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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr.

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Das ästhetische Problem in der Photographie

Man kann meist lesen, Werner von Siemers sei der älteste Sohn seines
Vaters gewesen. Dem ist aber nicht so. Die Familienstammbäume verzeichnen
als das älteste Kind der Eltern der berühmten vier Brüder einen Ludwig, ge¬
boren im Oktober 1812, verschollen und kinderlos gestorben. Das nächste Kind
war eine Tochter: Mathilde, von der in den Lebenserinnerungen Werners häufig
die Rede ist. Dann folgte wieder ein Sohn: Werner, kurz nach der Geburt
gestorben. Das vierte Kind seiner Eltern, der dritte Sohn also erst, ist Ernst
Werner, der "Berliner Siemers", am 13. Dezember 1816 zu Leuthe geboren,
gestorben am 6. Dezember 1892.

Es folgten dann zwei Söhne und eine in zartem Alter verstorbne Tochter.

Das achte Kind des erwähnten Elternpaares, Karl Wilhelm, der "Londoner
Siemers", wurde am 4. April 1823 geboren. Er starb am 19. November 1883.

Das nächste Kind des Siemers-Deichmannschen Ehepaares war Friedrich
August, der "Dresdner Siemers", geboren am 8. Dezember 1826, gestorben
am 26. Mai 1904 zu Dresden.

Wiederum das nächste Kind: Karl Heinrich, der "Russische Siemers",
geboren am 3. März 1829, gestorben am 21. März 1906 zu Mentone.

Es folgten noch vier Geschwister, drei Söhne und eine Tochter.

Über die Lebensgeschichten der vier berühmten Erfinderbrüder besteht schon
eine ziemlich reiche Literatur, von der namentlich die "Lebenserinnerungen"
Werners, dritte Auflage, Berlin 1901, das Buch von Pole: Wilhelm Siemers,
Berlin 1890, und Ehrenbergs Untersuchung in "Entstehung und Bedeutung
großer Vermögen" in der Deutschen Rundschau, Heft 7 und 8 des Jahrgangs
1902, zu erwähnen sind.

Über die Unternehmungen des Hauses Siemers unterrichten: Howe, Siemers
K Hälfte, Berlin 1897, und namentlich Ehrenberg in dem großangelegten Werke
"Die Unternehmungen der Brüder Siemers". Erster Band bis zum Jahre 1870.
Jena 1906.




Das ästhetische Problem in der Photographie
Joseph Aug. Lux von

wig interessant und unerschöpflich an Überraschungen ist das
Experiment. Auch in der Photographie hält sich der Handwerker
an das Typische, Hergebrachte und Gewohnheitsmäßige, während
der Forscher, der Erneuerer, der Künstler den unerschöpflichen
Schatz der künstlerischen Möglichkeiten zu heben versucht. Jeder
Schritt in dieses nie vollends entdeckte Land bringt Unvorhergesehenes, be¬
glückende Erscheinungen, enttäuschte und erfüllte Hoffnungen, Mißerfolge und
Siege. Ein gegen eine von der Sonne grell beleuchtete Wand photographierter
Körper in leichten, weichen Gewändern, umsponnen von den auf der Mauer


Das ästhetische Problem in der Photographie

Man kann meist lesen, Werner von Siemers sei der älteste Sohn seines
Vaters gewesen. Dem ist aber nicht so. Die Familienstammbäume verzeichnen
als das älteste Kind der Eltern der berühmten vier Brüder einen Ludwig, ge¬
boren im Oktober 1812, verschollen und kinderlos gestorben. Das nächste Kind
war eine Tochter: Mathilde, von der in den Lebenserinnerungen Werners häufig
die Rede ist. Dann folgte wieder ein Sohn: Werner, kurz nach der Geburt
gestorben. Das vierte Kind seiner Eltern, der dritte Sohn also erst, ist Ernst
Werner, der „Berliner Siemers", am 13. Dezember 1816 zu Leuthe geboren,
gestorben am 6. Dezember 1892.

Es folgten dann zwei Söhne und eine in zartem Alter verstorbne Tochter.

Das achte Kind des erwähnten Elternpaares, Karl Wilhelm, der „Londoner
Siemers", wurde am 4. April 1823 geboren. Er starb am 19. November 1883.

Das nächste Kind des Siemers-Deichmannschen Ehepaares war Friedrich
August, der „Dresdner Siemers", geboren am 8. Dezember 1826, gestorben
am 26. Mai 1904 zu Dresden.

Wiederum das nächste Kind: Karl Heinrich, der „Russische Siemers",
geboren am 3. März 1829, gestorben am 21. März 1906 zu Mentone.

Es folgten noch vier Geschwister, drei Söhne und eine Tochter.

Über die Lebensgeschichten der vier berühmten Erfinderbrüder besteht schon
eine ziemlich reiche Literatur, von der namentlich die „Lebenserinnerungen"
Werners, dritte Auflage, Berlin 1901, das Buch von Pole: Wilhelm Siemers,
Berlin 1890, und Ehrenbergs Untersuchung in „Entstehung und Bedeutung
großer Vermögen" in der Deutschen Rundschau, Heft 7 und 8 des Jahrgangs
1902, zu erwähnen sind.

Über die Unternehmungen des Hauses Siemers unterrichten: Howe, Siemers
K Hälfte, Berlin 1897, und namentlich Ehrenberg in dem großangelegten Werke
»Die Unternehmungen der Brüder Siemers". Erster Band bis zum Jahre 1870.
Jena 1906.




Das ästhetische Problem in der Photographie
Joseph Aug. Lux von

wig interessant und unerschöpflich an Überraschungen ist das
Experiment. Auch in der Photographie hält sich der Handwerker
an das Typische, Hergebrachte und Gewohnheitsmäßige, während
der Forscher, der Erneuerer, der Künstler den unerschöpflichen
Schatz der künstlerischen Möglichkeiten zu heben versucht. Jeder
Schritt in dieses nie vollends entdeckte Land bringt Unvorhergesehenes, be¬
glückende Erscheinungen, enttäuschte und erfüllte Hoffnungen, Mißerfolge und
Siege. Ein gegen eine von der Sonne grell beleuchtete Wand photographierter
Körper in leichten, weichen Gewändern, umsponnen von den auf der Mauer


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[0291] Das ästhetische Problem in der Photographie Man kann meist lesen, Werner von Siemers sei der älteste Sohn seines Vaters gewesen. Dem ist aber nicht so. Die Familienstammbäume verzeichnen als das älteste Kind der Eltern der berühmten vier Brüder einen Ludwig, ge¬ boren im Oktober 1812, verschollen und kinderlos gestorben. Das nächste Kind war eine Tochter: Mathilde, von der in den Lebenserinnerungen Werners häufig die Rede ist. Dann folgte wieder ein Sohn: Werner, kurz nach der Geburt gestorben. Das vierte Kind seiner Eltern, der dritte Sohn also erst, ist Ernst Werner, der „Berliner Siemers", am 13. Dezember 1816 zu Leuthe geboren, gestorben am 6. Dezember 1892. Es folgten dann zwei Söhne und eine in zartem Alter verstorbne Tochter. Das achte Kind des erwähnten Elternpaares, Karl Wilhelm, der „Londoner Siemers", wurde am 4. April 1823 geboren. Er starb am 19. November 1883. Das nächste Kind des Siemers-Deichmannschen Ehepaares war Friedrich August, der „Dresdner Siemers", geboren am 8. Dezember 1826, gestorben am 26. Mai 1904 zu Dresden. Wiederum das nächste Kind: Karl Heinrich, der „Russische Siemers", geboren am 3. März 1829, gestorben am 21. März 1906 zu Mentone. Es folgten noch vier Geschwister, drei Söhne und eine Tochter. Über die Lebensgeschichten der vier berühmten Erfinderbrüder besteht schon eine ziemlich reiche Literatur, von der namentlich die „Lebenserinnerungen" Werners, dritte Auflage, Berlin 1901, das Buch von Pole: Wilhelm Siemers, Berlin 1890, und Ehrenbergs Untersuchung in „Entstehung und Bedeutung großer Vermögen" in der Deutschen Rundschau, Heft 7 und 8 des Jahrgangs 1902, zu erwähnen sind. Über die Unternehmungen des Hauses Siemers unterrichten: Howe, Siemers K Hälfte, Berlin 1897, und namentlich Ehrenberg in dem großangelegten Werke »Die Unternehmungen der Brüder Siemers". Erster Band bis zum Jahre 1870. Jena 1906. Das ästhetische Problem in der Photographie Joseph Aug. Lux von wig interessant und unerschöpflich an Überraschungen ist das Experiment. Auch in der Photographie hält sich der Handwerker an das Typische, Hergebrachte und Gewohnheitsmäßige, während der Forscher, der Erneuerer, der Künstler den unerschöpflichen Schatz der künstlerischen Möglichkeiten zu heben versucht. Jeder Schritt in dieses nie vollends entdeckte Land bringt Unvorhergesehenes, be¬ glückende Erscheinungen, enttäuschte und erfüllte Hoffnungen, Mißerfolge und Siege. Ein gegen eine von der Sonne grell beleuchtete Wand photographierter Körper in leichten, weichen Gewändern, umsponnen von den auf der Mauer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_310410/291>, abgerufen am 22.07.2024.