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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Die römische Campagna. ihre sanitäre und wirtschaftliche Gesundung

Hektar 800 Lire Reinertrag. Technisch interessant ist die Entwässerung des Bodens
durch Steindrains und die Benutzung des Quellwassers zur Bewässerung der
Wiesen und Äcker. Das Quellwasser dient auch im Winter zur Bewässerung
der sogenannten Winterwiesen, der aus Norditalien zuerst im Jahre 1395 hier
eingeführten Kunstwiesen. Im Winter hat das Quellwasser eine höhere-
Temperatur als die Luft, weshalb auch in dieser Zeit ein Wachstum der Gräser,
auf den bewässerten Wiesen möglich ist. Das Gras wird demnach auch im
Winter geschnitten. Im ganzen liefern die Wiesen sieben bis acht Schnitte im
Jahre und liefern etwa 350 <!?. Heu auf den Hektar, während unsre Wiesen
etwa 25 bis 35 62 Heu bringen. -v- . ,^!?-^-

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, das; die italienische Regierung auch
für die Malariakranken in der römischen Campagna sorgt, was jedoch erst in
neuerer. Zeit geschieht. Zunächst richtete, im . Jahre 1900 die italienische
Gesellschaft vom Noten Kreuz in der Fieberzeit 5krankenstationen ein und stellte
eine Anzahl Ärzte an. Seit 1906 sind dagegen die Gemeinden gesetzlich verpflichtet,
Ärzte anzustellen, ebenso sanitäre Stationen und Krankenwagen zu unterhalten
sowie Chinin an die Arbeiter. zu verteilen. Die Ärzte haben ihr Augenmerk
auf alles das zu richten, was die Malaria begünstigt, und haben etwaige
Mißstünde bei der zuständigen Behörde anzumelden, damit alsbald für Abhilfe
gesorgt wird. Die Bewohner der Campagna haben die polizeilichen Vorschriften,
die sich auf die Hygiene beziehen, streng zu befolgen. Es werden besondre.
Beamte angestellt, die dafür sorgen, daß die gesetzlichen Anordnungen befolgt
werden. Ferner bestehn gesetzliche Bestimmungen, die sich auf die Unterkunfts¬
räume der Wanderarbeiter beziehen. Grotten, Höhlen, überdachte Gruben,
Ruinen alter Tempel und Villen sowie Hütten aus Stroh dürfen nicht mehr
als Wohnung für Arbeiter dienen. Für Hirten dürfen noch Strohhütten als
Unterkunftsräume benutzt werden, doch sind solche aller fünf Jahre zu erneuern-
Außerdem bestehn Vorschriften u. a. über Errichtung von Viehtränken, Ansamm¬
lung und Abfluß von Wasser und Wasserstand in Gräben. Benutzung von
Stau- und Niesclwasser. Die hygienischen Vorschriften erstrecken sich, weiter.
auf Wohnräume, Anlagen von Dünger- und Jauchegruben usw. -

, Ein schöner Anfang zur Verbesserung der sanitären und wirtschaftlichen
Zustände in der römischen Campagna ist gemacht worden, doch bleibt- noch ^
vieles zu tun übrig. Der fromme Wunsch, die Campagna zu bevölkern und>
die Erträge des Bodens einer größern Zahl Menschen zuzuführen, ist auch
heute noch nicht in Erfüllung gegangen. Das landwirtschaftliche und soziale
Gepräge ist im ganzen noch dasselbe geblieben wie zur Zeit, wo zum erstenmal
das Banner des vereinigten Italiens in der Hauptstadt wehte. ^ - > - '




Die römische Campagna. ihre sanitäre und wirtschaftliche Gesundung

Hektar 800 Lire Reinertrag. Technisch interessant ist die Entwässerung des Bodens
durch Steindrains und die Benutzung des Quellwassers zur Bewässerung der
Wiesen und Äcker. Das Quellwasser dient auch im Winter zur Bewässerung
der sogenannten Winterwiesen, der aus Norditalien zuerst im Jahre 1395 hier
eingeführten Kunstwiesen. Im Winter hat das Quellwasser eine höhere-
Temperatur als die Luft, weshalb auch in dieser Zeit ein Wachstum der Gräser,
auf den bewässerten Wiesen möglich ist. Das Gras wird demnach auch im
Winter geschnitten. Im ganzen liefern die Wiesen sieben bis acht Schnitte im
Jahre und liefern etwa 350 <!?. Heu auf den Hektar, während unsre Wiesen
etwa 25 bis 35 62 Heu bringen. -v- . ,^!?-^-

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, das; die italienische Regierung auch
für die Malariakranken in der römischen Campagna sorgt, was jedoch erst in
neuerer. Zeit geschieht. Zunächst richtete, im . Jahre 1900 die italienische
Gesellschaft vom Noten Kreuz in der Fieberzeit 5krankenstationen ein und stellte
eine Anzahl Ärzte an. Seit 1906 sind dagegen die Gemeinden gesetzlich verpflichtet,
Ärzte anzustellen, ebenso sanitäre Stationen und Krankenwagen zu unterhalten
sowie Chinin an die Arbeiter. zu verteilen. Die Ärzte haben ihr Augenmerk
auf alles das zu richten, was die Malaria begünstigt, und haben etwaige
Mißstünde bei der zuständigen Behörde anzumelden, damit alsbald für Abhilfe
gesorgt wird. Die Bewohner der Campagna haben die polizeilichen Vorschriften,
die sich auf die Hygiene beziehen, streng zu befolgen. Es werden besondre.
Beamte angestellt, die dafür sorgen, daß die gesetzlichen Anordnungen befolgt
werden. Ferner bestehn gesetzliche Bestimmungen, die sich auf die Unterkunfts¬
räume der Wanderarbeiter beziehen. Grotten, Höhlen, überdachte Gruben,
Ruinen alter Tempel und Villen sowie Hütten aus Stroh dürfen nicht mehr
als Wohnung für Arbeiter dienen. Für Hirten dürfen noch Strohhütten als
Unterkunftsräume benutzt werden, doch sind solche aller fünf Jahre zu erneuern-
Außerdem bestehn Vorschriften u. a. über Errichtung von Viehtränken, Ansamm¬
lung und Abfluß von Wasser und Wasserstand in Gräben. Benutzung von
Stau- und Niesclwasser. Die hygienischen Vorschriften erstrecken sich, weiter.
auf Wohnräume, Anlagen von Dünger- und Jauchegruben usw. -

, Ein schöner Anfang zur Verbesserung der sanitären und wirtschaftlichen
Zustände in der römischen Campagna ist gemacht worden, doch bleibt- noch ^
vieles zu tun übrig. Der fromme Wunsch, die Campagna zu bevölkern und>
die Erträge des Bodens einer größern Zahl Menschen zuzuführen, ist auch
heute noch nicht in Erfüllung gegangen. Das landwirtschaftliche und soziale
Gepräge ist im ganzen noch dasselbe geblieben wie zur Zeit, wo zum erstenmal
das Banner des vereinigten Italiens in der Hauptstadt wehte. ^ - > - '




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[0400] Die römische Campagna. ihre sanitäre und wirtschaftliche Gesundung Hektar 800 Lire Reinertrag. Technisch interessant ist die Entwässerung des Bodens durch Steindrains und die Benutzung des Quellwassers zur Bewässerung der Wiesen und Äcker. Das Quellwasser dient auch im Winter zur Bewässerung der sogenannten Winterwiesen, der aus Norditalien zuerst im Jahre 1395 hier eingeführten Kunstwiesen. Im Winter hat das Quellwasser eine höhere- Temperatur als die Luft, weshalb auch in dieser Zeit ein Wachstum der Gräser, auf den bewässerten Wiesen möglich ist. Das Gras wird demnach auch im Winter geschnitten. Im ganzen liefern die Wiesen sieben bis acht Schnitte im Jahre und liefern etwa 350 <!?. Heu auf den Hektar, während unsre Wiesen etwa 25 bis 35 62 Heu bringen. -v- . ,^!?-^- Schließlich sei noch darauf hingewiesen, das; die italienische Regierung auch für die Malariakranken in der römischen Campagna sorgt, was jedoch erst in neuerer. Zeit geschieht. Zunächst richtete, im . Jahre 1900 die italienische Gesellschaft vom Noten Kreuz in der Fieberzeit 5krankenstationen ein und stellte eine Anzahl Ärzte an. Seit 1906 sind dagegen die Gemeinden gesetzlich verpflichtet, Ärzte anzustellen, ebenso sanitäre Stationen und Krankenwagen zu unterhalten sowie Chinin an die Arbeiter. zu verteilen. Die Ärzte haben ihr Augenmerk auf alles das zu richten, was die Malaria begünstigt, und haben etwaige Mißstünde bei der zuständigen Behörde anzumelden, damit alsbald für Abhilfe gesorgt wird. Die Bewohner der Campagna haben die polizeilichen Vorschriften, die sich auf die Hygiene beziehen, streng zu befolgen. Es werden besondre. Beamte angestellt, die dafür sorgen, daß die gesetzlichen Anordnungen befolgt werden. Ferner bestehn gesetzliche Bestimmungen, die sich auf die Unterkunfts¬ räume der Wanderarbeiter beziehen. Grotten, Höhlen, überdachte Gruben, Ruinen alter Tempel und Villen sowie Hütten aus Stroh dürfen nicht mehr als Wohnung für Arbeiter dienen. Für Hirten dürfen noch Strohhütten als Unterkunftsräume benutzt werden, doch sind solche aller fünf Jahre zu erneuern- Außerdem bestehn Vorschriften u. a. über Errichtung von Viehtränken, Ansamm¬ lung und Abfluß von Wasser und Wasserstand in Gräben. Benutzung von Stau- und Niesclwasser. Die hygienischen Vorschriften erstrecken sich, weiter. auf Wohnräume, Anlagen von Dünger- und Jauchegruben usw. - , Ein schöner Anfang zur Verbesserung der sanitären und wirtschaftlichen Zustände in der römischen Campagna ist gemacht worden, doch bleibt- noch ^ vieles zu tun übrig. Der fromme Wunsch, die Campagna zu bevölkern und> die Erträge des Bodens einer größern Zahl Menschen zuzuführen, ist auch heute noch nicht in Erfüllung gegangen. Das landwirtschaftliche und soziale Gepräge ist im ganzen noch dasselbe geblieben wie zur Zeit, wo zum erstenmal das Banner des vereinigten Italiens in der Hauptstadt wehte. ^ - > - '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/400>, abgerufen am 22.07.2024.