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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Verzögerung herrschte aber der Eindruck vor, daß auch aus Frankreichs Seite eine
friedliche Verständigung gewünscht wurde.

Unter solchen Umständen war die Überraschung nicht gering, als Frankreich
schon am Tage nach der Veröffentlichung des Daily Telegraph Plötzlich die solange
aufgeschobnen Verhandlungen wieder in Fluß brachte und den deutschen Vorschlag
sehr entschieden als unannehmbar bezeichnete. Die Ursache dieser plötzlich erwachten
Energie wurde sehr bald aus der französischen Presse erkennbar, die mit einer
Dreistigkeit, die gegenüber aktenmäßig nachweisbaren Tatsachen geradezu erstaunlich
war, das Gegenteil der Wahrheit behauptete, nämlich daß die deutsche Regierung
seit der Veröffentlichung des Kaiserinterviews ihren Standpunkt geändert habe.
Die deutsche Regierung, so hieß es, trete plötzlich schroff auf, weil sie eine Ab¬
lenkung brauche von den ungünstigen Eindrücken, die der Artikel des Daily Tele¬
graph verursacht habe. Die französischen Blätter machten ans dem bis dahin sehr
nachlässig behandelten Zwischenfall eine Haupt- und Staatsaktion, wußten von un¬
erhörten, demütigender Forderungen Deutschlands zu berichten -- Berichte, die
einer sehr freien Phantasie entsprungen waren -- und ergingen sich in sehr hoch¬
trabenden Wendungen, daß Frankreich unter keinen Umständen nachgeben werde.
Es war sehr durchsichtig, daß dieser ganze Lärm auf die Vorstellung zurückzu¬
führen war, die deutsche Regierung habe vor ihrem eignen Volk eine so schwere
Niederlage erlitten und so sehr jeden politischen Kredit beim Auslande verloren,
daß man ruhig den Versuch machen könne, die bisherige Verschleppungstaktik durch
Schroffheit zu ersetzen. Es war unter Voraussetzung der nötigen Dreistigkeit in
der Behandlung der Wahrheit leicht, die Welt in diesem Augenblick zu überreden.
Deutschland sei es, das diesen Stellungswechsel vollzogen habe. Wenn von der
ausländischen Presse eine solche Entstellung versucht wurde, so wundert man sich
nicht weiter; der Paroxysmus der französischen Presse staute auch bald ab, denn
die Franzosen sind doch zu klug, alsdaß sie sich in dieser plumpen und noch dazu zweck¬
losen Weise auf einen unhaltbaren Standpunkt festlegen könnten. Beschämend war nur,
daß auch deutsche Blätter eine subalterne Auffassung der Lage und eine blinde
Voreingenommenheit gegen das jetzige Regiment in Deutschland in dem Grade be¬
kundeten, daß sie sich die französische Auffassung aufreden ließen. Zum Glück wird,
diese Entgleisung schwerlich irgendwelche Folgen haben, weil es wirklich zu dumm
ist, einer der beiden Regierungen, sei es nun die deutsche oder die französische, die
Absicht zuzuschreiben, einen Zwischenfall solcher Art zu einem schweren Konflikt aus-
wachsen zu lassen. Man darf sicher erwarten, daß Frankreich die Billigkeit der
deutschen Vorschläge erkennen wird, sobald Deutschland sich nicht unnötig ins
Bockshorn jagen läßt.

Im Reichstage beginnen nun die Arbeiten an der Reichsfinanzreform. Wie
immer, scheinen die Schwierigkeiten bei dem ersten Herantreten an die nun fertig
vorliegenden Gesetzentwürfe der Verbündeten Regierungen am größten. Besonders
angefochten wird von der linken Seite die vorgeschlagne Gas- und Elektrizitäts¬
steuer, während man sich auf der rechten Seite abmüht, einen Ersatz für die noch
immer lebhaft bekämpfte, in Gedanken schon dem Untergang geweihte Nachlaßsteuer
ausfindig zu machen. Bisher ist aber noch kein brauchbarer Gegenvorschlag gemacht
worden. Neuerdings möchte man gern die in Preußen geplante Gesellschaftssteuer
dem Reich überweisen, um auf diese Weise von der verhaßten Nachlaßsteuer loszu¬
kommen. Aber dann muß man für Preußen einen Ersatz schaffen, und das ist nicht
so leicht. Ein positiver Vorschlag liegt allerdings vor in einer allgemeinen Luxus¬
steuer, einer Steuer auf Gebrauchs- und Schmuckgegenstände von höherm Wert.
Dafür könnte vielleicht Preußen auf die Gesellschaftssteuer verzichten, aber diese
Steuer findet an sich so viel Gegner, daß im Reichstag ihre Aussichten nicht groß
sein würden. Die Mehrheit würde sich, wenn sie die Wahl hätte, dann doch lieber


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Verzögerung herrschte aber der Eindruck vor, daß auch aus Frankreichs Seite eine
friedliche Verständigung gewünscht wurde.

Unter solchen Umständen war die Überraschung nicht gering, als Frankreich
schon am Tage nach der Veröffentlichung des Daily Telegraph Plötzlich die solange
aufgeschobnen Verhandlungen wieder in Fluß brachte und den deutschen Vorschlag
sehr entschieden als unannehmbar bezeichnete. Die Ursache dieser plötzlich erwachten
Energie wurde sehr bald aus der französischen Presse erkennbar, die mit einer
Dreistigkeit, die gegenüber aktenmäßig nachweisbaren Tatsachen geradezu erstaunlich
war, das Gegenteil der Wahrheit behauptete, nämlich daß die deutsche Regierung
seit der Veröffentlichung des Kaiserinterviews ihren Standpunkt geändert habe.
Die deutsche Regierung, so hieß es, trete plötzlich schroff auf, weil sie eine Ab¬
lenkung brauche von den ungünstigen Eindrücken, die der Artikel des Daily Tele¬
graph verursacht habe. Die französischen Blätter machten ans dem bis dahin sehr
nachlässig behandelten Zwischenfall eine Haupt- und Staatsaktion, wußten von un¬
erhörten, demütigender Forderungen Deutschlands zu berichten — Berichte, die
einer sehr freien Phantasie entsprungen waren — und ergingen sich in sehr hoch¬
trabenden Wendungen, daß Frankreich unter keinen Umständen nachgeben werde.
Es war sehr durchsichtig, daß dieser ganze Lärm auf die Vorstellung zurückzu¬
führen war, die deutsche Regierung habe vor ihrem eignen Volk eine so schwere
Niederlage erlitten und so sehr jeden politischen Kredit beim Auslande verloren,
daß man ruhig den Versuch machen könne, die bisherige Verschleppungstaktik durch
Schroffheit zu ersetzen. Es war unter Voraussetzung der nötigen Dreistigkeit in
der Behandlung der Wahrheit leicht, die Welt in diesem Augenblick zu überreden.
Deutschland sei es, das diesen Stellungswechsel vollzogen habe. Wenn von der
ausländischen Presse eine solche Entstellung versucht wurde, so wundert man sich
nicht weiter; der Paroxysmus der französischen Presse staute auch bald ab, denn
die Franzosen sind doch zu klug, alsdaß sie sich in dieser plumpen und noch dazu zweck¬
losen Weise auf einen unhaltbaren Standpunkt festlegen könnten. Beschämend war nur,
daß auch deutsche Blätter eine subalterne Auffassung der Lage und eine blinde
Voreingenommenheit gegen das jetzige Regiment in Deutschland in dem Grade be¬
kundeten, daß sie sich die französische Auffassung aufreden ließen. Zum Glück wird,
diese Entgleisung schwerlich irgendwelche Folgen haben, weil es wirklich zu dumm
ist, einer der beiden Regierungen, sei es nun die deutsche oder die französische, die
Absicht zuzuschreiben, einen Zwischenfall solcher Art zu einem schweren Konflikt aus-
wachsen zu lassen. Man darf sicher erwarten, daß Frankreich die Billigkeit der
deutschen Vorschläge erkennen wird, sobald Deutschland sich nicht unnötig ins
Bockshorn jagen läßt.

Im Reichstage beginnen nun die Arbeiten an der Reichsfinanzreform. Wie
immer, scheinen die Schwierigkeiten bei dem ersten Herantreten an die nun fertig
vorliegenden Gesetzentwürfe der Verbündeten Regierungen am größten. Besonders
angefochten wird von der linken Seite die vorgeschlagne Gas- und Elektrizitäts¬
steuer, während man sich auf der rechten Seite abmüht, einen Ersatz für die noch
immer lebhaft bekämpfte, in Gedanken schon dem Untergang geweihte Nachlaßsteuer
ausfindig zu machen. Bisher ist aber noch kein brauchbarer Gegenvorschlag gemacht
worden. Neuerdings möchte man gern die in Preußen geplante Gesellschaftssteuer
dem Reich überweisen, um auf diese Weise von der verhaßten Nachlaßsteuer loszu¬
kommen. Aber dann muß man für Preußen einen Ersatz schaffen, und das ist nicht
so leicht. Ein positiver Vorschlag liegt allerdings vor in einer allgemeinen Luxus¬
steuer, einer Steuer auf Gebrauchs- und Schmuckgegenstände von höherm Wert.
Dafür könnte vielleicht Preußen auf die Gesellschaftssteuer verzichten, aber diese
Steuer findet an sich so viel Gegner, daß im Reichstag ihre Aussichten nicht groß
sein würden. Die Mehrheit würde sich, wenn sie die Wahl hätte, dann doch lieber


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[0364] Maßgebliches und Unmaßgebliches Verzögerung herrschte aber der Eindruck vor, daß auch aus Frankreichs Seite eine friedliche Verständigung gewünscht wurde. Unter solchen Umständen war die Überraschung nicht gering, als Frankreich schon am Tage nach der Veröffentlichung des Daily Telegraph Plötzlich die solange aufgeschobnen Verhandlungen wieder in Fluß brachte und den deutschen Vorschlag sehr entschieden als unannehmbar bezeichnete. Die Ursache dieser plötzlich erwachten Energie wurde sehr bald aus der französischen Presse erkennbar, die mit einer Dreistigkeit, die gegenüber aktenmäßig nachweisbaren Tatsachen geradezu erstaunlich war, das Gegenteil der Wahrheit behauptete, nämlich daß die deutsche Regierung seit der Veröffentlichung des Kaiserinterviews ihren Standpunkt geändert habe. Die deutsche Regierung, so hieß es, trete plötzlich schroff auf, weil sie eine Ab¬ lenkung brauche von den ungünstigen Eindrücken, die der Artikel des Daily Tele¬ graph verursacht habe. Die französischen Blätter machten ans dem bis dahin sehr nachlässig behandelten Zwischenfall eine Haupt- und Staatsaktion, wußten von un¬ erhörten, demütigender Forderungen Deutschlands zu berichten — Berichte, die einer sehr freien Phantasie entsprungen waren — und ergingen sich in sehr hoch¬ trabenden Wendungen, daß Frankreich unter keinen Umständen nachgeben werde. Es war sehr durchsichtig, daß dieser ganze Lärm auf die Vorstellung zurückzu¬ führen war, die deutsche Regierung habe vor ihrem eignen Volk eine so schwere Niederlage erlitten und so sehr jeden politischen Kredit beim Auslande verloren, daß man ruhig den Versuch machen könne, die bisherige Verschleppungstaktik durch Schroffheit zu ersetzen. Es war unter Voraussetzung der nötigen Dreistigkeit in der Behandlung der Wahrheit leicht, die Welt in diesem Augenblick zu überreden. Deutschland sei es, das diesen Stellungswechsel vollzogen habe. Wenn von der ausländischen Presse eine solche Entstellung versucht wurde, so wundert man sich nicht weiter; der Paroxysmus der französischen Presse staute auch bald ab, denn die Franzosen sind doch zu klug, alsdaß sie sich in dieser plumpen und noch dazu zweck¬ losen Weise auf einen unhaltbaren Standpunkt festlegen könnten. Beschämend war nur, daß auch deutsche Blätter eine subalterne Auffassung der Lage und eine blinde Voreingenommenheit gegen das jetzige Regiment in Deutschland in dem Grade be¬ kundeten, daß sie sich die französische Auffassung aufreden ließen. Zum Glück wird, diese Entgleisung schwerlich irgendwelche Folgen haben, weil es wirklich zu dumm ist, einer der beiden Regierungen, sei es nun die deutsche oder die französische, die Absicht zuzuschreiben, einen Zwischenfall solcher Art zu einem schweren Konflikt aus- wachsen zu lassen. Man darf sicher erwarten, daß Frankreich die Billigkeit der deutschen Vorschläge erkennen wird, sobald Deutschland sich nicht unnötig ins Bockshorn jagen läßt. Im Reichstage beginnen nun die Arbeiten an der Reichsfinanzreform. Wie immer, scheinen die Schwierigkeiten bei dem ersten Herantreten an die nun fertig vorliegenden Gesetzentwürfe der Verbündeten Regierungen am größten. Besonders angefochten wird von der linken Seite die vorgeschlagne Gas- und Elektrizitäts¬ steuer, während man sich auf der rechten Seite abmüht, einen Ersatz für die noch immer lebhaft bekämpfte, in Gedanken schon dem Untergang geweihte Nachlaßsteuer ausfindig zu machen. Bisher ist aber noch kein brauchbarer Gegenvorschlag gemacht worden. Neuerdings möchte man gern die in Preußen geplante Gesellschaftssteuer dem Reich überweisen, um auf diese Weise von der verhaßten Nachlaßsteuer loszu¬ kommen. Aber dann muß man für Preußen einen Ersatz schaffen, und das ist nicht so leicht. Ein positiver Vorschlag liegt allerdings vor in einer allgemeinen Luxus¬ steuer, einer Steuer auf Gebrauchs- und Schmuckgegenstände von höherm Wert. Dafür könnte vielleicht Preußen auf die Gesellschaftssteuer verzichten, aber diese Steuer findet an sich so viel Gegner, daß im Reichstag ihre Aussichten nicht groß sein würden. Die Mehrheit würde sich, wenn sie die Wahl hätte, dann doch lieber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/364>, abgerufen am 02.10.2024.