Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.Betrachtungen zu den deutschen Uaisermanövern Verteidigung, zur Verfolgung und beim Rückzüge verwandt und je nach den Betrachtungen zu den deutschen Uaisermanövern Verteidigung, zur Verfolgung und beim Rückzüge verwandt und je nach den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0319" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/310730"/> <fw type="header" place="top"> Betrachtungen zu den deutschen Uaisermanövern</fw><lb/> <p xml:id="ID_1712" prev="#ID_1711" next="#ID_1713"> Verteidigung, zur Verfolgung und beim Rückzüge verwandt und je nach den<lb/> Umständen der Infanterie oder der Kavallerie zugeteilt werden. Dahingegen<lb/> sind die Maschinengewehrkompagnien lediglich eine der Infanterie an¬<lb/> gegliederte Hilfswaffe und nur dazu bestimmt, das Jnfantcriefeuer zu ver¬<lb/> stärken. Der höhere Führer verfügt nicht über sie. Das ist auch nicht möglich,<lb/> weil ihre Ausrüstung und Organisation sie nicht zu längern Bewegungen in<lb/> starken Gangarten befähigen. Im Nahmen dieser ihrer Bestimmungen haben<lb/> Maschinengewehrabteilungen und -kompagnien im Kaisermanöver in zahlreichen<lb/> Gefechtsphasen Verwendung gefunden. Und fast immer war ihr Eingreifen von<lb/> Erfolg begleitet, wenn sie zur Vorbereitung des entscheidenden Angriffs oder<lb/> zum schnellen Bereichen von Geländestreifen, die der Gegner durchschreiten<lb/> mußte, oder auch zum Flankieren toter Winkel, die dem Feinde Deckung boten,<lb/> eingesetzt wurden. Diese günstigen Ergebnisse, die abermals mit den Maschinen¬<lb/> gewehren erreicht worden sind, sollten für unsre Heeresverwaltung ein Fingerzeig<lb/> sein, daß sie den weitern Ausbau dieser wichtigen Waffe mit allen verfügbaren<lb/> Mitteln fördert, denn wir sind mit der Zahl unsrer Maschinengewehre andern<lb/> Armeen gegenüber noch immer im Rückstände. Auch Frankreich, das bisher etwas<lb/> zurückgeblieben war. weil es sich nicht über das geeignetste Modell einigen konnte,<lb/> scheint das Versäumte jetzt mit Riesenschritten nachholen zu wollen und soll<lb/> Massenauftrüge zur Herstellung von Puteauxgewehren gegeben haben. Der<lb/> Kriegsminister forderte dafür im Militäretat von 1905 fünfzehn Millionen<lb/> Franken. So ist der erstrebte Zeitpunkt vielleicht nicht mehr fern, wo bei der<lb/> französischen Armee jedes Infanterieregiment zwölf und jede Kavalleriebrigade<lb/> sechs Maschinengewehre haben wird. Wir werden also gut daran tun. unsre<lb/> entsprechenden Organisationen schleunigst zu erweitern; das ist auch wichtiger,<lb/> als daß wir Zeit und Kosten auf die Formation von Nadfahrerkompagnien<lb/> verwenden, die versuchsweise auch in diesem Kaisermanöver gebildet worden waren.<lb/> Sie sind von geringem Nutzen gewesen. Nun konnte man freilich hören, das hätte<lb/> an den höhern Führern gelegen, denen die Kompagnien unterstellt waren, denn<lb/> sie hätten keinen Gebrauch von diesen geschloßnen Einheiten zu machen gewußt.<lb/> Das ist unzutreffend. Der Grund liegt vielmehr darin, daß die ganze Organisation<lb/> einer solchen Truppe zu schwerfällig ist. daß sie auf schlechten Wegen, in bergigen<lb/> Gelände nur sehr langsam vorwärts kommt, mit einem Wort nur unter normalen<lb/> Verhältnissen gute Dienste leisten kann. Natürlich mag ja bei uns das Im¬<lb/> provisieren dieser Kompagnien ein größeres Hindernis bilden. Aber dadurch<lb/> lst es auch Tatsache geworden, daß die Radfahrer bei der Infanterie - jedes<lb/> Regiment verfügt über neunzehn -. die zur Bildung der Kompagme den<lb/> Truppenteilen genommen waren, diesen namentlich für die Nahaufklärung un<lb/> Gefecht sehr gefehlt haben. Viele Bataillonskommandeure und Kompagmechefs<lb/> haben ihre Radfahrer schmerzlich vermißt und keinen Ersatz für sie gehabt. Als<lb/> Beispiel für die Zweckmäßigkeit und den Nutzen von Radfahrerkompagmen<lb/> werden häufig die Franzosen genannt. Als Erwiderung diene der Vorhalt, daß<lb/> wenn die französische Heeresleitung von der Vortrefflichkeit dieser Organisation</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0319]
Betrachtungen zu den deutschen Uaisermanövern
Verteidigung, zur Verfolgung und beim Rückzüge verwandt und je nach den
Umständen der Infanterie oder der Kavallerie zugeteilt werden. Dahingegen
sind die Maschinengewehrkompagnien lediglich eine der Infanterie an¬
gegliederte Hilfswaffe und nur dazu bestimmt, das Jnfantcriefeuer zu ver¬
stärken. Der höhere Führer verfügt nicht über sie. Das ist auch nicht möglich,
weil ihre Ausrüstung und Organisation sie nicht zu längern Bewegungen in
starken Gangarten befähigen. Im Nahmen dieser ihrer Bestimmungen haben
Maschinengewehrabteilungen und -kompagnien im Kaisermanöver in zahlreichen
Gefechtsphasen Verwendung gefunden. Und fast immer war ihr Eingreifen von
Erfolg begleitet, wenn sie zur Vorbereitung des entscheidenden Angriffs oder
zum schnellen Bereichen von Geländestreifen, die der Gegner durchschreiten
mußte, oder auch zum Flankieren toter Winkel, die dem Feinde Deckung boten,
eingesetzt wurden. Diese günstigen Ergebnisse, die abermals mit den Maschinen¬
gewehren erreicht worden sind, sollten für unsre Heeresverwaltung ein Fingerzeig
sein, daß sie den weitern Ausbau dieser wichtigen Waffe mit allen verfügbaren
Mitteln fördert, denn wir sind mit der Zahl unsrer Maschinengewehre andern
Armeen gegenüber noch immer im Rückstände. Auch Frankreich, das bisher etwas
zurückgeblieben war. weil es sich nicht über das geeignetste Modell einigen konnte,
scheint das Versäumte jetzt mit Riesenschritten nachholen zu wollen und soll
Massenauftrüge zur Herstellung von Puteauxgewehren gegeben haben. Der
Kriegsminister forderte dafür im Militäretat von 1905 fünfzehn Millionen
Franken. So ist der erstrebte Zeitpunkt vielleicht nicht mehr fern, wo bei der
französischen Armee jedes Infanterieregiment zwölf und jede Kavalleriebrigade
sechs Maschinengewehre haben wird. Wir werden also gut daran tun. unsre
entsprechenden Organisationen schleunigst zu erweitern; das ist auch wichtiger,
als daß wir Zeit und Kosten auf die Formation von Nadfahrerkompagnien
verwenden, die versuchsweise auch in diesem Kaisermanöver gebildet worden waren.
Sie sind von geringem Nutzen gewesen. Nun konnte man freilich hören, das hätte
an den höhern Führern gelegen, denen die Kompagnien unterstellt waren, denn
sie hätten keinen Gebrauch von diesen geschloßnen Einheiten zu machen gewußt.
Das ist unzutreffend. Der Grund liegt vielmehr darin, daß die ganze Organisation
einer solchen Truppe zu schwerfällig ist. daß sie auf schlechten Wegen, in bergigen
Gelände nur sehr langsam vorwärts kommt, mit einem Wort nur unter normalen
Verhältnissen gute Dienste leisten kann. Natürlich mag ja bei uns das Im¬
provisieren dieser Kompagnien ein größeres Hindernis bilden. Aber dadurch
lst es auch Tatsache geworden, daß die Radfahrer bei der Infanterie - jedes
Regiment verfügt über neunzehn -. die zur Bildung der Kompagme den
Truppenteilen genommen waren, diesen namentlich für die Nahaufklärung un
Gefecht sehr gefehlt haben. Viele Bataillonskommandeure und Kompagmechefs
haben ihre Radfahrer schmerzlich vermißt und keinen Ersatz für sie gehabt. Als
Beispiel für die Zweckmäßigkeit und den Nutzen von Radfahrerkompagmen
werden häufig die Franzosen genannt. Als Erwiderung diene der Vorhalt, daß
wenn die französische Heeresleitung von der Vortrefflichkeit dieser Organisation
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