d Verpflegung der Okkupationstruppen. Bismarck gedachte an diesem Tag ab- zuschließen, weil er nach seinen frühern bestimmten Erklärungen den Waffen- stillstand nicht verlängern konnte. .^^«i.»«Auch am 25. Februar kamen die Verhandlungen «us der es^treu ^n°es nicht zum Abschluß. Rothschild machte geltend. Torf at hin meh^genügende Unterla e. für die finanziellen Vorschlüge »erschafft Md dar^hatte Bismarck dann noch eine „kleine Privatszene" nut dem französischen Staats- da^nSturze Napoleons eigentlich noch »"^Ludwig dem Vierzehnten." Als er in Versailles vernahm. ^ ^«um^f°'nMe. rief er ihm zu: „Hören Sie die Stimme Ihres alten V°t landes! Joll^ber en «Mete ihm- ..Der Ton. den ich hier am deutlichsten vernehme, .se der Ton der Glocke. Zeichen zur Bartholomäusnacht gab."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/431>, abgerufen am 25.08.2024.